Midnight Chronicles 02 - Blutmagie

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Midnight Chronicles 02 - Blutmagie Page 7

by Bianca Iosivoni u . Laura Kneidl


  »Pappnase. Ich mag meinen Namen.«

  Warden schnaubte. »Pappnase? Wie alt bist du, zehn?«

  Ich zeigte ihm den Mittelfinger, was ihm ein Lachen entlockte, ihn ansonsten jedoch nicht weiter kümmerte.

  Wir ließen Coffeeshop und Bahnhof hinter uns und folgten der Princes Street in Richtung Calton Hill, der wie der kleine Bruder des Arthur’s Seat über der Stadt aufragte.

  »Wie lief eigentlich dein Date mit Austin?«, fragte ich und nippte an meinem Becher.

  Warden hob eine Schulter. »Ich glaube nicht, dass wir uns noch mal treffen.«

  »Wieso nicht? Ich dachte, bei eurer letzten Verabredung hattet ihr so viel Spaß.«

  »Ja, aber irgendwie passt es einfach nicht.«

  Ich lächelte. »Schade. Aber der oder die Richtige wird schon noch kommen.«

  »Vielleicht«, antwortete Warden und wich meinem Blick aus, ehe er schnell das Thema wechselte. »Wo wir gerade bei Partnern sind … Gibt es was Neues von Jules?«

  Ich grinste angesichts seiner schiefen Überleitung, schüttelte dann aber den Kopf. »Leider nicht. Er ist gerade in Kontakt mit einer Grim Huntress aus Dublin, aber das ist alles andere als in trockenen Tüchern.«

  Zwar war es untypisch, dass wie Warden und ich zwei Hunter derselben Art gemeinsam auf die Jagd gingen, aber es ließ sich auch nicht vermeiden; dafür herrschte ein zu großes Ungleichgewicht zwischen Grim und Blood Huntern und den selteneren Magic und Soul Huntern. Zumal niemand damit gerechnet hatte, dass Elliott plötzlich seine Sachen packen würde, um nach Berlin zu seiner Freundin zu ziehen.

  »Und wo liegt das Problem?«, fragte Warden.

  »Jules will nicht nach Irland, und die Grim Huntress ist nicht von Schottland überzeugt.«

  »Was? Wieso nicht?«

  Ich lachte über Wardens empörten Gesichtsausdruck. Genau wie ich liebte er Schottland und Edinburgh, auch wenn uns diese Stadt verdammt viel Arbeit machte. Nur an wenigen anderen Orten auf dieser Welt hielten sich mehr Kreaturen auf als hier. »Keine Ahnung, aber ich hoffe, dass er bald einen neuen Partner oder eine Partnerin findet. Schade, dass Finn nach London gegangen ist.«

  Warden nippte an seinem Kaffee. »Der will nicht vielleicht zurückkommen?«

  »Nein, er scheint dort ziemlich glücklich zu sein.«

  »Dumm«, murmelte Warden, als wir den alten Friedhof am Fuß des Calton Hill ansteuerten, der mit seinen verwitterten, ausgewaschenen Grabsteinen, den Mausoleen und dem Political Martyrs Monument heute vor allem eine Touristenattraktion war. Doch um diese Zeit des Tages war es ruhig auf dem Gelände, sodass Warden und ich uns keine Gedanken machen mussten, ob uns möglicherweise jemand beobachtete oder sogar folgte.

  Wir steuerten ein Mausoleum im verstecktesten Winkel des Friedhofs an, das von einer Steinmauer und unzähligen Bäumen geschützt wurde, die um diese Jahreszeit in einem satten Grün leuchteten. Es gab ein Absperrband mit einer falschen Warnung, die das Betreten untersagte und die Warden und ich ignorierten. Im Mausoleum löste ich einen lockeren Stein aus dem Gemäuer, hinter dem ein Tastenfeld zum Vorschein kam. Ich tippte meinen individuellen Zugangscode ein, wobei gleichzeitig mein Finger gescannt wurde. Nirgendwo im Quartier gab es Schlüssel, da es viel zu unpraktisch gewesen wäre, diese auf der Jagd mitzunehmen, und die Gefahr, sie zu verlieren, außerdem zu groß war.

