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Charisma

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by Michael G. Coney


  »Tut mir leid. Ich habe nachgedacht. Habe euch nicht gehört.«

  Die Kellnerin brachte ihnen die Karte und wir bestellten. Sie verschwand mit einem Wehen ihres kurzen Rocks, gefolgt von Pablos anerkennenden Blicken. »Gut«, sagte er dann. »Wie siehst du die Dinge, John?«

  Ich mußte mich daran erinnern, daß er von dem Mord sprach.

  »Ich habe heute vormittag mit Copwright gesprochen«, sagte ich. »Es scheint, daß viel vom genauen Zeitpunkt des Todes abhängt.«

  »Oh, den kennen sie jetzt. Bascus hat ihn uns genannt. Vier Uhr dreißig.«

  »Bascus hat euch das gesagt?« Er war wirklich großzügig mit Informationen für einen Cop, dachte ich. »Vier Uhr dreißig?…

  Damit bin ich aus dem Rennen.«

  »Versuche uns nichts vorzumachen, John. Bascus hat mich gebeten, dir etwas auszurichten. Er will heute nachmittag mit dir sprechen.«

  »Heute nachmittag? Dieser verdammte Bascus. Ich bin heute nachmittag beschäftigt.«

  Die Suppe wurde gebracht, dampfend heiß. Pablo probierte sie vorsichtig. »Was sollen wir ihm sagen?«

  »Das, was ich dir gerade gesagt habe. Sage ihm, daß ich beschäftigt bin.«

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  Dick blickte an mir vorbei. »Vielleicht sollten Sie ihm das selbst sagen, John.«

  Ich wandte mich um. Bascus stand im Eingang des Restaurants und blickte umher. Er sah uns und kam auf uns zu. Wir saßen zu dritt an einem Tisch für vier Personen.

  Er setzte sich zu uns und lächelte.

  Es war nicht allzu schlecht gelaufen, überlegte ich, als das Hover-Car über den schmalen Weg zur Starfish Bay hinabglitt.

  Bascus war sehr vernünftig gewesen und hatte mich nicht zu sehr wegen meines mysteriösen nachmittäglichen Vorhabens bedrängt.

  »Kommen Sie dann später ins Hotel«, hatte er gesagt. »Und, Mr. Maine… lassen Sie mich immer wissen, wo Sie sich aufhalten, damit wir in Verbindung bleiben können. Ich wollte heute vormittag mit ihnen reden, aber Sie waren ausgegangen.«

  Danach hatte er das Thema völlig fallenlassen, und Dick und Pablo begannen über Boote zu sprechen – ein Thema über das Bascus erstaunlich gut informiert war.

  Es war ein heller, sonniger Herbsttag, und es lag sogar eine leichte Staubschicht auf dem Weg, die zu einer schimmernden Wolke aufgewirbelt wurde, als ich mit der Geschwindigkeit herunterging, um den Wagen durch eine Lücke in der Hecke zu lenken. Dann war ich auf dem Gras und fuhr auf die beiden Bäume zu, hinter denen die Bucht wie ein Bassin reflektierten Sonnenlichts lag.

  Als ich auf dem umgestürzten Baumstamm saß und über die weiche Holzkohle strich, die der Blitzschlag zurückgelassen hatte, dachte ich über das heutige Experiment nach. Es war das erste Mal, daß ich oder ein anderer Mensch in die Vergangenheit reisen würde, obwohl Stratton ein paar Tiere in Minus-Welten geschickt und auch wieder zurückgeholt hatte. Wie um mich daran zu erinnern, hoppelte ein kleines, graues Kaninchen unter dem Baumstamm hervor, setzte sich und beobachtete mich. Es

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  war sehr zutraulich. Ich streckte die Hand nach ihm aus, und erst im letzten Moment bewegte es sich, wandte sich ungeschickt um und hoppelte taumelnd fort. Seine Bewegungen waren lethargisch und sein Kopf von Myxomatose verschwollen.

  Ich fragte mich, von welcher Welt die Krankheit übertragen worden war.

  Ich warf einen Blick auf meine Uhr und sah, daß es zwei Uhr dreißig war; fast im gleichen Augenblick erfolgte dieses abrupte, undefinierbare Zucken der Szenerie, die eine Verschiebung signalisierte.

