Love is Wild – Uns gehört die Welt (Love-is-Reihe 3): Roman (German Edition)
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»Verstehe.« Ich nehme seine Hand, um mir nicht anmerken zu lassen, wie schockiert ich bin. Hier hat er gelebt. Drei Monate lang. Ohne Möbel, ohne Fußboden.
»Komm weiter!« Lächelnd zieht er mich in den nächsten Raum. »Das ist das Schlafzimmer.«
Ein ebenso kahler Raum, dessen kalkiger Geruch mir in die Nase steigt.
»Und dann ist hier die Küche …« Ich bin überrascht, dass es tatsächlich eine Küche ist. »… und das Badezimmer.« Duschwanne, Waschbecken, Toilette. Es sieht aus, als wäre es frisch gekachelt. Curtis muss meinen überraschten Blick bemerkt haben, denn er sagt: »Du ahnst nicht, wie viele Leute Hugo kennt. Und wie viele Gefallen sie ihm schulden. Es ist, als hätte er sie sein Leben lang gesammelt.«
»Hugo hat das alles gemacht?«
»Wir zusammen. Aber das Material war fast umsonst.«
Ich folge ihm die Treppe ins Obergeschoss. Ein eigentlich freundlicher Raum mit offenem Dachstuhl.
»Das war früher mein Zimmer«, sagt er.
»Was hast du jetzt damit vor?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich weiß noch nicht. Vielleicht wird es das Schlafzimmer, wenn ich mal ein Bett habe.«
Wir machen uns wieder auf den Weg nach unten. Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Es ist ein Haus, ja, aber eigentlich keines, das bewohnbar ist.
»Wie geht’s Esmé und Davey?«, fragt Curtis, als wir zurück auf die Veranda treten. Er deutet auf die Stufen, und wir setzen uns nebeneinander. Wie wir es vor ein paar Monaten bei meinen Eltern gemacht haben.
»Sie grooven sich ein, würde ich sagen.« Esmé ist seit zwei Tagen wieder zu Hause. Und obwohl einfach ein komplett neuer Mensch bei uns wohnt, ist es, als wären wir nun schon ein Team.
»Du musst nicht so erschrocken schauen«, sagt er dann. »Das habe ich in null Komma nichts alles fertig. Wirst schon sehen. Warte kurz.« Er steht auf und verschwindet noch mal nach drinnen. Kurz darauf ist er mit einer Flasche Wein, einer Limonade und anderem Kram zurück. »Die Limonade ist für mich«, sagt er.
»Hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen. Aber wo ist Curtis?«, frage ich lachend.
»Ich mache eine kleine Pause vom Alkohol. Und von den Zigaretten. Gesunder Körper, gesunder Geist. So ein Scheiß, weißt du?«
»Ich bin sehr stolz auf deinen Scheiß.«
»Ich irgendwie auch.«
Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und tippt etwas auf dem Display. Im nächsten Moment ertönt I’m Saving My Love von Skeeter Davis.
»Echt?«, frage ich begeistert. »Wir hören Skeeter?«
»Nicht nur das«, sagt er. »Es ist deine Skeeter-Playlist. Außerdem habe ich hier Bananenbrot, das meine Nachbarin gebacken hat. Vermutlich enthält es irgendwelche Voodoozauber-Zutaten.« Er nickt auf die andere Straßenseite. »Sie beobachtet uns.«
»Was?«
»Steht hinter dem Vorhang. Das ist ihre Art von Fernsehen.«
Ich lache. »Sollten wir winken?«
Curtis hebt die Hand. »Vielen Dank, Miss Lisette!«, ruft er.
Und tatsächlich, der Vorhang wird einen Spalt zur Seite geschoben, und man sieht einen hochgereckten Daumen.
»Verrückt«, sage ich.
»Das ist übrigens die Frau, von der ich erzählt habe«, ruft Curtis und zeigt auf mich. »Amory.«
Wieder reckt sie ihren Daumen nach oben.
»Ich sage morgen Bescheid, wie es gelaufen ist.« Seine Stimme gluckst. So unbeschwert habe ich ihn noch nie erlebt. »Bislang muss ich wohl einiges kompensieren. Mein schrottiges Haus hat sie noch nicht überzeugt.«
Jetzt muss ich lachen. »Rück mich nicht in ein so schlechtes Licht!«
»Glücklicherweise ist das meine leichteste Übung«, sagt er leise an mich gewandt. »Mangelnde Statussymbole mit meinem Penis kompensieren.«
»Du weißt schon, dass es eigentlich andersrum funktioniert, oder?«, frage ich.
