Faded Duet 2 - Faded - Wenn alles stillsteht

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Faded Duet 2 - Faded - Wenn alles stillsteht Page 25

by Julie Johnson


  Die Momente, die ich mit Ryder verbringe – sowohl auf als auch abseits der Bühne, in riesigen Hotelbetten und schmalen Reisebuskojen, in Fünfsternerestaurants und billigen Raststätten – sind die glücklichten meines Lebens. Wir sind uns näher, als wir es je waren, selbst vor der Trennung vor zwei Jahren. Wir kennen einander jetzt besser. Wir sind durchs Feuer gegangen und gestärkt daraus hervorgetreten.

  Ryder ist ein sicherer Hafen im Sturm, eine stete Lichtquelle in der zunehmenden Dunkelheit.

  Carlys Vermutungen haben sich leider bestätigt: Sobald das Aufzugvideo an die Öffentlichkeit gelangte, kannten die Paparazzi keine Gnade mehr. Seitdem haben wir es ständig mit einer ganzen Meute zu tun. Sie belagern jedes Hotel, in dem wir absteigen, und lauern vor jedem Veranstaltungsort, an dem wir auftreten. Sie schleichen sich in Restaurants, in denen wir essen, und bestechen Kellner, um an Informationen über uns zu gelangen – was wir bestellt haben, was wir zueinander gesagt haben, ob Ryder und ich unter dem Tisch Händchen gehalten haben. Sie sind gnadenlos, und wir scheinen sie nicht abschütteln zu können, egal über wie viele Schleichwege Alec unseren Bus fährt, egal wie energisch Smith, York, Linden und Stevens sie auf Abstand halten.

  Francescas großer Plan – das Biest zu füttern und ein paar werbewirksame Presseinterviews zu geben – fühlte sich eher wie ein ausgeklügelter Marketingschachzug an, um die Verkäufe in die Höhe zu treiben, nun, da wir offiziell wieder zusammen sind. Ihr gleichgültiger, emotionsloser Ratschlag machte Ryder so wütend, dass ich dachte, er würde nach L. A. fliegen, nur um ihr persönlich den Marsch zu blasen. Zum Glück gelang es uns, ihn rechtzeitig vor unserem Auftritt in Washington, D. C. zu beschwichtigen.

  Nachdem wir uns in unserem Hotelzimmer eingerichtet haben – mittlerweile teilen wir uns eins, weil wir keine Nacht mehr getrennt voneinander verbringen –, machen sich die Jungs auf die Suche nach etwas Essbarem, während Carly und ich die hippen Klamottenläden gleich um die Ecke erkunden. York und Smith wirken zu Tode gelangweilt, während wir von Geschäft zu Geschäft schlendern, ohne jedoch viel einzukaufen, sondern einfach nur, um den freien Nachmittag zu genießen.

  »Hier müssen wir unbedingt reingehen«, verkünde ich, als wir an einem Vintage-Store vorbeikommen. Die Schaufensterpuppen tragen retromäßige Jeansoveralls mit weiten Schlaghosen. Außerdem haben sie riesige Brillen im Stil der Siebziger auf den Nasen, und zu ihren Füßen stehen Fransenhandtaschen.

  »Das musst du mir nicht zweimal vorschlagen«, willigt Carly ein und zieht bereits die Tür auf, woraufhin ein Glockenklingeln ertönt.

  Da wir Montagmittag haben, ist der Laden wie ausgestorben. Die Besitzerin lässt uns ungestört zwischen den Kleiderständern herumstöbern und mit den Händen über Einzelstücke streichen, die man nie im Leben in einem modernen Einkaufszentrum finden würde. Wenn die Kleidungsstücke in diesem Laden reden könnten, würden sie ein paar interessante Geschichten erzählen – diese Klamotten hatten schon ganze Leben hinter sich, bevor sie hier landeten, um an diesen Kleiderständern zu hängen.

  »Oh mein Gott!« Carly wirbelt mit einem Fedora mit Federschmuck zu mir herum und zieht sich den Hut schief ins Gesicht, sodass er eins ihrer Augen verdeckt ist. »Den muss ich kaufen, oder?«

  »Es wäre unverzeihlich, es nicht zu tun«, sage ich feierlich.

  Sie grinst.