  Über dem Ziffernblock befand sich ein kleiner Bildschirm, auf dem meine Kennnummer erschien: CB170516EDI. Kurz darauf war ein Klicken zu hören, die Mauer links von mir schob sich auf, und dahinter kam ein Aufzug zum Vorschein. Wir traten ein, und ich betätigte den Knopf für die oberste Etage des unterirdischen Quartiers. Die anderen Stockwerke waren durch gesonderte Fahrstühle und Treppenhäuser zu erreichen. Eine Sicherheitsmaßnahme, um es potenziellen Eindringlingen möglichst schwer zu machen.

  »Und was steht bei dir heute noch an?«, fragte Warden, der bereits dabei war, seinen Waffengürtel zu lösen.

  »Erst mal werde ich duschen und schlafen, und später muss ich unbedingt für den Test morgen lernen.« Allein der Gedanke daran, mich heute noch mit Mathe beschäftigen zu müssen, ließ mich aufstöhnen. Ich konnte es kaum erwarten, bis ich endlich meinen Abschluss in der Tasche hatte. Ich musste nur noch ein paar Monate durchhalten.

  »Du schaffst das«, sagte Warden und schenkte mir einen mitfühlenden Blick. Der Glückliche hatte die Schule vor ein paar Wochen beendet und sich gegen ein Studium entschieden. Was bedeutete, dass er sich, abgesehen von seinem Aushilfsjob, ganz dem Hunterdasein widmen konnte.

  Bevor ich Warden fragen konnte, wie seine Pläne für heute aussahen, kam der Aufzug mit einem Ruck zum Stehen. Die Türen öffneten sich, und wir sahen uns einem Empfangskomitee gegenüber, bestehend aus Grant Livingston und Wayne McKinley, den Grant erst kürzlich zu seiner rechten Hand gemacht hatte.

  Ein Blick in ihre Gesichter genügte, um mich wissen zu lassen, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte. Grant hatte die Lippen fest aufeinandergepresst, und die Ringe unter Waynes Augen waren so dunkel, als hätte er nächtelang nicht geschlafen.

  Warden zog die Brauen zusammen. »Was ist los?«

  Grants Blick zuckte von Warden zu mir und wieder zurück. »Wir müssen mit dir reden.«

  »Okay.« Warden klang hörbar verunsichert. Er sah mich an, doch ich konnte nur hilflos mit den Schultern zucken. Gleichzeitig breitete sich ein flaues Gefühl in meinem Magen aus.

  Grant trat einen Schritt auf Warden zu. »Wir sollten vielleicht besser in mein Büro gehen.«

  Warden schüttelte den Kopf. »Nein, nicht nötig. Was ist los?« Dieses Mal klangen seine Worte eindringlicher, geradezu ungeduldig. Ich konnte die Unruhe und die Angst, die plötzlich in Wellen von ihm ausging, förmlich spüren. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

  Grant holte tief Luft. Der innere Kampf war ihm deutlich anzusehen, doch dann machte er einen weiteren Schritt auf Warden zu und begann mit gesenkter, aber klarer Stimme zu sprechen. »Es gab einen Angriff auf das Haus deiner Eltern. Offenbar hat sich eine Gruppe Vampire gewaltsam Zugriff verschafft. Wir sichten gerade noch das Material der Überwachungskamera an eurer Haustür, um …«

  »Was ist mit meinen Eltern?«, unterbrach ihn Warden. Seine Stimme zitterte, ebenso wie seine Schultern.

  Ich schluckte schwer und schloss sanft meine Finger um sein Handgelenk, sodass ich fühlen konnte, wie panisch das Blut durch seine Adern pumpte.

  »Deine Mutter hat versucht, deinen Vater zu beschützen«, setzte Wayne die Erklärung fort. »Sie konnte drei der Vampire töten, allerdings wurde sie dabei schwer verletzt.«

  »Wo ist sie jetzt?«

  »Sie ist auf der Krankenstation und wird gerade operiert, aber … es steht nicht gut um sie.«

  Warden nickte langsam, beinahe teilnahmslos, als wären die Worte und ihre Bedeutung noch nicht vollständig bei ihm angekommen. »Und mein Dad?«

  »Wir müssen leider annehmen, dass er tot ist«, sagte Grant, und obwohl sein Blick klar und nicht von Tränen getrübt war, war ihm seine Trauer deutlich anzusehen.

