Aber nur fast. Man soll schließlich nicht übertreiben.
Ich: Ich hab’s geschafft.
Zoé: SCHAMPUS!
Lächelnd und wie im siebten Himmel kehre ich in die Wohnung zurück. Mir ist, als wäre wieder alles möglich. Als ob mir alle Türen wieder offen stünden. Zum ersten Mal seit fast einem Monat habe ich das wunderbare Gefühl, dass alles langsam besser wird. Dass von nun an alles wieder in Ordnung kommt. Dass die Dinge einfach wieder an ihren Platz rücken.
Ich tippe den Eingangscode, fahre mit etwas Mühe meinen Rollständer in den Flur, hole die Post aus dem Briefkasten und gehe zum Aufzug.
Als ich davorstehe, runzle ich die Stirn. An der Tür hängt ein Blatt Papier. Sofort befürchte ich, dass der Aufzug wieder einmal kaputt ist – was nicht überraschend wäre –, aber nein. Auf dem Blatt steht:
KOMM, WIR LIEBEN UNS
Was soll das denn nun wieder heißen? Noch ehe ich Zeit habe, die vertraute Schrift zu erkennen, erklingt der Ton und die Türen öffnen sich. Mein Herz hüpft mindestens drei Meter hoch, als ich Loan sehe, der mitten in der Kabine steht. Auch er scheint überrascht zu sein, mich zu sehen, denn er hebt die Augenbrauen und öffnet den Mund.
So ein Mist.
Ich erröte und mir wird heiß. Seit den wenigen Minuten, die er zu Hause im Jura in meinem Zimmer war, ist es das erste Mal, dass ich ihn sehe. Zwei Wochen, zwei lange Wochen, in denen sich die Intensität meiner Gefühle keineswegs vermindert hat.
Sekundenlang sehen wir uns an, ohne etwas zu sagen. Lange genug für mich, um seine ganze Schönheit in mich aufzunehmen. Er trägt eine tief sitzende Jeans und ein schwarzes T-Shirt zu weißen Stan Smiths. Seine Haut ist gebräunt und betont seine Armmuskeln.
Verdammt, er hat mir so gefehlt.
41
Heute
Loan
Verflucht, sie hat mir so gefehlt.
Ich betrachte sie von oben bis unten, mein Herz und mein Schritt pochen. Sie ist so wunderschön. Weiß sie überhaupt, wie schön sie ist? In diesem Moment stelle ich fest, wie sehr sie sich in diesen anderthalb Jahren verändert hat. Sie war immer schön, das brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Aber das kindliche Mädchen, das ich kennengelernt habe, strahlt nun die Sinnlichkeit einer Frau aus und ist geradezu atemberaubend. Sie berührt ganz einfach mein Herz.
»Loan? Was machst du denn hier?«
»Du kommst leider ein bisschen zu früh«, sage ich schließlich und verziehe das Gesicht.
Tatsächlich hatte ich nicht erwartet, hier auf sie zu treffen. Ich war nur hinuntergefahren, weil ich mein Handy im Auto vergessen hatte. Ich dachte, sie käme erst später. Jetzt hoffe ich nur, dass ihr Vorstellungsgespräch zufriedenstellend verlaufen ist. Aber das glückliche Lächeln, das auf ihrem Gesicht liegt, als die Aufzugtüren aufgehen, spricht für sich.
Sie blickt mich wortlos an. Und so, meine Damen und Herren, fällt mein mit Rosenwasser und Herzchen konzipierter romantischer Plan leider ins Wasser. War ja klar.
»Du bist wunderschön.«
Das ist immerhin ein guter Anfang. Und es ist die Wahrheit. Sie leuchtet geradezu und das macht mich glücklich.
»Kommst du mit hoch?«, schlage ich leise vor und mache eine einladende Handbewegung.
Plötzlich schüchtern akzeptiert sie und betritt an mir vorbei mit gesenktem Blick die Kabine. Ihr Blumenduft ist zum Niederknien. Beruhige dich, Loan, dafür ist jetzt nicht der richtige Moment. Behalte deine fünf Sinne beisammen bis nach der Erklärung.
Während sich die Türen langsam schließen, beobachte ich ihre Reaktion. Ich drücke keinen Knopf, daher setzt sich der Aufzug nicht in Bewegung. Jetzt ist es so weit.
