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Faded Duet 2 - Faded - Wenn alles stillsteht

Page 22

by Julie Johnson


  Ryders tiefes Lachen jagt einen Schauer durch meinen Körper. Es ist so lange her, seit ich es das letzte Mal gehört habe. »Ich bin jetzt seit einem Jahr trocken. Aber ich nehme gerne ein Wasser, wenn du eins hast.«

  »Gut für dich.« Während er Ryder ein Glas Wasser einschenkt, flackert Isaacs Blick zu mir hinüber. Aus irgendeinem Grund nickt er mir kurz anerkennend zu. »Freut mich zu hören, dass es dir besser geht, mein Junge.«

  Carly lässt eine Hand über Ryders Schulter hinwegschnellen, um sich den übrig gebliebenen Whisky von der Theke zu schnappen. »Den nehme ich!«

  Wir stoßen mit unseren Gläsern an und trinken. Über den Rand meines Glases schaue ich in Ryders Augen. Zum ersten Mal seit unserem Aufbruch aus Las Vegas wendet er sich nicht direkt ab. Sein Blick ist ruhig … und von Erinnerungen durchzogen. Ich atme scharf ein.

  Ich frage mich, ob er das Gleiche denkt wie ich: dass diese Bar der Ort ist, an dem alles angefangen hat. An dem das mit uns angefangen hat.

  Eine Unterhaltung in einer Gasse. Ein kurzer Blickkontakt über die Menge hinweg. Ein trauriges Lied nach der letzten Runde. Eine Nacht voller Schmerz und Leidenschaft in dem staubigen Zimmer über der Bar.

  Die ersten Kapitel unserer Geschichte wurden innerhalb dieser Wände geschrieben, denke ich, während er den Blick von meinem losreißt und seine Miene wieder ausdruckslos wird. Und wie es scheint, auch der Epilog.

  Ich wende den Blick von ihm ab, bevor ich etwas Dummes tun kann, wie zum Beispiel in Tränen ausbrechen. Wochenlang habe ich mich in seiner Anwesenheit zusammengerissen und mich an die kläglichen Reste meines zerfetzten Selbsterhaltungstriebs geklammert, als würde mein Leben davon abhängen. Abgesehen von ein paar wenigen offenkundigen Ausnahmen – die Träne, die ich in Dallas verdrückte, während wir die letzten Noten von »Faded« sangen; das eine Mal, als er mich dabei erwischte, wie ich mitten in der Nacht in mein Notizbuch schrieb und gequälte Worte aus meinem Stift flossen wie Tränen aus meinen Augen – habe ich mich vollständig unter Kontrolle gehabt.

  Verlier jetzt nicht die Nerven, Felicity.

  Du bist so nah dran.

  Nur noch sechs Wochen.

  Nur noch neun Auftritte.

  Danach … Freiheit.

  Irgendwie spendet mir diese Vorstellung nicht mehr so viel Trost wie einst. Tatsächlich klingt die Aussicht auf Freiheit, auf ein Leben fern der kleinen Familie, zu der wir unterwegs geworden sind, mit jedem weiteren Tag mehr wie eine Bestrafung und nicht wie ein Ansporn.

  Ich trinke den Rest meines Safts aus und ringe mir ein Lächeln ab, während Isaac uns bezüglich der Klatschgeschichten in Nashville, die wir in den letzten paar Jahren verpasst haben, auf den neuesten Stand bringt.

  Vielleicht ist Freiheit nur ein anderes Wort für Einsamkeit.

  Bevor wir zum Hotel zurückgehen, löse ich mich von der Gruppe und schleiche auf den Parkplatz hinaus. Dort steige ich die klapprige Holztreppe hinauf, die zu dem Zimmer über der Bar führt. Ich spüre jemanden hinter mir, Stevens oder York, drehe mich aber nicht um, um mich zu vergewissern. Meine ganze Aufmerksamkeit ist auf die Tür vor mir gerichtet und auf das Quietschen der Scharniere, als sie nach innen aufschwingt. Ich trete über die Schwelle und betrachte das Refugium, das ich einst mein Zuhause nannte.

  Es sieht jetzt so klein aus.

