Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition)

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Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition) Page 5

by Emily Key


  »Du wirst sie schon nicht knebeln«, sagte er lachend.

  »Noch nicht meinst du!«

  »Wenn sie dir so auf den Sack geht, wieso lässt du sie dann nicht das Zeug mit Kelly klären?«, fragte er und griff nach dem vollen Glas.

  »Weil Kelly totale Panik hat, irgendwas falsch zu machen, und somit ohne mich nichts entscheiden will! Ich war aber die ganze Woche in diese neue Sponsorsache involviert.« Er nickte verstehend. »Das ist mir einfach wichtiger! Und jetzt, kommt diese ... irre Hexe in mein Büro, motzt mich an und führt sich auf, als wäre sie die verdammte First Lady persönlich! Mein Schwanz findet das auch noch heiß und denkt seitdem mit seinem eigenen Kopf.«

  »Ah, jetzt verstehe ich.« Wieder nickte er. »Pussy Panik!«

  »Nein, Mann«, grollte ich. »Ich habe keine Pussy Panik!«

  »Was soll es sonst sein?«

  »Mein Schwanz wird hart, bei einer anderen Frau, was bitte hat das zu bedeuten?«, erwiderte ich leise und nahm einen Schluck Bier. Alkohol sollte helfen. Hoffentlich, irgendwann. Das Handy auf dem Bartresen vor mir vibrierte, es war eine Nachricht von Kelly, dass sie sich nicht gut fühlte und schon ins Bett ging. Toll, also war Blümchensex heute auch gestrichen. FUCK.

  »Das, mein Kumpel ...« Er warf seine große Hand auf meine Schulter. »... heißt, dass – egal wie sehr du sie heiraten willst, was ich, wie du weißt, absolut nicht verstehen kann – dein Schwanz eine andere ficken will!«

  »Nein Mann, ich bin verlobt!«

  »Yepp, sag das nicht mir. Sag das ihm!« Bedeutungsvoll nickte er in Richtung meines Schwanzes.

  Ich raufte mir die Haare, was sie noch zerzauster aussehen ließ, als eh schon. »Ich muss sie aus dem Kopf kriegen.«

  Scott nippte noch mal an seinem Bier und drehte sich in meine Richtung. »Hör mal, du denkst nur an sie, weil sie dich angepisst hat. Damit bist du noch nie klargekommen, und Kelly tut immer, was du willst. Adam hier, Adam da«, imitierte er ihre Stimme. »Jetzt kriegst du Feuer unterm Arsch, das nervt dich. Ich bin sicher, der einzige Grund, weshalb du so reagierst, ist der, dass sie heiß aussieht. Entspann dich, Adam. Ich bin mir sicher, sobald du Kelly das nächste Mal gevögelt hast, ist die Planerin aus deinem Kopf verschwunden! Nicht mal du bist so ein verdammter Mönch, dass du bei einem Paar schöner Beine wegsehen kannst.«

  Nachdenklich betrachtete ich meinen besten Freund. Er hielt nichts von der Liebe, noch wesentlich weniger von der Ehe und doch setzte er sich zu mir, versuchte mir irgendwie Mut zu machen und mich zu festigen, in dem was ich tat. ›Gott, das klingt sogar in meinem Kopf total schwul!‹

  »Ich ess ’nen Burger. Ich hatte seit Tagen nichts anderes, als Scheißsalat!«, warf er zwischen meine Gedanken ein und ich nickte. »Ein Cheeseburger, Sammy, mit extra Bacon und Zwiebel!«

  »Für mich auch!«, grätschte ich dazwischen und spürte erst jetzt, wie mein Magen knurrte. »Das ist auch so was, daheim in meinem Kühlschrank gibt es fast nur noch so gesunde Scheiße, seit Kelly bei mir wohnt!«

  Scott lachte. »Alter, die hat dich wirklich an den Eiern!«

  »Wohl eher am Knie!«, knurrte ich und orderte eine neue Runde Bier. »Ich versteh nicht, weshalb sie ständig so verdammte Panik hat, dass ich sie verlasse, wenn sie etwas falsch macht!«, sagte ich ehrlich zu meinem besten Kumpel, und dieser zuckte lediglich die Achseln.