  Ich war in der Vergangenheit…

  Irgend etwas stimmte nicht. Ich konnte nicht über den Kreis meiner Welt hinausblicken; es war, als ob sie von einer nebulösen, grauen Wand umgeben wäre. Ich blickte nach oben; die Blätter des stehengebliebenen Baumes verschwanden abrupt in dem Grau. Es war, als ob ich in einem Zylinder der Realität säße, umgeben von wirbelnden, ungeformten Träumen.

  Ich hatte Angst. Ich stand auf, trat auf das Grau zu und versuchte, es mit meinen Blicken zu durchdringen. Es verschob sich ein wenig, wie Nebel. Der Teil, vor dem ich stand, kam mir ein wenig fester vor als die anderen.

  Wie Nebel… Ich lachte leise, amüsiert von meiner eigenen Dummheit. Es war eine Nebelbank, die auf Welt minus 8 von der See her heranrollte – eine zu dieser Jahreszeit alles andere als seltene Erscheinung. Ich streckte meine Hand aus.

  Als meine Fingerspitzen den Nebel berührten, erkannte ich eine feste Form in dem Grau, dann hörte ich lautes Knistern, sah einen grellen Lichtblitz und wurde rücklings ins Gras geschleudert; unerträglicher Schmerz brannte in meiner Hand. Ver-krampft und zitternd steckte ich die Hand in meine Achselhöhle, dann übergab ich mich, und das Übergeben war ein Vergnügen, weil es einen winzigen Teil meines Bewußtseins von dem furchtbaren Schmerz löste, der jetzt den rechten Arm herauf-kroch…

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  Später war ich in der Lage, meine rechte Hand zu untersuchen.

  Die oberen Glieder von Zeige- und Mittelfinger waren fort; aus den Stümpfen strömte Blut. Der Schmerz war unerträglich; mühsam fummelte ich mit der linken Hand mein Taschentuch aus der Tasche.

  Um mich herum wirbelte die graue Wand. Und ich würde erst in drei Stunden zurückgeholt werden.

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  DURCHHALTEN GEHÖRT NICHT zu meinen Stärken. Ich bin einmal in Wixmouth in ein 3-V Spezialitäten-Theater gegangen, das Torturama. Hinterher wünschte ich, daß ich es nicht getan hätte.

  Der Film befaßte sich mit einem historischen Zwischenfall aus dem Zweiten Weltkrieg – der bildende Aspekt, der durch Geschichte vermittelt werden soll, wird oft mißbraucht, um die grausamsten Filme zu rechtfertigen – wo die Geheimpolizei dabei ist, Informationen aus einem Gefangenen zu pressen. Die Art der Informationen, um die es ging, war nebensächlich. Solche Trivialitäten wurden im Espiona am Ende der Straße abgehan-delt. Es war die Verhörmethode, die die Zuschauer gefangen hielt und mich kotzend den Gang entlang in die frische Normalität der Nacht hetzte. Das Mädchen, das ich mitgenommen hatte, blieb auf ihrem Platz sitzen…

  Falls ich jemals verhört werden sollte, würde ich alles sagen, was ich wußte, von Anfang an, und zum Teufel mit meinem Vaterland. Ich wußte, daß ich früher oder später zusammenbrechen würde, warum sollte ich also nicht zusammenbrechen, bevor sie mit dem Brandeisen anfingen? Ich habe Angst vor körperlichen Schmerzen.

  Und jetzt lag ich in Agonie auf dem Boden und hatte zwei Fingerkuppen verloren, weil ich mich in ein idiotisches Experiment hatte hineinziehen lassen. Ich hatte es geschafft, das Taschentuch fest um die Fingerspitzen zu knoten und mit dem Schreien aufzuhören, weil es nichts einbrachte. Ich wand mich stöhnend am Boden, starrte die graue Wand an und wußte, daß es fast drei Stunden dauern würde, bevor ich Hilfe bekommen konnte. Ich verfluchte Stratton und verfluchte Copwright und nach einer kurzen Pause, weil ich mich wieder übergeben mußte, verfluchte ich auch Bascus.

  Ein lethargisches Kaninchen beobachtete mich mit verschwolle-nen Augen, und ich verfluchte es ebenfalls, weil ich wußte, daß es bald sterben würde und große Schmerzen litt und deshalb den Effekt meines Selbstmitleids verwässerte, weil ich nicht sterben

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  würde. Ich mußte stundenlang die furchtbarsten Schmerzen ertragen, bevor ich in ein Krankenhaus gehen konnte. Dann verblaßte das Kaninchen, und ich bin wohl bewußtlos geworden.