  »Was soll das heißen, ihr müsst annehmen, dass er tot ist? Ist er tot oder ist er es nicht?«

  Erneut ergriff Wayne das Wort. »Wir konnten deinen Dad noch nicht finden«, erklärte er, sichtlich darum bemüht, eine ruhige, professionelle Ausstrahlung aufrechtzuerhalten. »Da war sehr viel Blut in eurem Haus, das weder von den Vampiren noch von deiner Mum stammt. Wir haben mehrere Trupps losgeschickt, um nach deinem Dad zu suchen, aber, Warden …« Wayne hob eine Hand, als wollte er ihn berühren, ließ sie dann jedoch wieder sinken. »Du weißt, es wäre verlogen, dir falsche Hoffnungen zu machen.«

  Warden schüttelte ruckartig den Kopf. »Nein, das … das kann nicht sein.«

  Tränen schimmerten in Waynes Augen. »Es tut mir so leid.«

  Warden rührte sich nicht. Er stand einfach nur da und schwieg, während ich so viel zu sagen hatte. Dass es mir leidtat. Dass ich für ihn da war. Dass er nicht allein sein musste. Dass ich mit ihm auf der Kra
nkenstation warten würde, egal wie lange es dauerte. Und überhaupt, dass ich bereit war, ihm zu helfen. Was immer er von mir wollte, ich würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken – alles, nur um ihm den Schmerz zu nehmen.

  Doch bevor mir ein Wort über die Lippen kommen konnte, entriss mir Warden mit einer abrupten Bewegung sein Handgelenk, fuhr herum und marschierte den Gang hinunter. Ich wollte ihm nachlaufen, aber Waynes Hand, die sich auf meine Schulter legte, hielt mich zurück.

  »Lass ihn«, sagte er mit sanfter Stimme. »Er braucht jetzt vermutlich ein bisschen Zeit für sich.«

  Ich presste die Lippen aufeinander und blieb stehen, obwohl alles in mir drängte, Warden nachzulaufen und ihn in die Arme zu schließen. Aber vermutlich hatte Wayne recht. Denn wenn er mich bei sich hätte haben wollen, dann hätte er es mir auf irgendeine Weise mitgeteilt, oder nicht?

  8. KAPITEL

  Cain

  »Bis morgen, Blackwood«, sagte Warden, als unsere Schicht in der Waffenkammer an diesem Nachmittag endete. Es klang beinahe wie eine Drohung – und so fühlte es sich auch an. Drei Tage. Es waren bisher nur drei Tage vergangen, und ich hatte keine Ahnung, wie ich die nächsten vier überstehen sollte.

  Die Arbeit mit Warden war die reinste Hölle. Seit jenem ersten Tag hatten wir kein Wort mehr als nötig miteinander gesprochen. Wir tauschten uns aus, wenn es unsere Aufgaben erforderten, mehr aber auch nicht. Warden war sogar dazu übergegangen, Musik zu hören, während er die Waffen reinigte, als könnte er es nicht einmal ertragen, mich atmen zu hören. Was mich sehr verletzte, auch wenn ich das niemals zugegeben hätte, denn es erinnerte mich an die Zeit, als unsere Freundschaft in die Brüche gegangen war.

  Es war für Warden damals nicht leicht gewesen, für mich aber auch nicht. Ich hatte viel geweint und immer gehofft, dass er sich fangen und eines Tages zu mir zurückkommen würde. Doch er war nicht zurückgekommen, und das hatte mir das Herz gebrochen. Selbst heute, Jahre später, waren da noch Scherben. Ich tat jedoch mein Bestes, sie unter den Teppich zu kehren – Warden sollte keine Macht über mich und meine Gefühle haben.

  Ich holte tief Luft und versuchte, die Gedanken abzuschütteln, während ich zu meinem Zimmer ging, um mich vor dem Unterricht mit den Kleinen noch etwas frisch zu machen. Grant hatte Wardens und meine Strafarbeit extra so gelegt, dass meine Schüler nicht darunter litten.

  Ich war gerade dabei, mir das Gesicht zu waschen, als mein Handy klingelte. Es war meine Agentur.

  »Hallo?«

  »Hallo Cain, hier ist Agnes. Ich rufe an, um zu fragen, ob du morgen Zeit für einen Gig hättest. Wir haben eine kurzfristige Anfrage reinbekommen.«

  Ich knirschte mit den Zähnen, da Warden und ich auch morgen für den Dienst in der Waffenkammer eingeteilt waren. »Um wie viel Uhr wäre das?«

  »13 Uhr.«

  »Und wie lange?«

  »Drei, maximal vier Stunden.«

  Das sollte hinhauen, unsere Schicht begann erst am Abend. Und während das Fertigmachen für einen Job immer ziemlich lange dauerte, war das Schminkkunstwerk am Ende des Tages schnell wieder beseitigt.