  »Vielleicht merkt sie, dass du sie nicht wirklich liebst.«

  »Spinnst du? Ich liebe sie TOTAL!«, rief ich übertrieben und hielt seinem Blick stand. Er fixierte mich und ließ mehrere Herzschläge vergehen, ehe er langsam nickte.

  »Okay, dann ist es ja gut! Sorry!« Er hob entschuldigend die Hände, und ich fragte mich im selben Moment als der Burger serviert wurde – bei dessen Anblick Kelly aufgrund des gigantisch hohen Cholesteringehaltes vermutlich einen Herzinfarkt bekommen hätte –, ob ich mir sicher sein konnte, dass das, was ich empfand, wirklich Liebe war.

  Scott wechselte das Thema. »Surfst du wieder?«

  Ich hatte mich schon gefragt, wann diese Frage kommen würde, denn er stellte sie mir ständig. Mein bester Freund war der Meinung, dass ich wieder aufs Brett steigen sollte, denn nur dann wüsste ich, ob mein Knie zu hundert Prozent geheilt und die Muskeln gefestigt waren. Dass ich jemals wieder in der Profiliga surfen oder gar in Reichweite eines Titels kommen könnte, stand außer Frage. Das würde nicht geschehen. Nie wieder. Außerdem konnte ich ehrlich behaupten, dass ich in Sachen Sportpokale so ziemlich alles abgeräumt hatte, was es zu holen gab.

  In der ersten Zeit nach dem Unfall, der alles verändert hatte, war nicht einmal an surfen zu denken gewesen ... aber seit einem halben Jahr ungefähr erwischte ich mich immer wieder bei dem sehnsüchtigen Gedanken daran, dass ich auf ein Brett steigen und eine Welle reiten wollte. Nicht so heftig wie früher und nicht an solch gefährlichen Stränden. In Topanga Beach, wo einige wichtige Surfwettbewerbe ausgetragen werden, gab es in der Nähe eine kleine Bucht, die mein persönlicher Anker geworden war. Zwar musste ich eine Stunde dorthin fahren, aber das war es mir wert. Jedes einzelne Mal. An dem Strand herrschte eine besondere Stimmung.

  »Hörst du mir zu, Mann?«, fragte Scott zwischen zwei Bissen und ich schüttelte den Kopf. »Na, wenigstens bist du ehrlich!«

  »Sorry, war in Gedanken«, sagte ich und schluckte den Rest meines Burgers hinunter.

  »Hoffentlich war ’ne Frau involviert?« Scott lachte und orderte uns eine neue Runde Bier. »Komm schon A, versuch es doch nicht so verkniffen zu sehen. Du vögelst einfach mal wieder und dann geht dir die Kleine aus dem Kopf. Vielleicht kann ich bei ihr landen, weil du ja vergeben bist«, erklärte er weiter mit einem süffisanten Grinsen. Ich ersparte mir die Antwort, sowohl die negative als auch eine Zustimmung, dass er Hannah Stone anbaggern durfte. Ich wollte nicht, dass sie mit jemandem flirtete. Oder dass jemand sie ansah. Oder dass jemand ihren wahnsinnigen Sex-Appeal erkannte.

  Eigentlich wollte ich am allerwenigsten, dass irgendjemand in den Genuss dieses traumhaft weiblichen Körpers kam.

  Scheiße, ich sollte dringend meinen Schwanz in Kelly schieben.

