Midnight Chronicles 02 - Blutmagie

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Midnight Chronicles 02 - Blutmagie Page 6

by Bianca Iosivoni u . Laura Kneidl


  »Hey, viel Erfolg dort draußen.«

  »Danke. Dir viel Erfolg hier drin«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Es schien für sie keine große Sache zu sein, dass ich eine Strafarbeit aufgebrummt bekommen hatte. Mir hingegen war das Ganze ziemlich peinlich. Ich war besser als das!

  Ich fand Hugo, unseren Waffenmeister, an seinem Schreibtisch, der unter einem Berg von Papieren und Ordnern begraben war. Zwischen offiziell aussehenden Dokumenten entdeckte ich einen Stapel Sci-Fi-Romane, mehrere leere Kaffeetassen und ein halb aufgegessenes Croissant, das alles andere als frisch aussah. Doch Hugo schien sich nicht daran zu stören. Vollkommen vertieft scrollte er auf seinem Bildschirm durch eine Seite, auf der die verschiedensten Waffen verkauft zu werden schienen.

  »Hey«, begrüßte ich ihn.

  Hugo spähte über die Schulter zu mir, und ein Lächeln, das die Fältchen auf seinem Gesicht tiefer werden ließ, trat auf seine Lippen. »Pünktlich auf die Minute.«

  »Hast du etwas anderes erwartet?«

  »Nicht von dir.«

  »Ist Warden schon da?«

  »Nein, aber er wird sicher bald kommen«, sagte Hugo mit einem Optimismus, den ich nicht teilte. Natürlich war Warden noch nicht da, alles andere hätte mich überrascht. Und es hätte mich auch nicht gewundert, wenn er überhaupt nicht auftauchte, aber das sollte sein Problem sein, nicht meines.

  Hugo stand von seinem Stuhl auf, schnappte sich das dunkelgraue Jackett, das über der Rückenlehne gehangen hatte, und streifte es sich über seine breite Schulter. Hugo war ebenfalls ein Grim Hunter, aber er hatte sich vor fünfzehn Jahren aus dem aktiven Dienst zurückgezogen, nachdem ein Mantikor sich in seinen linken Arm verbissen hatte, den er trotz zahlreicher Operationen und Therapien bis heute nur noch eingeschränkt benutzen konnte.

  »Was machst du an deinem freien Abend?«, fragte ich und griff nach dem vertrockneten Croissant, um es in den Mülleimer zu schmeißen. Ein rascher Blick verriet mir jedoch, dass dieser bereits überquoll.

  Hugo lächelte etwas beschämt über den Saustall, der sein Büro darstellte. »Grant und ich gehen ins Kino.«

  »Was wollt ihr euch ansehen?«

  »Das entscheiden wir, wenn wir dort sind.« Hugo trat vor einen Spiegel in der Ecke des Raumes und zupfte sein Jackett zurecht, bevor er sich eine Strähne seines grauen Haars aus dem Gesicht kämmte. »Eigentlich ist es mir auch egal. Wenn es sein muss, guck ich mir zum hundertsten Mal diesen furchtbaren Gladiator-Film an. Hauptsache, wir verbringen mal wieder einen ruhigen Abend außerhalb dieses Quartiers zusammen.«

  »Dann ist es ja gut, dass ich allein auf der Jagd war. Gern geschehen«, scherzte ich in der Hoffnung, dass dieses furchtbare Gefühl, einen Fehler begangen zu haben, endlich nachließ.

  Hugo warf mir einen verschwörerischen Blick zu. »Lass das bloß nicht Grant hören. Aber trotzdem: danke.«

  »Meine Lippen sind versiegelt.« Ich drehte die Hand vor meinem Mund, als würde ich ihn mit einem unsichtbaren Schlüssel verschließen, den ich anschließend in hohem Bogen wegwarf.

  Hugo schmunzelte und trat an seine Müllhalde heran. »Grant hat mich gebeten, eine Liste zu schreiben mit Dingen, die Warden und du erledigen könnt, wenn gerade nicht viel los ist.« Er durchwühlte einen Papierstapel und reichte mir schließlich einen ziemlich zerknitterten Zettel, auf dem ein perfekter Kaffeetassenabdruck prangte.

  »Danke, wir kümmern uns darum.«

  Hugo verabschiedete sich und brach zu seinem Date mit Grant auf.

