Mozart's Journey to Prague and a Selection of Poems

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Mozart's Journey to Prague and a Selection of Poems Page 18

by Eduard Morike


  Ein Stich! der erste! er empört die Galle schon.

  Zerstreuten Sinnes immer schiel ich übers Blatt.

  Ein zweiter macht, ein dritter, mich zum Rasenden.

  Das holde Zwillings-Nymphenpaar des Fichtenbaums

  Vernahm da Worte, die es nicht bei mir gesucht;

  Zuletzt geboten sie mir flüsternd Mäßigung:

  Wo nicht, so sollt ich meiden ihren Ruhbezirk.

  Beschämt gehorcht ich, sinnend still auf Grausamtat.

  Ich hielt geöffnet auf der flachen Hand das Buch,

  Das schwebende Geziefer, wie sich eines naht’,

  Mit raschem Klapp zu töten. Ha! da kommt schon eins!

  ‘Du fliehst! o bleibe, eile nicht, Gedankenfreund!’

  (Dem hohen Mond rief jener Dichter zu dies Wort.)

  Patsch! Hab ich dich, Canaille, oder hab ich nicht?

  Und hastig – denn schon hatte meine Mordbegier

  Zum stillen Wahnsinn sich verirrt, zum kleinlichen –

  Begierig blättr’ ich: ja, da liegst du plattgedrückt,

  Bevor du stachst, nun aber stichst du nimmermehr,

  Du zierlich Langgebeinetes, Jungfräuliches!

  – Also, nicht achtend eines schönen Buchs Verderb

  Trieb ich erheitert lange noch die schnöde Jagd,

  Unglücklich oft, doch öfter glücklichen Erfolgs.

  So mag es kommen, daß ein künftger Leser wohl

  Einmal in Klopstocks Oden, nicht ohn einiges

  Verwundern, auch etwelcher Schnaken sich erfreut.

  An Philomele

  Tonleiterähnlich steiget dein Klaggesang

  Vollschwellend auf, wie wenn man Bouteillen füllt:

  Es steigt und steigt im Hals der Flasche –

  Sieh, und das liebliche Naß schäumt über.

  Though they were more polite then to their visitor).

  But now a little troop, a fiddling band of them,

  Had sniffed me out as I sat there so peacefully;

  And round my brows they danced with lustful appetite.

  A prick! the first! Enough to bring my dander up.

  My eyes, distracted, were still squinting at the book.

  A second prick! a third! Now I was in a rage,

  And the twin maidens, gentle nymphs of that twin tree,

  Heard me use words they never would have thought I knew;

  Till in the end they quietly bade me moderate

  My tongue, or forthwith quit their peaceable domain.

  In shamefaced silence then I planned a deed of dread.

  Flat open on one hand I held my book of verse

  Ready, should they approach, to clap those hovering bugs

  To death between its pages. Ha! here’s one of them!

  ‘Thou fleest! oh hasten not away, pale friend of thought!’

  (Thus had my poet once invoked the lofty moon).

  Smack! Have I caught you, villainous fiend, or did I miss?

  In eager haste – for my insecticidal lust

  Had now degenerated into insane spite –

  I turned the pages: yes! There you lie squashed, in time

  To stop you stinging; now you’ll never sting again,

  You dainty long-legged, maidenheaded creature you!

  – Thus, disregardful of a fine book’s ruin, I

  Continued long and cheerfully my horrid hunt,

  Unlucky sometimes, lucky oftener than not.

  So it may well be that some future reader of

  The Odes of Klopstock will be pleasantly surprised

  To find some bugs among the bard’s immortal lines.

  To the Nightingale

  How splendidly its musical scale it mounts,

  Your song of grief, upsurging like bottled wine:

  Up through the tapering neck it rises

  And overflows, the sweet foaming nectar!

  O Sängerin, dir möcht ich ein Liedchen weihn,

  Voll Lieb und Sehnsucht! aber ich stocke schon;

  Ach, mein unselig Gleichnis regt mir

  Plötzlich den Durst und mein Gaumen lechzet.

  Verzeih! im Jägerschlößchen ist frisches Bier

  Und Kegelabend heut: ich versprach es halb

  Dem Oberamtsgerichtsverweser,

  Auch dem Notar und dem Oberförster.