  Wir fordern einander heraus, immer verrücktere Outfits anzuprobieren – eine lederne Bomberjacke, die mit Aufnähern übersät ist, einen bodenlangen Nerzmantel, ein knallgelbes Jumperkleid mit dazu passender senffarbener Strumpfhose.

  »Sieh dir das mal an«, haucht Carly und schiebt eine Reihe Kleider an einer Stange beiseite, um ein bodenlanges weißes Hochzeitskleid zu enthüllen. Ich reiße die Augen auf und bestaune es. Elfenbeinfarbene Seide mit Spitzenärmeln und einem voluminösen Rockteil. Ein Anblick purer Eleganz, wie etwas, das Jackie O. oder Audrey Hepburn getragen hätten.

  »Es ist wunderschön«, murmle ich und trete unwillkürlich ein Stück näher. Meine Hand zittert, als ich sie nach dem Kleid ausstrecke.

  »Du solltest es anprobieren.«

  Als ich Carlys Worte höre, ziehe ich ruckartig die Hand zurück und komme zur Vernunft. »Das wäre nicht gerade eine kluge Idee.«

  »Warum nicht?«

  Ich schaue durch die Schaufensterscheibe auf die zwei Klatschpressefotografen, die draußen mit gezückten Kameras nur darauf warten, dass ich aus dem Laden trete. Smith und York, die mit bedrohlichen Mienen vor der Tür stehen, sind das Einzige, was sie auf Abstand hält.

  »Oh«, murrt sie enttäuscht. »Die hatte ich doch für einen Moment glatt vergessen.«

  »Das ist nicht der einzige Grund.« Ich starre immer noch fasziniert auf das Kleid. »Es ist einfach viel zu früh, um über so etwas nachzudenken.«

  Sie schnaubt. »Zu früh? Wenn überhaupt wird es allerhöchste Zeit.«

  »Ryder und ich sind erst seit ein paar Wochen zusammen.«

  »… plus/minus ein paar Jahre.«

  »Von denen wir den größten Teil getrennt verbracht haben«, rufe ich ihr ins Gedächtnis.

  »Hast du also nie darüber nachgedacht?« Sie wirft mir einen skeptischen Blick zu. »Du hast nicht mal mit dem Gedanken gespielt, wie es sein würde, Ryder zu heiraten?«

  Natürlich habe ich mit dem Gedanken gespielt.

  Und ich weiß, dass das auch für ihn gilt.

  Wir haben nie über die blaue Samtschatulle geredet, die ich an dem Morgen, an dem ich L. A. verließ, in seinem Nachttisch fand. Wir haben nie über die Frage gesprochen, die er mir gestellt hätte, und auch nicht über die Antwort, die ich ihm gegeben hätte.

  »Hallo? Erde an Felicity …« Carlys Stimme holt mich in die Gegenwart zurück.

  »Tut mir leid.« Ich schlucke schwer. »Nein. Habe ich nicht.«

  Sie lässt das Kleid mit einem bedauernden Seufzen zurück in die Tiefen des Kleiderständers fallen. »Zu schade. Dieses Kleid hätte an dir traumhaft ausgesehen.«

  Ich blinzle schnell ein paar Tränen fort, drehe mich zu einem Regal direkt neben mir um und schnappe mir die erstbeste Sonnenbrille, die ich finden kann. Sie hat sternförmige Gläser.

  »Die hier passt viel besser zu meinem Stil!« Ich schiebe mir die Brille auf die Nase und schaue Carly über den Rand der Gläser hinweg an. »Was meinst du? Ist das glamourös?«

  Sie schnaubt. »Ich denke, du musst dir nicht nur eine neue Tourmanagerin, sondern auch einen Stylisten suchen …«

  Der einzige Vorteil von zwei hünenhaften Babysittern, die uns den ganzen Tag auf Schritt und Tritt folgen, besteht darin, dass sie unsere Einkäufe tragen können. Als wir uns schließlich verausgabt haben und uns auf den Weg zurück zum Hotel machen, sind Smith und York mit zahlreichen Tragetaschen bepackt, deren Griffe sie sich um die muskulösen Arme geschlungen habe. Der bloße Anblick entlockt mir ein Lächeln.

  Wir sind nur noch ein kleines Stück von unserem Hotel entfernt, als die Tür eines nahe gelegenen Ladens aufschwingt. Eine Frau tritt auf den Bürgersteig hinaus und stellt sich uns direkt in den Weg, als hätte sie auf uns gewartet.

  Ich bleibe wie angewurzelt stehen.

