by Leon Uris
Karen umarmte Kitty und wollte gehen.
»Hör mal, Karen — fahr nach Safed, ja, und sage Bruce Sutherland, wo ich bin. Frage ihn, ob er nach Haifa kommen kann, um sich dort mit mir zu treffen. Sage ihm, er möchte mich in dem größten Hotel von Haifa erwarten. Ich weiß nicht, wie das größte Hotel heißt, aber ich werde es finden. Gib ihm ein paar Sachen für mich mit, damit ich mich umziehen kann.«
Gegen Mittag begannen die Festgäste allmählich Daliyat el Karmil zu verlassen. Die Drusen begaben sich in ihre Dörfer, und die Juden machten sich zu ihrem Kibbuz und nach Haifa auf. Mussa lud die Kinder auf seinen Wagen und fuhr mit ihnen nach Gan Dafna.
Kitty war mit Ari in dieser fremden Gegend allein. In diesem ersten ruhigen Augenblick wurde ihr auf einmal bewußt, was eigentlich geschehen war. Sie stand vor seinem Bett und sah ihn an. »Allmächtiger«, flüsterte sie. »Was habe ich getan?« All die Monate, in denen sie sich gegen ihn gewehrt hatte, der ganze Widerstand, den sie umsichtig aufgebaut hatte — das alles war in dem Augenblick zusammengestürzt, als sie ohne jede Überlegung zu ihm geeilt war. Sie hatte plötzlich Angst vor der Macht, die Ari über sie besaß.
Spät am Abend kam der Mann mit den Medikamenten vom Kibbuz Yagur zurück. Er war quer durch die Berge gegangen und hatte sich wiederholt längere Zeit verbergen müssen. Überall waren britische Patrouillen unterwegs, die nach Verwundeten des Überfalls auf das Gefängnis in Akko suchten.
Kitty verabreichte Ari rasch einen Liter Plasma und große Mengen Penicillin als Schutz gegen die Infektion, die sie infolge der Umstände, unter denen die Operation stattgefunden hatte, als unausbleiblich befürchtete. Sie erneuerte den Verband und gab Ari eine Morphiumspritze, um den mörderischen Schmerz zu lindern.
Die nächsten beiden Tage und Nächte hielt Kitty den Patienten ständig unter Morphium, um den Schmerz zu neutralisieren. Sie sah, wie sich sein Zustand von Minute zu Minute besserte. Der Einschnitt begann zu heilen. Irgendeine ernstliche Komplikation schien nicht einzutreten. Wenn Ari für kurze Augenblicke bei Bewußtsein war, nahm er etwas Nahrung zu sich; er war aber zu apathisch, um wirklich wahrzunehmen, was um ihn herum vorging. Die Einwohner des Drusendorfes waren voller Bewunderung für Kittys Tüchtigkeit und Ausdauer. Besonders die Frauen waren von der Art angetan, wie sie die Männer herumkommandierte.
Als Kitty die Gewißheit hatte, daß keine Gefahr mehr bestand und die Heilung nur noch eine Frage der Zeit war, wurde sie unruhig und voller Sorge.
Sie legte sich erneut die Frage vor, ob sie ein Recht dazu hatte, von den Kindern in Gan Dafna fortzugehen. Diese Kinder brauchten sie. Wo war die Grenze zwischen beruflicher Pflicht und menschlicher Verpflichtung? Und was war mit Karen? Kam sie nur deshalb nach Amerika mit, weil sie fürchtete, Kitty sonst zu verlieren?
Am meisten machte Kitty jedoch eine Sache zu schaffen, die sie logisch nicht mehr zu erklären vermochte. Schon einmal war sie gegen ihren Willen in die Angelegenheiten dieser ihr so fremden Menschen verwickelt worden: auf Zypern war sie entschlossen gewesen, nicht für sie zu arbeiten — und dann hatte sie Karen gesehen. Was jetzt geschehen war, schien eine Wiederholung: am Vorabend ihrer Abreise aus Palästina hatte sie irgend etwas zurückgehalten und zu Ari getrieben. War das Zufall oder war es Schicksal, höhere Fügung? So sehr sich ihr gesunder Menschenverstand gegen diese phantastische Vorstellung auflehnte — es blieb beunruhigend und erschreckend.