  Auf eine Christblume

  I

  Tochter des Walds, du Lilienverwandte,

  So lang von mir gesuchte, unbekannte,

  Im fremden Kirchhof, öd und winterlich

  Zum erstenmal, o schöne, find ich dich!

  Von welcher Hand gepflegt du hier erblühtest,

  Ich weiß es nicht, noch wessen Grab du hütest;

  Ist es ein Jüngling, so geschah ihm Heil,

  Ists eine Jungfrau, lieblich fiel ihr Teil.

  Im nächtgen Hain, von Schneelicht überbreitet,

  Wo fromm das Reh an dir vorüberweidet,

  Bei der Kapelle, am kristallnen Teich,

  Dort sucht ich deiner Heimat Zauberreich.

  Schön bist du, Kind des Mondes, nicht der Sonne;

  Dir wäre tödlich andrer Blumen Wonne,

  Dich nährt, den keuschen Leib voll Reif und Duft,

  Himmlischer Kälte balsamsüße Luft.

  Oh songstress, I would write a whole song for you,

  All love and longing: but I am now stuck fast.

  My luckless simile has made me

  Suddenly thirsty, with dry tongue drooping.

  Excuse me! There’s cool beer at the hunting-lodge;

  They’re playing bowls tonight. I half said I’d come;

  The county registrar expects me,

  Likewise the notary and the game warden.

  To a Christmas Rose

  I

  Oh lovely flower, so long unknown to me

  And so long sought, which now at last I see

  In this strange churchyard winter-dark and wild:

  The lily’s sister and the forest’s child!

  To blossom here, who tended you so well?

  And whose grave do you watch? I cannot tell:

  A boy’s perhaps, whose burial you have blessed,

  Or a maiden’s; what grace befriends her rest!

  I sought it in the grove, by the snow’s light,

  Where gentle deer graze past you in the night,

  There by the chapel, by the pond’s crystal face:

  The magic kingdom of your native place.

  Moon-daughter! In the sun’s warm rays that give

  Joy to all other flowers, you could not live;

  Chaste frost-filled fragrance, you must drink your fill

  From this balm-laden air’s celestial chill.

  In deines Busens goldner Fülle gründet

  Ein Wohlgeruch, der sich nur kaum verkündet;

  So duftete, berührt von Engelshand,

  Der benedeiten Mutter Brautgewand.

  Dich würden, mahnend an das heilge Leiden,

  Fünf Purpurtropfen schön und einzig kleiden:

  Doch kindlich zierst du, um die Weihnachtszeit,

  Lichtgrün mit einem Hauch dein weißes Kleid.

  Der Elfe, der in mitternächtger Stunde

  Zum Tanze geht im lichterhellen Grunde

  Vor deiner mystischen Glorie steht er scheu

  Neugierig still von fern und huscht vorbei.

  II

  Im Winterboden schläft, ein Blumenkeim,

  Der Schmetterling, der einst um Busch und Hügel

  In Frühlingsnächten wiegt den samtnen Flügel;

  Nie soll er kosten deinen Honigseim.

  Wer aber weiß, ob nicht sein zarter Geist,

  Wenn jede Zier des Sommers hingesunken,

  Dereinst, von deinem leisen Dufte trunken,

  Mir unsichtbar, dich blühende umkreist?

  Die schöne Buche

  Ganz verborgen im Wald kenn ich ein Plätzchen, da stehet

  Eine Buche, man sieht schöner im Bilde sie nicht.

  Rein und glatt, in ge
diegenem Wuchs erhebt sie sich einzeln,

  Keiner der Nachbarn rührt ihr an den seidenen Schmuck.

  Rings, soweit sein Gezweig der stattliche Baum ausbreitet,

  Grünet der Rasen, das Aug still zu erquicken, umher;

  Deep in your golden heart so delicate

  An odour lurks, scarcely articulate:

  Was the blest Mother’s bridal robe, touched by

  The angel, scented so ineffably?

  Five crimson drops, the holy Passion’s trace,

  No more than these, would match your lovely face;

  Yet childlike, with a breath, a hint of green,

  Your white dress flushes for this Christmas scene.

  A little midnight elf is on his way

  To join some starlit dance: not far away

  He spies your mystic glory, is held fast

  A moment in shy wonder, and darts past.