  ***

  Es war kurz nach Mitternacht, als ich wie ein verdammter Einbrecher mein Haus betrat. Kelly schlief längst, aber ich war angetrunken und ich wollte heute – wenn auch nur Blümchensex – unbedingt einen weiblichen Körper unter mir spüren. Scott hatte ebenfalls eine Frau abgeschleppt und ganz ehrlich? Das letzte Mal, dass wir miteinander geschlafen hatten, war sicherlich drei Wochen her und ... brauchte ich einen Grund, um Sex zu wollen? Nein, brauchte ich nicht, ich war ein Mann!

  Nun, ich tat also das Einzige, was ich tun konnte, um an mein Ziel zu gelangen: Ich zog mich nackt aus, tastete mich zu unserem Bett vor, denn Licht wollte ich nicht einschalten, und schlüpfte vorsichtig unter die Decke. Kelly lag auf der Seite, fast ein wenig zu krampfhaft zusammengerollt, und ich fragte mich kurz, ob sie das tat, damit ich sie in Ruhe ließ. Aber ich konnte nicht anders, ich musste diesen Dämon, der mich seit heute Morgen verfolgte, irgendwie loswerden. Hannah Stone wollte nicht freiwillig aus meinem Kopf gehen, also musste ich gewaltsam dafür sorgen. Und da ich Kelly von meinen Gedanken nichts sagen konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als sie zu verführen. Langsam beugte ich mich in ihre Richtung, platzierte wenige federleichte Küsse auf ihre Schulter und wanderte ihren Hals hinauf. Da sich ihre Atmung veränderte, merkte ich, dass sie wach war und sich mir leicht entgegen bog. Weniger als ich mir gewünscht hätte, aber genug, um mich nicht innehalten zu lassen. Ich knurrte leise, Kelly versteifte sich kurz und drehte sich dann aber doch in meine Richtung. Als ich sie küssen wollte, wandte sie den Kopf ab. Natürlich, mein Fehler, sie hatte schon geschlafen und keine frisch geputzten Zähne mehr, also war küssen tabu. Sie meinte, ansonsten würde ich sie wegen Mundgeruchs irgendwann verlassen, aber ich hatte nur gelacht und es schulterzuckend hingenommen.

  Du Schlappschwanz, wieso denkst du über so etwas nach, wenn du dabei bist, deine zukünftige Ehefrau zu verführen? Genau Moore, konzentriere dich auf’s Hier und Jetzt!, riet ich mir in Gedanken und tupfte gehauchte Küsse auf ihre Brust, wanderte mit meinem Finger unterhalb ih
res zierlichen Busens und fühlte ihre weiche Haut. Da Kelly von Kosmetika nicht allzu viel hielt, brauchte man sich keine Sorgen zu machen, dass es Pickelchen oder Sonstiges gab. Das liebte ich an ihr. ›Siehst du, Scott, du Wichser, ich liebe sie‹, dachte ich stolz und wollte mir für den Gedanken in den Arsch treten.

  »Adam«, wisperte Kelly in die Dunkelheit, eine Hand fuhr in mein Haar und krallte sich darin fest. Das war alles, was ich an Reaktion aus ihr herauskitzeln konnte. Dass sie mir jemals den Rücken zerkratzen würde, Fehlanzeige. Dass sie sich mit den Zähnen in meiner Schulter verbiss – Gott, nicht auszudenken. Wie jedes Mal versuchte ich, mich nicht daran zu stören.

  Nachdem ich mich endlich soweit hatte, dass ich mich auf ihren Körper konzentrieren konnte, öffnete sie ihren Mund leicht und wimmerte immer wieder meinen Namen. Das war das Zeichen, dass ich eigentlich schon in sie stoßen konnte, dass sie feucht war. Erschreckend, dass unser Sexleben immer nach dem gleichen langweiligen Muster ablief.

  Schnell zog ich mir ein Kondom über und sie spreizte die Schenkel, nicht zu weit, dass es obszön gewesen wäre, aber genug, damit ich mich mit meinen Hüften dazwischen wohlfühlte. Da ich sie mit meinem Gewicht in die Matratze drückte, stützte ich mich auf meinen Ellbogen und den Knien leicht ab. Soweit es möglich war. Sofort kam ihre Sorge wieder durch.