Aris Zustand machte unter Kittys Pflege rasche Fortschritte. Er war ein erstaunlicher Mann, mußte Kitty denken. Gegen Ende des vierten Tages hatte sie die Dosierung des Morphiums wesentlich heruntergesetzt. Sie hatte auch aufgehört, ihm Penicillin zu geben, weil sie sicher war, daß die Wunde sich nicht entzünden und langsam verheilen würde.
Als Ari am Morgen des fünften Tages erwachte, hatte er mächtigen Hunger, große Lust, sich zu rasieren und zu waschen, und war überhaupt guter Dinge. Doch während Ari in erneuerter Vitalität die Augen aufschlug, klappte Kitty das Visier herunter. Sie nahm ihm gegenüber eine eiskalte, unpersönliche Haltung an. Sie erteilte ihm Befehle wie ein Hauptfeldwebel und entwickelte den Plan für die nächsten Wochen, als ob er ein Fremder wäre.
»Ich hoffe, daß ich Sie bis zum Ende dieser Woche völlig aller Narkotika entwöhnt haben werde. Ich möchte, daß Sie anfangen, Gymnastik zu treiben und das Bein möglichst viel zu bewegen. Sie müssen dabei allerdings sehr vorsichtig sein, damit die Stelle des Einschnitts nicht zu sehr beansprucht wird. Der Schnitt ist nicht vernäht.«
»Wie lange wird es dauern, bis ich wieder gehen kann?«
»Darüber kann ich ohne Röntgenaufnahme nichts sagen. Soviel aber weiß ich mit Sicherheit, daß Sie wenigstens einen Monat lang nirgendwo hingehen werden.«
Ari stieß einen leisen Pfiff aus, während sie das Laken unter ihm glattzog.
»Ich gehe jetzt ein wenig spazieren«, sagte sie. »In einer halben Stunde bin ich wieder da.«
»Einen Augenblick, Kitty. — Ich — hm — sehen Sie, Sie sind sehr nett zu mir gewesen. Sie haben mich wie ein Engel bewacht. Aber seit heute früh scheinen Sie böse zu sein. Ist irgend etwas los? Habe ich irgend etwas getan?«
»Ich bin müde und überanstrengt. Ich habe fünf Nächte lang nicht geschlafen. Es tut mir leid, daß ich nicht in der Lage bin, Sie zu erheitern, indem ich Ihnen etwas vorsinge oder vortanze.«
»Nein, das ist es nicht. Da steckt noch irgend etwas anderes dahinter. Es tut Ihnen leid, daß Sie hergekommen sind, nicht wahr?« »Ja«, sagte sie leise.
»Hassen Sie mich eigentlich?«
»Ob ich Sie hasse, Ari? Habe ich nicht deutlich genug erkennen lassen, was ich für Sie empfinde? Bitte, ich bin müde —.«
»Was ist es denn? Wollen Sie es mir nicht sagen?«
»Ich bin böse mit mir, weil ich Sie liebe. Wollen Sie sonst noch irgend etwas wissen?«
»Sie können manchmal schrecklich kompliziert sein, Kitty Fremont.«
Kitty sah ihm eine Weile fest in die Augen. »Im Grunde ist es sehr einfach mit mir, Ari. Ich muß das Gefühl haben, daß mich der Mann, den ich liebe, wirklich braucht.«
»Habe ich Ihnen nicht deutlich genug zu erkennen gegeben, daß ich Sie brauchte.«
Kitty lachte kurz und bitter. »Ja, Ari, Sie brauchten mich. Sie haben mich auf Zypern gebraucht, damit ich gefälschte Papiere aus dem Lager schmuggelte, und jetzt brauchten Sie mich wieder, damit ich ein Geschoß aus Ihnen heraushole. Wirklich beachtlich das Köpfchen, das Sie haben. Selbst als Sie halbtot waren und sich vor Schmerzen wanden, waren Sie in der Lage, an alles zu denken. Sie dachten daran, daß man den Wagen mit Kindern volladen sollte, um keinen Argwohn zu erregen. Nein, Ari, Sie haben nicht mich gebraucht. Sie brauchten jemanden, der geeignet war, die britischen Straßensperren zu passieren.«
»Ich mache Ihnen keinen Vorwurf«, fuhr sie fort. »Wenn hier irgend jemand Schuld hat, dann bin ich das in erster Linie selbst. Aber wir haben schließlich alle unser Kreuz zu tragen, und ich vermute, mein Kreuz sind Sie.«
