[Ophelia Scale Serie 01] • Die Welt wird brennen

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[Ophelia Scale Serie 01] • Die Welt wird brennen Page 37

by Kiefer, Lena


  Das Schlafzimmer war ebenso riesig wie der Rest, aber es standen nicht viele Möbel darin. Im Mondlicht sah ich ein erstaunlich schlichtes Bett neben übervollen Bücherregalen, ein kleines Nachttischchen und einen alten Sessel mit geschwungenen Beinen. Ich ging näher zum Bett, die Waffe vor mir im Anschlag. Aber schnell erkannte ich, warum es so still war. Der König schlief nicht.

  Er ist gar nicht da.

  »Verdammt!« Ich flüsterte nur, aber es war trotzdem laut. Wo war er? Wieso war er nicht hier? Warum hatte ich vorher nicht darüber nachgedacht, ob der König da sein würde? Weil du damit beschäftigt warst, nicht durchzudrehen. Das holte ich jetzt nach.

  Meine Konzentration war dahin, ich atmete schnell, hyperventilierte fast. Es gab keine zweite Chance, ich musste es heute erledigen. Mit jedem Tag, mit jeder Stunde wuchs das Risiko, entdeckt zu werden – und einen weiteren Abend würde ich Lucien nichts vormachen können.

  Konzentriere dich. Er muss im Gebäude sein. Knox’ Stimme war so deutlich in meinem Kopf, als stünde er neben mir. Ich hatte sie zum letzten Mal in der Villa Mare gehört und mich entschieden, sie zu ignorieren. Den Fehler würde ich nicht noch einmal begehen.

  Ich riss mich zusammen, zwang mich zum kontrollierten Atmen und beruhigte mich langsam. Mein Ohr an der Tür sagte mir, dass die Gardisten direkt davorstanden. Ich entschied, zurückzugehen und den Weg durch Luciens Räume zu nehmen. Mit zwei dieser Gorillas wurde ich zwar mithilfe der Kapsel fertig, aber ich wollte es nicht riskieren. Wenn jemand Alarm schlug, bevor ich den König fand, war alles umsonst gewesen.

  Lucien schlief immer noch, der Teppich schluckte die Schritte meiner Stiefel. Das Wohnzimmer war leer, die Reste unseres Essens längst von lautlosen Helfern weggeräumt. Bald würden das endlich wieder Roboter erledigen.

  Der Flur vor der Tür lag ausgestorben da, das Licht war in der Nacht gedimmt. Mein Weg führte mich auf direktem Kurs zum Refugium. Wenn Leopold sich in der Festung aufhielt, dann dort.

  Niemand begegnete mir, keiner hielt mich auf. Als ich über den schmalen Steg in den alten Teil der Festung lief, erkannte ich tief unten im Foyer Mitglieder der Garde. Schnell huschte ich zur anderen Seite.

  Mein Gehirn erinnerte sich gut an den Weg zum Refugium. Wie automatisch zogen mich meine Füße in die richtige Richtung und leiteten mich durch das Labyrinth. Meine Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Ich hörte und sah alles.

  Auch die beiden Gardisten vor Leopolds Tür. Ich ging eine Ecke vorher in Deckung.

  »… und dann habe ich ihm gesagt, dass er erst dann lesen darf, wenn die Aufgaben erledigt sind.«

  »Du hast völlig recht damit. Man muss Kindern gegenüber konsequent sein, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum.«

  Ich griff nach meiner Waffe, aber dann ließ ich sie wieder los. Es reichte, wenn ich die beiden vorrübergehend ausschaltete. Gardisten mussten erst auf Bedrohungen reagieren, bevor sie Verstärkung riefen. Das würde mir helfen. Du musst schnell sein. Ich nickte, als hätte Knox es tatsächlich gesagt.

  Tief holte ich Luft, dann trat ich um die Ecke und ging mit eiligen Schritten auf die beiden zu. Mein Hirn registrierte in Sekundenbruchteilen alles an ihnen, von ihrer Größe über die Waffen bis zu ihren Schwachstellen. Ich wusste, wo ich treffen musste. Ich durfte nur nicht zögern.

  Sie sahen mich, dann meine Kleidung. Aber bevor sie überlegen konnten, ob sie mich zum König lassen durften, war ich schon bei ihnen. Ein paar Schritte Anlauf und ich traf den einen mit der Faust mitten im Gesicht. Ein zweiter Schlag auf das Ohr zerfetzte seinen EarLink, ein dritter knockte ihn endgültig aus. Der andere Kerl wollte mich von hinten festhalten, aber ich nutzte den Schwung, packte seinen Arm und verdrehte ihn nach hinten. Mit einem fiesen Knacken kugelte seine Schulter aus. Er wollte vor Schmerzen schreien, aber es kam nichts. Ich hatte ihn längst mit einem Tritt in die Bewusstlosigkeit befördert.