  Alles ist noch genau so, wie ich es hinterlassen habe, auch wenn jetzt wieder eine feine Staubschicht auf den Möbeln liegt. Ich mache ein paar Schritte ins Zimmer hinein und niese leise, als ich mit einer Fingerspitze über die Kommode fahre. Mein Blick fällt auf das schmale Bett, in dem Ryder und ich unsere erste gemeinsame Nacht verbrachten, und plötzlich wird mir das Herz ganz schwer.

  »Seltsam, wieder hier zu sein, nicht wahr?«

  Nicht Stevens.

  Nicht York.

  Ich wirbele herum, als ich die Stimme vernehme und stelle verblüfft fest, dass Ryder am Türrahmen lehnt, die Arme lässig vor der Brust verschränkt. Als wäre nichts Seltsames daran, dass wir zwei miteinander allein sind. Er klingt, als wäre zwischen uns alles normal. Als wären wir nicht in einen Kleinkrieg aus emotionaler Zermürbung verwickelt.

  Ich bin fertig. Fertig damit, mit dir befreundet zu sein. Fertig damit, mich zu entschuldigen. Fertig damit, ständig zu versuchen, dir klarzumachen, was wir haben.

  Ich nicke, da meine Kehle so zugeschnürt ist, dass ich nicht sprechen kann.

  Er betritt das kleine, sonnige Zimmer und betrachtet alles. »In dieser Stadt gibt es viele Erinnerungen. In diesem Zimmer auch.«

  »Ryder …« Meine Stimme bricht.

  Er schaut mir in die Augen und wirkt nur für einen Moment vollkommen offen. Die heftige Sehnsucht in den Tiefen seines Blicks sorgt dafür, dass mein Puls mit doppelter Geschwindigkeit rast.

  »Denkst du je darüber nach, was hätte passieren können, wenn ich damals gar nicht erst nach L. A. gegangen wäre? Wenn ich hier bei dir geblieben wäre?«

  »Manchmal«, gebe ich leise zu.

  »Denkst du …« Er verstummt und fährt mit einer Hand über seine dichten Bartstoppeln. »Denkst du, dass wir eine Chance gehabt hätten? Wenn ich nicht so versessen darauf gewesen wäre, dem Ruhm hinterherzujagen, und erkannt hätte, was ich hier zurücklasse? Wenn ich nicht so verdammt stur gewesen wäre und anerkannt hätte, was du aufgeben musstest?«

  Ich schließe die Augen. »Ich weiß es nicht, Ryder.«

  »Felicity.«

  Mit seinem Tonfall fleht er mich an, ihm in die Augen zu schauen, und ich kann nicht anders, als ihm diesen Gefallen zu tun. Seine Augen verlangen eine Antwort.

  »Ich denke …« Ich schüttle den Kopf. »Ich denke, sogar damals wussten wir beide, dass das hier …« Ich deute zwischen uns hin und her. »… nicht leicht werden würde. Skorpion und Orion, erinnerst du dich?«

  Seine Brust hebt sich, als er tief einatmet. »Ich erinnere mich.«

  Keine Sorge, Felicity, versprach er mir vor Ewigkeiten. Für dich würde ich die Sterne verschieben.

  Eine ganze Weile sagt keiner von uns ein Wort, und wir sehen einander einfach nur an. Wir befinden uns nicht im Krieg. Wir kämpfen nicht gegeneinander. Keiner von uns will dem anderen etwas Böses. Für den Moment herrscht Frieden. Wir haben die Waffen niedergelegt und unsere Wut in den Hintergrund gedrängt.

  Als ich in seine Augen schaue, habe ich das unerklärliche Gefühl, dass ein langes, schmerzhaftes Kapitel endlich zu einem Ende findet.

  Das Ende von etwas Zerbrochenem.

  Der Anfang von etwas Ungeschriebenem.

  »Ryder …«

  Er räuspert sich. »Wie dem auch sei, ich wollte dich nicht stören.« Der Anflug eines Lächelns huscht über sein Gesicht. »Ich sehe dich dann später beim Soundcheck.«

  Er verlässt das Zimmer ohne ein weiteres Wort und lässt mich allein in dem winzigen Raum, den ich einst mein Zuhause nannte, zurück. Staubteilchen wirbeln in der Luft um mich herum. Zu ihnen gesellen sich Gedanken, die ich nicht vollständig verdrängen kann.

  Eine Geschichte, die immer noch unvollendet ist.

