by Mona Kasten
Allerdings wusste ich, wie ich mich fühlen würde, wenn Al mir vom einen auf den nächsten Tag gekündigt hätte. Absolut beschissen.
»Scheiß auf den Dreckskerl!«, sagte ich schließlich entschlossen.
Isaac drehte den Kopf zu mir, und in seinen Augen leuchtete es kurz auf. Dann war aber diese niederschmetternde Hoffnungslosigkeit wieder da, sowohl in seinem Blick als auch in seiner Stimme, als er sagte: »Was mache ich jetzt?«
Ich griff nach seinem Arm und sagte das Erste und das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel. »Du findest was Besseres. Und bis dahin trinken wir Gians Wein und stopfen uns den Bauch mit Lasagne voll. Okay?«
Isaac sagte eine Weile lang nichts. Doch dann nickte er langsam und stand auf.
KAPITEL 7
Wenn es etwas gab, worin ich gut war, dann, Probleme erfolgreich zu verdrängen – zumindest für die Dauer eines Abends. Das Zauberwort war Alkohol, und glücklicherweise gab es in diesem Haushalt davon mehr als genug. Nachdem wir zwei Flaschen Rotwein ausgetrunken hatten, zauberte Gian noch eine Flasche Amaretto aus den Tiefen seines Zimmers hervor, die wir ebenfalls zur Hälfte leerten.
Mittlerweile merkte ich den Alkohol ziemlich, was wahrscheinlich der Grund dafür war, warum ich mich gerade mit einem Tweed-Jackett bekleidet durch Isaacs Kleiderschrank wühlte.
Das eigentliche Ziel dieses Abends war gewesen, Isaacs Kleidung auf ein nicht-nerdiges Niveau zu bringen. Als Isaac mich daran erinnert hatte, war Gian der Gedanke gekommen, dass ich die Sachen ja der Reihe nach anprobieren und den beiden vorführen konnte. Wenn etwas für gut befunden wurde, kam es auf den Behalten-Stapel, das, was gar nicht ging, auf den Spenden-Stapel.
Es war mir ein Rätsel, warum ich zugestimmt hatte. Isaacs Kleiderschrank war das Seltsamste, was ich je in meinem Leben gesehen hatte. Abgesehen von fünf Millionen Tweed-Jacketts stieß ich beispielsweise auf eine weiß-rote Kutte, braune Lederharnische, Handstulpen und eine nahezu echt aussehende Klinge. Oder ein grünes Kleid mit passender … Zipfelmütze. Oh Mann.
Etwas ratlos starrte ich auf den Berg von Klamotten und entschied mich schließlich für die Zipfelmütze. Dann trat ich wieder zu den Jungs ins Wohnzimmer. Sie waren gerade dabei, zwei weitere Amaretto-Shots runterzukippen. Gian knallte sein Glas auf den Wohnzimmertisch, und als er mich erblickte, weiteten sich seine Augen erst, bevor er schallend loslachte.
»Das nenne ich mal ein Fashion-Statement!«
Ich hob die Arme in dem mir viel zu großen Jackett. »Isaac, wir müssen dringend über diese Altherrenkleidung reden«, sagte ich.
Er vergrub stöhnend das Gesicht in den Händen.
»Und über die Kostüme«, fügte ich hinzu und deutete vielsagend auf die Zipfelmütze auf meinem Kopf.
Isaac lugte zwischen seinen Fingern hindurch und murmelte irgendetwas Unverständliches.
»Ich hab eine Klingen-Attrappe in deinem Schrank gefunden. Das war ein bisschen gruselig.«
Er ließ langsam die Hände sinken. Seine Augen waren ganz glasig, was mir verriet, dass er den Alkohol mindestens so sehr merkte wie ich. »Die Kostüme ziehe ich im normalen Leben nicht an. Die sind für die Comic-Con. Da … verkleiden wir uns.«
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach. »Ihr verkleidet euch?«
»Cosplay«, half Gian aus und fügte, als er meinen verständnislosen Blick sah, hinzu: »Wir basteln die Kostüme unserer Lieblingscharaktere aus Games oder Filmen nach. So wie Link aus Zelda zum Beispiel.« Er nickte zu der Mütze.
