Gold - Pirate Latitudes
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»Danke, Sir James.« Hacklett lachte, drehte sich auf dem Absatz um und verließ den Raum. Hinter ihm fiel die Tür schwer ins Schloss.
Schlagartig war Sir James hellwach. Er sah Sarah finster an. »Nimm das verdammte Tuch von meinem Kopf, Frau. Es wartet Arbeit auf mich.«
»Aber, Onkel –«
»Schockschwerenot, verstehst du denn gar nichts? All die Jahre habe ich in dieser gottverlassenen Kolonie ausgeharrt und Freibeuterfahrten finanziert und immer nur auf diesen einen großen Augenblick gewartet, dass einer meiner Freibeuter mit einer spanischen Galeone voll mit Schätzen zurückkehrt. Endlich ist der Tag da, aber weißt du, was jetzt geschehen wird?«
»Nein, Onkel.«
»Tja, ein Zehntel geht an unsere Majestät, Charles«, sagte Almont. »Und die übrigen neunzig Prozent teilen sich Hacklett und Scott untereinander. Du wirst schon sehen.«
»Aber sie haben mir doch gedroht –«
»Zum Henker mit ihren Drohungen, ich kenne die Wahrheit. Vier Jahre lang hab ich auf diesen Augenblick gewartet, und ich lasse mir nicht nehmen, was mir zusteht. Und das Gleiche gilt auch für die übrigen anständigen Bürger dieser, äh, maßvollen Stadt. Ich lasse mich nicht von einem pickeligen, moralistischen Schurken und einem geschniegelten Offiziersgecken übers Ohr hauen. Hunter muss befreit werden.«
»Aber wie?«, fragte Lady Sarah. »Er wird doch schon in zwei Tagen gehängt.«
»Der schlaue Fuchs wird von keinem Galgen baumeln«, sagte Almont, »das kann ich dir versprechen. Die ganze Stadt ist auf seiner Seite.«
»Wie das?«
»Weil er, wenn er am Leben bleibt, Schulden zu begleichen hat, und zwar stattliche. Mit Zinsen. Bei mir und anderen. Dazu muss er allerdings befreit werden …«
»Aber wie?«, sagte Lady Sarah.
»Frag Richards«, sagte Almont.
Plötzlich sagte eine Stimme aus der Dunkelheit im hinteren Teil des Raumes: »Ich werde Richards fragen.«
Lady Sarah wirbelte herum. Emily Hacklett trat aus dem Schatten hervor.
»Ich habe eine Rechnung zu begleichen«, sagte sie nur und verließ den Raum.
Als sie allein waren, fragte Lady Sarah ihren Onkel: »Aber reicht es, ihn aus dem Gefängnis zu befreien?«
Sir James Almont lachte leise in sich hinein. »In höchstem Maße, meine Liebe«, sagte er. »In höchstem Maße.« Er lachte laut. »Wir werden in Port Royal Blut sehen, noch ehe der Tag anbricht, das lass dir gesagt sein.«
»Ich helfe gern, Mylady«, sagte Richards. Der treue Diener litt seit Wochen unter der Ungerechtigkeit, dass sein Herr mit Waffengewalt unter Arrest gestellt worden war.
»Wer kommt alles ins Marshallsea hinein?«, fragte Mrs Hacklett.
Sie hatte das Gebäude von außen gesehen, aber selbstverständlich noch nie betreten. Wahrhaftig, es war ausgeschlossen, dass sie das je tun würde. Wenn es um verbrecherisches Gesindel ging, rümpfte eine hochwohlgeborene Frau die Nase und blickte weg. »Kommt Ihr in das Gefängnis rein?«
»Nein, Madam«, sagte Richards. »Euer Gemahl hat eigene Wachen postiert. Die würden mich niemals hineinlassen.«
»Aber wem könnte es dann gelingen?«
»Einer Frau«, sagte Richards. Es war durchaus üblich, dass Gefangene von Freunden und Angehörigen mit Essen und allem Notwendigen versorgt wurden.