  Carly atmet scharf ein.

  Hinter mir höre ich ein Poltern, als die Einkaufstaschen auf den Boden fallen und Smith und York uns flankieren, um jede potenzielle Bedrohung abzuwehren. Doch die Frau, die dort steht, ist für niemanden eine Gefahr – außer vielleicht für sich selbst.

  Ihre Augen sind tief in den Höhlen versunken, und die Ringe, die sie umgeben, sind so dunkel, dass sie wie Blutergüsse aussehen. Vielleicht sind es welche. Ihr ganzer Körper weist Anzeichen von Verletzungen auf, von den Krusten an ihren Knöcheln bis hin zu den verfärbten Einstichstellen an ihren Armen.

  »Felicity!«, ruft sie und greift nach mir. Doch da steht Smith auch schon zwischen uns und drängt sie zurück.

  »Ma’am, Sie dürfen sich hier nicht aufhalten.« Seine Stimme ist barsch. »Das haben wir Ihnen schon einmal gesagt.«

  »Ich will meine Tochter sehen!«,
schreit sie und versucht, um ihn herumzuhuschen. In ihren Augen blitzt trotz des benebelten Zustands, der von den Drogen herrührt, glühender Hass auf. »Lasst mich zu ihr, ihr gottverdammten Mistkerle!«

  Ich bin wie erstarrt. Ich kann mich erst wieder bewegen, als ich spüre, wie Carly meine schlaffe Hand umfasst und sanft zudrückt, während sie mich mit sich zieht.

  »Komm schon, Schätzchen. Wir sollten nicht hier draußen sein.« Sie wirft nervös einen Blick nach hinten, wo sich eine schnell größer werdende Menge aus Schaulustigen versammelt – eine Mischung aus Paparazzi, die Fotos schießen, und normalen Leuten, die stehen geblieben sind, um zu sehen, wer da so einen Krawall macht.

  »FELICITY!«, schreit meine Mutter, und ich zucke zusammen. »Süße, sag ihnen, dass du mit mir reden wirst. Schätzchen, sag ihnen, dass sie mich nicht immer wieder wegschicken sollen!«

  »Ma’am, bitte.« Smith’ Stimme ist wie tiefes Donnergrollen. »Treten Sie zurück, sonst werden wir gezwungen sein, die Polizei zu rufen.«

  »Nur zu, ruft sie!« Ihre Stimme bricht und klingt mit jedem Wort verzweifelter. »Ich werde denen sagen, dass ihr mich von meinem Mädchen fernhaltet! Dass ihr mich nicht zu ihr lasst! Nicht hier, nicht in Nashville, nicht in Atlanta. Ich muss mit ihr reden. Ich bin ihre Mutter, versteht ihr das nicht? Ich will einfach nur mit ihr reden.«

  Mein Magen verkrampft sich, und ich bekomme plötzlich kaum noch Luft.

  Sie hat die Tournee verfolgt?

  Carly und York schaffen es, mich um die Ecke zu zerren. Smith bleibt zurück, um sich um meine Mutter zu kümmern. Sie schreit immer noch, selbst als wir nicht mehr in Sichtweite sind. Die Paparazzi bedrängen uns und brüllen ihre Fragen, während wir das letzte Stück Bürgersteig überqueren, um zur Drehtür des Hotels zu gelangen.

  Felicity, können Sie bestätigen, dass das Ihre Mutter war?

  Haben Sie je mit ihr geredet?

  Können Sie etwas zu dem anstehenden Rechtsstreit sagen, den Ihre Verwandten gegen Sie führen wollen?

  »Kein Kommentar!«, ruft Carly und schirmt mich so gut sie kann mit ihrem Körper ab, während um uns herum ein Blitzlichtgewitter losbricht. »Ihr verfluchten Geier«, fügt sie leiser hinzu.

  Wir finden Zuflucht in der Lobby, in der es nach dem Chaos draußen auf der Straße angenehm still ist. Wir gehen zielstrebig auf die Aufzüge zu, halten die Blicke stur nach vorn gerichtet und sprechen erst wieder, als wir uns in der Sicherheit unserer Penthousesuite befinden.

  »Herrgott«, murmelt Carly, als die Tür hinter uns ins Schloss fällt. Sie lehnt sich mit dem Rücken dagegen. Weniger als eine Sekunde später wird ihr Körper nach vorn geschleudert, als die Jungs ins Zimmer gestürmt kommen.