»Deine Zimmerdecke war nicht groß genug.«
»Wow …«, murmelt sie, dreht sich und schaut sich in der Kabine um.
Ich muss zugeben, dass ich ziemlich stolz auf meinen Coup bin. Besonders, als ich das Funkeln in ihren Bernsteinaugen sehe.
Überall sind Bilder von uns. Der ganze Aufzug ist damit tapeziert, sowohl an den Wänden als auch an der Decke. Es ist dieser mythische Ort, der im Zentrum unserer Beziehung steht. Genau hier haben wir uns kennengelernt. Diesen Abend werde ich nie vergessen. An jenem 31. Dezember hat mir ein Mädchen mit einem Blumennamen und einem außergewöhnlichen Gesicht das Herz gestohlen.
Eine meiner schönsten Erinnerungen.
»Loan … Ich weiß, dass du mich liebst. Ich glaube dir. Du musstest das alles nicht machen.«
»Doch, das musste sein«, antworte ich und schaue ihr tief in die Augen. »Du wolltest Freiraum, den habe ich dir gegeben. Du wolltest dir meiner Gefühle sicher sein, also sage ich dir alles.«
Sprachlos erwidert sie meinen Blick. Ich verschwende keine Zeit, stelle mich hinter sie und lege ihr eine Hand auf den Rücken. Sie erbebt unter meinen Fingern, sagt aber nichts. Sie wieder zu berühren lässt alles in meinem Kopf explodieren.
Hinter ihr stehend, mit meinem Mund ganz in der Nähe ihrer Schläfe, zeige ich auf ein Bild von uns beiden. Wir sind im Supermarkt und Violette sitzt auf meinen Schultern, um ein Päckchen Kekse aus dem obersten Regal zu holen. Ein wunderbares Foto eines wunderbaren Abends.
»Erinnerst du dich an diesen Tag?«
»An dem Tag habe ich Jason und Ethan kennengelernt«, murmelt sie, tief in die Vergangenheit versunken. »Wir wollten noch Knabberzeug kaufen und Jason hat uns fotografiert, um sich über uns lustig zu machen.«
Ich nicke und meine Lippen berühren ihre Haut. Jeder erinnert sich anders an einen gemeinsamen Moment. Möglicherweise war dieser Abend für sie völlig harmlos und dieses Foto ist genauso nett wie irgendein anderes. Aber es steckt mehr dahinter.
»Für mich war es ein sehr wichtiger Tag«, erkläre ich. »Lucie hatte mich gerade verlassen, aber du warst immer noch da. Du warst da und ich wünschte mir, dass du ein Teil der kleinen Familie würdest, zu der Jason und Ethan für mich geworden waren. Als ich merkte, wie toll sie dich fanden, glaube ich, dass die Hälfte meines Herzens, die du bereits belegt hattest, noch ein wenig größer wurde.« Ich drehe meinen Kopf leicht zu ihr hin, mein Atem an ihrem Ohr. »Und das ist seit anderthalb Jahren so. Mit jedem dieser Fotos wurde der Teil meines Herzens, der für dich bestimmt war, größer, und alles andere wurde beiseitegeschoben. Langsam, aber sicher, und jeden Tag ein bisschen mehr.«
Ich blicke sie an. Noch immer stumm betrachtet sie die vielen Fotos, die uns umgeben. Ich weiß, dass sie gerührt ist, denn ihre Augen strahlen und sie atmet mit halb geöffneten Lippen.
Mit den Händen an ihren Hüften drehe ich sie sanft weiter und deute auf ein anderes Foto. Es zeigt uns am Strand. Ich trage Violette auf dem Rücken und sie lacht. Ich liebe dieses Bild, weil es sozusagen von innen leuchtet.
»Erinnerst du dich daran?«, frage ich ganz leise, beide Hände an ihrer Taille.
Sie wehrt mich nicht ab. Ihre Brust hebt und senkt sich im Rhythmus ihres Herzens. Ich frage mich, ob ihr Herz ebenso heftig pocht wie meins.