  Eine Liebe, die bislang unverblichen ist.

  22. KAPITEL

  Ryder

  Es ist seltsam, wieder in Nashville zu sein – wieder zu Hause.

  Ich bin hier über jede Straße gelaufen, habe in jedem Restaurant gegessen und in jeder Spelunke in der Stadt gespielt. Hier habe ich zweiundzwanzig Jahre meines Lebens verbracht und von dem Tag geträumt, an dem ich die Grenzen der Stadt endlich hinter mir lassen würde. Ich war so wild darauf, dem Schicksal, das mich hier erwartete, zu entkommen, dass ich nicht erkennen konnte, was ich alles zurückließ.

  Nach einer langen Besprechung mit Francesca und einem ereignislosen Soundcheck macht sich der Rest der Band zum Dachpool unseres Hotels auf. Ich gehe stattdessen in den Abend hinaus. Ich laufe zehn Blocks weit. In meinen Schritten liegt keine Eile, obwohl mein Puls nervös pocht. Die zwei Eintrittskarten brennen mit jedem Schritt ein größeres Loch in meine Gesäßtasche.

  Ich
bleibe vor der Lagerhalle stehen und lasse den Blick auf dem verblichenen Schild mit der Aufschrift WOODS ELEKTRIK verweilen, das über dem offenen Tor hängt. Der Lieferwagen steht nicht auf seinem Platz, also erledigt er gerade vermutlich einen Auftrag. Ich straffe die Schultern, als ich das Gebäude betrete und zu dem kleinen Büro gehe. Die Lichter sind ausgeschaltet, die Türen verschlossen.

  Ich ziehe den Umschlag mit den Eintrittskarten aus meiner Hosentasche und schnappe mir einen Stift von dem Tisch im Gang. Die Spitze schwebt über dem Papier, während ich über die letzten Worte nachdenke, die mein Vater damals zu mir sagte.

  Wenn du durch diese Tür hinausgehst, bist du nicht länger mein Sohn.

  Ich setze den Stift auf und schreibe die Worte auf die Rückseite des Umschlags, bevor die Nerven mit mir durchgehen.

  Für den Fall, dass ihr eure Meinung geändert habt.

  Ich mache mir nicht die Mühe, mit meinem Namen zu unterschreiben. Er wird wissen, dass die Nachricht von mir ist.

  Ich schiebe den Umschlag unter der Tür durch, wo er ihn mit Sicherheit finden wird, drehe mich um und verlasse das, was meine Zukunft hätte sein können. Mit jedem Schritt legt sich ein neuer Frieden über mich.

  Vielleicht werden sie kommen. Vielleicht auch nicht.

  Wie dem auch sei, nun, da ich weiß, dass ich es versucht habe, werde ich besser schlafen können.

  Ich habe mir mein Leben schon viel zu lange entgleiten lassen. Ich habe immer nur darauf gewartet, dass sich die Dinge mit genügend Zeit oder Abstand schon von allein ändern würden. Aber wenn ich in diesen vergangenen Jahren voller Elend eins gelernt habe, dann das: Die Dinge ändern sich nur dann, wenn man selbst etwas dafür tut.

  Lauf nicht davon, habe ich zu Felicity gesagt. Bleib hier und kämpfe.

  Ich verziehe die Lippen zu einem Lächeln – das erste, das seit so langer Zeit über meine Miene huscht, dass ich mich kaum noch an das letzte Mal erinnern kann.

  Es ist an der Zeit, dass ich meinen eigenen Rat befolge.

  »Nashville!« Felicitys Stimme dröhnt aus den Lautsprechern. »Ihr seht heute Abend alle ganz besonders umwerfend aus!«

  Die Menge grölt als Reaktion darauf. Die Leute rufen ihren Namen, als sie sich vorbeugt, um die Hände der Zuschauer in der ersten Reihe zu berühren. Ich gestatte es mir nicht, einen Blick in die ganz linke Ecke des Publikumsraums zu werfen. Ich will nicht sehen, ob die beiden Plätze, die ich für meine Eltern reserviert habe, immer noch leer sind.