  Dem zweiten nahm ich den EarLink ab, um ihn ebenfalls zu zerstören, dann entfernte ich mit schnellen Griffen die Magazine aus beiden TLP-X und steckte sie ein. Schließlich zog ich meine Pistole aus dem Hosenbund, öffnete die Tür zum Refugium und ging hinein.

  Der König stand mit dem Rücken zu mir am Kamin. Als ich die Tür ins Schloss fallen ließ, fuhr er erschrocken herum. Eine Sekunde sah ich Erleichterung in seinem Gesicht, dann fiel sein Blick auf meine Hand. Der Lauf der Waffe war direkt auf sein Herz gerichtet.

  »Ophelia.« Er löste den Blick von der Pistole. »Guten Abend.«

  »Falsch«, sagte ich. »Es ist ein ziemlich beschissener Abend.« Ich deutete auf seine Finger, die ein Buch hielten. »Legen Sie das weg und nehmen Sie die Hände hoch. Wenn auch nur ein Gardist reinkommt, sind Sie tot.«

  Er nickte, als würde er verstehen. Langsam legte er das Buch auf den Tisch und hob die Hände. »Willst du mir sagen, welchem Umstand ich diesen Besuch verdanke?« Er lächelte ohne Freude.

  »Als wüssten Sie das nicht«, sagte ich und trat langsam näher. Ohne HeadLock und mit der Dunkelheit vor dem Fenster war das Refugium noch deprimierender. Das tiefbraune Holz erstickte das Licht, die Regale waren in flackernde Schatten getaucht. Auf dem Tisch sah ich das Schachbrett. Der König lag umgekippt auf der Seite. Schachmatt.

  »Nun, ich habe eine Theorie.« Der König machte einen Schritt zurück. »Offenbar bist du dem radikalen Gedankengut deines Ex-Freundes nicht so abgeneigt wie gedacht.«

  »Sie haben keine Ahnung von meinen Gedanken«, konterte ich scharf.

  Rede nicht mit ihm, tu es einfach. Knox in meinem Kopf wurde ungeduldig. Meine Hand umfasste die Waffe fester, aber ich zitterte. Das Gewicht zog meinen Arm nach unten.

  »Doch, das glaube ich schon«, sagte der König. »Allerdings überrascht es mich, dich so zu sehen. Schließlich hast du mich in der Villa Mare noch beschützt. Warum?«

  Ich schnaubte. »Weil ich ein dummes Mädchen war, das auf die falschen Leute gehört hat. Aber das ist vorbei. Ich bin keine Figur mehr in diesem kranken Spiel.«

  Drück den Abzug, Phee. Lass ihn nicht in deinen Kopf.

  »Dann verfolgst du jetzt deine eigenen Ziele? Nur deine eigenen?«

  »Ganz genau«, zischte ich. Seine Fragerei machte mich aggressiv.

  »Wie kannst du da sicher sein?« Die grauen Augen musterten mich ruhig.

  Weil du weißt, was richtig ist, erinnerte mich Knox.

  »Weil ich weiß, was richtig ist«, sagte ich.

  »Davon bin ich überzeugt.« Der König sah mich an. »Du bist ein guter Mensch, Ophelia. Ich erkenne so etwas. Du bist keine Mörderin.«

  Ich presste die Lippen aufeinander. »Ganz genau, ich bin ein guter Mensch. Ganz im Gegensatz zu allen anderen hier.«

  Du hast nicht mehr viel Zeit, mahnte Knox. Die werden bald merken, dass die beiden Gardisten offline sind.

  »Von wem sprichst du?« fragte der König, aber sein Blick verriet ihn. Die grauen Augen zuckten zu der Fotografie von ihm und seinen Geschwistern. Wenn ich noch eine Bestätigung für Luciens Verrat gebraucht hätte, dann hätte ich sie in diesem Moment bekommen.

  »Ich spreche von allen hier. Gibt es irgendjemanden in dieser Stadt, der keine Lügen verbreitet?!« Ich verlor die Kontrolle, ich spürte es. Die Wand zwischen mir und meinen Gefühlen wurde dünn und brüchig wie altes Papier.

  »Ich habe dich nicht angelogen«, sagte der König.