»Unser Wochenende in der Normandie«, antwortet sie mit offenem Lächeln. »Ich hatte dir erzählt, dass ich noch nie dort war … Am nächsten Tag hast du mit meiner Tasche vor ESMOD gestanden und wir sind losgefahren.«
Genau. Und es war ein wundervolles Wochenende, eines meiner schönsten. Zwei Tage pures Glück, die mich auf die Idee brachten, mit ihr in einer mongolischen Hütte leben zu wollen. Nur, dass ich zu dieser Zeit noch nicht begriffen hatte, dass das alles längst Liebe war.
»Ich fuhr mit offenen Fenstern und du hattest die Füße auf dem Armaturenbrett und hast lauter gesungen als das Radio. Und in Deauville haben wir am Nachbartisch von Daniel Auteuil gegessen.«
Bei dieser Erinnerung muss sie lächeln. Wir hatten gestritten, weil sie überzeugt war, dass der Mann, der neben uns saß, der Schauspieler war, ich aber dachte, dass er ihm nicht besonders ähnlich sähe. Schließlich drehte er sich zu uns um und scherzte: »Ich sehe mir vielleicht nicht ähnlich, aber ich bin noch nicht taub.«
»Das war toll«, haucht sie.
»Stimmt.«
Violette schließt die Augen und befeuchtet ihre Lippen. Ich weiß nicht, was diese Geste bedeutet, aber ich hoffe, sie versteht, was ich ihr verzweifelt mitzuteilen versuche. Sie will sich gerade umdrehen, um mir etwas zu sagen, als ich meine Finger mit ihren verschränke und sie zu einer anderen Ecke des Aufzugs führe. Ich möchte, dass sie alles hört, was ich ihr zu sagen habe.
»Noch ein letztes. An dieses hier kannst du dich nicht erinnern«, sagte ich schüchtern und zeige ihr ein Foto, das ohne ihr Wissen aufgenommen wurde.
Verblüfft reißt Violette die Augen auf. Auf dem Bild liegt sie nackt auf dem Bauch. Die Laken sind bis zum Poansatz hochgezogen, sodass nur ihr Rücken enthüllt ist. Ihr Haar fällt wie ein goldener Schleier um ihr Gesicht, einige Löckchen kringeln sich über ihren zarten Hals. Weil sie im Profil aufgenommen ist, sieht man nur den mit Sommersprossen gesprenkelten Teil ihres Gesichts.
Sie wirkt unendlich entspannt.
Obwohl sie von diesem Foto nichts wusste, weiß ich, dass ihr klar ist, wann es aufgenommen wurde. Es gab nur eine Nacht, die wir nackt in ihrem Bett verbracht haben.
»Das war, nachdem wir uns das erste Mal geliebt hatten. Du bist in meinen Armen eingeschlafen«, sage ich heiser. »Und du warst so wunderschön … so unschuldig … dass ich nicht widerstehen konnte. Ich habe schnell meine Kamera geholt, ehe du aufgewacht bist.«
Widerstrebend löse ich mich von ihr, lasse ihre Hand aber nicht los und stelle mich neben sie. Staunend betrachtet Violette das Foto. Doch ihre Antwort überrumpelt mich:
»Ich verstehe nicht.«
Ich runzle die Stirn.
»Was verstehst du nicht?«
Wirklich verwirrt wendet sie mir den Kopf zu.
»Warum hast du dieses Bild gemacht? Oder besser gesagt, warum hast du es behalten?«
Ich liebkose ihre Hand mit meinem Daumen. Wenn ich ihr nur mein Herz geben und es vor ihren Augen öffnen könnte, um ihr zu zeigen, was alles darin ist! Sie würde überall und in jedem Winkel nur ihren Namen sehen. Vielleicht würde sie mir dann endlich glauben.
»Weil sich in dieser Nacht etwas verändert hat. Zwar war das zwischen dir und mir längst keine Freundschaft mehr, aber wir hatten eine weitere Hürde genommen. Mein Herz war übervoll von dir, und ich stand da wie ein Idiot, mit einem halben Herzen namens ›Violette‹, das plötzlich viel zu viel Platz einnahm. Von diesem Moment an hat sich in meinem Kopf alles verwirrt und ich bekam nichts mehr auf die Reihe. Ich hasste Clément, ich war dir böse, dass du mit ihm zusammen warst, ich war eifersüchtig auf Jason und Zoé wegen ihrer sorglosen Beziehung …«
Sie sieht mich an, als hätte ich ihr gerade die Schließung der Kinderschokoladefabrik verkündet, und eine Träne läuft ihr über die Wange. Ich trete näher – unsere Finger sind immer noch miteinander verschlungen – und wische ihr die Träne mit dem Daumen ab.
