Collected Works of Martin Luther
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Capitel 1
HABT GERECHTIGKEIT LIEB: jr Regenten auff Erden. Dencket / das der HERR helffen kan / vnd fürchtet jn mit ernst /
2 Denn er lesst sich finden von denen / so jn nicht versuchen / vnd erscheinet denen die jm nicht mistrawen.
3 Aber ruchloser dünckel ist ferne von Gott / Vnd wenn die straffe kompt / beweiset sie / was jene fur Narren gewesen sind.
4 Denn die Weisheit kompt nicht in eine boshafftig Seele / vnd wonet nicht in eim Leibe / der sünden vnterworffen.
5 DEnn der heilige Geist / so recht leret / fleucht die Abgöttischen / vnd weichet von den Ruchlosen / welche gestrafft werden mit den sünden / die vber sie verhenget werden.
6 Denn die Weisheit ist so from / das sie den Lesterer nicht vngestrafft lesst / Denn Gott ist Zeuge vber alle gedancken / vnd erkennet alle hertzen gewis / vnd höret alle wort.
7 Denn der Weltkreis ist vol Geistes des HERRN / Vnd der die Rede kennet / ist allenthalben.
8 Darumb kan der nicht verborgen bleiben / der das vnrecht redet / Vnd das Recht / so jn straffen sol / wird sein nicht feilen.
9 Denn des Gottlosen anschlege müssen fur Gericht / vnd seine Rede müssen fur den HERRN komen / Das seine vntugend gestrafft werde.
10 Denn des Eiuerigen ohr höret alles / vnd das spotten der Lesterer / wird nicht verborgen bleiben.
11 SO hütet euch nu / fur dem schedlichen lestern / vnd enthaltet die Zungen fur dem fluchen. Denn das jr heimlich mit einander in die ohren redet / wird nicht so leer hingehen / Denn der mund / so da leuget / tödtet die Seele.
12 Strebet nicht so nach dem Tod / mit ewrem jrthum / Vnd ringet nicht so nach dem verderben / durch ewr hende werck.
13 Denn Gott hat den Tod nicht gemacht / vnd hat nicht lust am verderben der Lebendigen.
14 Sondern er hat alles geschaffen / das es im wesen sein solte / Vnd was in der Welt geschaffen wird / das ist gut / vnd ist nichts schedlichs drinnen. Dazu ist der Hellen reich nicht auff Erden
15 (Denn die gerechtigkeit ist vnsterblich)
16 Sondern die Gottlosen ringen darnach / beide / mit worten vnd mit wercken / Denn sie halten jn fur Freund / vnd faren dahin / vnd verbinden sich mit jm / Denn sie sinds auch werd / das sie seins teils sind.
Capitel 2
DENN ES SIND rohe Leute / vnd sagen / Es ist ein kurtz vnd müheselig ding vmb vnser Leben / Vnd wenn ein Mensch dahin ist / so ists gar aus mit jm / So weis man keinen nicht / der aus der Helle widerkomen sey.
2 On gefehr sind wir geboren / vnd faren wider dahin / als weren wir nie gewest. Denn das schnauben in vnser Nasen ist ein rauch / Vnd vnser Rede ist ein füncklin / das sich aus vnserm hertzen regt.
3 Wenn dasselbige verlosschen ist / so ist der Leib dahin / wie ein Loderassche / Vnd der Geist zufladdert / wie eine dünne lufft.
4 Vnd vnsers namens wird mit der zeit vergessen / das freilich niemand vnsers Thuns gedencken wird. Vnser Leben feret dahin / als were ein Wolcke da gewest / vnd zergehet wie ein Nebel / von der Sonnen glantz zutrieben / vnd von jrer hitze verzeret.
5 Vnser zeit ist / wie ein Schatte dahin feret / Vnd wenn wir weg sind / ist kein widerkeren / Denn es ist fest versiegelt / das niemand widerkompt.
6 WOl her nu / vnd lasset vns wolleben / weils da ist / vnd vnsers Leibs brauchen / weil er jung ist.
7 Wir wöllen vns mit dem besten Wein vnd Salben füllen / Lasst vns die Meyenblumen nicht verseumen.
8 Lasst vns Krentze tragen von jungen Rosen / ehe sie welck werden.
9 Vnser keiner las jm feilen mit brangen (3) / Das man allenthalben spüren müge / wo wir frölich gewesen sind / Wir haben doch nicht mehr dauon / denn das.
10 LAsst vns den armen Gerechten vberweldigen / vnd keiner Widwen noch alten Mans schonen. Lasst vns der alten Greisen straffe nicht achten.
11 Was wir nur thun können / das sol recht sein / Denn wer nicht thun kan was jn gelüst / der gilt nichts.
12 So lasst vns auff den Gerechten lauren / Denn er macht vns viel vnlust / vnd setzet sich wider vnser Thun / vnd schilt vns / Das wir wider das Gesetze sündigen / vnd ruffet aus vnser wesen fur sünde.