  Ryder schaut sofort zu mir. Mit zwei Schritten ist er bei mir. Er umfasst meine Wangen und legt seine Stirn an meine.

  »Baby.«

  »Alles in Ordnung.« Meine Stimme zittert. »Es geht mir gut.«

  »Sie hat dich nicht angerührt?«

  »Dafür ist sie nicht nah genug an mich herangekommen.«

  »Gott sei Dank.«

  Ich greife nach oben, umfasse seine Handgelenke und drücke sie sanft, während ich seine Hände von meinem Gesicht fortziehe. Sofort flackert Unbehagen in seinen Augen auf.

  »Sie sagte … dass sie uns auf der Tournee gefolgt sei. Dass sie in mehreren Städten versucht habe, mich zu kontaktieren.« Auf der Suche nach Antworten schaue ich in sein Gesicht. »Wusstest du das?«

  Seine Gesichtszüge entgleiten ihm. »Baby …«

  »Also doch! Du wusstest es!«, zische ich und reiße mich von ihm los. »Wie konntest du mir das verschweigen, Ryder?«

  Er sieht zu, wie ich auf und ab laufe. »Wir wollten dich nicht beunruhigen.«

  »Wir?«

  Sein Kiefermuskel zuckt. In seinen Augen liegt eine Entschuldigung.

  Ich schaue durchs Zimmer und betrachte Carly, Lincoln und Aiden. Sie alle tragen ähnlich schuldbewusste Mienen zur Schau.

  »Ihr alle wusstet davon?«

  Carly schluckt schwer. »Schätzchen, du hast gerade so viel um die Ohren. Da wollten wir dir nicht noch mehr zumuten.«

  »Ich bin kein zerbrechlicher Gegenstand, den man beschützen muss!« Meine Stimme bricht. »Ich schütze mich schon sehr lange vor meiner Familie und brauche eure Einmischung nicht.«

  »Genau das ist es ja, Felicity.« Lincs Miene verfinstert sich. »Du solltest dich nicht vor deiner eigenen Familie schützen müssen.«

  »Das ist ein schöner Gedanke, Lincoln, aber ich habe keine andere Wahl.« Ich fahre mit den Händen durch mein Haar, als ein beunruhigender Gedanke mich überkommt. »Gott, wenn sie hier ist, wenn sie mir gefolgt ist, dann bedeutet das, dass er auch nicht weit sein kann.« Meine Augen füllen sich mit Tränen, während mein Herz schneller schlägt. »Er findet mich immer. Selbst bevor sich mein Leben in einen Medienzirkus verwandelt hat, wusste ich, dass es keine Rolle spielen würde, wie weit ich davonlaufe. Er würde immer da sein. Immer einen Schritt hinter mir. Um mich zurück in die Hölle zu zerren.«

  Im Zimmer ist es vollkommen still geworden. Niemand scheint zu atmen. Sie alle beobachten mich dabei, wie ich auf und ab tigere. Mein Sommerkleid schwingt bei jedem hastigen Schritt, den ich mache, um meine Oberschenkel.

  Carlys Stimme ist kaum wahrnehmbar. »Vielleicht können wir sie zu einem Entzug …«

  »Meine Eltern haben schon fünfmal einen Entzug gemacht. Zweimal auf Bitten der Familie und dreimal auf gerichtliche Anordnung hin.« Mein Lachen klingt düster. »Das scheint nie von langer Dauer zu sein.«

  »Aber …«

  »Carly! Hör auf. Bitte, hör … hör einfach damit auf, das in Ordnung bringen zu wollen.« Ich kneife die Augen zu. »Das kann man nicht in Ordnung bringen. In diesem Fall gibt es kein Happy End.«

  Eine Nahaufnahme der Heldin, die sich in einem berührenden Moment mit ihren Eltern versöhnt, die endlich clean sind und sich unaufhörlich dafür entschuldigen, dass sie ihr das Leben zur Hölle gemacht haben.

  Ich schüttle den Kopf. »Nein. Tut mir leid, aber das wird niemals passieren. Mein Vater … Er ist nicht nur süchtig. Er ist gewalttätig. Vor allem, wenn das Geld knapp wird und er einen Schuss braucht.«

  »Felicity …« Ryder macht einen Schritt auf mich zu, aber ich weiche zurück.