  »Achtung, dein Knie«, sagte sie leise, aber ich verstand jedes Wort, und es hallte in mir nach, als würde sie mich beschuldigen und anschreien, dass ich ihren Kanarienvogel getötet hätte.

  »Mit dem ist alles in Ordnung. Entspann dich!« ›Nicht stören lassen, Adam!‹ Diesen Satz hielt ich mir vor Augen und drückte mich langsam in sie hinein. Gott ja, das war gut. Das war richtig ... oder? Es fühlte sich wie zu Hause an, oder? Kelly stöhnte leise und schloss die Lider. ›Sie sieht mich nie dabei an!‹, dachte ich für mich. Himmel, ich hatte echt Probleme mit meinem Unterbewusstsein. Das sollte ich abstellen, wenn ich heute noch zum Orgasmus kommen wollte. Fest presste ich ebenfalls die Augen zu und bewegte mich langsam, in dem uralten Rhythmus in ihre Vagina und wieder hinaus. Mein seit Stunden fast schmerzender Schwanz dankte es mir, und fuck, ich ihm auch. Ich biss mir auf die Unterlippe um mich davon abzuhalten, laut zu stöhnen. Einmal hatte ich das getan, dann war Kelly fast in Tränen ausgebrochen. Wenn ich zurückdachte, war ich eigentlich eher der Typ Mann, der lieber fickte als mit jemandem zu schlafen, aber für Kelly ... eine Ausnahme jagte die nächste.

  ›Der Pussy Paniker verstellt sich‹, hallte Scotts Stimme in meinem Kopf. Kelly wimmerte wieder leise und ihr Atem ging schneller. Minimal beschleunigte ich meine Bewegungen, und alles, was mich davon abhielt, vor unterdrückter Leidenschaft und Wut auf diesen Blümchensex gleich auszurasten, war das Bild von Hannah Stone, welches sich vor mein geistiges Auge schob und mich so heftig kommen ließ, wie die letzten Jahre nicht mehr.

  Als ich schließlich schwer schluckte, drückte mich Kelly bereits dezent von sich. Ich seufzte kaum merklich, rollte mich zur Seite und entsorgte das Kondom. Meine Freundin hatte keine Ahnung, was mit mir – und den Gedanken in mir – passiert war, als sie aufsprang und sofort ins Bad ging, um zu duschen.

  Sie hatte mir einmal ganz am Anfang erklärt, dass sie sich eben gerne gereinigt fühlte. Was für mich die Frage aufwarf, ob sie es als schmutzig empfand, wenn wir miteinander schliefen. Fast befürchtete ich das, hatte aber zu viel Angst, sie direkt danach zu fragen.

  Der anstrengende Tag und das viele Bier forderten seinen Tribut.

  Hätte ich die Macht darüber gehabt, hätte ich Gott gedankt, dass er mich traumlos schlafen ließ.

  Kapitel 5

  Hannah

  Offenbar hatte Adam Moore mit seiner Freundin gesprochen. Sie hatte sich heute, bei unserem zweiten Besuch im Thousand Oaks Country Club, äußerst Mühe gegeben, nett und höflich zu sein und vor allem Sicherheit und den Willen zu Entscheidungen zu vermitteln. Wir waren, eine Woche nach unserem letzten Besuch und meinem Auftritt bei Adam im Büro, wieder hier, um die Lokalität festzuzurren. Ich wäre blendender Laune gewesen, hätte nicht die unumstößliche Tatsache im Raum gestanden, dass sich dieser selbstsüchtige Penner – natürlich nannte ich ihn so nur in meinen Gedanken – wieder einmal nicht blicken ließ. Eigentlich war ich mir sicher, dass ich ganz klar vermittelt hatte, was ich von ihm als Teil dieser Hochzeit und dieser Ehe erwartete. Also was war jetzt wieder seine wunderbare Ausrede, dass er seinen Arsch nicht hierher bewegen konnte? Wollte er diese Trauung überhaupt? Denn bis jetzt hatte er mir das noch nicht sonderlich glaubhaft zum Ausdruck gebracht, und es trieb mich in den Wahnsinn, dass dieser Scheißkerl einfach tat, was er wollte. Um diese Hochzeit durchzuziehen und auf die Beine zu stellen, konnte ich nicht alles alleine machen. Eine schüchterne, sich nicht entscheiden wollende Kelly brachte mir dabei nichts.

