by Emily Key
»Meine einzige Vorstellung ist, Adam zufriedenzustellen, damit er glücklich ist.«
Was? Oh mein Gott! Ich kannte diesen Typ Frau.
A: Sie wollten alles, was ihr Freund oder zukünftiger Ehemann auch wollte, um ihn nicht sauer zu machen. B: Konfrontation und Willensstärke waren ihnen ein Fremdwort, und C: Diese Menschen eigneten sich hervorragend zum Herumkommandieren, da sie absolut unterwürfig und devot waren. Himmel, ihr Verlobter war sicherlich ein herrischer Idiot mit einem derartig gigantischen Bierbauch, dass er seinen eigenen Schwanz nicht sehen konnte. Mit Halbglatze, die einen konstanten Sonnenbrand aufwies und fauligem Atem.
›Gott, Stone, reiß dich zusammen, du kannst doch diese Frau nicht in eine Schublade stecken!‹, heulte der Engel auf und schlug die Hände über seinem Heiligenschein zusammen.
›Doch, weil sie meistens recht hat!‹, setzte der Teufel dagegen und lachte böse.
Nachdem wir mehrere Augenblicke geschwiegen hatten, sah sie hoch. »Sie machen es doch, oder?«, fragte sie nun vorsichtig. »Adam war sich sicher, dass Sie Ja sagen würden.«
Adam war sich sicher? Himmel. Idiot! Ich würde Nein sagen, aber so was von Nein. Ich würde ihr erklären, dass die Chemie einfach nicht stimmte und ich sie mit einer Planerin mit etwas weniger Klasse – nein, das wäre zu fies und geschäftsschädigend – einer Planerin mit den gleichen Vorstellungen, bekanntmachen würde. Ja, ja! Ja, das wäre gut. Und richtig. Egal wie mich dieser Mann schon am Telefon mit seinen Aussagen gereizt hatte. Selbst jetzt – obwohl er nicht mal im selben Raum war. Selbstgefälliges Arschloch.
»Aber sicher mach ich es, Kelly. Geben Sie mir Ihre Visitenkarte, ich schicke Ihnen und Ihrem Verlobten den Vertrag zu.« WAS? Der Teufel lachte dröhnend auf meiner Schulter. Mein Engel schlug die Hände vor das Gesicht und murmelte ein: ›Wir sind am Arsch!‹ Fast zum Schmunzeln, wäre das hier nicht eine verdammt beschissene Situation gewesen. »Ich meine ...« Sie unterbrach mich.
»Danke. Vielen, vielen Dank. Adam hat mir versichert, dass Sie einwilligen und ich es auch alleine schaffen würde, Sie von uns zu überzeugen. Wissen Sie, er hat sich für den ersten Termin mit der ursprünglichen Planerin schon freigeschaufelt und jetzt konnte er so kurzfristig nicht. Aber er hat es mir versichert und mich ermutigt und ich habe es tatsächlich geschafft!« Glücklich sprudelten die Worte aus ihr hervor und zwangen mich, den Teufel zu begraben und die Menschlichkeit und Fürsorge siegen zu lassen. Super, ihr Adam. Wenn er sich schon so für sie einsetzte, was wäre wohl passiert, wenn ich Nein gesagt hätte?
Schmallippig und sauer auf mich selbst – aber in meiner Professionalität würde ich es mir nicht anmerken lassen –, lächelte ich. »Wie heißt denn Ihr Adam richtig?«
Jetzt, wo sie an ihn dachte, sah sie fast hübsch aus.
»Adam? Er heißt Adam Moore!«, sagte sie mit leiser, aber relativ fester Stimme.
Diesen Namen hatte ich in letzter Zeit mehrmals gehört und innerlich fluchte ich haltlos, während ich mein Lächeln ihr gegenüber aufrecht hielt. Verdammter Mist!
Der Teufel brach in Gelächter aus und tanzte Samba auf meiner Schulter.