  II

  The butterfly that sleeps, a flower’s seed

  In wintry earth, will float on velvet wing

  Round hill and bush in coming nights of spring,

  But never shall he taste your nectar’s mead.

  And yet, who knows? Unseen by eyes like mine,

  When summer’s beauty all has gone to ground,

  Perhaps his spirit still shall hover round

  Your fragrant blossom, drunk as if on wine.

  The Beautiful Beech-Tree

  Hidden away in the forest I know a place where a beech-tree

  Stands, so lovely a tree never a painter could match.

  Pure, smooth, solidly grown, in single splendour it rises,

  Free of its neighbours, for none touches its silken attire.

  Round about, and as far as this great tree spreads out its branches,

  There is greensward, a still circle refreshes the eye,

  Gleich nach allen Seiten umzirkt er den Stamm in der Mitte

  Kunstlos schuf die Natur selber dies liebliche Rund.

  Zartes Gebüsch umkränzet es erst; hochstämmige Bäume,

  Folgend in dichtem Gedräng, wehren dem himmlischen Blau.

  Neben der dunkleren Fülle des Eichbaums wieget die Birke

  Ihr jungfräuliches Haupt schüchtern im goldenen Licht.

  Nur wo, verdeckt vom Felsen, der Fußsteig jäh sich hinabschlingt,

  Lässet die Hellung mich ahnen das offene Feld.

  – Als ich unlängst einsam, von neuen Gestalten des Sommers

  Ab dem Pfade gelockt, dort im Gebüsch mich verlor,

  Führt’ ein freundlicher Geist, des Hains auflauschende Gottheit,

  Hier mich zum erstenmal, plötzlich, den Staunenden, ein.

  Welch Entzücken! Es war um die hohe Stunde des Mittags,

  Lautlos alles, es schwieg selber der Vogel im Laub.

  Und ich zauderte noch, auf den zierlichen Teppich zu treten;

  Festlich empfing er den Fuß, leise beschritt ich ihn nur.

  Jetzo gelehnt an den Stamm (er trägt sein breites Gewölbe

  Nicht zu hoch), ließ ich rundum die Augen ergehn,

  Wo den beschatteten Kreis die feurig strahlende Sonne,

  Fast gleich messend umher, säumte mit blendendem Rand.

  Aber ich stand und rührte mich nicht; dämonischer Stille,

  Unergründlicher Ruh lauschte mein innerer Sinn.

  Eingeschlossen mit dir in diesem sonnigen Zauber-

  Gürtel, o Einsamkeit, fühlt ich und dachte nur dich!

  Göttliche Reminiszenz

  Πάντα δι’ αὐτоῡθγένετо.

  (Joh. 1:3)

  Vorlängst sah ich ein wundersames Bild gemalt,

  Im Kloster der Kartäuser, das ich oft besucht.

  Heut, da ich im Gebirge droben einsam ging,

  Umstarrt von wild zerstreuter Felsentrümmersaat,

  Equal in all directions surrounding the trunk in the centre;

  Artless Nature itself fashioned this ring of delight.

  Tender shrubs enwreath it at first, then taller trees follow,

  Thickly crowding, and these block out the blue of the sky.

  Here by the oak’s dark fullness the slender birch-tree is shyly

  Rocking its virginal head, high in the gold of the day.

  Only up there, where the cliff-hidden footpath comes winding down steeply,

  Is there a clearing, a gap hinting at wide open land.

  – Not long ago, all alone, new shapes of summer enticed me

  Off the path, and I strayed into the bushes; a sprite

  Friendly to man, the listening god of the grove, must have led me;

  Suddenly, for the first time, here in amazement I stood,

  And in rapture! It was the high hour of noon, and about me

  All was silent, no bird sang in the foliage, and I

  Scarcely dared walk on that delicate carpet, which festively welcomed

  My still hesitant foot; gently and softly I trod.

  Now, as against the tree-trunk I leaned (for its canopy arches

  Not too proudly) I gazed round me: the circle of shade

  Under the fiery sun was bordered with dazzling brightness,

  Measured, as near as could be, equal from centre to edge.

  And I stood on and listened unstirring: daemonic silence,

  Fathomless stillness spoke clear to my innermost sense.

  Deep-enclosed in this sunlit zone of enchantment, I had no

  Feeling, oh Solitude! here I had no thought but of you.

  Divine Remembrance

  All things were made by him.