»Nicht, wenn man keine Statussymbole hat.« Er grinst breit. Und ich bin seltsam erleichtert, dass er immer noch der Alte ist. Der Alte auf eine verblüffend ruhige Weise.
»Gute Nacht, Miss Lisette!«
»Gute Nacht«, rufe auch ich und winke.
Curtis öffnet den Wein. »Hab leider noch keine richtigen Gläser«, sagt er und reicht mir ein leeres Marmeladenglas.
»Weißt du«, sage ich kichernd, »es erinnert mich ein bisschen an meine Kindheit. Wenn ich mir mit Freunden draußen Hütten gebaut habe, war das ähnlich rustikal.«
»Na, das passt doch«, erwidert Curtis. »Denn ich habe mir nie Hütten gebaut. Ich hab immer die von anderen kaputt gemacht. Hab einiges nachzuholen.«
Wir stoßen jeder mit seinem Getränk an, und mein Herz sticht.
»Aus Marmeladengläsern trinken, check.« Er grinst.
»Matratzenlager, check«, sage ich.
»Gebäck mit unbekannten, vermutlich bewusstseinserweiternden Substanzen darin essen.« Er bricht ein Stück Bananenbrot ab und schiebt es sich in den Mund. »Check.«
Die sanft-verzerrten Gitarrenklänge von Skeeters Countrymusik untermalen diesen Augenblick perfekt. »Kitschige Musik bei einem Date hören, um einem Mädchen zu gefallen, check.«
»Ein Date haben «, sagt Curtis, »check.«
Seine Hand nähert sich meinem Gesicht wie in Zeitlupe. Mein Herz pocht, mein Magen zieht sich zusammen, so sehr sehne ich mich nach seiner Berührung. Er legt seine Hand auf meine Wange, die andere folgt. Er hält mein Gesicht und sieht mich einen Moment lang an. Ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen.
»Darf ich?«, flüstert er, und ich habe das Gefühl, vor Verlangen überzusprudeln. Verlangen, ihm nah zu sein, Verlangen, bei ihm und mit ihm zu sein.
Als Antwort neige ich ihm meinen Kopf entgegen, und unsere Lippen berühren sich. Warm und vertraut. Sehnsüchtig und vorsichtig. Verlangend und so süß, wie noch nie etwas zuvor war. Ein leises Seufzen kommt über Curtis’ Lippen. Sein Atem kitzelt meine Oberlippe. Einen Augenblick verharren wir in diesem beinahe unschuldigen Kuss, dann zieht er mich näher zu sich, umfasst mich enger, fester. Gräbt seine Hände in mein Haar und verlangt mit seiner Zunge Einlass in meinen Mund, den ich ihm nur allzu gern gewähre. Ein unterdrücktes Stöhnen dringt aus meiner Kehle, als er tiefer und noch tiefer in mich dringt. Meinen Mund erobert, um mich dann einzuladen, es ihm gleichzutun. Ich spüre ihn, erlebe ihn, erbebe mit ihm. Seine Haare fühlen sich weich und gleichzeitig fest an unter meinem Griff, sein Nacken stark. Ich schlinge meine Arme um ihn, höre mein eigenes Schnaufen, in dem so viel Lust liegt. Nicht nur auf ihn in diesem Moment, sondern auf alles, was zwischen uns möglich ist. Wenn …
Dieses eine Wort in meinem Kopf macht, dass ich mich zurückziehe. Vorsichtig, um ihn nichts merken zu lassen.
»Das Mädchen, das mich umhaut, küssen, check«, sagt er und legt sich gespielt theatralisch die Hand aufs Herz.
Ich lächle und nehme einen Schluck von meinem Wein. Als ich kurz aufblicke, sehe ich im Fenster einen hochgereckten Daumen, der aber sofort wieder verschwindet.
Als Nächstes atme ich tief ein, straffe meinen Körper. »Ich muss dich etwas fragen.«
»Oh-oh«, macht Curtis und grinst. Dann: »Natürlich, schieß los.«
»Denkst du, du bist dazu schon bereit?«
Einen quälend langen Augenblick, der vermutlich nicht länger dauert als ein paar Sekunden, schweigt Curtis.