Kapitel 3
Hannah
Mit meinem Füllfederhalter tippte ich auf die Platte meines großen Holzschreibtisches, an dem ich saß. Ich bedachte mein E-Mail-Programm mit einem vernichtenden Blick und haderte mit mir, ob ich den Vertrag wirklich schicken sollte. Kelly hatte mir gestern Abend noch die Visitenkarte ihres Verlobten gegeben. Natürlich sollte ich mit ihm in Kontakt treten, statt ausschließlich mit ihr zu verhandeln, und ich fragte mich, ob das jetzt die ganze Planungsphase über so laufen würde. Die einzige, wirklich eigenständige Information, die ich aus ihr herausbekommen hatte, war die, dass der Termin im Oktober stattfinden würde. Nichts über die Wünsche der Lokalität, des Essens oder andere Dinge, die für eine Hochzeit maßgeblich waren. Das machte nichts, solange der Vertrag nicht von beiden Parteien unterschrieben war, würde sowieso nichts passieren. Ein weiterer Grund, weshalb ich diesmal, statt wie sonst den von mir unterschriebenen Vertrag per Post zu schicken, nur das PDF übermittelte und zuerst die Unterschrift von meinem Klienten forderte. Außerdem – und dabei lachte der Teufel auf meiner Schulter – hatte ich eine weitere Klausel eingefügt, welche besagte, dass ich – sollte es unüberbrückbare Differenzen geben – binnen 30 Tagen aus der Vereinbarung austreten konnte. Warum ich das getan hatte, wusste ich nicht, aber ich fühlte mich abgesichert. Als ich in meinem Mund Blut schmeckte, da ich mir so heftig auf die Unterlippe gebissen hatte, dass sie aufgerissen war, betätigte ich die rechte Maustaste und schickte die E-Mail ab.
Fuck. Fuck. Fuck!
Hektisch, wie ein Pirat, der ein Schiff auf dem Meer sichtete, versuchte ich in meinem E-Mail-Programm die Nachricht zurückzurufen, was genau so lange klappen würde, bis er sie noch angeklickt hatte.
Nachdem ich die Lesebestätigung von seinem Account innerhalb 30 Sekunden auf meinem Bildschirm vor mir sah, ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
»Das ist ja klasse gelaufen«, murmelte ich mir selbst zu und schreckte hoch, als mein Telefon läutete. Fuck! Nein. Ich wollte nicht rangehen ... oder? Niemals hatte er so schnell den Vertrag gelesen, also war es wohl ungefährlich. War es doch, oder?
»Miss Stone«, sagte die melodische, tiefe Stimme am anderen Ende. »Soeben habe ich Ihren Vertrag erhalten.«
Setz dich gerade hin! wies ich mich in Gedanken zurecht und streckte den Rücken durch. Alles in mir schrie nach Konfrontation. Nach einem Räuspern war ich mir sicher, meine Stimme hätte nun ihren gewohnten selbstbewussten Klang.
»Mr. Moore, wie schön, dass Sie anrufen«, säuselte ich und lehnte mich im Stuhl zurück. Mit geschlossenen Augen und gequältem Gesichtsausdruck legte ich den Kopf in den Nacken und gegen das weiche Leder des Sessels. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Der Vertrag wurde von Ihnen nicht unterschrieben!«, knurrte er und ich lachte gezwungen auf.
»Oh? Tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich! Und ich frage mich, weshalb.«
»Muss ich wohl vergessen haben.«
»Ach?« Auch wenn ich ihn noch nie gesehen hatte, stand mir deutlich vor Augen, wie er eine Braue nach oben zog und die Arme spöttisch vor der Brust verschränkte. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er mir kein Wort glaubte. »Sind Sie in allen Bereichen so … lassen Sie es mich als nachlässig bezeichnen?«, fragte er zuckersüß und dennoch arrogant. Seine Stimme, heiser und tief, schoss in mein Höschen. Sehr unprofessionell. Bei seinen Worten richtete ich mich wieder kerzengerade auf.
»Das hast du nicht wirklich gesagt, Moore!«, zischte ich, plötzlich wütend und ging – da ich von null auf hundert in zwei Sekunden war –, zum persönlichen Du über. Ein Fehler, der mir noch nie – ich wiederhole: noch nie – unterlaufen war.
»Beweise, dass es anders ist, Hannah!« Die leise, sanfte Tonlage umspielte mich wie Karamellsoße die Sahne auf meinem Eis. Unmöglich konnte er wissen, dass ich ein Problem mit seiner Reichen-Schnösel-Scheiß-Art hatte. Er forderte mich heraus, und ich wäre sicherlich nicht so blöd, darauf einzugehen.