  Ich sah ihm nach, bevor ich einen Blick auf die Liste warf, die er mir gegeben hatte.

  Schreibtisch aufräumen

  Rechnungen abheften

  Munition abzählen (ggf. nachbestellen)

  ALLE Waffen reinigen/schleifen

  kaputte/unbrauchbare Waffen aussortieren

  Liste mit Bestellvorschlägen anlegen

  Waffenregister aktualisieren

  Ich hob die Augenbrauen und fragte mich, was Hugo eigentlich den ganzen Tag trieb. Wobei, die ganzen Romane, die hier herumlagen, waren vermutlich Hinweis genug.

  Ich beschloss, mit dem Schreibtisch anzufangen, damit ich etwas Platz hatte, und begann damit, die losen Papiere zu sortieren, als die nächsten Hunter in der Kammer eintrudelten, um sich Waffen abzuholen. Die meisten wussten ganz genau, was sie brauchten, weshalb es für mich nicht viel zu tun gab.

  »Viel Erfolg! Macht sie fertig!«, rief ich Wanda und Lorelai, die sich ein Maschinengewehr von mir hatten aushändigen lassen, mit etwas zu viel Euphorie hinterher, als Ella und ihr Kampfpartner Owen die Waffenkammer betraten.

  Verwundert sah Ella mich an. »Was machst du hier?«

  »Ich bin für eine Woche suspendiert.« Immerhin wusste anscheinend noch nicht das ganze Quartier Bescheid, auch wenn es vermutlich nur noch eine Frage von Stunden war.

  Ellas Augenbrauen schossen in die Höhe. »Suspendiert? Du?«

  »Ja. Ich bin gestern Nacht unfreiwillig mit einem Vampir zusammengestoßen und musste ihn allein erledigen, da keine Verstärkung zur Verfügung stand. Aber ihr kennt Grant – er ist besessen von der Partner-Regel.«

  »Shit«, kommentierte Owen.

  Ich hob die Schultern, um möglichst gleichgültig zu erscheinen, auch wenn dem nicht so war. Warden nahm die Angelegenheit vielleicht auf die leichte Schulter, aber für mich war das kein Spiel. Wenn ich irgendwann die Leitung dieses Quartiers übernehmen wollte, mussten mich die anderen Jäger respektieren und durften keine Unruhestifterin in mir sehen. Oder, schlimmer noch, jemanden, auf den man sich nicht verlassen konnte.

  Schnell wechselte ich das Thema. »Was steht bei euch an?«

  »Wir fahren raus nach Stirling. Offenbar treibt sich im Schloss mal wieder ein Poltergeist herum«, antwortete Owen und verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust. Dass er ein Grim Hunter war, war ihm deutlich anzusehen. Er war groß, mit breiten Schultern und einem Körperbau wie dafür geschaffen, mächtige Kreaturen in Schach zu halten. Das schulterlange, dunkelblonde Haar hatte er zu einem Knoten zusammengefasst.

  »Ich hoffe, wir finden die Seele schnell«, ergänzte Ella mit einem Schaudern. »Ich hasse das Schloss mit seiner gruseligen Einhorn-Tapete, davon bekomm ich Albträume.«

  Ich lachte. »Sicher, dass es die Tapete ist, vor der du Angst haben solltest?«

  »Absolut, die ist wirklich grauenhaft.«

  »Keine Sorge, ich beschütze dich«, sagte Owen mit einem verschmitzten Grinsen und legte Ella einen Arm um die Schultern. Er war so etwas wie Ellas persönlicher Bodyguard. Da weltweit nur sehr wenige Soul Hunter existierten, gingen die beiden fast ausschließlich auf Geisterjagd, doch gegen die meist körperlosen Gestalten konnte Owen kaum etwas bewirken. Das konnte nur Ella mit ihrer Gabe.

  »Und womit kann ich euch unterstützen? Ich habe alles da.« Ich beschrieb eine ausladende Geste, als wäre ich eine Barkeeperin, die ihnen jeden Drink mixen konnte. Nur dass ich anstelle von Cocktails scharfe Klingen, spitze Pfeile und andere todbringende Geschütze servierte.

  »Ich brauch nur neue Munition.« Owen zog die Waffe aus dem Holster, das über seiner Brust spannte, und reichte sie mir.