  Wenn er mich jetzt berührt, werde ich zusammenbrechen.

  »Es ist nur eine Frage der Zeit. Nicht ›falls‹, sondern ›wenn‹.« Mein Puls rast, während ich weiter auf und ab laufe. »Und wenn es nur um das Geld ginge, würde ich ihn auszahlen. Aber er wird immer wiederkommen und mehr verlangen, immer und immer wieder. Bis ich nichts mehr habe, das ich ihm geben kann. Bis er mich entweder vollkommen ausgenommen … oder umgebracht hat.«

  Zwei große Hände landen auf meinen Schultern und zwingen mich stehen zu bleiben. Ryder neigt den Kopf und schaut mir in die Augen.

  »Felicity.«

  Ich blinzle zu ihm hinauf, und eine Träne rollt über meine Wange. Meine Stimme zittert. »Was?«

  »Er mag dich finden. Er mag dich aufspüren. Aber er wird niemals nah genug an dich herankommen, um dich zu berühren, Baby. Denn ich werde da sein und mich zwischen euch stellen.«

  Eine weitere Träne rollt über meine Wange.

  »Und ich werde das ebenfalls tun.« Carly klingt wild entschlossen, als sie von hinten beide Arme um meine Taille schlingt und mich fest an sich drückt.

  »Verlass dich drauf«, sagt Aiden und legt eine seiner großen Hände auf meinen Arm, während er links neben mich tritt.

  »Du weißt doch, dass wir immer hinter dir stehen, Babe«, fügt Linc hinzu und legt die Finger sanft um meinen rechten Bizeps.

  Die Tränen kommen immer heftiger, während ich dastehe – Ryder vor mir, Carly hinter mir, die Jungs zu beiden Seiten. Ein schützender Kreis.

  »Wir können deine Familie sein, Baby.« Ryder presst die Lippen auf meine Stirn. »Du musst es nur zulassen.«

  26. KAPITEL

  Ryder

 
Ich trete aus der Dusche und suche das Zimmer sofort nach Felicity ab. Ihr Koffer liegt geöffnet auf dem Bett, und eine bunte Ansammlung aus Sommerkleidern quillt daraus hervor wie eine Explosion aus hauchzarten Stoffen. Doch von ihr keine Spur. Vermutlich ist sie nebenan bei Carly, um das zu tun, was auch immer Frauen tun, um sich auf unser Date vorzubereiten, was in der Regel mindestens drei Stunden in Anspruch nimmt.

  Unser Date.

  Das bloße Wort zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht, das fast so strahlend ist wie das, das Felicity aufgesetzt hatte, als ich sie fragte, ob sie heute Abend vor dem Auftritt mit mir zum Essen ausgehen würde.

  Ich gehe zum Fenster und schaue auf die beeindruckende Skyline von New York City hinaus. Das hier ist das bei Weitem schickste Hotel, in dem wir je untergebracht waren. Unsere Penthousesuite erstreckt sich über das gesamte zweiundfünfzigste Stockwerk. Sie verfügt über vier Balkone sowie eine voll ausgestattete Bibliothek, und im großen Bad steht eine Badewanne, die dafür gesorgt hat, dass Felicity fast die Augen aus dem Kopf gefallen sind.

  Ich schmunzle.

  Ich habe sehr spezielle Pläne mit dieser Wanne, sobald wir heute Abend hierher zurückkehren …

  Ich lasse mein Handtuch fallen und gehe zum Bett, wo meine Reisetasche neben Felicitys Koffer steht. Ich suche ein T-Shirt und eine Jeans aus den Tiefen der Tasche und ziehe mich schnell an, da ich es kaum erwarten kann, mit ihr von hier zu verschwinden. Wir haben nur ein paar Stunden Zeit, um zu essen und die Stadt zu erkunden, bevor man uns im Madison Square Garden auf der Bühne erwartet, wo wir unser vorletztes Konzert geben werden.

  Kaum zu glauben, dass die Tournee fast vorbei ist.

  Wir haben nicht darüber geredet, was nach unserem letzten Konzert sein wird. Wir haben nicht besprochen, ob das Ende unserer Tournee auch das Ende von Wildwood bedeutet. Als unser aller Schicksal vor zwei Jahren allein von Felicity abhing, sagte sie Ja – sie willigte ein, ein Album aufzunehmen, obwohl das das Letzte war, was sie tun wollte.

  So ist sie eben einfach.

 

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