Der letzte erste Song (Firsts-Reihe 4) (German Edition)
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Ich legte meine hinein und ließ mich von ihm hochziehen, aber wir rutschten schon wieder aus. In letzter Sekunde packte Mason mich und drehte sich, wodurch wir nicht wieder zu Boden gingen. Dafür krachte er mit der Schulter gegen einen Trockner.
Mitfühlend verzog ich das Gesicht. »Alles in Ordnung?«
Er nickte. Wenn er Schmerzen hatte, taten sie seinem Grinsen keinen Abbruch. »Wir sollten trotzdem von hier verschwinden, bevor jemand …«
Er hielt inne – und jetzt bemerkte ich es auch. Aus dem Eingangsbereich des Wohnheims waren laute Stimmen zu hören. Und sie schienen näher zu kommen. Oh, oh …
»Weg hier!«
»Aber …« Ich deutete auf die Maschinen, aus denen noch immer Schaum herausspritzte und in denen unsere Klamotten herumgeschleudert wurden. Meine letzten Klamotten.
»Wir holen sie später.« Mason zog mich mit sich. »Wenn uns Mrs Glennard erwischt, sind wir erledigt. Glaub mir, die Frau ist hardcore.«
Ich folgte ihm, schlitterte über den nassen Boden und hielt mich an ihm fest, bevor ich erneut hinfiel. Mein Rock war sowieso schon feucht, genau wie mein Oberteil. Masons Shirt war es nicht besser ergangen, denn mittlerweile klebte es an seinem Oberkörper. Ich schluckte mehrmals. Schaum hing am Stoff, an seiner Haut und sogar in seinen Haaren.
Trotzdem zögerte ich. »Ich kann nicht einfach gehen! Das waren meine letzten Sachen. Ich hab nichts mehr anzuziehen!«
Sekundenlang starrte er mich ungläubig an. Wahrscheinlich dachte er, dass mein ganzer Kleiderschrank noch voll war, aber ich meinte es bitterernst. Wenn ich diese Sachen nicht schleunigst gewaschen und getrocknet bekam, würde ich am Sonntag nackt rumlaufen müssen – denn sogar die Handtücher waren in den Maschinen.
»Du kannst dir von Emery was leihen, aber jetzt sollten wir echt verschwinden.« An der Tür blieb Mason stehen und spähte hinaus. Ich verharrte dicht hinter ihm. Sein Geruch, vermischt mit dem intensiven Duft von Waschmitteln, drang mir in die Nase. Und noch immer hielt er meine Hand fest.
Wieder kitzelte ein ungläubiges Lachen in meiner Kehle, und ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht loszuprusten. Diese ganze Situation war völlig verrückt. Verrückt und unglaublich und irgendwie auch … schön.
»Die Luft ist rein!«, raunte Mason.
»Sagt man das heutzutage wirklich noch?«
»Willst du das jetzt echt ausdiskutieren?«
Ich gluckste leise und schüttelte den Kopf. Nein, das wollte ich eindeutig nicht.
Mason nickte zufrieden.
So leise wie möglich schlichen wir aus dem Waschraum. In letzter Sekunde dachte ich daran, die Tür hinter uns zu schließen, damit niemand die Verwüstung sah, die wir dort angerichtet hatten, dann steuerten wir das Treppenhaus an. Kurz glaubte ich, dass wir gleich auffliegen würden, als zwei Kommilitonen an uns vorbeischlenderten, aber sie waren so in ein Gespräch über irgendwelche Codierungen vertieft und starrten so gebannt auf ein Tablet, dass sie uns nicht einmal zu bemerken schienen.
Im Treppenhaus angekommen, rannten wir los.
Kapitel 19
Grace
Ich zitterte und keuchte, als wir endlich das richtige Stockwerk erreichten. Nicht nur vor Anstrengung und Kälte, sondern vor allem vor Aufregung und weil ich mich irgendwie beschwipst fühlte, obwohl ich keinen Tropfen Alkohol intus hatte. Mason hatte diese Wirkung auf mich. Er und diese ganze durchgedrehte Aktion. Wer hätte schon damit rechnen können, dass sich mein langweiliger Samstagabend zu … so etwas entwickeln würde?
Mason öffnete die Tür zu seiner WG und hielt sie mir auf. Ich trat vor ihm ein und mein Blick fiel direkt auf Emerys Zimmer. Oh nein. In dem Chaos hatte ich ganz vergessen, dass sie heute Abend ja gar nicht da war. Aber sie würde es mir sicher nicht übel nehmen, wenn ich an ihren Kleiderschrank ging. Immerhin war das hier so etwas wie ein Notfall.