  Es war dieselbe Pistole, die auch Jules nutzte, daher musste ich nicht ins Register gucken, um herauszufinden, wo ich die passenden Magazine fand. Ich reichte Owen ordentlich Nachschub – Vorsicht war besser als Nachsicht.

  Er bedankte sich und machte sich gemeinsam mit Ella auf den Weg in den Kampf, während ich die Müllcontainer ansteuerte, um den Papierkorb auszuleeren.

  Als ich zurückkam, war die Tür zur Waffenkammer geschlossen. Ich tippte meinen Code ein, und das Licht neben dem Schloss wechselte von Rot zu Grün. Die Codes galten vor allem der Sicherheit der Kinder, die im Quartier lebten, denn uns ausgebildeten Huntern war es zu jeder Zeit erlaubt, Waffen aus der Kammer zu holen.

  Ich stemmte die Tür auf und stockte mitten in der Bewegung, als ich Warden entdeckte, der vor einer der Vitrinen stand. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er tatsächl
ich auftauchte. Doch ich brachte meine Gefühle schnell wieder unter Kontrolle. »Da bist du ja endlich.«

  Warden drehte sich zu mir um. Er war vollkommen in Schwarz gekleidet, mit einer dunklen Jeans und einem T-Shirt. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, dass er gekommen war, um sich für die Jagd auszustatten.

  »Du hast die Tür offen gelassen«, erwiderte er, ohne eine Entschuldigung oder Erklärung für sein Zuspätkommen hinterherzuschieben.

  Ich stellte den leeren Mülleimer zurück an seinen Platz. »Ich weiß. Ich war nur kurz weg.«

  »Die Tür muss immer geschlossen werden. Das steht auf dem Schild. Das müsstest du als Miss-ich-befolge-immer-alle-Regeln doch wissen.«

  »Ach, halt doch die Klappe«

  »Warum so angriffslustig?«

  »Das weißt du ganz genau«, fauchte ich.

  Wardens Mundwinkel zuckten, als würde es ihm gefallen zu beobachten, wie ich die Fassung verlor. Niemand brachte mich so schnell in Rage wie er. »Nein, klär mich auf.«

  Ich ballte die Hände zu Fäusten, während ich mir sehnlichst wünschte, es gäbe einen Boxsack in der Waffenkammer, auf den ich einschlagen könnte. Warden ins Gesicht zu schlagen, würde bei Grant sicherlich nicht gut ankommen. »Das hier ist ganz allein deine Schuld. Eigentlich sollte ich jetzt mit Jules auf der Jagd sein. Stattdessen sitze ich hier mit dir fest, weil du unbedingt deine Klappe aufreißen musstest.«

  »Du hast gegen die Regeln verstoßen.«

  »Erzähl mir keinen Scheiß, Warden! Du interessierst dich null für die Regeln, und das wissen wir beide. Du hast mich verpfiffen, weil ich dich vor drei Jahren verraten habe.«

  Die Erwähnung dessen, was ich damals getan hatte, brachte Wardens Miene zum Bröckeln, und in der Millisekunde, bevor er seinen Schutzwall wieder hochfahren konnte, erhaschte ich einen kurzen Blick auf seine Wut, seine Verzweiflung und seinen Hass.

  »Nein, ich habe dich verpfiffen, weil du meinen Vampir getötet hast.«

  »Er war nicht dein Vampir!«

  Er schnaubte. »Diese Unterhaltung hatten wir schon.«

  »Du bist unmöglich!«

  »Und auch das hast du mir heute schon gesagt«, konterte Warden beinahe gelangweilt, und ich fragte mich ernsthaft, wie ich es jemals mit diesem Kerl ausgehalten hatte. War er schon immer so gewesen und ich zu blind und naiv, um es zu sehen? »Verrate mir lieber etwas Neues, und sag mir, was wir machen sollen.«

  Ich holte tief Luft, um meinen Wunsch, Warden zu Ohrfeigen, zu zügeln. »Hugo hat uns eine Liste dagelassen«, erklärte ich so freundlich, wie mir nur irgendwie möglich war, und marschierte zum Schreibtisch. Dort schnappte ich mir die Liste und hielt sie Warden vor die Nase.

  Betont langsam nahm er mir den Zettel ab und ließ sich extra viel Zeit, ihn zu lesen. Und das alles nur, um mich zu ärgern. Was für eine Pappnase!