  Nun, heute würde sie es wohl tun müssen, denn ich würde den Vertrag ganz sicher nicht an ihrer Stelle unterschreiben. Grinsend betrachtete ich den Latte macchiato vor mir und lobte mich in Gedanken selbst. Musste ja auch einmal sein. Der Manager des Country Clubs setzte sich gerade an unseren Tisch; bei sich trug er in einer schwarzen, teuer aussehenden Ledermappe einen Haufen Papiere und Verträge. Kelly bekam große Augen. Aber das war ganz normal, er wollte sich auch abgesichert haben, wenn er diesen Termin für eine Hochzeit verplante und somit anderen Paaren sagen musste, dass der Club nicht verfügbar wäre. Würde die Hochzeit abgesagt werden oder aus irgendwelchen anderen Gründen nicht stattfinden, müsste das Brautpaar eine Konventionalstrafe zahlen. Und wenn ich mich hier so umsah, dann würde diese nicht gering ausfallen. Was in Anbetracht dessen, was ein gewisser Adam Moore auf dem Konto rum trug, vermutlich Peanuts waren.

  »Also Miss!«, begann er förmlich, aber ehe er richtig loslegen konnte, wurden wir unterbrochen. Von niemand anderem als Adam Moore persönlich.

  »Meine Damen«, sagte er mit rauer, dunkler Stimme, die es schaffte, dass sich sämtliche Haare an meinem Körper aufstellten. Kelly lächelte, und wäre ich nicht so sauer gewesen, dass er so einen Auftritt hinlegte, hätte ich mich an einer der wenigen ehrlichen Reaktionen in ihrem Gesicht freuen können. Brauchte dieser aufgeblasene Kerl das etwa für sein Ego? War es wichtig für ihn, dass er beim Betreten eines Raumes gleich die komplette Aufmerksamkeit auf sich zog? Mühsam unterdrückte ich ein Schnauben, denn wie hätte ich rechtfertigen sollen, dass der Bräutigam mich zur Weißglut trieb, ohne wirklich etwas getan zu haben?

  Adam trat neben mich, fuhr allerdings mit dem Zeigefinger Kelly einmal über die Wange – gut das war süß, auch wenn ich an ihrer Stelle einen leidenschaftlichen Kuss bevorzugt hätte – und nickte mir lediglich kurz zu. Wenigstens das war professionell, obwohl meine Libido noch nicht kapiert hatte, dass das alles war, was sie von diesem unglaublichen Männerkörper zu erwarten hatte. Mr. Oaks reichte er die Hand, als dieser sich knapp vorstellte. Meine Berufskrankheit, nämlich Menschen und ihr Erscheinungsbild blitzschnell zu scannen, drückte mit aller Macht aus mir heraus. Moore war anständig gekleidet, so wie ich es von meinen Klienten gewohnt war. Kelly ausgenommen, mehrmals hatte ich schon festgestellt, dass sie einfach null bis gar kein Gefühl dafür hatte. Er trug eine modern geschnittene beige Anzughose und dazu ein hellblaues Hemd, bei dem er die Ärmel aufgekrempelt hatte. Außerdem braune Lederschuhe und im selben Ton einen Gürtel. Die Haare hatte er kunstvoll zurechtgemacht, denn sie sahen so aus, als hätte sich gerade eine Frau mit ihren Händen darin festgekrallt, während er in sie stieß.