  »Und darf ich noch hinzufügen …« Meine Worte hallen in jeder Ecke des Nissan Stadiums wider. »Dass es wirklich verdammt guttut, wieder zu Hause zu sein!«

  Die Schreie von fast siebzigtausend Menschen schallen uns entgegen und erfüllen die Luft um uns herum. Es ist das größte Konzert, das wir seit einer ganzen Weile gespielt haben, und die Energie der Zuschauer überträgt sich auf uns.

  »Bevor wir unser letztes Lied spielen, wollte ich mir nur eine Minute nehmen, um mich im Namen der gesamten Band bei euch zu bedanken, dass ihr heute Abend so zahlreich erschienen seid, um uns auf der Bühne zu erleben.« Felicity hat ihre Rede mittlerweile gut einstudiert. »Zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben hat jeder von uns Nashville einmal als sein Zuhause betrachtet. Es wird immer einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen haben. Wir lieben diese Stadt – und wir lieben euch alle!«

  Sie schreien so laut sie können und verlangen jubelnd nach dem Lied, auf das sie schon den ganzen Abend gewartet haben. Felicity geht in Richtung Laufsteg, damit wir inmitten der Menge »Faded« singen können. Sie wirft mir einen verwirrten Blick über die Schulter zu, als ihr klar wird, dass ich mich nicht von meinem Mikro wegbewegt habe.

  Was machst du?, schreit ihre Miene. Komm schon!

  Doch ich bewege mich nicht vom Fleck. Ich schaue sie einfach nur an. Sie steht in ihrem Sternenkleid da, das schöner als jedes Sternbild funkelt, das ich je gesehen habe. Als die ungeduldigen Rufe der Menge immer lauter werden, passe ich den Gurt meiner Gitarre an und beuge mich zu meinem Mikro vor.

  »Eigentlich, Leute … haben wir uns heute Abend etwas Besonderes für euch überlegt, bevor wir uns verabschieden.«

  Felicity ist vor Unsicherheit ganz blass. Mit vor Schreck geweiteten Augen und steifen Schultern kehrt sie zur Hauptbühne zurück und stellt sich an ihr Mikro.

  Ich schaue zu Aiden und Linc, um sicherzugehen, dass sie mir folgen können. Der Bassist nickt ernst, der Schlagzeuger grinst breit. Sie sind bereit. Sie sind seit Wochen für diesen Moment bereit.

  Mein Lächeln ist sanft, als ich mich wieder ans Mikro lehne. »Wie würde es euch gefallen, etwas zu hören, das wir noch nie zuvor gespielt haben?«

  Das Gegröle, das mir als Antwort entgegenschallt, übertrifft alles bisher Dagewesene. Die Begeisterung der Menge ist in der Luft um uns herum greifbar.

  »Ich habe dieses Lied schon vor einer ganzen Weile geschrieben.« Ich schaue auf die Menge hinaus und verziehe die Lippen zu einem Schmunzeln. »Es handelt von einer Frau, der ich vor langer Zeit ein Versprechen gab. Ein Versprechen, das ich in der Vergangenheit nicht immer eingehalten habe.« Ich halte inne. »Ein Versprechen, das ich vom heutigen Tag an einhalten werde.«

  Ihre Rufe sind ohrenbetäubend. Die Leute flüstern untereinander, und die Luft ist voller Spannung. Ich höre ein leises Geräusch von Felicity, aber ich schaue sie nicht an – noch nicht.

  Ich bin noch nicht fertig.

  »Denn diese Frau, diese gottverdammte Frau …« Mein Schmunzeln verwandelt sich in ein Grinsen. Ich schüttle den Kopf und lache. »Sie ist so verdammt schön, obwohl sie innerlich gebrochen ist. Sie ist unglaublich stur, aber auch grenzenlos gütig. Sie bittet niemals um Hilfe, selbst wenn sie sie braucht. Sie ist nicht perfekt – verdammt, sie ist die meiste Zeit über eine absolute Katastrophe. Aber sie ist meine Katastrophe. Sie gehört mir.« Ich drehe den Kopf zu ihr. Sofort treffen sich unsere Blicke. »Felicity … Das hier ist für dich, Baby. Es heißt ›Move the Stars‹.«

  Das Publikum rastet vollkommen aus, aber ich höre es kaum – die ganze Welt ist verblasst und in den Hintergrund getreten, sobald ich mich umdrehe, um sie anzuschauen. Es gibt nur noch sie.