»Müssen Sie mich deshalb behandeln, als wäre ich ein Unmensch?« »Ja — denn das sind Sie. Sie sind viel zu besessen von dem zweiten Auszug der Kinder Israels, als daß Sie ein menschliches Wesen sein könnten. Sie wissen nicht, was es heißt, jemanden zu lieben. Sie verstehen nur, gegen andere zu kämpfen. Nun, ich nehme den Kampf auf gegen Sie, Ben Kanaan, und ich werde Sie schlagen und dann vergessen.«
Ari blieb stumm, als sie an sein Bett kam und vor ihm stehen blieb. Der Zorn trieb ihr die Tränen in die Augen. »Eines Tages werden Sie wirklich jemanden brauchen, und das wird sehr schlimm für Sie werden, weil Sie es nicht fertigbringen, jemanden ehrlich um Hilfe zu bitten.«
»Wollten Sie nicht einen Spaziergang machen?« sagte er.
»Ja, ich begebe mich auf einen Spaziergang, und zwar auf einen ziemlich langen. Die brave Schwester Fremont hat ihre Schuldigkeit getan. In ein paar Tagen wird irgend jemand vom Palmach hier heraufkommen und sich um Sie kümmern. Bis dahin werden Sie schon nicht sterben.«
Sie wandte sich heftig ab und ging zur Tür.
»Kitty — wie muß ein Mann eigentlich sein, um der großartigen Vorstellung zu entsprechen,
die Sie vom Manne haben?«
»Er muß weinen können. Sie tun mir leid, Ari ben Kanaan.«
Kitty verließ Daliyat el Karmil noch am gleichen Morgen.
XIX.
Bruce Sutherland hatte seit zwei Tagen in Haifa im Zionhotel auf Kitty gewartet. Es schien Kitty, als sei sie noch nie in ihrem Leben so glücklich gewesen, jemanden zu sehen. Nach dem Abendessen fuhr Sutherland mit ihr auf den Har Hakarmel, den Berg im jüdischen Sektor von Haifa. Sie gingen in ein Restaurant mit einer großartigen Aussicht; man sah auf die Stadt und den Hafen hinunter, sah die Bucht entlang bis nach Akko, und dahinter die Berge des Libanon.
»Nun, wie geht es uns denn jetzt?«
»Danke, Bruce, schon viel besser. Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind.« Sie betrachtete die Aussicht. »Am ersten Abend in Palästina war ich auch schon hier oben. Ari war mit mir hierhergefahren. Soviel ich mich erinnere, hatte unsere Unterhaltung irgend etwas mit der Spannung zu tun, in der wir leben.«
»Für die Juden in Palästina ist die Bedrohung und der Kampf ein ebenso selbstverständlicher Bestandteil ihres Lebens wie für euch Amerikaner der Baseball. Dadurch werden die Menschen hier hart.«
»Dieses Land setzt mir dermaßen zu, daß ich gar nicht mehr klar denken kann. Je mehr ich versuche, mir logisch über alles klar zu werden, desto mehr werde ich das Opfer von Gefühlen und unerklärlichen Kräften. Ich muß hier weg, ehe mich dieses Land auffrißt.«
»Kitty, wir wissen inzwischen, daß sich Dov Landau in Sicherheit befindet. Er hält sich in Hamischmar verborgen. Ich habe es Karen noch nicht gesagt.«
»Ich glaube, sie muß es erfahren. Sagen Sie, Bruce, was wird hier werden?«
»Bin ich ein Prophet?«
»Meinen Sie, daß die UNO den Arabern gegenüber nachgeben wird?«
»Ich glaube, daß es Krieg geben wird.«
»Und wie wird sich das für Gan Dafna auswirken? Das muß ich wissen.«
»Die Araber können hier in Palästina fünfzigtausend Mann auf die Beine stellen und außerdem ungefähr zwanzigtausend Mann, die illegal über die Grenze kommen. Es gab einen Burschen namens Kawuky, der die Streitkräfte in den Unruhen der Jahre 1936 bis 1939 anführte. Er ist bereits wieder eifrig dabei, eine ähnliche Gangsterbande zu organisieren. Es ist leichter, den Arabern als den Juden Waffen zukommen zu lassen; sie sind rings von guten Freunden umgeben.«
»Und was werden die anderen machen, Bruce?« fragte Kitty.
