Charisma

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Charisma Page 9

by Michael G. Coney


  Der Raum war bedrückend durch den Geist Susannas.

  Strattons Susanna… aber änderte das etwas? Ich spürte Tränen in meinen Augen, wandte mich abrupt um und lief hinaus. Ich stieg in den Wagen und fuhr weiter, zur Station.

  Stratton war fasziniert von meinem Bericht. Er fragte mich nach allen Details, und der Recorder neben ihm zeichnete jedes Wort auf. Ich beschrieb die Theorie seines Doppelgängers über den Zeitunterschied zwischen parallelen Geschehnissen auf beiden Welten.

  »Eine Unendlichkeit von Welten…«, murmelte er. »Fast parallel, doch leicht divergierend. Und ein kleiner Zeitunterschied von jeder zur nächsten. Ich frage mich…«

  »Sie haben keinerlei Beweise dafür, daß es mehr als eine Welt parallel der unseren gibt«, wandte ich ein. »Die, von der ich gerade zurückkomme, ist die einzige, von der wir wissen.«

  »Sie kennen den ganzen Umfang unserer Experimente nicht, Maine«, sagte er scharf. »Ich ziehe logische Schlüsse aus dem, was wir bereits wissen. Um zu dem Zeitunterschied zurückz u-

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  kommen: Vereinfachen wir die Sache – nehmen wir an, daß es tausend Welten gibt, obwohl wir wissen, daß ihre Zahl unendlich sein muß. Wenn es uns gelänge, Welt 500 zu besuchen, würden wir vielleicht feststellen, daß sie zwanzig Jahre in der Zukunft liegt…«

  Gegen meinen Willen wurde ich an den Implikationen interessiert. »Und Welt minus 500 läge zwanzig Jahre in der Vergangenheit. Wenn wir sie erreichen könnten.«

  »Es scheint, daß es eine Art Zeitreise wäre«, führte Stratton meinen Gedanken zu Ende. »Natürlich würden die zukünftigen Geschehnisse in Welt 500 die unseren nicht exakt parallelisieren.

  Doch generell könnten wir einen Einblick in das erhalten, was uns bevorsteht…«

  Alan Copwright trat herein und hörte die letzten Worte mit. Er setzte sich, blickte mich prüfend an, wandte sich dann an Stratton. »Ich weiß nicht, ob es ratsam ist, zu diesem Zeitpunkt zu viel zu sagen«, erklärte er respektvoll. »Ich meine, wir sind noch nicht sicher…«

  »Nicht sicher? Copwright, wir haben Kaninchen auf Welt 15

  geschickt. Und sie zurückgeholt.«

  Oder andere Kaninchen, fiel mir plötzlich ein, die mit Myxomatose infiziert waren…

  Copwright war hartnäckig. »Hören Sie, Doktor, ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel… Aber Sie sind der einzige Mensch, der sagen kann, daß es sich um Welt 15 handelte. Sie führen dieses Experiment allein durch.«

  Er blickte mich an, als ob er meine Zustimmung erhoffte. »Es scheint bei Dr. Stratton eine Art Instinkt zu sein, John. Niemand außer ihm kann das Gerät bedienen. Wenn Sie es sehen, würden sie bezweifeln, daß es überhaupt ein Gerät ist. Nichts anderes als ein Gewirr von Drähten und Transistoren und ein Sitz für den Leiter und Operateur des Experiments. Es gibt keinerlei Instrumente oder Skalen oder etwas anderes.«

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  Mein Gott, dachte ich, welchem Teufelsding habe ich mein Leben anvertraut? Und was für einem Mann?

  Stratton rauchte seine Zigarette auf eine bedrohlich wirkende Stakkato-Art und trommelte mit den Fingern der anderen Hand auf die Schreibtischplatte. »Das Prinzip mag neu sein, aber es gibt keinen Grund für die Annahme, daß ich es nicht beherrschen kann. Zugegeben, wir waren vielleicht überpräzise, als wir behaupteten, die Kaninchen seien nach Welt 15 geschickt worden. Es kann auch Welt 14 oder Welt 16 gewesen sein. Aber als ich die generellen Daten der Matrize mit Welt 2 verglich, kam ich zu dem Schluß, daß es sich um Welt 15 handelte und lag damit zumindest sehr nahe.«