  ›Was war das bitte, Miss Hochzeitsplanerin?‹ Drohend hob der Engel auf meiner Schulter den Zeigefinger, während sich der Teufel fallen und die Beine baumeln ließ, um die Show zu genießen.

  »Sind Sie fertig, Miss Stone?«, fragte er mich gerade, lehnte sich zurück und überschlug die Beine auf jene elegante Art, die nur einem ganz speziellen Typ Mann vorbehalten war, während er mich unverschämt angrinste. Selbstverständlich verstand ich seine Anspielung auf das Starren, was ich in seinem Büro ununterbrochen getan hatte.

  »Oh, Mr. Moore, ich bin froh, dass Sie es einrichten konnten!«, erwiderte ich zuckersüß, anstatt auf seine Bemerkung einzugehen. Arschloch! Kel
ly rutschte auf ihrem Platz herum. Gott, ich wollte nicht, dass sie sich unsicher fühlte, konnte aber nicht aus meiner Haut heraus. Vor lauter Verzweiflung nahm ich einen Schluck Kaffee. »Der Latte macchiato ist ausgezeichnet, Sie sollten ihn probieren!«

  Durchdringend blickten seine eisblauen Augen in die meinen. Als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, wusste ich, dass er die fleischgewordene Versuchung in Männergestalt darstellte. Allerdings war mir bekannt, dass ich das Flirten mit ihm lassen sollte, denn es war mehr als unprofessionell.

  Dringend lassen. Das sollte meine oberste Priorität sein. »Das werde ich zu gegebener Zeit gerne testen«, antwortete er und zwinkerte mir zu, als Kelly kurz auf ihr Handy sah.

  »Schön, dass Sie ebenfalls hier sind, Mr. Moore«, sagte der Besitzer des Country Clubs, und nun begann der langweilige Teil für mich. Zuhören.

  Mr. Oaks ging mit dem Ehepaar alle Punkte des Vertrages durch. Ich mischte mich nur zwei Mal ein, zum einen, als er die Teilnehmermindestzahl festlegen wollte, worauf wir uns auf gar keinen Fall einlassen würden – was ich Adam auch so sagte –, und zum anderen, als er uns auf eine Mindestabnahmemenge für Champagner festnageln wollte. Entschieden grätschte ich dazwischen, und Adam – heute Mr. Moore für mich – nahm es dankbar an. Fast war ich ein wenig enttäuscht, dass wir uns keinen Schlagabtausch liefern würden, aber ein bisschen Ruhe war auch mal nicht schlecht. Schließlich unterschrieb er den Vertrag, und aufgrund der Sicherheiten, die er vorzuweisen hatte, war es nicht nötig, dass seine Verlobte ebenfalls ihren Namen darunter setzte.

  Kelly war sehr ruhig gewesen. Es war nicht so, dass Adam das Gespräch an sich gerissen hätte, stattdessen schien es eher, als hätte sie zu nichts eine eigene Meinung, als würde ihr das alles sowieso zu viel sein und sie sich den Stress nur für Adam antun.

  Dieser wiederum erweckte den Eindruck, als würde er es einfach hinter sich bringen wollen. Es war wirklich strange mit den beiden an einem Tisch zu sitzen, und ich fragte mich in den zwei Stunden mehr als einmal, wie so eine Kombination von zwei Charakteren hatte zusammenfinden können. Ich hatte öfter schon mit Kelly darüber sprechen wollen, aber immer wieder hielt mich etwas davon ab. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wusste ich auch, was das war. Ich wollte keine tiefe Bindung zu ihr aufbauen. Dieses Mal war es nicht so, dass die Braut für mich im Fokus stand, wie es normalerweise der Fall war, da der weibliche Part sich einfach ... mehr für das ganze Hochzeitsgeschehen interessierte. Dieses Mal war der Bräutigam für mich weitaus interessanter.

 

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