  »Und schon wieder eine Lüge! Genau wie der PointOut. In 4,3 Sekunden ist alles vorbei, Ophelia«, äffte ich ihn nach. »So ein Schwachsinn! Ich habe mit der OmnI gesprochen. Sie hat keine feindlichen Gedanken uns gegenüber. Nicht einen!«

  Jetzt geriet etwas in Leopolds Blick ins Schwanken. Ich registrierte es ohne Genugtuung. »Sie sind der Einzige, der Angst vor ihr hat!«, rief ich. »Nur weil Sie Angst vor einer verdammten Maschine haben, mussten Sie die ganze Welt Ihren absurden Vorstellungen unterwerfen?!«

  Leopold nahm die Hände herunter und sah mich eindringlich an. »Ganz egal, was die OmnI dir erzählt hat, die Abkehr war notwendig! Die Menschheit hatte aufgehört, menschlich zu sein, alle haben sich gegenseitig verletzt, sind vereinsamt. Der PointOut stand kurz bevor und niemand von uns hätte ihn über
lebt. Die OmnI lügt! Sie wird alles auslöschen, was ihr im Weg steht, wenn sie die Gelegenheit bekommt. Sie würde dann auch deine Familie und Freunde beseitigen, ohne zu zögern!«

  Er kommt dir auf die emotionale Tour. Lass das nicht zu.

  »Meine Familie?«, fragte ich. »Meine Freunde?« Er wagte es, sie zu erwähnen?

  »Ich habe mir deine Akte angesehen.« Leopold blieb beharrlich. Diese Stärke hatte ich nicht erwartet. »Du hast Menschen, die dich lieben und nicht verlieren wollen. Was würden sie sagen, wenn sie das hier sehen könnten?«

  Ich schnaubte wieder, diesmal lauter. »Mal überlegen. Sprechen Sie von meinem Freund Jye, der nach der Abkehr zum zweiten Mal seine Eltern verloren hat? Der in ein Heim gesteckt wurde, in dem er fast vor die Hunde gegangen ist, nur weil Sie das so entschieden hatten?« Meine Wut übernahm die Kontrolle. »Oder vielleicht von meinem Vater, einem der brillantesten Köpfe des Landes, der in seiner Freizeit Tomaten umtopft? Der in einem E-Werk auf einen Monitor starrt, weil er nicht mehr tun darf, was er liebt? Meinen Sie die?!«

  Der König sah mich an, mit festem Blick, in dem sein unerschütterlicher Glaube zu erkennen war. Dass er so tat, als würde es ihm nicht nur um seine Macht gehen, machte mich noch wütender.

  »Aber vielleicht meinen Sie ja auch Nicholas Odell«, sagte ich, und meine Stimme brach. »Dem Sie sein ganzes Leben weggenommen haben. Der jetzt Pferde malt, obwohl er Geschichtsstudent war! Der seine eigene Freundin nicht mehr erkennt, weil alle Erinnerungen an sie wie Parasiten aus seinem Hirn entfernt wurden. Als wären seine Überzeugungen, als wäre ich eine Krankheit!« Tränen schossen mir in die Augen. »Aber das ist ja auch scheißegal, denn er ist bestimmt längst tot. Jämmerlich verreckt in irgendeinem Straßengraben, weil er zu verwirrt war, um nach Hause zu finden.« Ich funkelte den König an. »Ist das Ihre Vorstellung von einer menschlichen Welt? Ist das Leopold de Marais’ Vision von einer besseren Zukunft? Das ist BULLSHIT!« Ich atmete schwer, mein Hals war wie zugeschnürt. Meine Wut kostete mich unendlich viel Kraft, mein entfesseltes Gehirn ließ mich alles viel stärker fühlen. Lange würde ich nicht mehr durchhalten.

  »Die Menschheit lebt, Ophelia!«, beharrte der König. »Das ist mehr, als sie ohne Abkehr hätte.«

  »Nein, wir leben nicht!«, rief ich. »Wie können Sie das nur glauben? Wir sind Menschen! Menschen müssen nach etwas streben! Wenn wir hungern würden, hätten wir das Ziel zu überleben. Wenn wir auf der Straße leben müssten, hätten wir das Ziel, ein Dach über dem Kopf zu finden. Aber so? Wofür lohnt es sich überhaupt noch zu leben? Wofür lohnt es sich, zu kämpfen?!«

  Der König schüttelte den Kopf. »Und du glaubst, unbeschränkte Technologie sei so ein lohnendes Ziel? Das Ende des Lebens, wie wir es kennen? Du kämpfst eine Schlacht gegen dich selbst, Ophelia! Gegen deine eigene Spezies!« Er sah mich an, stolz und beherrscht. So ein intelligenter Mann. Und doch hatte er keine Ahnung. Ich hatte mit der OmnI gesprochen. Ich kannte die Wahrheit.