  »Aber Welt 2 mag vielleicht gar nicht Welt 2 sein«, bemerkte Copwright. »Es könnte andere Welten zwischen ihr und uns geben.«

  »Zur Zeit der Entdeckung von Welt 2 hat es keine bedeutenden Alternativen gegeben«, sagte Stratton entschieden. »Obwohl ich mir natürlich darüber im klaren bin, daß mit der Zeit irgend etwas geschehen könnte, das so erheblich ist, daß es eine Spaltung bewirkt, entweder in ihrer Welt oder in der unseren, wodurch eine weitere Welt zwischen uns geschaffen wird. Im Augenblick stellen wir in jeder Hinsicht nebeneinander liegende Matrizen dar. Bitten Sie mich nicht, Ihnen das zu erklären, ich fühle es lediglich.«

  Ich sagte, ein wenig scharf: »Ich hätte aber gerne gewußt, warum Sie so verdammt sicher sind, Stratton. Schließlich hätte ich ziemlich dumm aus der Wäsche gekuckt, wenn Sie vor einer halben Stunde einen Fehler gemacht und mich von Welt 3

  zurückgeholt hätten, anstatt von Welt 2.«

  »Maine«, sagte Stratton müde, »ich habe während der ganzen Zeit hier am Gerät gesessen und die Matrize stabil gehalten.

  Mein Gott, glauben Sie, daß ich irgendwelche Risiken eingehe?«

  »Ja. Aber darauf kommt es nicht an. Ich bin fertig mit dieser Sache.«

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  »Fertig?« Copwright stieß das Wort heraus; seine Erleichterung war nicht zu überhören. »Ich kann nicht behaupten, daß mir das leid tut, John.«

  »Wovon reden Sie, zum Teufel, Copwright? Wie kann er damit fertig sein? Wir haben doch gerade erst angefangen.«

  Alan Copwright schien für irgend etwas Mut zu sammeln. Er blickte an uns beiden vorbei und sagte: »Ich glaube nicht, daß John der richtige Mann für den Job ist. Ich wäre glücklicher, wenn wir jemand anderen finden könnten – selbst wenn wir einige Monate zurückgeworfen werden, bis wir jemanden gefunden haben, der aus dem Kreis treten kann. Ich habe heute im Falcombe Hotel mit Mellors gesprochen. Oder richtiger, Mellors hat zu mir gesprochen.«

  »Sprechen Sie weiter.« Strattons Ton war scharf.

  »Er hat versucht, mich zu bestechen. Er hat Wind von der Möglichkeit bekommen, in die Zukunft zu blicken und ist sehr daran interessiert. Er sieht darin alle möglichen geschäftlichen Vorteile.«

  »Das sieht ihm ähnlich«, sagte ich bitter.

  »Richtig. Also haben Sie ihn abgewiesen«, sagte Stratton.

  »Also hat er wieder gedroht, uns von seinem Land zu vertreiben.

  Wir haben das ja schon einige Male erlebt. Ich mache mir da keine Sorgen. Wir werden ihm nichts sagen. Wir werden niemandem etwas sagen. Dieser Zeitfaktor – er ist Dynamit.«

  Copwright sagte langsam: »Aber wir haben es bereits jemandem gesagt, Dr. Stratton. Ich habe Ihnen das klarzumachen versucht, seit ich diesen Raum betreten habe. Sie haben davon erzählt. Sie haben ihm eine ziemliche Menge erzählt. Und John ist Mellors’ Mann. Er ist bei ihm angestellt.«

  »Machen Sie sich darüber keine Sorgen«, sagte ich ihnen. »Ich glaube, daß er mich gefeuert hat. Ich bin kein Freund von Mellors, und er hat keine Ahnung, daß ich Ihnen hier helfe.«

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  »Gut«, sagte Stratton. »Er darf es auch niemals erfahren, Maine. Niemand darf jemals etwas davon erfahren. Meine Mitarbeiter sind alle sehr sorgfältig überprüft worden; bei Ihnen ist das nicht möglich. Wie denn auch? Sie sind der einzige Mensch für diesen Job, so weit wir es wissen.«