Ich zog sie von meinem Kopf und sah sie an. »Die hast du selbst gemacht?«, fragte ich verblüfft.
Isaac nickte. »Ja.«
Ich deutete über meine Schulter in sein Zimmer. »Und die anderen Kostüme, die da drinnen hängen, auch?«
Wieder nickte er.
Gian schnaubte und boxte ihm gegen die Schulter. »Er tut so, als hätte er alles allein gemacht, dabei habe ich geholfen. Bevor er hier eingezogen ist, war er nämlich noch Cosplay-Jungfrau.«
Ich sah zwischen den beiden hin und her.
»Hier, ich habe Fotos«, sagte Gian hilfreich. Er wischte mit dem Finger über sein Handy. »Das war letztes Jahr in San Diego.«
»Ich weiß nicht, ob Sawyer daran so interessiert ist«, murmelte Isaac.
»Bin ich«, sagte ich. Ich ließ mich in die Lücke zwischen den beiden fallen und zog die Beine auf die Couch. Mein Fuß berührte flüchtig Isaacs Oberschenkel, was ihn erstarren und bemüht unauffällig ein Stück von mir wegrücken ließ. Ich unterdrückte ein Seufzen. Wir hatten noch so viel Arbeit vor uns.
Als Gian mir sein Handy vor die Nase hielt, nahm ich es ihm ab und betrachtete das Bild.
Es zeigte Isaac und Gian, die in merkwürdige, aber ziemlich gefährlich aussehende Kutten gehüllt waren und silberne Armschienen trugen, aus denen jeweils eine spitze Klinge hervorragte.
Ich ging näher an das Bild heran. Wie selbstbewusst Isaac aussah. Man erkannte ihn zwar kaum, weil sein halbes Gesicht von der Kapuze verdeckt wurde, aber in einem solchen Aufzug vor die Tür zu gehen, erforderte Selbstbewusstsein. Eine ganze Menge sogar. Es musste also irgendwo in ihm stecken.
»Wir haben uns als Altaïr Ibn-La’Ahad und Ezio Auditore da Firenze aus Assassin’s Creed verkleidet«, erklärte Isaac leise. Es schien ihm trotz des Alkohols unangenehm zu sein, dass ich von seinem Hobby erfahren hatte.
»Du willst mir also sagen, dass du dich traust, so was anzuziehen, auf eine Convention zu gehen und wie ein Killer zu posen, aber sobald du von einer Frau angesprochen wirst, fällst du in Ohnmacht?«, fragte ich.
Isaac wich meinem Blick aus und sah stattdessen in sein leeres Amarettoglas.
»Das kann man gar nicht miteinander vergleichen, auf solchen Conventions laufen schließlich alle in Kostümen rum«, kam Gian ihm zur Hilfe.
Eine Weile dachte ich darüber nach. Isaac war für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Er war schüchtern und wollte nicht auffallen – verkleidete sich aber als Meuchelmörder und zog sich an wie ein Großvater.
»Was ist hiermit?«, fragte ich schließlich und zupfte am Ärmel des Tweed-Jacketts. Erst jetzt fiel mir auf, dass es sogar Ellenbogenpatches hatte. Wie scheußlich. »Das ist aber doch kein Kostüm, oder?«
Isaac zuckte mit den Schultern.
»Komm schon, Grant, Isaac Grant. Erzähl mir, wie es zu deinem … außergewöhnlichen Kleidungsstil kam«, sagte ich.
Er überlegte einen Moment. »Während meiner Schulzeit durfte ich mir meine Sachen nie selbst aussuchen. Von meinem ersten eigenen Geld habe ich mir dann meinen Schrank neu eingerichtet.«
Er sagte das, als wäre es keine große Sache für ihn gewesen, aber ich spürte deutlich, dass mehr dahintersteckte.
»Erzähl ihr von der Highschool, Mann«, forderte Gian.
Isaac versteifte sich. »Da gibt’s nichts zu erzählen.«
»Das klingt aber nicht so«, bemerkte ich und sah ihn neugierig an. Er erwiderte meinen Blick und seufzte schließlich leise.