  Schließlich ließ er den Zettel sinken. »Okay, ich kümmere mich um die Waffen und du um das Bürozeug.«

  »Warum soll ich das Bürozeug machen?«

  »Weil du auf so einen Scheiß stehst.«

  Das stimmte, gelegentlich half ich freiwillig bei den Archivaren aus, einfach weil es mir Spaß machte, aber so leicht würde ich es Warden nicht machen. Immerhin sollte das hier auch für ihn eine Strafe sein. »Ich werde Hugos Chaos ganz sicher nicht allein beseitigen. Du kannst die Rechnungen sortieren und nach Datum abheften«, sagte ich spitz und deutete auf die Ablage, die ich bereits von den leeren Kaffeetassen befreit hatte.

  Warden sah zu dem Papierstapel. Ich rechnete fest mit Widerworten, doch er überraschte mich und machte sich ohne Protest an die Arbeit – auch wenn er dafür den einzigen Bürostuhl in Beschlag nahm.

  Im Stehen machte ich mich daran, die anderen Unterlagen auf Hugos Tisch zu sichten. Von Strafzetteln über Versicherungsbescheide bis hin zu Meldungen verloren gegangener Waffen war alles dabei. Ich unterteilte die Schreiben in verschiedene Stapel, und für einige Minuten war das Rascheln des Papiers das einzige Geräusch in der Kammer – was das frostige Schweigen zwischen Warden und mir nur betonte.

  Die Situation wurde zunehmend unangenehmer, und meine Haut begann zu kribbeln. Früher hatten wir uns so viel zu sagen gehabt, und das, obwohl wir jeden Tag stundenlang zusammen gewesen waren. Es hatte immer einen Gedanken gegeben, an dem wir den anderen hatten teilhaben lassen wollen. Manchmal waren es ernste, manchmal total lächerliche Themen gewesen, aber egal ob wir den größten Stuss geredet oder die tiefgängigsten Gespräche geführt hatten, mit Warden zusammen hatte ich mich immer wohlgefühlt. Doch davon war heute nichts mehr übrig. Stattdessen fühlte ich mich unbeholfen und verlegen, als wäre ich mit einem Fremden hier eingesperrt, und irgendwie stimmte das auch, denn diesen Warden kannte ich nicht mehr.

  Ich hob den Kopf und betrachtete meinen ehemaligen Kampfpartner. Etwas, das ich seit Jahren nicht mehr getan hatte, denn unsere letzten Begegnungen waren lediglich flüchtig gewesen. Er sah noch aus wie damals und doch völlig anders. Aus dem Jungen von früher war ein Mann mit härteren Gesichtszügen und einem kräftigeren Körper geworden. Er war groß, mit definierten Muskeln, die keinen Zweifel daran ließen, dass er genauso viel, wenn nicht noch mehr Zeit als ich in irgendwelchen Trainingsräumen verbrachte. Und das Huntertattoo auf seinem rechten Unterarm war nicht mehr sein einziges. Hunderte kleine Striche, zusammengefasst in Gruppen aus fünf, waren wie eine Manschette um seinen linken Unterarm tätowiert. Gerüchteweise hatte ich gehört, dass er so die Vampire zählte, die er bisher auf der Jagd nach Isaac getötet hatte.

  »Ist was, Blackwood?«, fragte Warden tonlos, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.

  »Nein«, antwortete ich, sah jedoch nicht weg. Ich wusste nicht, was mich überkam. Vielleicht war es Nostalgie, vielleicht auch nur Dummheit, die mich die nächsten Worte aussprechen ließ. »Was für einen Anime schaust du gerade?«

  »Lass das.« Sein Tonfall war barsch.

  »Was soll ich lassen?«

  Er blickte auf und sah mich an, der Ausdruck in seinen blauen Augen gewohnt kühl. »Du musst nicht so tun, als würdest du dich für mich interessieren. Lass uns unsere Arbeit erledigen, und gut ist.«

  »Aber ich will es wirklich wissen.«

  Warden starrte mich nur an.