  Als ich wieder zu mir kam, war der Nebel verschwunden, und ich konnte meinen Wagen sehen, und es war eine Menge Blut im Gras. Ich fühlte mich sehr schwach, so schwach, daß mir schwindlig wurde, als ich aufzustehen versuchte und mich wieder auf dem Boden fand…

  Nach einer Periode des Halbbewußtseins von unbestimmter Dauer dachte ich wieder an den Wagen – und an Stratton. Der Wagen war unendlich weit entfernt – ganze zwanzig Yards – und ich begann mühsam auf ihn zuzukriechen, Zoll für Zoll. Ich fragte mich, warum Stratton nicht he
rgekommen war, um festzustellen, was schiefgegangen war. Ich hätte inzwischen doch in der Station sein müssen, um ihm zu berichten. Ich blickte auf meine Uhr: Viertel nach sechs. Dann lag ich still, mit wirbelndem Kopf, halb innerhalb, halb außerhalb des Zeitkreises.

  Dann kam mir ein Gedanke, der mich sofort weitertrieb. Wenn Stratton nicht von mir hörte, mochte er annehmen, daß ich auf Welt minus 8 aufgehalten worden war und nicht zum ausgemachten Termin im Zeitkreis sein konnte. Also würde er die Matrize wieder einschalten, um mir eine zweite Chance zu geben.

  Und mich dabei mitten durchteilen, wenn ich an dieser Stelle bliebe.

  Kurz darauf öffnete ich mit meiner unverletzten Hand die Wagentür, kroch auf die Sitze und fummelte auf dem Bauch liegend nach dem Visiphon. Strattons Gesicht erschien; er wirkte gleichzeitig verärgert und erleichtert.

  »Was, zum Teufel, ist passiert? Gerade wollte ich die Matrize noch einmal… Mein Gott, wie sehen Sie aus? Warum liegen Sie auf dem Bauch?«

  »Kommen Sie sofort heraus, Sie Arschloch«, stieß ich hervor und schaltete ab.

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  Ich nehme an, daß ich wieder bewußtlos geworden bin, denn später war es dunkel, und ich fühlte Hände an meinem Körper.

  »Der Bastard blutet wie ein Schwein«, sagte Strattons Stimme.

  »Hören Sie, Sir, ich werde seinen Wagen zurückbringen.« Das war Copwright. »Wir wollen ihn in Ihren Wagen bringen, dann können Sie ihn ins Krankenhaus schaffen. Ich rufe gleich dort an, damit sie ihn erwarten und Blutkonserven bereitstellen.«

  »Das klingt vernünftig.« Wieder spürte ich Hände; ich fühlte, daß ich getragen wurde. Dann heulte eine Turbine, das Hover Car schwankte leicht und hob sich, und wir waren unterwegs.

  Ich wußte, daß wir im Krankenhaus waren, weil plötzlich helle Lampen schienen und die Schmerzen nachließen: Irgend jemand mußte mir etwas injiziert haben. Ich öffnete die Augen und blickte zur Decke empor. Dann schob sich ein Männergesicht in mein Blickfeld.

  »Wie fühlen Sie sich?« fragte der Arzt.

  »Besser.«

  »Sie haben viel Blut verloren, wissen Sie. Ich gebe Ihnen lieber eine Vollnarkose, wenn ich Ihre Wunden untersuche und vernähe. Wenn es Ihnen recht ist.«

  Ich nickte matt. Ich fühlte einen Stich, und ein feiner Flüssig-keitsstrahl floß in meinen Arm. Dann verlor ich das Bewußtsein.

  Das Gesicht des Arztes war alt und faltig und gütig gewesen, und ich nahm es mit mir ins Vergessen; doch als ich erwachte, hatte ein Austausch stattgefunden. Das Gesicht, das jetzt auf mich herabblickte, war weiblich und jung und sehr hübsch, mit braunem, knapp schulterlangem Haar, einer Stupsnase und großen, braunen Augen, alles gekrönt von einer lächerlichen weißen Schwesternhaube, die wie Schlagsahne auf einem Kuchen wirkte, beleuchtet von der Morgensonne, die durch das Fenster schien. Diese herrliche Vision machte ein verwundertes Gesicht.