  »Ich kämpfe für einen Zweck!«, rief ich. »Ein Ziel, eine Aufgabe. Etwas, das meinem Leben einen Sinn gibt!«

  »Es gibt viele Möglichkeiten, ein erfülltes Leben zu führen!«

  »Erfülltes Leben?« Ich spuckte die Worte förmlich aus. »Wie denn? Wir stehen morgens auf, ohne zu wissen, weshalb. Wir gehen zur Schule oder in die Universität, ohne zu wissen, weshalb. Denn wir werden uns nicht weiterentwickeln – wir dürfen uns nicht weiterentwickeln! Nichts von dem, was wir tun, wird jemals etwas bedeuten!« Ich holte Luft, tief und rasselnd. »Wir leben nicht. Wir existieren nur. Das muss aufhören.«

  Der König hob die Hände, die er längst hatte sinken lassen. »Ich verstehe vollkommen, dass du –«

  »Nein, nicht ICH!«, unterbrach ich ihn. »Hier geht es doch gar nicht um mich. Hier geht es um die ganze verdammte Menschheit!«

  »Glaubst du etwa, mir nicht?!«, rief der König jetzt. »Ich musste Entscheidungen treffen, Entscheidungen für uns alle. Damit wir überleben, Ophelia! Damit wir überhaupt eine Chance haben!«

  »IN DIESER WELT HAT NIEMAND EINE CHANCE!«

  Mein Schrei hallte von den Wänden wider. Danach war es ganz still.

  Ich hörte nichts außer meinem eigenen Atmen, ich spürte nichts außer Verzweiflung und Schmerz. Aber ich konnte noch sehen. Und was ich sah, war der Lauf einer Waffe, auf das Herz des Königs gerichtet.

  Tu es, jetzt. JETZT, PHEE.

  Ich fixierte den König, sah ihm in die grauen Augen. Meine Hand umklammerte die Pistole. »Diese Welt ist ein Gefängnis ohne Hoffnung«, sagte ich. »Jemand muss die Mauern einreißen.«

  Ich hob die Hand, ich legte den Finger auf den Abzug.

  Dann drückte ich ab.

  38

  Ich hatte mir diesen Moment nie ausgemalt. Ich hatte nie darüber nachgedacht, wie es sein würde, wenn ich abdrückte und dem Leben des Königs ein Ende bereitete. Wenn die Kugel in seinen Körper eindrang und er zusammenbrach, wenn sich seine Augen leer nach oben drehten. Ich hatte es zwar im Traum gesehen und es hatte mir Angst gemacht. Aber ich hatte nicht weiter darüber nachdenken wollen, wie es wäre, wenn es wirklich passierte.

  Als ich jedoch tatsächlich meinen Finger um den Abzug legte, hatte ich es plötzlich klar vor Augen. Deswegen wusste ich auch sofort, dass etwas schiefgegangen war. Ich sah den Schock und die Verzweiflung im Blick des Königs, als ihm bewusst wurde, dass ich abgedrückt hatte. Und dann?

  Erleichterung.

  Erleichterung, weil er noch am Leben war.

  Ein hohles Klicken war alles, was ich bekam. Hohl und metallisch, als würde man mit dem Finger gegen eine Blechdose schnipsen. Kein Knall, keine Explosion, keine Kugel, die durch den Lauf getrieben wurde. Nur das Klicken. Es klang endgültig.

  Ich versuchte es kein zweites Mal, ich prüfte auch nicht, wo der Fehler lag. Stattdessen ließ ich die Waffe fallen, drehte mich um und rannte los.

  Mein Kopf war völlig leer, während ich durch den Gang mit den Fackelhaltern hetzte. Ich überquerte einen der ins Juwel führenden Stege, rutschte auf dem Glas aus, rappelte mich wieder auf. Wenn ich schnell genug war, konnte ich es vielleicht aus der Festung schaffen. Wenn ich schnell genug war, würde ich vielleicht überleben.

  »Halt!« Eine resolute Stimme hallte durch den Gang hinter mir, aber ich stoppte nicht, rannte einfach weiter. Es wurden mehr, ich hörte Schritte, das Entsichern von Waffen und laute Rufe.

  Ich rannte weiter. Sie waren hinter mir, verfolgten mich, legten auf mich an. Ich rannte weiter. Erst als sie auch vor mir auftauchten, blieb ich stehen.

  »Hände auf das Geländer«, brüllte eine Stimme, und ich erkannte Haslock. Schwer atmend gehorchte ich. Mit festem Griff packte ich das polierte Metall und sah nach unten. Ich war in einem der Flure gelandet, die nur durch halbhohes Glas vom Atrium getrennt waren.