»Ich hatte eine blöde Schulzeit. Ich wurde immer aufgezogen, weil ich Secondhandklamotten anhatte … die ich mir auch noch mit meiner Schwester teilte. Und nach dem Abschluss habe ich dann entschieden, mich nur noch so anzuziehen, dass ich es in der Hand habe, worüber sich andere lustig machen. Eine Fliege ziehen vielleicht nicht viele in unserem Alter an, aber sie zu tragen, ist eine bewusste Entscheidung, die ich treffe. Ich fühle mich gut damit. Wie ein Mann, nicht wie ein kleiner Junge. Und wenn mich jetzt jemand aufzieht, dann …« Er verstummte und presste die Lippen fest aufeinander.
»Nicht, weil du keine andere Wahl hast«, beendete Gian den Satz.
Ich sah zwischen den beiden hin und her, und eine Weile war es still zwischen uns. Dann sagte Isaac betont locker: »Die Highschool ist aber ja für die meisten der absolute Horror.«
Ich erstarrte, als von einem Moment auf den anderen Erinnerungen in mir hochkamen. Erinnerungen, die ich sonst nie zuließ und um jeden Preis versuchte zu verdrängen. Ich hörte ihre Stimme, als würde sie neb
en mir stehen:
Schlampe. Genau wie deine Mutter.
Und auch die Stimme meiner Schwester: Morgan hat mir einen Antrag gemacht.
Den ganzen Abend hatte ich es geschafft, nicht an Riley zu denken. Ich würde jetzt nicht damit anfangen.
Ich schenkte mir Amaretto nach und leerte das Glas in einem Zug. Dann sagte ich: »Ihr beide seid wirklich gute Freunde, oder?«
»Kann man so sagen. Als Isaac hier eingezogen ist, ging es mir wirklich beschissen. Aber er hat mir da rausgeholfen. Er ist einer der besten Kerle, die ich kenne.«
Isaac hob den Kopf und sah Gian überrascht an, als könnte er nicht glauben, was dieser gerade über ihn gesagt hatte.
Gian richtete sich auf dem Sofa auf. »So, aber wenn wir jetzt noch weiter über Gefühle reden sollen, brauche ich mehr Alkohol. Isaac hat mir von eurem Deal erzählt. Was ist die erste Lektion, die du ihm beibringen wirst?«
Der Themenwechsel ließ meinen alkoholvernebelten Kopf schwirren. Zumal ich mir noch gar nicht überlegt hatte, was ich nach der Kleiderschrankaktion mit Isaac vorhatte.
Lange darüber nachdenken musste ich allerdings nicht. Es lag auf der Hand, wobei er am dringendsten Hilfe nötig hatte.
Ich setzte die Zipfelmütze wieder auf und rückte sie auf meinem Kopf zurecht. Isaac sah aus, als würde er jeden Moment grinsen müssen, es sich aber nicht erlauben.
»Flirte mit mir«, sagte ich.
Der Ansatz des Grinsens verschwand aus seinem Gesicht. Er riss die Augen auf. »Was?«, krächzte er.
»Ich möchte, dass du mit mir flirtest«, wiederholte ich. »Wir sind beide betrunken, ich trage eine Zipfelmütze und ein Tweed-Jackett – mehr zum Affen machen als ich kannst du dich also gar nicht.« Ich wedelte mit dem Zipfel der Mütze in seine Richtung.
Isaac öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ich legte den Kopf auf die Seite und wartete einen Moment. Als sein Blick immer verzweifelter wurde, seufzte ich. »Ich kann es auch erst mit Gian vormachen, wenn dir das lieber ist.«
»Nein«, sagte er sofort.
»Okay, also los. Wir sind in einem Club. Gian, du bist Isaacs Wingman.« Ich erhob mich von der Couch und deutete auf die Stelle, wo ich gesessen hatte. Ich schenkte mir Amaretto nach und ging mit meinem Glas ans gegenüberliegende Ende des Raums, wo ich mich neben Darth Vader und Bilbo stellte. »Ich stehe hier drüben mit meinen Freundinnen an der Bar. Was machst du, um mich auf dich aufmerksam zu machen?«
Isaac starrte mich hilflos von der Couch aus an.
»Blickkontakt«, half ich aus. »Wenn du ein Mädchen auf dich aufmerksam machen willst, musst du Blickkontakt zu ihr aufnehmen. Aber du darfst sie nicht in Grund und Boden starren, das ist creepy.«
Sofort wandte Isaac seinen Blick ab.