»Pah!«, knurrte ich und zwang mich zur Ruhe, indem ich mir wieder fest auf die Lippe biss. »Das habe ich nicht nötig!«
»Gut.« Leise hörte man Schritte auf einem Boden und wie sich sein Atem beschleunigte. »Dann treffen Sie sich heute Abend mit Kelly und gehen die ersten Entwürfe durch, in Ordnung?«
»Adam, bei allem Respekt, ich habe einen vollen Terminkalender und ein Leben. Nein, so kurzfristig kann ich nicht!«
Das raue Lachen hallte in meinem Bauch wider. Idiotin. »Was schlägt Miss Super-Beschäftigt denn dann vor?«, fragte er ironisch, und ich griff mit aller Macht nach meiner Selbstkontrolle.
»Übermorgen zur Mittagszeit könnte ich.« Natürlich hatte ich nicht einmal in meinen Kalender gesehen, aber das war das Erste gewesen, was mir einfiel.
»Fein, dann also übermorgen«
»Schön!«, antwortete ich.
»Gut«, sagte er und legte dann ohne ein weiteres Wort auf.
Normalerweise war ich unglaublich stolz auf meine Contena
nce und darauf, wie schwer es war, mich auf die Palme zu bringen. Aber dieser Mann ... Wenn ich mit ihm zusammenarbeiten müsste, sollte ich dringend wieder in meine Meditationsstunden gehen, um mein Gleichgewicht zu behalten. Denn er schaffte es, mich mit nur zwei Worten in den Wahnsinn zu treiben.
***
Später an diesem Abend fuhr ich mit meinem BMW-Mini zu meiner Schwester. Sie bewohnte ein wunderschönes kleines Apartment in den Hills, genoss den Blick über die Stadt und das Wasser. Einziger Nachteil war, dass sie zu Fuß fast 20 Minuten brauchte, bis sie mit den Füßen im Sand stand. Aber wenn man etwas auf sich hielt, dann wohnte man entweder direkt am Strand oder eben in den Hills mit Blick über Malibu. Heute genoss ich diese wunderschöne Aussicht nicht, denn ich war wirklich sauer und machte keinen Hehl daraus, sobald meine Schwester nach meiner Klingelattacke die Türe öffnete. »Hey«, sagte sie sichtlich überrascht. Sie hatte nicht mit mir gerechnet, natürlich, aber ich war auch nicht darauf vorbereitet gewesen, heute noch so sauer zu werden.
»Dieser Arsch!«, rief ich ungehobelt und schob mich an ihr vorbei, um direkt in die Küche zu gehen. »Du glaubst nicht, was er getan hat!«
Mit einem Ruck riss ich den Kühlschrank auf und griff nach der offenen Flasche Weißwein. Auf meine Schwester war Verlass. »Ruft er mich an, und will meinen Terminkalender planen. Nicht wie normale Menschen, dass man einen Termin vereinbart, nein! Er ruft mich an!« Ich nahm direkt einen Schluck aus der Flasche. »Und schreibt mir vor, wann ich mich mit seiner Verlobten zu treffen habe!« Die Türe vom Kühlschrank knallte zu. »Geht’s noch?«
Melissa, nur mit ein paar hellen Shorts und einem BH bekleidet, lehnte grinsend neben der Kochinsel. Da sie es liebte Gerichte zuzubereiten und auszuprobieren, hatte sie eine perfekt eingerichtete Küche.
»Gehe ich recht in der Annahme, dass wir über Adam sprechen?«, fragte sie gespielt gelangweilt, streckte sich und griff nach der Weinflasche, welche zwischen uns stand. »Ich will auch«, murmelte sie noch und nahm ebenfalls einen tiefen Schluck. Meine Finger schnappten wieder nach der Flasche, und während ich sie erneut an mich nahm, schnaubte ich verächtlich.
»Natürlich, oder kennst du sonst noch so einen ungehobelten Vollidioten?«, giftete ich weiter und trank den Rest des Weines leer. »Gibt’s da noch eine von?«
»Ja, zweites Fach unten. Was hast du ihm gesagt zu seinen ... Terminvorschlägen?«
Wütend riss ich die Türe auf, griff energisch nach der Flasche und knallte sie wieder zu. »Terminvorschläge? Pf, der denkt wohl, er ist Gott persönlich, und dass ich nur auf ihn gewartet hätte, oder?«
»Er ist Gott!«, sagte Melissa.