»Ja.« Er sagt lediglich dieses eine Wort.
»Es ist nur … mein Herz hat sich gerade erst erholt. Wenn das hier schiefgeht …«
»Dann wird es nicht meinetwegen sein.« Er klingt so entschlossen. So überzeugt, dass beinahe kein Raum mehr ist für Zweifel. »Weißt du, Amory«, sagt er, »es ist vielleicht ein bisschen wie mit diesem Haus. Ja, ich hätte es erst komplett renovieren können, ehe ich dich einlade. Aber ich kann nicht mehr warten. Ich will das alles mit dir teilen. Wenn du das auch willst. Ich will, dass du auch die kleinen Schritte siehst. Damit du verstehst, wie ernst es mir ist.«
»Ich will das«, sage ich. »Jeden Schritt. Den gesamten Weg.«
»Aus heiterem Himmel eine Erektion kriegen wie so ein verfluchter Teenager,
check.«
»Dein Glück, dass du eine reifere Frau datest«, sage ich glucksend. »Ich weiß zufällig, was man dagegen tun kann.«
Curtis stöhnt leise.
»Du musst mir nur sagen, wie weit du beim ersten Date gehen willst.«
»Jeden Schritt«, wiederholt er meine Worte. »Den gesamten Weg. Wenn sich das für eine Dame deiner Reife geziemt.«
»Sprichst du über den Akt an sich oder über das Ambiente?«, frage ich grinsend und denke an die Matratze drinnen.
»Ich besorge dir das schönste Bett fürs nächste Mal. Versprochen.«
Dabei ist es mir vollkommen egal. In diesem Moment spielt nichts eine Rolle. Und würde das Haus um uns herum tatsächlich einstürzen, ich würde es vermutlich nicht einmal merken.
Drinnen schaltet Curtis das Licht an. »Keine Sorge, das mache ich gleich wieder aus. Und fürs nächste Mal besorge ich einen Lampenschirm.«
»Ich weiß ja nicht, wie lange du aufs nächste Mal warten willst«, sage ich. »Vielleicht wäre es ratsam, weniger Dinge zu versprechen.«
»Wie kann man eigentlich so verflucht frech sein?«, fragt er, zieht mich an sich und streicht einmal mit seiner Zunge über meine. »Ich muss nur eben die Kondome …« Er beugt sich über die Kiste, die bis vor Kurzem noch bei mir in der Wohnung war. Entschuldigend fügt er hinzu: »Ich hatte nicht unbedingt viel Verwendung dafür in den letzten Monaten.«
»Ich auch nicht«, sage ich und ziehe triumphierend ein Kondom aus meiner Handtasche.
»Ich weiß nicht, was ich besser finde: was du sagst oder was du tust.« Er schaltet das grelle Deckenlicht wieder aus, nimmt meine Hand und zieht mich sanft zu seiner Matratze.
Wir küssen uns. Küssen uns so innig, dass mir die Luft wegbleibt. Es ist, als würden unsere Münder verschmelzen, als würde ich nur ihn atmen und er mich. Er ist über mir, auf mir. Sein Gewicht drückt auf die angenehmste und passendste Weise auf meinen Körper, drückt sich sanft in mich, und ich wölbe mich ihm entgegen. Ohne den Kuss zu unterbrechen, ohne unsere Zungen voneinander zu lösen, wälzen wir uns herum, und auf einmal bin ich oben, mein Gewicht auf seinem Körper. Ich spüre die Wölbung durch seine Hose, reibe mich an ihm. Bin wie entfesselt in meiner wilden Lust auf ihn. Auf den Mann, der er ist und sein wird. Selbst auf den Mann, der er war. Aber die Tatsache, dass wir jetzt zusammen sein können, dass ich mich ihm nun gefahrlos hingeben kann mit allem, was ich habe, ist das Schärfste, was ich je erlebt habe.
Für einen Moment löse ich mich von ihm, um ihn anzusehen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, während nichts als der trübe Schein der Straßenlaternen, der durch die Fenster fällt, sein Gesicht erhellt. Sein Blick ist verschleiert, als wäre er orientierungslos. Als wüsste er nicht, wo er ist und was passiert. Als könne er nicht glauben, dass wir hier sind. Und vielleicht ist es auch ein bisschen unglaublich.