  »Was, um alles in der Welt, haben Sie in Ihrem Gesicht?«

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  Ich war noch nicht ganz bei Bewußtsein, nicht völlig da, denn ich sagte: »Hallo, Marianne.«

  »Woher wissen Sie meinen Namen? Ich kenne Sie nicht, oder?

  Es ist schwer zu sagen, mit all dem Zeug auf Ihrem Gesicht.«

  Ein Schwamm erschien vor mir. »Ich werde Sie mal ein wenig säubern.«

  Jetzt war ich wieder völlig klar und wußte, daß Stratton meine Tarnung nicht entfernt hatte, bevor er mich herbrachte.

  Schwester Marianne Peters schrubbte eine Weile an mir herum, dann trat sie zurück, um das Resultat ihrer Arbeit zu betrachten.

  »Natürlich«, sagte sie. »Sie sind der Manager des Falcombe Hotels, Mr. Maine. Ich habe sie häufig in der Bar gesehen. Ich wußte allerdings nicht, daß Sie meinen Namen kennen. Das finde ich sehr schmeichelhaft. Obwohl ich mir vorstelle, daß Sie Wert darauf legen, die Namen aller Gäste zu kennen.«

  »Nur der hübschen«, sagte ich automatisch.

  Susanna hätte so etwas nicht erschüttert, doch Marianne errötete leicht, was ich recht attraktiv fand. Krankenschwestern sollen da angeblich recht dickfellig sein. »Wozu die Maskierung?«

  fragte sie hastig. »Bekommen Sie zu viele Beschwerden im Hotel?«

  Es war peinlich, daß sie die Reste von Strattons lächerlicher Tarnung als das erkannte, was es war. »Liebhabertheater«, sagte ich vage. »Ich war auf dem Weg zu einer Probe.«

  »Was ist passiert?«

  »Ich kann mich nicht genau erinnern. Ich war lange bewußtlos.

  Ich vermute, ich habe meine Finger in die Wagentür eingeklemmt und bin sofort bewußtlos geworden. Ich weiß nur, daß ich den Wagen gestoppt habe, und dann bin ich hier aufgewacht.«

  Sie blickte mich mitfühlend an. »Sie…« Sie zögerte. »Sie haben die vorderen Glieder von zwei Fingern verloren, wissen Sie.«

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  »Ich werde schon ohne sie zurechtkommen.« Ich fühlte mich von Minute zu Minute besser, doch ich wollte nicht, daß sie ging.

  Noch nicht. Ich wollte lieber mit ihr sprechen als mit Bascus, und ich hatte das Gefühl, daß ich Besuchern ausgesetzt sein würde, wenn sie gegangen war. »Wie lange muß ich hierbleiben?« fragte ich hoffnungsvoll.

  »Ich denke, daß wir Sie heute nachmittag entlassen können.«

  »Wie? Verdammt, Marianne, ich bin krank! Ich habe gerade eine ernste Operation hinter mir. Ich habe viel Blut verloren! Es muß doch eine Rekonvaleszenzperiode geben!«

  Sie lächelte. »Sie haben im 3-V zu viele geschichtliche Filme gesehen, Mr. Maine. Das gehört alles der Vergangenheit an. Sie haben die Nacht hier verbracht, und Ihr Blut ist ergänzt worden.

  Das Anästhetikum hat keinerlei Nachwirkungen. Sie haben eine Anti-Schock-Spritze erhalten. Ihre Wunden sind mit einem Versiegelungsmittel behandelt worden. Ihre Kleidung liegt dort auf dem Stuhl.«

  »Sie können mich John nennen«, sagte ich matt, »wenn Sie mich innerhalb der nächsten Stunde ansprechen. Um welche Zeit machen Sie Schluß?«

  »Um vier.«

  Eine andere Krankenschwester kam herein und flüsterte etwas, und die Stimmung zerbrach; Marianne lächelte zwar noch immer, doch es war ein professionelles Lächeln. »Da ist Besuch für Sie«, sagte sie fröhlich, als ob wir nicht auf dem besten Weg gewesen waren, Freunde zu werden. »Dr. Stratton.«

  Ich seufzte. Das ist das Schlimme bei Krankenschwestern. Sie werden dafür bezahlt, zu allen Menschen freundlich zu sein. Das Ego fühlt sich geschmeichelt, nur um festzustellen, daß auch dem Ego jedes anderen Patienten geschmeichelt wird. Stratton trat herein.