»Und du darfst auch nicht ständig auf den Boden schauen. Das macht einen schon beim Zusehen nervös. Guck immer mal wieder hin, während du dich mit deinem Freund unterhältst. Bemerkt sie dich, lächelst du sie an. Wenn sie zurücklächelt, kannst du mutig sein und sie ansprechen.«
Isaac nickte so gewissenhaft, dass ich beinahe lächeln musste. »Okay.«
»Also, flirte mit mir.«
Man konnte Isaac ansehen, wie unangenehm ihm die Situation war. Gian schenkte zwei Gläser Amaretto nach, drückte eins davon Isaac in die Hand und sagte dann übertrieben laut: »Wow, guck mal da drüben an der Bar!«
Isaac verdrehte die Augen, sah aber flüchtig in meine Richtung. Und dann ein zweites Mal. Beim dritten Mal lächelte er schüchtern.
Ich lächelte zurück – wahrscheinlich etwas anzüglicher als nötig, denn Isaac wurde feuerrot und ließ prompt sein Glas fallen. Herrgott, dieser Kerl.
»Shit«, stieß er aus und schnappte sich eine Serviette, um den Amaretto von seiner Hose zu wischen.
Gian war vor Lachen auf der Couch zusammengebrochen. »Gott, Grant. Du bist ein hoffnungsloser Fall.«
»Ist er nicht«, gab ich zurück und quetschte mich wieder zwischen die beiden auf die Couch. »Sexy lächeln und angelächelt zu werden, müssen wir eben noch üben. Wir haben ja noch den ganzen Abend.«
»Ich brauche mehr Alkohol«, sagte Isaac resigniert.
Ich schüttelte den Kopf. »Du musst das auch nüchtern können.«
Er stieß hörbar die Luft aus. »In Ordnung. Zeig mir, wie ich sexy lächle.«
Im nächsten Moment erklang ein langsamer Song mit tiefem Bass. Als ich zu Gian sah, tippte dieser mit unschuldiger Miene auf seinem Handy herum.
Ich wandte mich Isaac zu. Dann neigte ich meinen Kopf leicht zur Seite, blickte durch gesenkte Lider zu ihm hoch. Langsam lächelte ich ihn an.
Es hatte den gewünschten Effekt: Sein Blick heftete sich auf meinen Mund, und er schluckte schwer.
»Jetzt du«, forderte ich.
Isaac räusperte sich.
Er legte seinen Kopf auf die Seite – und grinste breit. Es sah furchtbar aus.
Hinter mir prustete Gian los.
»Ich sagte, sexy lächeln und nicht wie ein Irrer.«
Isaac stöhnte. »Das ist so demütigend.«
»Stell dich nicht so an«, sagte ich. »Versuch es langsam. Erst der eine Mundwinkel, dann der andere. So als würdest du mich nur mit deinem Lächeln dazu überreden wollen, dir meine Nummer zu geben.«
»Okay.« Isaac atmete tief ein. »Okay.« Er schüttelte seine Hände aus und lehnte sich seitlich gegen das Sofa. Dann hob er den Blick zu meinen Augen … und lächelte. Langsam und träge. Und ziemlich sexy.
In meinem Bauch kribbelte es.
»Also, meine Nummer würdest du so bekommen«, meldete sich Gian hinter mir zu Wort und spielte eine Fanfare auf seinem Handy ab.
Isaacs Lächeln wurde breit. »Habe ich Lektion eins bestanden?«
Ich hob die Augenbrauen. »Lektion eins, Kapitel eins, ja. Jetzt folgt Kapitel zwei: Flirten im Gespräch.«
»Das ist einfach großartig. Habe ich schon erwähnt, dass ich euer Projekt liebe?«, fragte Gian.
»Super, du kannst Isaac zeigen, wie man richtig flirtet, wenn du das so gut kannst«, schlug ich vor und machte eine auffordernde Handbewegung in Isaacs Richtung.