  Copwright war noch immer nicht überzeugt. »Mellors’ Haltung ist die gleiche wie die vieler anderer Menschen. Wenn diese Sache in falsche Hände gerät, können durch unfaire Vorteile enorme Profite erzielt werden – gar nicht zu reden von den Möglichkeiten für das organisierte Verbrechen. Ich würde gern wissen, woher Mellors seine Informationen hat; der Mann ist gerissen… ich hätte ihn heute nachmittag umbringen können, so aggressiv und hartnäckig war er. Und als er merkte, daß er nicht weiterkam, so verdammt beleidigend…« Er stand auf. »Okay, ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte. Ich bin für die Personalan-gelegenheiten der Station verantwortlich, John, und wenn Sie jemals etwas davon verlauten lassen, daß Sie uns hier helfen, werden wir das nicht nur dementieren, sondern Sie bekommen auch eine Menge Ärger.«

  Das konnte ich nicht schlucken. Ich stand ebenfalls auf. »Ich habe doch gesagt, daß ich mit der Sache fertig bin, verdammt«, sagte ich scharf. »Ich werde jetzt aus der Tür gehen und vergessen, daß es dieses Gebäude gibt.«

  »Wie Sie wollen«, sagte Copwright und
verließ das Zimmer.

  Stratton sagte in die Stille, nachdenklich, fast im Selbstge-spräch: »Ich frage mich… ich frage mich, ob Susanna noch lebt, in der Vergangenheit…«

  »Sie scheinen mich nicht verstanden zu haben«, sagte ich.

  »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich mit der Sache fertig bin. Und ich habe das ernst gemeint.«

  Ich ließ ihn sitzen.

  Ich fuhr sehr rasch zum Falcombe Hotel. Ich wollte alles so schnell wie möglich hinter mich bringen, solange ich in

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  Stimmung dazu war. Als erstes wollte ich mit Mellors brechen.

  Ich probte ein paar wohlgeformte Sätze der Kündigung. Ich war versucht, mir eine lautstarke Szene zu genehmigen, entschied jedoch dagegen. Ich wollte nicht Pablos Chancen für eine vernünftige Einigung mit diesem Mann verderben.

  Dann, wenn ich mich von Mellors befreit hatte, würde ich Pablo bitten, mir meinen alten Job wiederzugeben. Falls Pablo noch im Geschäft war nach dem Schwindel, den Mellors abzuziehen versuchte… Und ich würde Pablo bitten, sich um dieses Geschäft selbst zu kümmern, weil ich so schnell wie möglich aus Falcombe verschwinden wollte. Ich war nervös. Ich konnte die Anklagen nicht vergessen, die ich auf Welt 2 gegen meinen Doppelgänger gehört hatte. Ich wollte weg von hier, bevor mir dasselbe geschah.

  Ich grüßte die Rezeptionistin, als ob während der vergangenen zwei Tage nichts geschehen wäre und versicherte mich, daß Mellors in seinem Zimmer war – den ganzen Nachmittag, wurde mir gesagt. Mrs. Mellors sei in ihrem Zimmer; seit einiger Zeit schliefen sie getrennt. Ich stieg rasch die Treppe hinauf und fühlte die Blicke der Rezeptionistin in meinem Rücken. Sie hatte natürlich von dem Streit Wind bekommen. In einem Hotel gibt es keine Geheimnisse.

  Ich klopfte energisch an die Tür, und als sich niemand meldete, stieß ich sie auf und trat ins Zimmer. Es war unerträglich heiß; Mellors lag voll bekleidet auf dem Bett. Sein Gesicht hatte eine ungesunde Farbe.

  Mein ganzes Leben lang habe ich die Tendenz gehabt, falsche Hotelzimmertüren zu öffnen. Und wenn immer ich das tue, sehe ich einen Mann auf dem Bett liegen, der krank aussieht. Niemals wendet er den Kopf und sieht mich an, obwohl sehr oft seine Augen offen sind. Er ist immer vollständig angezogen, bis auf Schuhe und Krawatte. Es ist sein Gesicht, das mir Angst macht; es ist entweder ziegelrot oder totenbleich. Und sein Atem ist entweder keuchend oder flach, als ob er im Sterben läge; oder nicht wahrzunehmen, als ob er tot wäre. Das habe ich so oft

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  erlebt, daß ich mich manchmal frage, ob es immer derselbe Mann ist, der mich mein ganzes Leben lang verfolgt.

  Mellors Aussehen fiel in die zweite Kategorie. Sein Gesicht war totenbleich und sein Atem nicht wahrnehmbar. Als ob er tot wäre.

  Ich hatte mich einige Male um Leichen in Hotelzimmern kümmern müssen; das ist eins der Berufsrisiken eines Managers.