  »Das klappt. Schickst du mir die Adresse?«

  »Klar, texte ich dir sofort«, versprach mir Agnes und legte auf.

  Die Anfrage kam mir sehr gelegen, nach dem Verdienstausfall von vor ein paar Tagen konnte ich das Geld ziemlich gut gebrauchen. Ich machte eine Notiz in meinem Kalender, um den Termin keinesfalls zu verpassen, und schlüpfte in meine Sportkleidung, bevor ich mich auf den Weg zum Unterricht machte.

  Heute war Praxisstunde, weshalb ich mich mit den Kleinen in einem der Trainingsräume traf. Es war eine Gruppe von neun Kindern im Alter zwischen acht und elf. Als mich Grant vor gut einem Jahr gefragt hatte, ob ich die Aufgabe übernehmen wollte, war ich zuerst skeptisch gewesen, aber bereits nach der ersten Unterrichtsstunde waren alle Bedenken vergessen gewesen. Die Kinder waren großartig und hörten mir aufmerksam zu. Sie fanden es cool, endlich mehr über die verschiedenen Monster zu erfahren.

  In den Fitnessräumen war so kurz vor Schichtwechsel eine Menge los, da die meisten Hunter die Zeit zwischen ihrem Brotjob und ihrer Schicht fürs Training nutzten. Ich entdeckte auch Shaw, der mit einem anderen Hunter auf den Matten stand. Er war so vertieft in seine Übung, dass er mich überhaupt nicht bemerkte.

  »Cain, Cain!«, grölte eine kindliche Stimme.

  Ich sah mich um und entdeckte Gregory, der am Eingang des Trainingsraums stand. Damit unser Unterricht ungestört ablaufen konnte, gab es einen kleinen separaten Raum, den ich gemeinsam mit den Kindern und Jules vor einem halben Jahr neu gestaltet hatte. Wir hatten die Wände frisch gestrichen, den Boden mit neuen Matten ausgelegt, Kletterstangen an den Wänden angebracht, und das kindgerechte Equipment bestehend aus Springseilen, Bällen und Ähnlichem war in bunt angemalten, ordentlich beschrifteten Holzkisten verstaut.

  Die Eltern, die gewartet hatten, bis ich die Aufsicht übernehmen konnte, verabschiedeten sich, und wir begannen mit dem Unterricht.

  Heute stand Selbstverteidigung auf dem Plan. Noch konnten sich die Kinder damit nicht gegen die Kreaturen der Nacht wehren, aber die Griffe und Bewegungen bildeten eine Grundlage für ihre spätere Ausbildung. Ich half ihnen, ihre Schutzkleidung anzulegen, bevor ich ihnen die Handgriffe mithilfe eines Dummys vorführte. Anschließend stellten sie die Bewegungsabfolgen in Paaren nach und ich korrigierte sie, wenn ich Fehler bemerkte. Die Stunde verging wie im Flug, und ehe ich michs versah, wurden die Kinder von ihren Eltern abgeholt.

  Von den Übungen bereits aufgewärmt, machte ich mich an mein eigenes Training. Wir hatten neue Ski-Ergometer bekommen, die ich ausprobieren wollte. Im Anschluss lieferte ich mir einen Liegestütz-Wettkampf mit Silas, den ich nicht ganz überraschend gewann, bevor ich an die Maschinen ging, um noch ein paar Gewichte zu drücken. Ohne die Patrouillen mit Jules fehlte es mir eindeutig an Bewegung. Ich fühlte mich wie geladen und hatte keine Ahnung, wohin mit meiner Energie.

  »Hey!«

  Ich drehte mich um und entdeckte Jules, der mit langen Schritten auf mich zukam. Sein rotes Haar war vom Training leicht zerzaust, aber er wirkte nicht gerade so, als hätte er sich total verausgabt.

  »Hey! Ich hab dich gar nicht gesehen«, erwiderte ich etwas atemlos. Langsam ließ ich das Gewicht auf die Pressbank sinken, um mich aufzurichten. Meine Muskeln zitterten angenehm.

  Jules bückte sich nach meiner Wasserflasche und reichte sie mir. »Ich war beim Schießtraining.«

  Ich trank einen Schluck. »Du willst nicht zufällig noch eine Runde mit mir in den Boxring steigen, oder? Ich hab Lust, jemanden zu vermöbeln.«

  »Nein danke, ich verzichte. Ich hab vorhin schon zwei Stunden mit Shaw trainiert und bin echt fertig. Der Junge legt es wirklich darauf an, seine Prüfung in Rekordzeit abzulegen.«

  »Der Junge?« Ich hob die Augenbrauen und schraubte meine Wasserflasche zu. »Du klingst wie ein alter Mann.«

  »Ich fühle mich wie ein alter Mann.« Mit einem Ächzen ließ sich Jules betont langsam auf den Boden sinken.