Gian hob sofort entwaffnet die Hände. »Das sollten wir lieber lassen.«
Ich wandte mich wieder an Isaac. »Wenn du ein Mädchen ansprichst, frag erst mal nach ihrem Namen. Du kannst anfangen mit ›Hi, ich bin Isaac, und du bist …?‹ oder so. Wenn sie dann ›Ich heiße Blabla‹ sagt, antwortest du mit: ›Blabla. Ich liebe diesen Namen.‹ Dann fühlt sie sich gleich geschmeichelt. Voilà, Einstieg geschafft.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Das bekomme ich hin.«
»Aber was, wenn sie einen schrecklichen Namen hat?«, fragte Gian. »Da könnte ich das nicht mit ernstem Gesichtsausdruck sagen. Stell dir vor, sie heißt Apple Blue Flower oder so. Ich könnte mich nicht durchringen und ihr da ein Kompliment machen.«
Isaac lachte, während ich die Augen verdrehte und Gian ignorierte.
»Nächster Punkt: Ein Gespräch beginnen.«
Sofort verging Isaac das Lachen wieder.
»Mach das von der Situation abhängig. Triffst du sie in einem Café, sagst du etwas über den guten Kaffee, den sie dort machen. Seid ihr auf einer Party, könntest du über die Musik reden oder die anderen Menschen, die anwesend sind. In einem Vorlesungssaal könntest du den Einstieg über den Dozenten oder das Seminar finden.«
»Aus deinem Mund klingt das so einfach. Meistens ist es ja nicht das Thema, das mir fehlt.«
Ich nickte. »Sondern der Mut, ich weiß. Aber es ist echt nicht schwer, und was soll denn groß passieren? Du merkst schnell, ob jemand Interesse an dir hat oder eben nicht. Wichtig ist, dass du es versuchst und dich traust.«
Er nickte langsam.
»Und mit der Zeit wirst du bestimmt selbstbewusster. Wenn ihr erst mal im Gespräch seid und du merkst, dass es gut läuft, dann fang auch ruhig an, sie zu berühren. Nicht antatschen«, sagte ich mit einem Seitenblick auf Gian. »Aber leichte Berührungen, am
Arm oder an der Schulter oder so. Das ist unschuldig, macht aber deine Absichten deutlich.«
»Okay.« Isaac wirkte, als würde er sich in Gedanken jedes meiner Worte notieren.
»Das üben wir jetzt«, sagte ich.
»Braucht ihr mich dafür?«, fragte Gian.
Ich schüttelte den Kopf.
»Gut«, stieß er erleichtert aus. »Ich muss dringend aufs Klo.«
Ich ignorierte ihn. »Also«, sagte ich zu Isaac. »Wir sind auf einer Party. Ich sitze hier, starre durch die Gegend und habe niemanden, der sich mit mir unterhält – dann kommst du, und so weiter.«
Er schluckte. »Geht klar.«
Ich wartete ein paar Sekunden, aber Isaac machte nichts. Er starrte mich einfach an.
»Lächeln, Isaac«, sagte ich.
»Oh, es geht schon los!«
Ich vergrub das Gesicht stöhnend in den Händen. Als ich wieder aufblickte, sah Isaac aus, als wäre sein Ehrgeiz geweckt worden. Er räusperte sich und schüttelte seine Hände aus. Dann stand er auf, ging ein paar Schritte durchs Wohnzimmer. Er drehte sich wieder zu mir um, und dann lächelte er, genauso, wie ich es ihm gesagt hatte. Er kam langsam auf mich zu. Überrascht von dem plötzlichen Umschwung in seinem Verhalten, sah ich ihm einfach nur zu, als er sich neben mich auf das Sofa sinken ließ.
»Hi, ich bin Isaac«, sagte er. Seine Mundwinkel zuckten kurz, als er mir die Hand entgegenstreckte. »Und du bist?«
Ich ergriff seine Hand. Er drückte meine kurz und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken, genau wie ich es getan hatte, als wir unseren Deal besiegelt hatten. Dieser kleine Streber.
»Ich bin Apple Blue Flower, aber meine Freunde nennen mich Blue«, säuselte ich.
Es kostete Isaac augenscheinlich Mühe, nicht loszulachen, aber er riss sich zusammen. »Blue. Was für ein schöner Name.« Er hielt meine Hand noch einen Moment länger fest, dann ließ er sie los. »Lahme Party, oder?«