13 Er gibt für / das er Gott kenne / vnd rhümet sich Gottes kind /
14 strafft was wir im hertzen haben.
15 Er ist vns nicht leidlich / auch anzusehen / Denn sein Leben reimet sich nichts mit dem andern / vnd sein wesen ist gar ein anders.
16 Er helt vns fur vntüchtig / vnd meidet vnser Thun / als einen vnflat / Vnd gibt fur / wie es die Gerechten zu letzt gut haben werden / vnd rhümet / das Gott sein Vater sey.
17 SO lasst doch sehen / Ob sein wort war sey / vnd versuchen / wie es mit jm ein ende werden wil.
18 Jst der Gerecht / Gottes son / so wird er jm helffen / vnd erretten von der hand der Widersacher.
19 Mit schmach vnd qual wöllen wir jn stöcken / das wir sehen / wie from er sey / vnd erkennen / wie gedültig er sey.
20 Wir wöllen jn zum schendlichen Tod verdamnen / Da wird man jn kennen an seinen worten.
21 SOlchs schlahen sie an / vnd feilen / Jr bosheit hat sie verblendet /
22 das sie Gottes heimlich Gericht nicht erkennen. Denn sie haben der Hoffnung nicht / das ein heilig Leben belohnet werde / Vnd achten der ehren nichts / so vnstreffliche Seelen haben werden.
23 Denn Gott hat den Menschen geschaffen / zum ewigen Leben / vnd hat jn gemacht zum Bilde / das er gleich sein sol / wie er ist.
24 Aber durchs Teufels neid / ist der Tod in die Welt komen /
25 Vnd die seins teils sind / helffen auch dazu.
Capitel 3
ABER DER GERECHTEN seelen sind in Gottes hand / vnd kein qual rüret sie an.
2 Fur den Vnuerstendigen werden sie angesehen / als stürben sie / Vnd jr Abschied wird fur ein pein gerechnet /
3 vnd jr Hinfart fur ein verderben / Aber sie sind im Friede.
4 Ob sie wol fur den Menschen viel leidens haben / So sind sie doch gewisser Hoffnung / das sie nimer mehr sterben.
5 Sie werden ein wenig gesteupt / Aber viel guts wird jnen widerfaren / Denn Gott versucht sie / vnd findet sie / das sie sein werd sind.
6 ER prüfet sie / wie Gold im ofen / vnd nimpt sie an / wie ein völliges Opffer.
7 Vnd zur zeit / wenn Gott drein sehen wird / werden sie helle scheinen / vnd daher faren / wie Flammen vber den Stoppeln.
8 Sie werden die Heiden richten / vnd herrschen vber alle Völcker / Vnd der HERR wird ewiglich vber sie herrschen.
9 Denn die jm vertrawen / die erfaren / das er trewlich helt / Vnd die trew sind in der Liebe / lesst er jm nicht nemen. Denn seine Heiligen sind in gnaden vnd barmhertzigkeit / Vnd er hat ein auffsehen auff seine Ausserweleten.
10 ABer die Gottlosen werden gestrafft werden / gleich wie sie fürchten / Denn sie achten des Gerechten nicht / vnd weichen vom HERRN.
11 Denn wer die Weisheit vnd die Rute veracht / der ist vnselig / Vnd jr Hoffnung ist nichts / vnd jr Erbeit ist vmb sonst / vnd jr Thun ist kein nütze.
12 Jre Weiber sind Nerrin / vnd jr Kinder boshafftig / Verflucht ist / was von jnen geboren ist.
13 DEnn selig ist die Vnfruchtbare / die vnbefleckt ist / die da vnschüldig ist / des sündlichen Bettes / Die selbige wirds geniessen zur zeit / wenn man die Seelen richten wird.
14 Desselbigen gleichen ein Vnfruchtbarer / der nichts vnrechts mit seiner hand thut / noch arges wider den HERRN denckt / dem wird gegeben fur seinen glauben / ein sonderliche Gabe / vnd ein besser teil im Tempel des HERRN.
15 Denn gute Erbeit gibt herrlichen Lohn / Vnd die wurtzel des verstands verfaulet nicht. Psal. 1; Jsa. 54.
16 ABer die Kinder der Ehebrecher gedeien nicht / Vnd der same aus vnrechtem Bette / wird vertilget werden.
17 Vnd ob sie gleich lange lebeten / So müssen sie doch endlich zu schanden werden / vnd jr Alter wird doch zu letzt on ehre sein.
18 Sterben sie aber balde / So haben sie doch nichts zu hoffen / noch trost zur zeit des Gerichts /
19 Denn die Vngerechten nemen ein bös ende.
Capitel 4
BESSER ISTS KEINE Kinder haben / so man from ist /
Denn dasselbige bringet ewiges lob / Denn es wird beide bey Gott vnd den Menschen gerhümet.