Wie von selbst zuckte mein Blick zur Zimmertür ganz rechts neben der Kochnische. Die war geschlossen, aber ich wusste genau, dass Emery und Mason dieses Semester einen Austauschstudenten als neuen Mitbewohner zugeteilt bekommen hatten.
»Wo ist …«
»Unterwegs.« Mason zuckte mit den Schultern. »Ich hab ihn Freitag nach den Vorlesungen mit einer Reisetasche verschwinden gesehen. Keine Ahnung, wo der Kerl hin ist.«
»Oh …« Ich befeuchtete mir die Lippen, die auf einmal ganz trocken waren.
Etwas veränderte sich in seiner Miene, als würde ihm erst jetzt klar werden, was das zu bedeuten hatte.
Ich räusperte mich. »Ich sollte …«, begann ich und deutete auf Emerys Zimmer. »Gib mir fünf Minuten, um mich umzuziehen, dann bin ich weg. Ich muss sowieso nachsehen, was mit der Wäsche unten passiert ist und …«
»Grace.«
Ich erstarrte und blieb mitten im Wohnzimmer stehen. Aus irgendeinem Grund begann mein Herz zu hämmern, und ich wagte es nicht, mich zu ihm umzudrehen.
»Wir sind nicht mehr zusammen.«
»Was?« Überrascht wandte ich mich doch um.
Mason stand nur zwei, drei Schritte von mir entfernt und atmete tief durch. Seine Kiefermuskulatur arbeitete, aber er sprach die Worte dennoch aus. »Jenny und ich. Wir haben uns getrennt. Ich wollte deinen Rat befolgen, ehrlich«, fügte er hastig hinzu. »Aber dann ist sie vor einer Woche zu mir gekommen und hat gesagt, dass sie eine Pause will.«
Schon wieder. Doch diesen Zusatz sprach er nicht aus. Wir waren uns dessen sowieso beide bewusst. Das war das Traurige an dieser ganzen Geschichte. Doch so schnell dieser Gedanke in meinem Kopf aufgetaucht war, so schnell verschwand er wieder, da Mason nicht gerade so wirkte, als sei er deswegen total am Ende.
Anderen Kerlen würde ich es abkaufen, dass sie ihre Gefühle unterdrückten oder sich einfach nur ablenken wollten, aber nicht Mason. Dafür ging er zu sehr in seiner Rolle als DramaKing auf. Davon war jetzt allerdings nichts zu sehen. Er wirkte nicht enttäuscht, nicht verletzt, nur … so, als hätte er das Ganze akzeptiert?
Und er sah mich noch immer an.
»Heißt das … heißt das, ihr seid gerade wieder in einer eurer Pausen?«, hakte ich zögerlich nach.
»Nein. Es ist aus.«
Mein Herz begann zu hämmern. Unbewusst rieb ich mir über den Rock, der noch immer feucht an meiner Haut klebte.
Er folgte der Bewegung mit seinem Blick. »Was ist mit dir und diesem Daniel?«
»Wie bitte?« Ich blinzelte, perplex darüber, dass er diese Frage überhaupt stellte, schüttelte dann jedoch entschieden den Kopf. »Keine Pause. Das ist definitiv aus und vorbei. Für immer.«
Er machte einen langsamen Schritt auf mich zu. »Also … wenn du nicht mehr mit Daniel zusammen bist und ich nicht mehr mit Jenny … dann sind wir beide … Single, richtig?«, fragte er langsam. »Völlig ungebunden und ohne jemanden, den wir mit unserem Verhalten verletzen könnten?«
Mein Magen machte einen kleinen Hüpfer, und mein Mund fühlt sich auf einmal trocken an. Ich befeuchtete mir die Lippen – und Mason folgte auch dieser Geste mit seinem Blick, ganz egal, wie winzig sie sein mochte.
»Sieht ganz danach aus«, flüsterte ich, ohne mich von der Stelle zu bewegen.
Aber Mason bewegte sich. In wenigen Schritten war er bei mir, legte die Hände an mein Gesicht und presste seinen Mund auf meinen.
Im ersten Moment war ich zu überrascht, zu überrumpelt, um zu reagieren. Ähnlich wie damals bei unserem allerersten Kuss. Doch anders als an jenem Abend hielt ich mich diesmal nicht zurück. Ich schlang die Arme um seinen Hals, schmiegte mich an ihn und begann, den Kuss zu erwidern.