  »Das heißt, du nimmst jetzt ein Rheumabad und legst dich mit dem heutigen Kreuzworträtsel ins Bett?«, fragte ich. Da heute Jules’ freier Abend war, hatte ich gehofft, dass wir etwas unternehmen konnten. Wenn ich noch einen Abend nutzlos im Quartier rumsitzen musste, würde ich durchdrehen.

  Jules lachte. »Nicht ganz. Ella und ich haben uns überlegt, heute um die Häuser zu ziehen. Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Hättest du Lust?«

  »Wo wollt ihr hin?«

  »Keine Ahnung, dass entscheiden wir noch. Wir sind junge, spontane Menschen«, sagte Jules mit verstellter, rauer Stimme, die vermutlich an die eines alten Mannes erinnern sollte.

  Ich lachte und stand von der Pressbank auf, um unter die Dusche zu springen. »Okay, du Jungspund. Ich bin dabei – solange dir dabei nicht deine Dritten in den Cocktail fallen.«

  »Keine Sorge, die sind gut festgeklebt.«

  Warden

  »Ich hätte gern eine große Pommes, zwei Cheeseburger
und einen Schokomilchshake«, sagte Roxy von der Rückbank. Sie hatte ihren Kopf zwischen den Sitzen nach vorne geschoben, um mit dem Drive-in-Schalter zu sprechen. »Und eine Apfeltasche.«

  »Gern. Darf es noch etwas sein?«

  Mein Blick wanderte von Roxy zu Shaw, der sich an mir vorbeilehnte, um ein enthusiastisches »Ich nehm dasselbe!« durchs Fenster zu rufen.

  »Ist das alles?«

  »Ja«, antwortete ich.

  »Okay, fahren Sie vor.«

  Ich legte den Gang ein und ließ den Jeep, den ich mir von Wayne geliehen hatte, langsam anrollen. Eigentlich hatte ich diesen Stopp nicht eingeplant, aber Roxy hatte nicht aufgehört rumzunerven. Irgendwann hatte ich beschlossen, dass es leichter war nachzugeben, als dagegen anzukämpfen.

  Fünf Minuten später reichte mir ein Typ zwei nach Fett und Käse riechende Tüten durch das Fenster. Hoffentlich verflog der Geruch, bevor ich Wayne den Wagen zurückgeben musste, sonst würde er mir den Kopf abreißen. Er hasste Fast Food. Generell verteufelte er alles vermeintlich Ungesunde, seit sein Vater an Krebs gestorben war.

  »Wenn ihr kleckert, müsst ihr Wayne ein neues Auto kaufen«, ermahnte ich Roxy und Shaw nur halb im Scherz, als ich ihnen ihr Essen reichte.

  Roxy ignorierte meinen Kommentar und nahm mir freudestrahlend ihre Tüte und den Milchshake ab, bevor sie sich genau wie Shaw mit Heißhunger auf das Essen stürzte. Nachdem sie schweigend ihre Burger inhaliert hatten, begannen sie eine Unterhaltung darüber, wie sie sie bewerten würden.

  Ich blendete ihr Gerede aus und konzentrierte mich auf den Verkehr, der weniger wurde, je weiter wir uns vom Stadtkern entfernten. Ich lenkte den Wagen auf ein altes Fabrikgelände, das jahrelang brachgelegen hatte, bevor Investoren es restauriert und damit begonnen hatten, die Büroräume an kleine Start-ups zu vermieten.

  Nachdem ich mich am Eingang ausgewiesen hatte, öffnete man uns die Schranke. Ich lenkte den Wagen durch die schmalen Gassen, die zwischen den alten Industriehallen aus rotbraunem Sandstein mit breiten Türen und schmalen Fenstern lagen. Schließlich parkte ich den Jeep vor dem Raum, den ich angemietet hatte. Die Vorhänge waren zugezogen, die Fenster vergittert, und ich hatte mir von Tim, einem unserer Techniker, das gleiche komplexe Sicherheitssystem einbauen lassen, das auch für die Quartiere genutzt wurde. Nur ein Code in Kombination mit meinem Fingerabdruck entriegelte die Tür.

 

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