  Jetzt bin ich so weit, daß ich eine Leiche spüren kann, sowie ich die Tür öffne. Manchmal brauche ich das Zimmer nicht einmal zu betreten. Ich erkenne es an dem Ausdruck schuldhafter Angst auf dem Gesicht der Ehefrau, die mir erklärt, daß sie ›George nicht wachkriegen kann‹.

  Ich wußte, daß Mellors tot war, bevor ich das Blut auf der anderen Seite des Kissens sah, und die furchtbare, ausgezackte Wunde in seinem linken Auge. Trotzdem fühlte ich nach seinem Puls; wie erwartet konnte ich kein Lebenszeichen entdecken.

  Mellors würde keine Geschäfte mehr machen.

  Ich konnte keine Trauer empfinden. Schock, ja. Meine Hände zitterten, und ich hatte das Gefühl, einen harten Schlag in die Magengrube erhalten zu haben. Aber ich war nicht traurig, daß Mellors tot war; im Gegenteil, das machte viele Dinge erheblich leichter.

  Ich blickte auf den Toten hinab, fühlte mich beinahe erleichtert, erinnerte mich jedoch auch an Welt 2 und das Begräbnis. Die Geschichte hatte wieder einen Ausgleich hergestellt…

  In diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet und Mrs. Mellors trat herein.

  Der Name des Inspektors war Robert Bascus, und ich nahm an, daß er von seinen Freunden Bob genannt wurde, doch der Haufen verschreckter Menschen, die ihm gegenüberstanden, waren nicht seine Freunde. Er stand in der Mitte des Raums und dominierte die Szene, während wir auf unbequemen Hotelzim-merstühlen um ihn herumsaßen. Mellor’s Leiche lag nach wie vor

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  auf dem Bett, jetzt allerdings von einem Laken bedeckt. Es war sieben Uhr abends, und das Hotel war unheimlich und sehr still, und ich fragte mich, ob alle Gäste ebenfalls tot wären.

  Dorinda Mellors war auch bei uns; sie saß gerade und trockenen Auges auf ihrem Stuhl und zeigte, wie man so sagt, eine unter den Umständen bewundernswerte Haltung. Was üblicher-weise heißt, daß die Witwe nach dem ersten Schock zu erkennen beginnt, daß die Vorteile der neuen Situation die Nachteile überwiegen. Ich erinnere mich, gedacht zu haben, daß ich tödlich beleidigt wäre, wenn meine Witwe bei meinem Tod nicht halb wahnsinnig werden würde…

  Pablo wirkte nervös und blickte immer wieder auf die reglose Gestalt unter dem Leintuch. Dick schien ruhiger, doch drückte die Art, wie er saß, Ängstlichkeit aus. Die Tür wurde geöffnet, und Alan Copwright trat ein, begleitet von zwei uniformierten Polizisten. Er sah mich und sagte: »John, ich bin gerade hergekommen, um mit Ihnen zu reden, und man hat mir gesagt…« Seine Stimme erstarb, als sein Blick auf die Wölbung unter dem Laken fiel.

  Einer der uniformierten Männer sagte: »Dies ist Mr. Alan Copwright, Sir. Die Rezeptionistin hat zufällig erwähnt, daß er heute schon einmal hier war, um Mr. Mellors aufzusuchen. Ich dachte, Sie würden vielleicht mit ihm sprechen wollen.« Es lag eine besondere Betonung in seinen Worten.

  »Danke, Constable.« Bascus lächelte Alan liebenswürdig an und deutete ihm, sich ebenfalls zu setzen.

  Wieder öffnete sich die Tür, und zwei Männer mit einer Bahre traten herein, die den Toten rasch und sachlich entfernten. Der Polizeiarzt steckte seinen Kopf herein und sagte Bascus, daß er ihm seinen Bericht um zehn Uhr zugehen lassen würde, dann schloß sich die Tür und wir waren mit dem Gesetz allein.

  Der Inspektor blickte einen Moment aus dem Fenster, als ob er seine Gedanken sammeln wolle, dann wandte er sich langsam um und blickte uns der Reihe nach an. »Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, daß ich sehr unglücklich wäre, wenn einer von

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  Ihnen die Stadt verlassen sollte. Wie ich hörte, wohnen Mrs.

  Mellors, Mr. Blakesley und Mr. Orchard bereits im Hotel. Mr.