»Nein, er ist ein Arschloch. Ein unhöfliches dazu!«
Sie kicherte »Wann trefft ihr euch?«
»Wenn es nach mir geht, gar nicht!«
»Baby? Was ist hier los?«, fragte es auf einmal von der Türe aus. Ein Mann, sexy wie ein verdammtes Unterwäsche-Model, kam tropfnass und nur mit einem Handtuch um die schmalen Hüften zu meiner Schwester und umarmte sie von hinten. Sie tätschelte ihm die Wange. »Kyle, das ist meine Schwester. Sie braucht mich. Du gehst wohl besser.«
Melissa machte das immer. Also sich irgendwelche Betthäschen halten und dann versuchen, sie ohne großen Ärger loszuwerden.
Als er sich umdrehte, gestikulierte ich mit meiner Hand und hauchte fast lautlos: »Was ist das?«
»Lecker, oder?«, wisperte sie zurück und öffnete die Flasche Wein. »Aber er ist schon viel zu lange hier, wird Zeit, dass er in seine eigenen vier Wände zurückgeht.«
»Der sieht aus wie ein Model!«
»Er IST ein Model!«
Meine Augen weiteten sich. »Wieso hast du nichts gesagt?«, fragte ich etwas lauter, weil ich hörte, wie er wohl sein Zeug zusammensuchte und sich anschließend mit einem Winken an der Türe von uns verabschiedete.
»Na ja, Adam und du ... das finde ich spannender«
»Es gibt kein Adam und ich!«
»Han, wann hat dich das letzte Mal ein Mann so zur Weißglut gebracht, dass du seinetwegen wütend warst?«
War das schon einmal vorgekommen? An dem Glas nippend, welches mir Melissa in die Hand gedrückt hatte, dachte ich angestrengt nach. Das war noch nie passiert. Früher in der Highschool war ich zu unauffällig gewesen, dass Jungs mich bemerkt hätten, und im College hatte ich mich voll und ganz auf mein Studium konzentriert. Die wenigen Dates und kurzweiligen Beziehungen, die ich verzeichnen konnte, hatten sich auf Kino, Essen gehen und Sex beschränkt. Selten wirklich guter Sex, aber ich war mittlerweile so ungeniert und selbstbewusst, dass ich wusste, wie ich mich zum Orgasmus bringen konnte. Und dabei war die Stellung egal. Solange ich einen Finger bewegen und an meinen Unterleib gelangen konnte, war meine Erlösung garantiert. Inzwischen war es zur Routine geworden, dass ich nachhalf, denn selten hatte ich einen hohen Anspruch an den Mann, und mein Verlangen hielt sich sowieso in Grenzen, was das Körperliche anging. ›Vielleicht würde sich das mit einem feurigen, bestimmenden, temperamentvollen Mann ändern?‹ Der Teufel wetzte die Messer, und ich ließ kurz den Kopf hängen. Nicht schon wieder verdammt!
»Erde an Hannah, Erde an Hannah, ist da jemand?« Lachend stieß mich Melissa an. »Ich hab dich was gefragt. Kam das schon einmal vor?«, wiederholte sie spöttisch die Frage.
Kleinlaut drehte ich das Glas zwischen meinen Fingern. »Nun, nicht direkt!« Eigentlich noch nie, aber ich würde einen Teufel tun und das zugeben.
»Also, Fakt ist, da sprühen die Funken bei euch!«
»Sicher nicht im positiven Sinne.« Mit einem Zug leerte ich das Glas und schenkte mir nach.
»Doch, ich spüre das. Da geht was!«
»Melissa, ich plane seine Hochzeit, falls du es noch nicht bemerkt hast. Nicht die seines besten Freundes!«
»Mh«, murmelte sie und tippte sich, während sie überlegte, gegen die Lippe. »Vielleicht ist er einfach ein rücksichtsloser Kerl und zu allen Frauen so?«
»Offensichtlich!«, schnaubte ich. Lag ja wohl vollkommen auf der Hand, oder?
»Oder du reizt ihn so.«
»Ich reize ihn nicht!« Ich fuhr zu ihr herum, da sie damit begonnen hatte, einige Zutaten aus dem Kühlschrank zu holen. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
»Auf deiner, Babe.«
»Sieht aber gerade nicht so aus.«
»Hallo?«, sagte sie, richtete Käse und Weintrauben auf einem Teller an und gab Baguette in eine Schale, »ich steh vollkommen hinter dir. Der Typ ist eine menschliche Null. Charakterlos. Fies und gemein!«
Einen Herzschlag lang glaubte ich ihr diese Worte, aber dann sah ich, wie sie sich auf die Lippe biss, um ein Lachen zu unterdrücken.