  »Würden Sie uns bitte allein lassen, Schwester?« sagte er, und sie ging. Er setzte sich schwer auf die Bettkante. »Wie fühlen Sie sich?«

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  »Einigermaßen.«

  »Würden Sie mir sagen, was passiert ist?«

  Ich beschrieb es in allen Einzelheiten: die graue Wand außerhalb des Zylinders der Realität, den Blitzschlag in meine Fingerspitzen, den Schmerz, das Bluten, das Warten. Er hörte mir zu, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern, und bestimmt ohne Mitgefühl.

  »Nur ein grauer Nebel? Sonst nichts?« fragte er, als ich zu Ende gekommen war.

  Ich überlegte, dann erinnerte ich mich. »Er schien… sich irgendwie zu verfestigen, gerade bevor ich ihn berührte.« Ich verzog das Gesicht, als ich wieder den entsetzlichen Schmerz spürte.

  »Warum haben Sie ihn berührt?« fragte er. »Das war dumm von Ihnen.«

  »Warum ich ihn berührt habe?« Ich spürte eine langsame Wut in mir aufsteigen. »Verdammt, Stratton, ich habe versucht, Ihr Experiment durchzuführen! Sie haben mir versichert, daß es absolut sicher sei. Sie hätten Kaninchen in die Vergangenheit geschickt, haben Sie behauptet. Ich glaubte, es sei normaler Nebel auf Welt minus 8. Mein Gott, ich habe Glück gehabt, nur meine Fingerspitzen zu verlieren. Ich hätte auch mit einem Schritt ganz in den Nebel treten können. Was wäre dann wohl passiert?«

  »Sie kennen die Antwort darauf bereits. Denken Sie an Sus
anna.«

  Und plötzlich fiel es mir ein. Der nieselnde Regen; ich, noch uneingeweiht, biete ihr an, sie zur Stadt mitzunehmen. Ihre Ablehnung, und das plötzliche Erscheinen ihrer Doppelgängerin, einer ziellos, zögernd näherkommenden Gestalt…

  Stratton hatte recht. Ich kannte die Antwort. »Mein Doppelgänger in Welt minus 8 ist am Leben«, sagte ich langsam.

  »Deshalb konnte ich nicht über die Grenze des Kreises

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  hinausblicken. Und als ich meine Hand in diese Welt streckte, war er gezwungen, auf der anderen Seite der Wand zu erscheinen und seine Hand nach mir auszustrecken. Und der Teil von mir, der sich in seiner Welt befand, meine Fingerspitzen, konnten dort nicht existieren, weil sie bereits an der Hand meines Doppelgängers existierten. Also trafen sich unsere Fingerspitzen und löschten sich gegenseitig aus und hörten auf zu sein…«

  Stratton lächelte grimmig. »Und wie Sie sagten: Wären Sie vielleicht ganz in den Nebel getreten… Es gibt etwas, das Sie lernen müssen, Maine. Wir experimentieren in einem völlig unbekannten Gebiet. Wir wissen nicht, was zu erwarten ist.

  Wenn also irgend etwas Außergewöhnliches geschieht, tun Sie nichts, sondern denken Sie nach. Versuchen Sie, das Phänomen zu begreifen und die Konsequenzen zu ermitteln. Und wenn irgendwelche Zweifel zurückbleiben, tun Sie nichts. Warten Sie, bis Sie zurückgeholt werden.«

  »Wer, zum Teufel, sagt Ihnen, daß ich es noch einmal versuchen werde?«

  »Bascus wird Sie heute nachmittag sprechen wollen. Morgen also. Wir werden nicht so weit zurückgehen wie gestern.

  Vielleicht sollten wir Welt minus 2 versuchen. Sie sind völlig sicher. Wenn Sie aus dem Kreis hinaussehen können, können Sie ihn auch verlassen. So einfach ist das.«

  »Gott verdamme Sie, Stratton«, murmelte ich.

  »Guten Tag, Mr. Maine. Ich habe von Ihrem Unfall gehört. Tut mir leid. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, nehme ich an?«

 

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