  Hinter mir spielen Aiden und Linc das Intro, das wir in den vergangenen paar Wochen zu später Stunde geprobt haben, wenn die Frauen schon ins Bett gegangen waren. Der Rhythmus baut sich auf, ich lege die Finger auf die Saiten und ohne den Blick von ihr zu nehmen, singe ich los.

  Had I known when I walked out that door

  I’d never see your face no more

  Would’ve stayed in bed and held you

  A little longer

  In diesem Stadion befinden sich siebzigtausend Menschen, aber ich singe nur für diese eine Frau.

  Had someone told me that same night

  I’d lose the light of my whole life

  Would’ve never left your side

  Without a warning

  Der Refrain hallt aus den Lautsprechern und ist der einzige Laut in dem totenstillen Stadion.

  Hindsight’s twenty-twenty, but love is blind

  I’d go back honey, but I can’t change time

  So here’s the note I should’ve left

  The note I would’ve left …

  If I could move the stars.

  Ihre Gesichtszüge entgleisen, und ihre Wimperntusche verläuft, als die Tränen über ihre Wangen rinnen, während ich die letzte Strophe singe.

  So here’s the truth I never said

  A promise I can’t forget

  For you I’d move the stars …

  Das Lied verklingt, und das Publikum bricht in grenzenlosen Jubel aus. Es ist eine unglaubliche Reaktion, wenn man bedenkt, dass die Leute das Lied gerade zum ersten Mal gehört haben, aber das ist mir nicht wichtig. Ich achte gar nicht auf die Menge. Denn Felicity kommt auf mich zu. Sie verringert den Abstand zwischen uns mit zielgerichteten Schritten, wobei ihr Gesicht unerschütterliche Entschlossenheit zum Ausdruck bringt.

  Ich habe kaum Zeit, meine Gitar
re auf meinen Rücken zu schieben, bevor sie sich mit voller Wucht auf mich stürzt. Ich schlinge die Arme um sie und ziehe sie näher an mich heran, während sie sich auf die Zehenspitzen stellt und ihre Hände tief in meinem Haar vergräbt. Als sie ihr Gesicht an meins hebt und nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt ist, kann ich jeden einzelnen goldenen Fleck in ihren unergründlichen Augen sehen.

  »Du gehörst mir«, haucht sie und sorgt so dafür, dass mein Herz bis zum Bersten anschwillt. »Und ich gehöre dir, Ryder. Zum Teufel mit dem Rest.«

  Ich bin so verblüfft, ein Schimpfwort aus ihrem Mund zu vernehmen – das einzige, das ich je von ihr gehört habe –, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass ich sie mit offenem Mund anstarre. Zumindest bis sie sich lachend vorbeugt und ihre Lippen auf meine presst. Der Kuss ist so süß, so rein, so echt und so richtig, dass ich meine ganze Kraft aufbringen muss, um nicht gleich hier auf der Bühne zusammenzubrechen, während die ganze Welt dabei zusieht.

  Mir.

  Sie gehört mir.

  Endlich, verdammt noch mal.

  Ich kann kaum richtig sehen, ganz zu schweigen davon, dass ich die Jubelrufe und Pfiffe wahrnehme, die noch weit über die Grenzen dieses Stadions hinaus widerhallen, während sich die Neuigkeit in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer verbreitet und die ganze Welt in Atem hält.

  Habt ihr das von Wildwood gehört?

  Ryder und Felicity …

  Sie sind wieder zusammen.

  23. KAPITEL

  Felicity

  Wir halten uns an den Händen, während wir zum Ende der Plattform im Zuschauerraum gehen, denn wir sind nicht in der Lage, uns auch nur für einen Augenblick loszulassen. Die Menge hat nicht aufgehört zu jubeln, seit Ryders Lied verklungen ist und sich unsere Lippen in einem Kuss vereinigt haben, für den sich all der Schmerz und der Kummer der vergangenen Monate mehr als gelohnt hat.

  Mein ganzer Körper bebt, als wir unsere Plätze in der Mitte der Plattform einnehmen. Wir stehen nicht Rücken an Rücken, wie wir es normalerweise tun, sondern einander zugewandt. Unsere Blicke sind fest aufeinandergerichtet, wir atmen im gleichen Rhythmus, und unsere Herzen schlagen in perfektem Gleichklang.

 

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