Es fühlte sich noch viel besser an als in meiner Erinnerung. Vielleicht weil wir damals Fremde füreinander gewesen waren, bestenfalls lose Bekannte. Jetzt war da so viel mehr. Zu viel, um es noch eine Sekunde länger auszuhalten, ohne ihn zu berühren. Zu viel, um es in Worte zu fassen. Aber ich konnte es ihm zeigen. Ich konnte ihm deutlich machen, was es in mir auslöste, wenn er mich so küsste wie jetzt, als hätte er stunden-, tage-, jahrelang nur darauf gewartet. Ich konnte ihm zeige
n, was es mit mir machte, wenn sich seine Finger in meinem Haar vergruben und er mich Stück für Stück rückwärts drängte, bis ich mit dem Rücken gegen etwas Hartes stieß. Die Wand? Eine Tür? Spielte es überhaupt eine Rolle?
Ein Keuchen vibrierte zwischen uns, und ich konnte nicht einmal sagen, ob es von ihm kam oder von mir. Ich strich mit der Zunge über seine Unterlippe, fand diesen kleinen Silberring und spielte daran herum. Ein Schauer wanderte durch Masons Körper, und er packte mich noch eine Spur fester, eine Spur drängender. Ich öffnete die Lippen für ihn, kam seiner Zunge mit meiner entgegen und stöhnte bei der Berührung auf.
Mason riss den Kopf hoch und sah mich schwer atmend an. »Du hattest unrecht.«
»Womit …?«, brachte ich genauso atemlos hervor.
Mit dem Daumen strich er über meine Unterlippe. »Dass ich das hier bereuen würde. Dass es das Risiko nicht wert sein würde.« Er lehnte seine Stirn an meine und holte tief Luft. »Es ist das Risiko wert, und ich werde es nicht bereuen. Nicht heute. Nicht morgen. Niemals.«
Selbst wenn ich es versucht hätte, wäre ich nicht gegen das Lächeln angekommen, das sich jetzt auf meinem Gesicht ausbreitete. Oder gegen das schiere Glücksgefühl, das seine Worte in mir auslösten.
Statt einer Antwort schlang ich die Arme um seinen Hals und drückte meine Lippen auf seine. Er lächelte in den Kuss hinein, und wir machten nahtlos dort weiter, wo wir gerade aufgehört hatten. Er tastete neben mich, öffnete die Tür und schob mich hindurch. Dann lag sein Mund wieder auf meinem, und ich hörte nur noch wie durch Watte, wie er die Tür hinter uns zudrückte. Gott, die Küsse dieses Kerls konnten süchtig machen … Womöglich war ich auch schon süchtig. Nicht erst seit heute, sondern von dem Moment an, in dem meine Lippen seine das erste Mal berührt hatten.
Ich strich über seine breiten Schultern und die warme Haut, die sich über feste Muskeln spannte. Gerade als ich mich seinem unteren Rücken näherte, unterbrach Mason den Kuss und presste seinen Mund stattdessen auf meinen Hals. Ich stöhnte auf. Hitze und Prickeln schossen durch meinen Körper, ausgelöst von dieser einen Berührung. Dabei hatte ich bis eben nicht einmal gewusst, dass ich so empfindlich darauf reagierte, am Hals geküsst zu werden. Vielleicht lag es aber auch nur an ihm, an Mason, und dass er es war, der heiße Küsse auf meiner Haut verteilte. Die eine Hand lag noch immer an meinem Gesicht, die andere wanderte an meiner Seite hinab, über die Außenseite meiner Brust zur Taille und hinunter zu meiner Hüfte. Ich trug meistens knielange oder sogar längere Kleider und Röcke. In der Hinsicht war ich schon immer etwas konservativ gewesen. Doch jetzt wünschte ich mir, ich hätte etwas Kürzeres an, einfach nur, um seine Hand auf meiner Haut zu spüren. Weil eine einzige Berührung, ein einziger Kuss nicht ausreichten.
Ich vergaß alles um mich herum und ließ mich ganz darauf ein. Auf die Küsse, das Keuchen, das Streicheln und Zupacken. Auf das heiße Kribbeln auf meiner Haut, in meinem Bauch und tiefer, das von Sekunde zu Sekunde nur noch stärker zu werden schien.
»Maze …«, hauchte ich und suchte seinen Mund.