»Können wir das hier loswerden?«, fragt er und zupft an meinem Oberteil. »Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich noch einen Gutschein.«
»Wenn mich nicht alles täuscht, steht da ›für den guten Zweck‹ drauf.«
»Wenn mich nicht alles täuscht, ist das hier ein guter Zweck«, gibt er zurück. »Notgeiler Teenager wartet auf seine ersten Brüste oder so ähnlich.«
»Du bist unmöglich«, sage ich leise lachend.
Während ich mein Oberteil ausziehe, entledigt er sich seines Shirts. Im nächsten Moment setzt er sich auf und öffnet mit einem geübten Griff meinen BH . Das Gefühl von Haut an Haut, Wärme an Wärme, ihm an mir durchdringt mich vollkommen.
»Gott, wie du mir gefehlt hast.« Auf einmal ist er wieder ganz ernst. Es wirkt fast, als wäre er im Angesicht meiner Entblößtheit nur noch zu Ehrfurcht in der Lage. Er sieht meinen Körper, sieht mich, und sein Blick wird beinahe demütig, hingebungsvoll. Und diese Hingabe lässt er nun bei jeder Bewegung, jeder Berührung walten.
Er knöpft behutsam meinen Rock auf, zieht mir meinen Slip von den Beinen, saugt geräuschvoll die Luft ein.
»Gefällt dir, was du siehst?«, flüstere ich.
»Alles. Alles, alles, alles«, sagt er und streicht mit den Händen über mich, über meine Schultern, meine Brüste, meinen Bauch, meine Oberschenkel – und wieder zurück. Seine Hände wirken größer, mächtiger. Er lässt sie sanft über meinen Flaum gleiten, streicht mit dem Daumen zwischen meinen Schamlippen entlang, ist fast so erregt, wie ich es bin, dabei liege ich einfach nur da.
Seine Lippen kehren zu meinen zurück, ein weiterer Kuss lässt mich erbeben. Ich fummle an den Knöpfen seiner Jeans und bin froh, als er endlich übernimmt und sich seiner Hose entledigt.
Ich reiche ihm das Kondom, schließe die Augen, weil ich es nicht mehr erwarten kann, ihn endlich in mir zu haben.
»Komm«, flüstere ich. »Komm in mich.«
Und dann ist er da. Über mir, an meinem Eingang – und im nächsten Augenblick in mir. Wir stöhnen beide vor Erleichterung, Erfüllung. Ich ziehe ihn zu mir, will nicht, dass er sich aufstützt, will nicht, dass er mich vor seinem Gewicht schützt. Ich will ihn so sehr und so fest und so hart, dass nichts zwischen uns passt. Dass wir vergessen, wo wir aufhören, wo der andere anfängt.
Er stößt in mich, zieht sich zurück, stößt erneut. Stößt erst langsam, dann schneller. Immer schneller und fester und wilder. Er stößt, als wäre es das erste Mal, als hätten wir keine Kontrolle über uns. Ich keuche und stöhne, ich will immer mehr, immer weiter. Mit ihm.
Viel zu schnell ist es vorbei. Er bricht schwer atmend auf mir zusammen. Sein Herzschlag rast, sein Körper ist schweißnass.
»Viel … zu früh … kommen, check«, keucht er, und wir lachen beide.
»Wenn du demnächst einen Lampenschirm und ein Bett hast, können wir es ja noch mal probieren.«
»Pass auf, sonst bau ich dir gleich ein Bett aus Wellblech.« Ich höre an seiner Stimme, dass er lächelt. »Das passiert wohl, wenn man drei Monate lang wie ein Mönch lebt.«
Ich runzle die Stirn. »Aber … du hast doch bestimmt …«
»Nope.«
»Echt nicht? Warum?«
»Weil … also … ich habe seit einiger Zeit nur noch an dich gedacht dabei. Und an dich zu denken … war wohl zu hart, schätze ich.«
Mein Herz blutet und heilt gleichzeitig. Ich küsse sein verschwitztes Haar und schlinge meine Arme um seinen nackten Körper.
»Ich glaube nicht, dass ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr drei Monate am Stück auf Selbstbefriedigung verzichtet habe.« Erst nachdem es ausgesprochen ist, merke ich, dass ich laut gedacht habe.