  »Komm schon«, drängte ich. Er liebte Animes. Zumindest hatte er sie geliebt. Keine Ahnung, ob das immer noch so war, aber früher hatte er mir oft stundenlang die Ohren damit vollgequatscht. »Ich weiß, dass du es mir erzählen willst.«

  Warden betrachtete mich für einen Moment, als würde er mein Motiv hinterfragen. Als wäre die Vorstellung, dass ich aus Nettigkeit oder ehrlichem Interesse fragte, vollkommen absurd. Wodurch es sich wie ein kleiner Sieg anfühlte, als er mir schließlich trotzdem antwortete. »Ich schau gerade Kill la Kill.«

  »Und worum geht es?«

  »Um böse Klamotten, die versuchen, die Menschheit zu versklaven, und um eine Organisation, deren Mitglieder die Kleidung bekämpfen. Nackt, versteht sich.«

  Ich stieß ein Seufzen aus. Böse Klamotten? Nackte Krieger? Wenn Warden nicht mit mir reden wollte, sollte er mir das sagen und mich nicht für dumm verkaufen. Hatten wir uns wirklich so weit entfremdet, dass es in seinen Augen schon absurd war, dass ich überhaupt versuchte, ein Gespräch mit ihm zu führen?

  »Vielleicht sollten wir doch lieber im Stillen arbeiten.«

  Warden hob die Brauen. »Du glaubst, ich verarsch dich.«

  »Tust du das etwa nicht?«

  Er erwiderte darauf nichts, sondern wandte sich mit einem Kopfschütteln wieder seiner Arbeit zu.

  Es blieb das erste und letzte Mal, dass wir an diesem Abend miteinander sprachen. Und die Stille, die folgte, war noch drückender als zuvor. Das Schweigen noch schwerer. Selbst nachdem ich die Waffenkammer bereits verlassen hatte und in meinem Bett lag, bereute ich es, das Gespräch mit Warden angefangen zu haben. Es war mehr als offensichtlich, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Wann kapierte ich das endlich?

  7. KAPITEL

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sp; Cain

  3 Jahre zuvor

  2 Monate nach der Hunterprüfung

  »Alles klar?«, fragte Henry und nickte Warden und mir zur Begrüßung zu, als wir den vereinbarten Treffpunkt zur Ablöse erreichten. Die Sonne ging gerade über den Dächern von Bruntsfield auf, und die ersten Jogger und Hundebesitzer hatten sich im Meadows Park eingefunden. Den vier schwarz gekleideten Gestalten schenkten sie dabei keine Beachtung – manchmal kam es mir so vor, als wollten uns die Leute nicht sehen.

  »Ja, war eine ruhige Nacht«, antwortete ich und lehnte mich gegen Warden.

  »Dann wird es hoffentlich auch ein ruhiger Morgen.«

  »Mhh«, brummte Silas, Henrys Kampfpartner. Der Magic Hunter sah aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett gefallen. Hilfsbedürftig klammerte er sich an seinem Kaffeebecher fest und schien die Umgebung um sich herum kaum wahrzunehmen.

  Ich fühlte mit ihm. Die Frühschicht war einfach die schlimmste. Abends um zehn losziehen und bis sechs Uhr morgens patrouillieren? Kein Problem. Sich um fünf im Morgengrauen aus dem Bett quälen, um seine Schicht anzufangen? Die Hölle, vor allem in den Wintermonaten. Aber noch war Sommer. Warden und Henry quatschten noch zwei, drei Minuten über irgendeinen Anime, den sie gerade beide schauten, bevor wir uns auf den Weg zum Quartier machten, in dem mittlerweile auch Warden lebte. Er war nach unserer Prüfung umgezogen, um in meiner Nähe und schneller einsatzbereit zu sein, was mich freute. Dennoch vermisste ich die gemeinsamen Abende in seinem alten Zimmer mit Zugang zu der kleinen Terrasse.

  Wir gingen zu Fuß, folgten dem Weg aus dem Park in Richtung Elephant House und vorbei an der Nationalbibliothek und bogen dann in den Bahnhof ein. Hier stoppten wir kurz, um uns einen Kaffee zu holen.

  »Sie haben meinen Namen schon wieder falsch geschrieben«, sagte ich mit einem Blick auf den Becher, auf dem J-A-N-E stand. Die Aussprache stimmte überein, die Schreibweise war eine vollkommen andere.

  »Sorry, aber das ist allein die Schuld deiner Eltern«, sagte Warden. »Immerhin hat sie niemand gezwungen, sich für die ungewöhnlichste Version deines Namens zu entscheiden, die existiert.«

 

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