Der nächste Kuss war genauso verschlingend wie alle zuvor, doch jetzt mischte sich etwas Langsames, etwas Sanftes darunter. Als würden wir beide langsam begreifen, dass wir Zeit hatten. Dass wir uns nicht beeilen mussten, auch wenn alles in mir danach drängte, ihm näher zu kommen. So nahe, wie es ging.
Masons Hand glitt tiefer, hinunter zu meinem Bein, packte es und legte es sich behutsam um die Hüfte. Ich drängte mich an ihn, wollte alles von ihm spüren, und keuchte auf, als seine Finger einen Weg unter den viel zu langen Rock fanden und meine bloße Haut berührten. Ein Schauer ließ mich erzittern, und ich konnte nur noch eines denken, nur noch eines fühlen: mehr. Ich wollte mehr von ihm. Wollte alles. Jetzt. Sofort.
Seine Finger strichen hauchzart über meinen Oberschenkel, als würde er ein Kunstwerk berühren oder die Pinselstriche eines Gemäldes nachfahren. Je höher er wanderte, desto langsamer wurde er und desto drängender wurden unsere Küsse. Und als er meine Hüfte erreichte, hörte ich ihn leise fluchen.
»Shit, Grace … Du trägst wirklich keine Unterwäsche.« Seine Worte waren ein atemloses Wispern an meinen Lippen.
Ich erwiderte sein Grinsen. »Hab ich doch gesagt …«
Und zum allerersten Mal war ich froh über meinen Widerwillen, was das Wäschewaschen anging, und darüber, dass ich es so lange hinausgezögert hatte, um heute hier sein zu können. In diesem Zimmer, ohne Höschen, allein mit Mason.
»Hätte auch nur ein schöner Traum sein können«, murmelte er und nahm meine Unterlippe zwischen die Zähne. Ich spürte den kleinen Biss bis hinunter in meine Zehenspitzen. »Wenn es einer ist«, fuhr er fort, »dann soll er bitte nie enden.«
Bevor ich etwas darauf antworten konnte, lag sein Mund wieder auf meinem. Ich kam ihm entgegen, spielte mit dem Ring in seiner Lippe, forderte seine Zunge heraus, strich über seine Arme, seinen Rücken hinunter und vergrub die Finger im feuchten Stoff seines T-Shirts. Bevor ich überhaupt realisierte, was ich da tat, hatte ich es hochgeschoben, und Mason löste sich von mir, um es sich über den Kopf zu streifen. Ehe es neben uns zu Boden fiel, machte Mason einen kleinen Schritt rückwärts und starrte mich keuchend an.
Ich erwiderte seinen Blick genauso schwer atmend – und ließ ihn dann wandern. Zum ersten Mal erlaubte ich es mir, ihn wirklich anzusehen und jede Sekunde davon zu genießen.
Winzig kleine Tropfen glänzten auf seinem Oberkörper. Seine Haut war gebräunt, trotzdem entdeckte ich leichte Spuren an seinen Oberarmen, die deutlich machten, dass er nicht den ganzen Sommer über ohne T-Shirt herumgelaufen war. Dabei sollte er das wirklich tun. Die gesamte weibliche Bevölkerung wäre ihm dankbar. Mich selbst eingeschlossen. Mason war nicht so muskulös wie Daniel, sondern wirkte auf den ersten Blick beinahe etwas schlaksig. Aber die vielen Liegestütze zahlten sich eindeutig aus. Die Muskeln an seinen Armen waren sehnig, und die Adern traten etwas hervor. Zumindest auf der rechten Seite, denn auf der linken zogen die ganzen schwarzen Linien und die verschnörkelte Schrift meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich hatte bereits geahnt, dass sich sein Tattoo nicht nur auf seinen Arm beschränken würde. Aber dass es sich tatsächlich durchgängig über seine linke Schulter und einen Teil seines Brustkorbs zog, war mir neu. Sogar auf den obersten Rippen prangten Buchstaben, Wörter und die Noten einer unbekannten Melodie. Diese zogen meinen Blick unweigerlich weiter gen Süden, über seinen trainierten Bauch bis hin zu der tief sitzenden Jeans und der deutlich sichtbaren Ausbuchtung in seiner Hose.
Ich schluckte hart. Etwas in meinem Unterleib zog sich erwartungsvoll zusammen.
»Grace …?«
»Ja?« Ich riss den Kopf hoch.