  Zwanzig Meter unter mir lag der Königssaal mit seinem glänzenden Marmorfußboden.

  »Wir haben sie«, hörte ich Haslock sagen. »Wir bringen sie jetzt raus.«

  Ich wusste, was das bedeutete: Clearing auf null oder gleich eine Kugel in den Kopf. Das konnte ich nicht zulassen. Ich würde keine von diesen Widerstandskämpferinnen sein, die für ihre Überzeugungen hingerichtet wurden. Wenn ich starb, dann zu meinen Bedingungen.

  Schnell zog ich das Knie hoch und stellte einen Fuß auf das Geländer. Aber weiter schaffte ich es nicht. Etwas traf mich, hart und kalt. Ich hatte nie Bekanntschaft mit Betäubungsprojektilen gemacht, trotzdem wusste ich, dass mehrere davon in meinem Rücken steckten. Ich reckte mich ins Nichts, wollte nach vorne über die Brüstung stürzen. Aber kräftige Arme rissen mich zurück, zogen mich weg. Mein Blickfeld wurde kleiner, all die schwarz gekleideten Menschen verschwammen zu einem großen dunklen Fleck.

  Und dann war da etwas Helles, das sich durch die Schwärze hindurchdrängte. Jemand, der all die Leute zur Seite stieß und auf mich zukam.

  Lucien.

  Sein Gesicht war das Letzte, was ich sah, bevor ich zu Boden fiel.

  Es war starr vor Entsetzen.

  

  Dank

  Man wird zum Autor, wenn man ein Buch schreibt. Aber man kann erst da
nn tatsächlich ein Autor sein, wenn man andere Menschen findet, die an dieses Buch glauben. Mein großes Glück ist, dass ich diese Menschen gefunden habe – jeden zum richtigen Zeitpunkt.

  Ich danke dem ganzen Team von cbj und damit all den engagierten und freundlichen Menschen, die Ophelia Scale von einem 100 000 Worte langen Wunsch zur Realität zwischen zwei Buchdeckeln haben werden lassen. Für mein Debüt hätte es kein besseres Zuhause geben können.

  Meiner ebenso scharfsinnigen wie feinfühligen Lektorin Martina Patzer, die immer genau weiß, welche Worte an welcher Stelle und zu welcher Zeit nötig sind – ob nun im Buch, in einer E-Mail oder auf einem Kärtchen per Post.

  Der Agentur von Silke Weniger und vor allem meiner weltbesten Agentin Gerlinde Moorkamp für viel Geduld und noch mehr Begeisterung, welche mir immer Motivation und Antrieb ist.

  Meinen Testlesern: Stina, liebste Cheerleaderin, mit dir habe ich Demut gelernt, von dir Humor. Patricia, du wunderbarer Mensch, danke für alle Anregungen und das Mitfiebern. Marcel und Alex, für eure Hilfe zur richtigen Zeit. Ortrud und Manfred, für vier immer offene Ohren. Und Rebekka, weil dein Lob mir sehr wichtig war. Dir verzeihe ich sogar, dass du Troy magst.

  Nicht zuletzt danke ich meinen großartigen, liebevollen Eltern, die mir immer zuhören und früher horrende Summen in Lesestoff für mich investiert haben – und meiner Schwester Kathrin, die meinen Hang zu Geschichten früher langweilig fand, sie aber mittlerweile verschlingt. Eure Unterstützung ist mehr, als man sich wünschen kann.

  Und natürlich meinem Mann Felix, der nicht nur die Liebe meines Lebens und mein persönlicher Superheld ist, sondern auch der beste Berater für alles Technische, den es geben kann. Du hast zu mir gesagt, ich soll ein Buch schreiben – und ich habe es getan. Sag nie wieder, ich würde nicht auf dich hören.

  © Fotogräfin Lisa

  Lena Kiefer wurde 1984 geboren und war schon als Kind eine begeisterte Leserin und Geschichtenerfinderin. Einen Beruf daraus zu machen, kam ihr jedoch nicht in den Sinn. Nach der Schule verirrte sie sich in die Welt der Paragrafen, fand dann aber gerade noch rechtzeitig den Weg zurück zur Literatur und studierte Germanistik. Bald darauf reichte es ihr nicht mehr, die Geschichten anderer zu lesen – da wurde ihr klar, dass sie Autorin werden will. Heute lebt Lena Kiefer mit ihrem Mann in der Nähe von Freiburg und schreibt in jeder freien und nicht freien Minute. »Ophelia Scale – Die Welt wird brennen« ist ihr erster Roman und Auftakt einer Trilogie.

 

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