2 Wo es ist / da nimpt man es zum Exempel an / Wers aber nicht hat / der wündschet es doch / vnd pranget in ewigem Krantz / vnd behelt den Sieg des keuschen kampffs.
3 ABer die fruchtbar menge der Gottlosen / sind kein nütze / Vnd was aus der Hurerey gepflantzt wird / das wird nicht tieff wurtzeln / noch gewissen grund setzen.
4 Vnd ob sie eine zeit lang an den Zweigen grunen / weil sie gar lose stehen / werden sie vom Winde bewegt / vnd vom starcken winde ausgerottet.
5 Vnd die vnzeitigen Este werden zubrochen / vnd jr Frucht ist kein nütze / vnreiff zu essen vnd zu nichts tügend.
6 Denn die Kinder / so aus vnehelichem Beyschlaff geborn werden / müssen zeugen von der bosheit wider die Eltern / wenn man sie fraget.
7 ABer der Gerechte / ob er gleich zu zeitlich stirbet / ist er doch in der Ruge
8 (Denn das Alter ist ehrlich / nicht das lange lebet / oder viel jar hat /
9 Klugheit vnter den Menschen ist das rechte grawe Har / vnd ein vnbefleckt Leben / ist das rechte Alter)
10 Denn er gefelt Gott wol / vnd ist jm lieb / Vnd wird weggenomen aus dem Leben / vnter den Sündern /
11 vnd wird hingerücket / das die Bosheit seinen verstand nicht verkere / noch falsche Lere seine Seele betriege.
12 Denn die bösen Exempel verfüren / vnd verterben eim das Gut / vnd die reitzende Lust verkeret vnschüldige Hertzen.
13 Er ist bald volkomen worden / vnd hat viel jar erfüllet /
14 Denn seine seele gefelt Gott / darumb eilet er mit jm aus dem bösen leben. Jsa. 57.
15 ABer die Leute / so es sehen / achtens nicht / vnd nemens nicht zu hertzen / nemlich / Das die Heiligen Gottes in gnad vnd barmhertzigkeit sind / vnd das er ein auffsehen auff seine Auserweleten hat.
16 Denn es verdampt der verstorben Gerechte die lebendigen Gottlosen / vnd ein Junger / der bald volkomen wird / das lange Leben des Vngerechten.
17 Sie sehen wol des Weisen ende / Aber sie mercken nicht / was der HERR vber jm bedenckt / vnd warumb er jn bewaret.
18 Sie sehens wol / vnd achtens nichts / Denn der HERR verlachet sie / vnd werden darnach schendlich fallen / vnd eine schmach sein vnter den Todten ewiglich.
19 Vnd er wird sie vnuersehens hernider stürtzen / vnd wird sie aus dem grund reissen / das sie gar zu boden gehen.
20 Vnd sie werden in engsten sein / Vnd jr gedechtnis wird verloren sein. Sie werden aber komen verzagt mit dem Gewissen jrer sünden / Vnd jre eigen sünden werden sie vnter augen schelten.
Capitel 5
ALS DENN WIR der Gerechte stehen mit grosser Freidigkeit wider die / so jn geengstet haben / vnd so seine Erbeit verworffen haben.
2 Wenn die selbigen denn solchs sehen / werden sie grausam erschrecken / fur solcher Seligkeit / der sie sich nicht versehen hetten /
3 Vnd werden vnternander reden mit rewe / vnd fur angst des geists seufftzen. Das ist der / welchen wir etwa fur ein Spott hatten / vnd fur ein hönisch Beyspiel.
4 Wir Narren / hielten sein Leben fur vnsinnig / vnd sein Ende fur ein schande /
5 Wie ist er nu gezelet vnter die kinder Gottes / vnd sein Erbe ist vnter den Heiligen?
6 DARumb so haben wir des rechten weges gefeilet / vnd das Liecht der Gerechtigkeit hat vns nicht geschienen / vnd die Sonne ist vns nicht auffgangen.
7 Wir haben eitel vnrechte vnd schedliche wege gegangen / vnd haben gewandelt wüste vnwege / Aber des HERRN weg haben wir nicht gewust.
8 Was hilfft vns nu der Pracht? Was bringt vns nu der Reichthum sampt dem hohmut?
9 Es ist alles dahin gefaren / wie ein Schatte / vnd wie ein Geschrey das fur vber feret /
10 Wie ein Schiff auff den Wasserwogen dahin leufft / welches man so es fur vber ist / keine spür finden kan / noch desselbigen ban in der flut.
11 Oder wie ein Vogel der durch die Lufft fleuget / da man seines weges keine spüre finden kan / Denn er regt vnd schlegt in die leichte lufft / treibt vnd zuteilet sie mit seinen schwebenden Flügeln / vnd darnach findet man kein zeichen solchs fluges darinnen.
12 Oder als wenn ein Pfeil abgeschossen wird zum Ziel / da die zuteilete lufft bald wider zusamen felt / das man seinen flug da durch nicht spüren kan.