  Maine ist der Manager, und ich bin sicher, daß er hier ein Zimmer finden kann. Vielleicht können Sie auch Mr. Copwright unterbringen, Mr. Maine. Ich würde es begrüßen, wenn Sie alle heute nacht hier im Hotel blieben.«

  »Hören Sie, wollen Sie damit sagen, daß ich unter Verdacht stehe, oder wie immer Sie das nennen?« sagte Alan empört.

  »Beruhigen Sie sich, Mr. Copwright. Im Augenblick steht jeder Einwohner von Falcombe unter Verdacht, also befinden Sie sich in sehr guter Gesellschaft. Es scheint jedoch, daß Sie Mr. Mellors heute nachmittag aufgesucht haben, und unser Arzt sagt, daß er am Nachmittag gestorben ist. Ich bin sicher, daß das nur ein Zufall ist, möchte Sie aber trotzdem hier haben.«

  »Ich besorge Ihnen ein Zimmer, Alan«, sagte ich.

  »Danke«, sagte Bascus. »Ich fürchte, daß einigen von uns eine lange Nacht bevorsteht, doch ich werde versuchen, es so kurz wie möglich zu halten. Mr. Maine, mit Ihnen möchte ich zuerst sprechen. Die anderen – warum gehen Sie nicht in die Bar und genehmigen sich einen Drink? Ich bin sicher, daß Sie eine Stärkung brauchen.«

  Sie gingen, und ich stand auf, trat zum Fenster und blickte auf das dunkle Wasser hinaus. Die Hausyachten waren alle sicher verankert. Mellors hatte seinen Bergungsanspruch nicht schriftlich festgelegt. Pablo war aus dem Schneider. Ein Mann stand auf dem von Flutlicht erleuchteten Rasen, in der Nähe des Piers. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, schaukelte auf seinen Hacken vor und zurück und st
arrte auf Mellors’ Boot. Obwohl er Jeans und eine braune Jacke trug, sah man ihm den Polizisten an.

  Bascus sagte plötzlich: »Wie ich hörte, waren Sie es, der den Toten fand, Mr. Maine.«

  Ich wandte mich um und sah ihn an. »Es scheint so.«

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  »Ich muß natürlich von ihnen einen Bericht darüber haben.« Er zog eine Spoolette aus der Tasche und legte sie auf den Nachttisch, die winzige Linse auf mein Gesicht gerichtet.

  Also erzählte ich ihm alles, von dem Moment an, als ich das Hotel betrat, bis zu dem Moment, wo Dorinda ins Zimmer kam.

  »Ja, aber wie ist es mit dem Nachmittag? Vielleicht können Sie mir sagen, was Sie von – sagen wir seit Mittag getan haben?« Er war überaus höflich und lächelte hin und wieder, als ob ich etwas Komisches gesagt hätte, ohne mir dessen gewahr zu sein; ein privater Scherz zwischen ihm und der Spoolette.

  »Ich war mit dem Hover-Car unterwegs, wenn Sie nichts dagegen haben.«

  »Es wäre besser, wenn Sie solche Ausdrücke nicht verwenden würden, Mr. Maine. Die Lehrbücher sagen unseren Spoolette-Auswertern, daß alles, was in Verbindung mit ›wenn Sie nichts dagegen haben‹ gesagt wird, wahrscheinlich eine Lüge ist. Ich bin jedoch sicher, daß Ihr Fall eine Ausnahme darstellt. Wohin sind Sie gefahren?«

  »Zur Starfish Bay.«

  »Allein?«

  »Ja.«

  »Warum?«

  »Weil ich Lust dazu hatte, Mann Gottes. Ich wollte allein sein, um nachzudenken. Ich brauche das von Zeit zu Zeit. Sie nicht?«

  »Sehr oft sogar. Ich vermute, Sie wollten über Ihren Streit mit Mr. Mellors nachdenken?«

  »Woher, zum Teufel, wissen Sie davon?«

  »Bitte, Mr. Maine. Wir wollen doch nicht aggressiv werden, nicht wahr? Bleiben Sie nur bei der Wahrheit. Vergessen Sie nicht, daß Sie fast der erste Mensch sind, mit dem ich über diese Sache spreche. Ich werde eine Menge von anderen Leuten erfahren – alles mögliche wird herauskommen. Unnangenehme

 

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