Mason grinste nur, und mir wurde bewusst, dass ich ihn gerade angestarrt hatte, als wollte ich ihn zum Frühstück verspeisen. Oder zum Dessert. Definitiv zum Dessert.
Hitze breitete sich in meinen Wangen aus, aber ich zwang mich dazu, seinem amüsierten Blick standzuhalten. »Tut mir …«
»Nicht.« Er schüttelte den Kopf und hielt mir die Hand hin. Ich legte meine hinein und ließ mich zu ihm ziehen, bis ich die Wärme seines Körpers spüren konnte, obwohl wir uns nicht mal richtig berührten. »Keine Entschuldigungen. Nicht, wenn du mich so ansiehst.« Er senkte den Kopf und brachte seine Lippen ganz nahe an mein Ohr. Und als er diesmal sprach, breitete sich eine kribbelnde Gänsehaut auf meinem Körper aus. »Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?«
Natürlich erinnerte ich mich daran. Der Moment war so flüchtig, so nichtig gewesen, dennoch hatte er sich aus irgendeinem Grund in mein Gedächtnis gebrannt. Es war in der ersten Semesterwoche gewesen, kurz nachdem Emery und ich herausgefunden hatten, dass wir nicht nur an dasselbe College gingen, sondern auch noch in denselben Kurs. Da wir uns damals nicht hatten ausstehen können, war die Wiedersehensfreude eher gering gewesen und schnell in einer kleinen Diskussion ausgeartet. Mason war derjenige gewesen, der uns unterbrochen hatte. Mit einem Pfiff. Und der dann auch noch die Frechheit besessen hatte, mir zuzuzwinkern.
»Ich habe dich einen s
existischen Mistkerl genannt.«
Er grinste atemlos. »Denkst du das immer noch?«
Nein. Die Antwort war da, bevor er die Frage zu Ende gebracht hatte. Unser Kennenlernen mochte nicht besonders freundschaftlich oder gar romantisch gewesen sein, aber inzwischen wusste ich, dass ich mich in ihm getäuscht hatte. Er war alles andere als ein sexistischer Mistkerl. Ja, er war ein kleiner – manchmal auch ziemlich großer – Drama-King und überspitzte Situationen gerne, aber er war auch mitfühlend, brachte mich zum Lachen und war vor allem immer zur Stelle, wenn ich ihn brauchte. Ich konnte gar nicht mehr zählen, wie oft er inzwischen für mich da gewesen war, völlig egal, ob es darum ging, mich zu trainieren, mir Mut zuzusprechen, mich zu trösten, zu umarmen oder mir seine Meinung zu sagen. Er war einfach … da. Ich wusste instinktiv, dass ich mit allem zu ihm kommen konnte, selbst wenn wir bis vor Kurzem nicht mal so etwas wie Freunde gewesen waren.
Und jetzt waren wir hier. In seinem Zimmer. Und wir waren allein.
»Ist dir kalt?« Besorgt rieb er mir über die Arme, auf denen sich die kleinen Härchen aufgestellt hatten.
Ich schüttelte den Kopf.
»Gut.« Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Ich würde trotzdem vorschlagen, dass du die nassen Sachen los wirst. Natürlich aus dem völlig selbstlosen Grund, dass du nicht krank wirst. Deine Gesundheit liegt mir sehr am Herzen, musst du wissen.«
Ich lachte auf. »Dann zieh mich endlich aus, du Idiot.«
»Zu Befehl, Ma’am«, murmelte er dicht an meinen Lippen.
Und dann gab es nur noch uns. Sein Mund auf meinem, meine Finger in seinem Haar und auf seiner warmen Haut. Seine Hände wanderten an meinen Seiten hinab bis zum Saum meiner kurzärmligen Bluse. Aber statt sie mir einfach auszuziehen, wie ich es mit seinem Shirt gemacht hatte, ließ er sich Zeit damit, schickte seine Hände quälend langsam wieder nach oben, über meinen Bauch aufwärts bis zu meinen Brüsten und noch ein Stück höher bis zu meinem Dekolleté. Dort öffnete er den ersten der kleinen Perlenknöpfe. Dann den nächsten. Seine Knöchel streiften meine Haut bei jeder einzelnen Bewegung, und schon bald hob er den Kopf und beobachtete, was seine Finger taten, während ich diesen gebannten Ausdruck in seinem Gesicht in mich aufsog. Die Art, wie er mich ansah und wie zärtlich er vorging, obwohl er vor Anspannung genauso zitterte wie ich, war etwas, das ich mir für immer einprägen wollte.