»Die anderen? Sowohl Ägypten wie der Irak verfügen über eine Armee von rund fünfzigtausend Mann. Syrien und der Libanon können weitere zwanzigtausend Mann auf die Beine stellen. Transjordanien hat die Arabische Legion, hervorragende Soldaten, mit den modernsten Waffen ausgerüstet. Nach unseren heutigen Begriffen haben die Araber keine wirklich erstklassigen Armeen; immerhin haben sie allerhand moderne Einheiten und verfügen über Artillerie, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge.«
»Sie waren doch als Berater der Hagana tätig, Bruce. Was haben Sie den Leuten gesagt?«
»Ich habe ihnen geraten, eine Verteidigungslinie zwischen Tel Aviv und Haifa zu errichten und zu versuchen, diesen schmalen Streifen zu halten. Kitty, die Aussichten für die Juden sehen nicht rosig aus. Sie haben den Palmach mit vier- bis fünftausend Mann, und sie haben die Hagana mit fünfzigtausend Mann. Doch das ist eine Armee, die nur auf dem Papier steht. Sie besitzt nur zehntausend Gewehre. Die Makkabäer können rund tausend Mann stellen, die mit leichten Waffen ausgerüstet sind, nicht mehr. Die Juden haben keine Artillerie, keine Luftwaffe, keine Flotte. Doch sie haben meinen Rat ebensowenig angenommen wie den irgendeines anderen militärischen Beraters, der ihnen gesagt hat, sie sollten sich auf eine schmale Verteidigungslinie zurückziehen. Die Juden sind entschlossen, um jeden Moschaw, jeden Kibbuz, jedes Dorf zu kämpfen. Das heißt also, daß sie auch Gan Dafna verteidigen werden. Wollen Sie noch mehr hören?«
Kittys Stimme wurde unsicher. »Nein«, sagte sie. »Ich habe genug gehört. Und dennoch! Ist es nicht merkwürdig, Bruce? Eines Nachts, als ich mit den Menschen vom Palmach auf dem Berg Tabor war, hatte ich den Eindruck ihrer Unbesiegbarkeit, empfand ich sie als die Soldaten Gottes. Ja, Lagerfeuer und Mondschein scheinen auch auf mich ihre romantische Wirkung nicht zu verfehlen.«
»Alles, was ich in meinem ganzen Leben als Soldat gelernt habe, sagt mir, daß die Juden nicht gewinnen können. Doch wenn man sich ansieht, was sie hier in diesem Land erreicht haben, dann ist man kein Realist, wenn man es ablehnt, an Wunder zu glauben.«
»Wenn ich nur auch so denken könnte, Bruce!«
»Was für eine Spielzeug-Armee diese Juden doch haben! Ein paar Burschen und Mädchen ohne Gewehre, ohne Ränge und Uniform, und sogar ohne Bezahlung. Der Kommandant des Palmach ist kaum dreißig Jahre alt und seine drei Brigadeführer sind rund fünfundzwanzig. Aber in ihnen ist etwas, das von Militärexperten zwar nicht in Rechnung gestellt werden kann, womit die Araber aber doch sehr zu tun haben werden: Die Juden sind bereit, den letzten Mann, die letzte Frau und das letzte Kind zu opfern, nur um das zu behalten, was sie hier erreicht haben. Und wieviel Blut sind die Araber zu opfern bereit?«
»Glauben Sie, daß die Juden siegen können? Glauben Sie das wirklich?«
»Nennen Sie es ein Gotteswunder, wenn Sie wollen, oder sagen wir lieber schlicht und einfach, daß die Juden nicht nur einen Ari ben Kanaan haben.«
Am nächsten Tag fuhr Kitty nach Gan Dafna zurück. Sie war überrascht, in ihrem Büro Jordana zu sehen, die hier auf sie gewartet hatte.