  (John 1:3)

  I saw a painting once, a wondrous work it was,

  In a Carthusian monastery I know well.

  Today again, my solitary mountain walk

  High among rigid scattered rubble of wild rocks

  Trat es mit frischen Farben vor die Seele mir.

  An jäher Steinkluft, deren dünn begraster Saum,

  Von zweien Palmen überschattet, magre Kost

  Den Ziegen beut, den steilauf weidenden am Hang,

  Sieht man den Knaben Jesus sitzend auf Gestein;

  Ein weißes Vlies als Polster ist ihm unterlegt.

  Nicht allzu kindlich deuchte mir das schöne Kind;

  Der heiße Sommer, sicherlich sein fünfter schon,

  Hat seine Glieder, welche bis zum Knie herab

  Das gelbe Röckchen decket mit dem Purpursaum,

  Hat die gesunden, zarten Wangen sanft gebräunt;

  Aus schwarzen Augen leuchtet stille Feuerkraft,

  Den Mund jedoch umfremdet unnennbarer Reiz.

  Ein alter Hirte, freundlich zu dem Kind gebeugt,

  Gab ihm soeben ein versteinert Meergewächs,

  Seltsam gestaltet, in die Hand zum Zeitvertreib.

  Der Knabe hat das Wunderding beschaut, und jetzt,

  Gleichsam betroffen, spannet sich der weite Blick,

  Entgegen dir, doch wirklich ohne Gegenstand,

  Durchdringend ewge Zeiten-Fernen, grenzenlos:

  Als wittre durch die überwölkte Stirn ein Blitz

  Der Gottheit, ein Erinnern, das im gleichen Nu

  Erloschen sein wird; und das welterschaffende,

  Das Wort von Anfang, als ein spielend Erdenkind

  Mit Lächeln zeigts unwissend dir sein eigen Werk.

  Auf einer Wanderung

  In ein freundliches Städtchen tret ich ein,

  In den Straßen liegt roter Abendschein.

  Aus einem offnen Fenster eben,

  Über den reichsten Blumenflor

  Hinweg, hört man Goldglockentöne schweben,

  Und eine Stimme scheint ein Nachtigallenchor,

  Daß die Blüten beben,

  Daß die Lüfte leben

  Daß in höherem Rot die Rosen leuchten vor.

  Has brought its lively colours back before my mind.

  Beside a stony chasm, edged with scanty green

  Where, shaded by two palm-trees, goats that graze on this

  Precipitous slope enjoy a meag
re nourishment,

  It shows the Christ-Child, seated there on barren stone;

  A soft white fleece is cushion for his tender limbs.

  A little less than childlike looks this lovely boy;

  Hot summers (five of them he must have seen by now)

  Have gently browned his healthy skin, his delicate cheeks,

  His arms and legs which to the knees are covered by

  A little yellow tunic, purple at the hem.

  Out of his dark eyes glows a quiet inward fire,

  Yet a strange nameless charm hovers about his lips.

  An aged friendly shepherd, stooping over him,

  Has given him a plaything curiously shaped,

  A petrifact from the sea’s depths. The boy has held

  This wonder in his hand and looked at it,

  And now his gaze seems startled, widened into thought,

  Staring at me, yet actually objectless,

  Piercing eternal distances of infinite time:

  As if there flickered on his clouded brow a flash

  Of divine consciousness, an inkling that must fade

  In the same instant; and the Maker of the worlds,

  The Word in the Beginning, as an earthly child at play,

  Smiling and all unwitting, shows me His own work.

  A Walk in the Country

  A little town: how kindly it greets

  My coming! The late sun gleams in the streets.

  A window is open, and over

  A wealth of flowers, like bells

  Of gold I hear these pure notes hover:

  One voice alone like a choir of nightingales.

  How the blossoms quiver,

  How the breezes stir,

  How the red of the roses glows, grows rosier!

  Lang hielt ich staunend, lustbeklommen.

  Wie ich hinaus vors Tor gekommen

  Ich weiß es wahrlich selber nicht.

  Ach hier, wie liegt die Welt so licht!

  Der Himmel wogt in purpurnem Gewühle,

  Rückwärts die Stadt in goldnem Rauch;

  Wie rauscht der Erlenbach, wie rauscht im Grund die Mühle!

  Ich bin wie trunken, irrgeführt –

 

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