»Du verarschst mich«, murmelte ich und stützte den Kopf in die Hände. »Meine eigene Schwester!«
Sie dirigierte mich auf ihre Terrasse. »Ich finde es nur höchst faszinierend, dass es endlich mal jemand geschafft hat, dich deine verdammte Selbstbeherrschung verlieren zu lassen.«
»Ja«, erwiderte ich nachdenklich, schlüpfte aus den Schuhen und ließ mich in dem Stuhl zurückfallen, allerdings nicht, ohne vorher ein Bein unter meinen Po zu ziehen.
»Schade, dass er heiratet!«
»Ja«, stimmte ich zu.
»Schade, dass er ein Arsch ist!«
»Ja.«
»Schade, dass er so gar nicht gut aussieht!«
»Oh doch, das tut er!«, rief ich aufgeregt und stutzte, als ich ihr breites Grinsen sah. »Du bist meine Schwester!«, knurrte ich und stopfte mir Käse in den Mund.
»Ha!«, triumphierte sie, »du findest ihn heiß!«
»Na und? Er ist ein Klient«, murrte ich.
»Na und?«, griff sie meine Worte auf. »Was fürs Auge ist doch auch nicht schlecht.«
Einen kurzen Moment blickte ich nachdenklich über die Stadt, hörte weit entfernt den Verkehr der Vespas und Roller, die unten an der Straße entlangfuhren. Eine anschauliche Impression des Lebens im sonnigen Malibu. Hatte Melissa recht? War es wirklich so etwas Besonderes, wenn mich jemand aus meiner Contenance riss? War es tatsächlich so verwunderlich, wenn ich einmal ... aus mir herausging? In der Öffentlich
keit mit Sicherheit, aber bis jetzt war ich ja noch nie auf ihn getroffen. Allerdings hatte ich auch noch nie die Beherrschung verloren, wenn ich mit einem meiner Kunden telefonierte. Seltsam. Sehr seltsam. Ich würde doppeltes Engagement an den Tag legen, um seine verdammte Hochzeit zu planen, schoss es mir durch den Kopf. Weshalb war ich plötzlich so erpicht darauf, ihm mein Können zu beweisen?
»Wir werden sehen!«
»Das klingt wie eine Kampfansage!«, sagte Melissa und biss in das Brot. »Gott ich liebe dieses Ding!«
»Das ist eine Kampfansage!«, stellte ich klar und nahm meinerseits, anstatt zu essen, lieber einen großen Schluck Weißwein. Alles andere benebelte meinen Verstand ja sowieso nicht.
***
Es fiel mir schwer, mich zu beherrschen. Wir befanden uns in der vierten Location und es war immer dasselbe. Kelly konnte oder wollte sich nicht entscheiden. Ständig sagte sie mir, dass sie sich nicht sicher sei, was Adam wolle und dass sie nicht wisse, wie genau er sich den Ablauf vorstellte.
Das trieb mich in den Wahnsinn.
Wir waren am Bootshaus des Malibu Parks gewesen, dort hatte sie Zweifel, ob die dort quakenden Enten ihn nerven würden. Dann fuhren wir weiter zu einem bekannten Fünf-Sterne-Hotel mit Blick über das Meer. Dort wusste sie nicht, ob die Brise, die den leichten Fischgeruch, der von den diversen Grills am Strand zu uns wehte, ihn stören würde. Dann gondelten wir weiter zum Malibu Golf Club, doch plötzlich wusste sie nicht mehr, ob Adam überhaupt Golf mochte. Weiter ging es zum Malibu Country Club, hier war sie sich nicht sicher, ob man Adams Lieblingsbier servierte. Das Risiko war ihr zu groß, dass es nicht der Fall war und der arme, arme Adam dann nicht wüsste, was er den ganzen Tag über trinken sollte.
Mittlerweile war es später Nachmittag und ich wirklich gut in diesem ganzen Selbstkontrolle-Mist und Nicht-Ausflippen, was meine Klienten betraf. Aber Kelly trieb mich dermaßen in den Wahnsinn, dass ich kurz vor dem Platzen stand. Adam hier. Adam da. Teufel noch mal, was wollte sie? Mehrmals hatte ich sie das gefragt und einfach keine vernünftige Antwort bekommen. Stattdessen nur Stottern und verunsicherte Worte und dann ging es wieder um Adam.