»Tatsächlich ist es so, dass es hier kein einziges Foto von uns gibt, auf dem ich nicht schon verrückt nach dir war. Richtig ist auch, dass ich mich nicht in dich verliebt hätte, wenn mir Lucie wirklich noch wichtig gewesen wäre. Aber es ist passiert. Mindestens hundertmal. Es ist passiert, als du anfingst, meine Zahnbürste zu benutzen, es passierte wieder, als du durch die Wohnung gelaufen bist und das ›Wort‹ gerufen hast, und dann wieder, als du mich nach dem katastrophalen Treffen mit meiner Mutter hinter dem verdammten Auto in die Arme genommen hast … Ich könnte noch lange so weitermachen. Ich habe Lucie geliebt, das stimmt, aber dann kamst du. Du kamst wie ein Regenbogen nach dem Regen, wie das erste Veilchen im Frühling, und ich habe dich immer noch mehr geliebt.«
Sie weint jetzt dicke Tränen. Ich konnte sie noch nie weinen sehen, übrigens auch keine andere Frau, aber dieses Mal weiß ich, dass es einem guten Zweck dient. Ich weiß, dass sie weint, weil ich sie liebe und weil sie mich ebenfalls liebt. Sie weint, weil sie weiß, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Zumindest hoffe ich das.
Ich hebe unsere Hände an meinen Mund, küsse ihre Finger und lege meine Stirn an ihre. Ihr Körper neigt sich mir unwillkürlich entgegen, weil er den Seelenverwandten erkennt, der ihm gegenübersteht.
»Nun?«, flüstere ich mit schiefem Lächeln. »Bist du bereit, das Abenteuer zu wagen?«
Ich warte darauf, dass sie etwas sagt. Mir ist fast ein wenig schlecht. Doch sie sagt nichts. Stattdessen lächelt sie, schlingt mir die Arme um den Hals und presst ihren Mund auf meinen. Endlich.
Eine bessere Antwort hätte ich mir nicht erhoffen können.
Sie schmiegt sich an meine Brust und öffnet den Mund, um mich zu begrüßen. Noch nie war ein Kuss derart köstlich. Auch ihre Lippen habe ich vermisst. Sie sind weich und küssen mich zärtlich. Ich ertrinke in einer Welle des Begehrens, während ihre Zunge mit meiner spielt und meinen Gaumen streichelt.
Schnell wird der Kuss intensiver und meine Hände sind überall auf ihr. Ich hebe sie hoch, ohne auch nur Luft zu holen, meine Hände halten ihren Hintern, und ich verschlinge fieberhaft und drängend ihren Mund.
»Ich liebe dich auch«, flüstert sie zwischen zwei sehnsüchtigen Küssen.
Dämlich lächle ich an ihren Lippen. Ich kann es nicht glauben. Wir haben es geschafft. Ich bin offiziell in einer Beziehung mit meiner besten Freundin. Und es ist nicht Teil einer Abmachung, das schwöre ich.
»Loan …«
»Ja, Violette-Veilchenduft?«
Ich lasse sie nicht los und lege ihr die Hand hinter den Rücken, als wolle ich sie davon abhalten, wegzugehen.
»Heißt das, dass ich jetzt …«
»Dass du jetzt meine Freundin bist? Ich denke schon, ja. Das kannst du André gerne sagen. In den nächsten Ferien im Jura bin ich dabei.«
Sie lacht leise an meinem Hals. Wahrscheinlich stellt sie sich die Reaktion ihres Vaters vor, wenn wir gemeinsam dort auftauchen. Ich nehme ihr Gesicht zwischen die Hände und küsse sie zärtlich. Sie blickt mir intensiv in die Augen und verwüstet damit meine Seele.
»Ich muss dich warnen«, sage ich. »Wenn ich mich verliebe, ist es fürs ganze Leben.«
Sie schließt die Augen, als ob sie das Echo meiner Worte ganz auskosten wolle. Schließlich lächelt sie und neckt mich:
»Ein ganzes Leben ist ziemlich lang …«
»Hast du Angst?«
Ich drücke sie mit fragendem Blick an mich.