»Verflucht, das ist so heiß«, sagt Curtis und beißt mich leicht in meine linke Brust. Dann wandert er tiefer, küsst sich zwischen meine Beine. Er zieht mich in eine für ihn angenehmere Position und vergräbt sein Gesicht in mir. Mit seiner Zunge fährt er von meinem Eingang über meine Schamlippen. Er lässt nichts aus, liebkost jede noch so kleine Stelle. Mit den Händen streicht er langsam über die Innenseiten meiner Schenkel, über meinen Bauch. Ich schließe die Augen, lasse mich komplett fallen. Ich spüre, wie er mit den Fingern meine Vulva weiter öffnet, um einen besseren Zugang zu haben. Das Gefühl seiner Zungenspitze, seiner Lippen, seiner Nase auf mir, beinahe in mir, macht mich wahnsinnig und lässt mein Inneres erzittern. Er fährt von unten nach oben, bleibt an meiner Klitoris hängen und beginnt geometrische Figuren auf mich zu malen. Ich stöhne. Und er stöhnt mit. Die Vibration seiner Stimme verstärkt die Lust nur noch mehr, und ich wölbe mich ihm entgegen, winde mich leicht, kralle mich in sein Betttuch, sein Haar, was auch immer ich gerade zu fassen kriege. Er schiebt einen Finger in mich, noch einen, während er unablässig leckt und nun auch saugt. Erst sanft, dann etwas fester. Seine Finger, sein Mund, sie sind in diesem Augenblick einzig dazu da, um mir Befriedigung zu verschaffen, und ich fühle mich wie eine Königin, wie eine Göttin. Während ich jetzt schon nur noch auf die Erlösung warte, intensiviert er noch einmal den Druck. Er stöhnt erneut, spornt mich an, es ihm gleichzutun. Und ich kann ohnehin nicht länger warten. Will es nicht. Will explodieren, mich auflösen. Ich ziehe mich zusammen. Mein gesamter Körper zieht sich zusammen, so scheint es. Hitze breitet sich
aus, kitzelnde, quälende Blitze schießen in mir hin und her, und dann komme ich, komme schreiend und stöhnend, während Curtis mich an Ort und Stelle hält. Er hört nicht auf, bis ich vollkommen ausgelaugt bin. Bis ich nichts mehr geben kann. Bis ich leer bin.
»Darf ich dir erzählen, wie es so weit kommen konnte?«, fragt Curtis nach einiger Zeit. Er hat seinen Kopf auf meinen Bauch gebettet und streicht seit einer Weile schweigend mit der Hand über meinen Körper.
»Du kannst mir immer alles erzählen«, sage ich.
»Ich glaube, es wäre gut, wenn du alles weißt.«
Und dann beginnt er. Er erzählt von seiner Kindheit. Davon, dass er sich an seine Eltern kaum noch erinnert, dass er sein Leben lang das Gefühl hatte, sie hätten ihn im Stich gelassen, weil sie ihn nicht genug liebten.
»Ich hab es einfach nicht gecheckt.« Mit seinen Fingern fährt er um meine Brustwarze. »Ich habe nicht begriffen, wie sie mich alleinlassen und trotzdem lieben konnten.«
Meine Kehle wird eng, doch ich lasse ihn reden. Spiele sanft mit seinem Haar und höre einfach nur zu. Wie sein Verhalten das gleiche Muster immer und immer wieder provozierte, wie er dadurch eine Ausrede hatte, wütender und wütender zu werden. Wie er selbst nicht in der Lage war, das Muster zu erkennen.
»Aber jetzt sehe ich es. Ich weiß jetzt, woher es kommt.«
»Und du wirst wissen, dass ich dich liebe. Weil ich es dir immerzu sagen werde. Bis es dir zu den Ohren rauskommt«, sage ich.
»Ach ja?«
»O ja.«
»Ich glaube dir kein Wort.«
»Na, dann pass mal auf.« Ich richte mich etwas auf. »Ich liebe dich«, sage ich. »Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.« Mit jedem Satz wird sein Lächeln breiter. Gelöster. Schöner. »Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.«
»Kommt schon was zu meinen Ohren raus?«
»Nein.«
»Dann musst du wohl weitermachen«, sagt er und presst sich noch fester an meinen Körper.
»Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich …«
Während ich spreche, streiche ich ihm durch die Haare. Ich sage ihm so lange, was ich für ihn empfinde, bis er einschläft. Zum Klang meiner Stimme, die ihm sagt, wie sehr er geliebt wird.