»Was führt Sie zu mir, Jordana?« fragte Kitty kühl. »Ich bin sehr beschäftigt.«
»Wir haben gehört, was Sie für Ari getan haben«, murmelte Jordana verlegen, »und ich wollte Ihnen gern sagen, wie dankbar ich Ihnen bin.«
»Ihr Nachrichtendienst scheint also wieder zu funktionieren. Ich bedaure, daß ich meine Abreise verschieben mußte. Im übrigen brauchen Sie sich nicht verpflichtet zu fühlen. Ich hätte dasselbe für einen angeschossenen Hund getan.«
Kitty machte Reisepläne. Doch dann bat Dr. Liebermann sie, noch ein paar Wochen zuzulegen. Aliyah Bet hatte weitere hundert Kinder ins Land geschmuggelt, und für diese Kinder mußte neues Pflegepersonal ausgebildet werden. Viele der Neuangekommenen waren in sehr schlechter Verfassung, nachdem sie mehr als zwei Jahre in DP-Lagern zugebracht hatten.
Kitty blieb, und machte dann erneut Reisepläne. Schließlich waren es wieder nur noch zwei Tage, bis sie, zusammen mit Karen, Gan Dafna und Palästina verlassen wollte.
Gegen Ende August 1947 machte der Untersuchungsausschuß der UNO von Genf aus verschiedene Schlichtungsvorschläge.
Jeder dieser Pläne befürwortete die Aufteilung Palästinas in ein arabisches und ein jüdisches Gebiet, wobei Jerusalem internationales Territorium werden sollte. Die lauteren Absichten des Ausschusses standen dabei außer Frage, denn er setzte sich gleichzeitig dafür ein, daß ab sofort monatlich sechstausend Juden aus den DP-Lagern Europas Erlaubnis zur Einwanderung erhalten und daß die Juden Grund und Boden erwerben dürfen sollten.
Die Juden hatten darum gebeten, dem Gebiet des jüdischen Staates die Negev-Wüste hinzuzufügen. Die Araber besaßen Millionen Quadratmeilen unfruchtbarer Wüste. Die Juden wollten dieses kleine Gebiet, das einige tausend Quadratmeilen umfaßte, gern dazuhaben, weil sie hofften, es urbar machen zu können. Der Untersuchungsausschuß der UNO war damit einverstanden.
Aber auch mit der Negev-Wüste war das abgeteilte Gebiet ein lebensunfähiger Staat. Es bestand aus drei Gebietsstreifen, die durch schmale Korridore miteinander verbunden waren. Die Araber erhielten drei größere Gebietsstreifen, gleichfalls durch Korridore verbunden. Die Juden verloren ihre Ewige Stadt, Jerusalem. Sie behielten das Scharon-Gebiet und die Teile von Galiläa, die sie dem Sumpf abgewonnen hatten. Das Ganze war ein unhaltbares Staatengebilde, doch der Jischuw-Zentralrat und die Zionistische Welt-Organisation erklärten sich bereit, den Kompromißvorschlag anzunehmen. Auch die Araber erteilten ihre Antwort. Sie erklärten, die Teilung Palästinas bedeute den Krieg.
Trotz der Drohungen der Araber beschloß der Untersuchungsausschuß, den Plan der Teilung Palästinas im September
der Vollversammlung der UNO in New York vorzulegen. Alles war verpackt, geordnet und geregelt. Wieder einmal stand die Abreise von Kitty und Karen unmittelbar bevor. Am nächsten Morgen würde Bruce Sutherland sie in seinem Wagen zum Flugplatz Lydda bringen, und am Abend sollten sie nach Rom abfliegen. Die großen Koffer waren schon per Schiff vorausgeschickt worden. In der Wohnung war alles aufgeräumt und eingepackt. Kitty saß in ihrem Büro am Schreibtisch, um die letzten Karteikarten einzuordnen. Dann brauchte sie die Karteikästchen nur noch in den Aktenschrank zu stellen, den Aktenschrank abzuschließen und aus der Tür hinauszugehen — für immer.
Sie nahm die oberste Karteikarte und las ihre Aufzeichnungen.
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