»Nein«, sagt sie schließlich. »Und du?«
Mir wird warm ums Herz und mein Lächeln unter ihrem Blick immer breiter.
Es ist der gleiche Blick, mit dem sie mir vor anderthalb Jahren ein frohes neues Jahr gewünscht hat.
»Nein, Violette-Veilchenduft. Jetzt habe ich keine Angst mehr.«
Epilog
Fünf Jahre später
Violette
»Weißt du, dass ich in weniger als zwei Wochen zwei Gläser Nutella verdrückt habe?«
Loan hört mir kein bisschen zu. Er ist viel zu beschäftigt damit, meinen Hals mit Küssen zu bedecken. Ich liege auf dem Rücken, eine Hand in seinem nach sechs Stunden Schlaf etwas wirren Haar. Rasch unterdrücke ich ein Gähnen.
Verdammt, ich bin wirklich noch ziemlich müde. Eigentlich wollte ich unbedingt ausschlafen … aber wie soll man widerstehen, wenn der Freund mit jedem Tag begehrenswerter wird und einen mit zärtlicher Zunge weckt?
Tja, man widersteht eben nicht.
Ich glaube, ich werde es nie leid sein, in unserer Wohnung neben ihm aufzuwachen. In der neuen Wohnung, die wir vor kaum zwei Monaten bezogen haben. Sie hat zwei Zimmer, eines davon im Zwischengeschoss, und einen typischen Pariser Balkon. Eine kleine Verrücktheit.
»Loan.«
»Mmh …«, murmelt er über mir und schiebt das Laken beiseite, das meinen nackten Körper bedeckt.
»Ich rede mit dir …«
Er leckt meinen Hals so zärtlich wie eine Katze und küsst jeden brennenden Quadratzentimeter meiner Haut, was alle Nervenenden meines Körpers elektrisiert. Himmel, man kann einfach nicht mit ihm reden, wenn er so ist. Und das Schlimmste ist, dass
er es weiß und es schamlos ausnutzt! Vor allem, wenn wir uns streiten und er im Unrecht ist. Wir streiten uns ziemlich häufig, doch meistens endet es mit einer Umarmung. Ich habe festgestellt, dass es besonders dann passiert, wenn ich recht habe.
Er schafft es immer wieder, mich zu besänftigen. Ich bin einfach zu schwach.
Aber manchmal ist Schwäche auch gut. Ja, ganz bestimmt. Sehr gut sogar.
»Ich erzähle dir gerade, dass ich mich vollgestopft habe wie eine Sau.«
Angesichts dessen, was sich immer größer werdend gegen meinen Unterleib presst, scheint ihn das nicht im Geringsten zu stören. Fast wird es mir schon zu viel. Wenn ich ihn sein Spielchen weitertreiben lasse, gebe ich irgendwann doch noch nach. Und dabei sollte er mich trösten.
Wild entschlossen, ihn endlich zum Zuhören zu bringen, zerre ich an seinen Haaren und zwinge ihn, mich anzuschauen. Seine Azurit-Iris versenkt sich funkelnd vor Begierde und noch leicht schlaftrunken in meine. Seine Lippen verziehen sich zu einem lasziven Lächeln, das ich nur allzu gut kenne. Mein Herz knistert wie Popcorn.
Ich bin erledigt.
»Aber dann ist doch alles wie immer.«
»Mach dich nicht lustig!«, erwidere ich schmollend und werde rot. »Ich bin sicher, du hast es längst bemerkt und bist nur zu höflich, um mich darauf anzusprechen.«
Jetzt habe ich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Mein Freund ist nicht dumm und weiß, dass er sich interessiert zeigen sollte, wenn eine Frau – vor allem seine – über ihr Gewicht spricht. Loan, der das nach immerhin fünf Jahren Beziehung endlich gerafft hat, richtet sich halb auf.
»Was überhaupt?«
Ich senke den Blick und streiche mit den Händen über seinen kräftigen Bizeps. Es fühlt sich nicht gerade toll an, wenn man neben einem ultraheißen Typen wie Loan immer fetter wird. Vor allem, wenn die neue Kollegin auf der Feuerwache eine hochgewachsene Rothaarige mit sinnlichen Lippen ist. Shana heißt sie wohl. Ernsthaft, wer heißt heutzutage schon Shana, ohne in einer Serie wie New Girl mitzuspielen?
Never Too Close Page 38