»Welche Frau? Sie muss schlau sein und darf sich nicht durchsuchen lassen.«
»Da fällt mir nur eine ein«, sagte Richards. »Mistress Sharpe.«
Mrs Hacklett nickte. Sie erinnerte sich an Mistress Sharpe, eine der siebenunddreißig Zuchthäuslerinnen, die einen Monat vor ihr mit der Godspeed aus England gekommen waren. Mittlerweile war Mistress Sharpe die begehrteste Kurtisane in ganz Port Royal.
»Kümmert Euch unverzüglich darum«, sagte Mrs Hacklett.
»Und was kann ich ihr für ihre Dienste versprechen?«
»Sagt ihr, Captain Hunter wird sie großzügig und angemessen entlohnen, davon bin ich überzeugt.«
Richards nickte, zögerte dann aber. »Madam«, sagte er, »Ihr seid Euch doch hoffentlich bewusst, welche Folgen Captain Hunters Befreiung haben wird?«
Mit einer Kälte, die Richards einen Schauer über den Rücken trieb, antwortete die Frau: »Ich bin mir der Folgen nicht nur bewusst, ich sehne sie innigst herbei.«
»Wohlan denn, Madam«, sagte Richards und verschwand in der Nacht.
Im Schatten der hohen Mauern von Marshallsea tändelte und lachte Mistress Sharpe mit einem der Wachposten. Als er versuchte, ihr an die Brust zu fassen, entwand sie sich kichernd, warf ihm noch eine Kusshand zu und ging durch das Tor. Sie trug einen Tontopf mit Schildkrötenragout unter dem Arm. Ein anderer Wachmann begleitete sie zu Hunters Zelle.
Der Mann war mürrisch und angetrunken. Ehe er den Schlüssel im Schloss drehte, hielt er inne.
»Warum zögert Ihr?«, fragte sie.
»Immer wenn ich einen Schlüssel ins Schloss stecke, kommen mir lüsterne Gedanken«, sagte er anzüglich.
»Es geht doch nichts über ein gut geöltes Schloss«, erwiderte sie ebenso anzüglich.
»Aye, Lady, und das gilt auch für den Schlüssel.«
»Na, den Schlüssel habt Ihr ja schon«, sagte sie. »Aber das mit dem Schloss wird noch etwas warten müssen. Lasst mir ein paar Minuten Zeit, um den hungrigen Hund da drin zu füttern, dann können wir uns um Schlüssel und Schloss kümmern, wie Ihr es nicht mehr vergessen werdet.«
Der Wärter lachte und entriegelte die Tür. Sie betrat die Zelle, die Tür hinter ihr schloss sich, doch der Wärter war mit hereingekommen.
»Lasst mich doch kurz mit dem Mann allein«, sagte sie, »wie es der Anstand gebührt.«
»Ist nicht erlaubt.«
»Wen kümmert das?«, sagte sie, sah den Wärter an und fuhr sich langsam mit der Zunge über die Lippen.
Er grinste und ging hinaus.
Sobald er die Tür von außen geschlossen hatte, stellte sie den Topf auf die Erde und musterte Hunter. Der erkannte sie nicht, aber er war hungrig, und vom Duft des Schildkrötenragouts lief ihm das Wasser im Munde zusammen.
»Ihr seid überaus freundlich«, sagte er.
»Ich habe Euch noch mehr mitgebracht«, sagte sie und zog sich mit einer flinken Bewegung die Röcke hoch bis zur Taille. Es war eine erstaunlich unzüchtige Geste, doch noch erstaunlicher war, was zum Vorschein kam.
Sie hatte ein wahres Waffenarsenal an Waden und Oberschenkel geschnallt – zwei Messer, zwei Pistolen.
»Man sagt, ich sei ein gefährliches Weibsbild«, erklärte sie. »Jetzt wisst Ihr, warum.«
Rasch nahm Hunter die Waffen an sich und steckte sie sich in den Gürtel.
»Seid vorsichtig, Sir, nicht dass Eure Waffe vorzeitig losgeht.«
»Seid unbesorgt, ich komme stets erst im rechten Moment zum Schuss.«
»Kann ich mich darauf verlassen?«
»Das könnt Ihr«, erwiderte Hunter. »Mein Wort darauf.«
Sie blickte zur Tür.
»Ich werde Euch ein anderes Mal beim Wort nehmen«, sagte sie. »Bis dahin, werde ich geschändet?«
»Das halte ich für das Beste«, sagte Hunter und warf sie zu Boden.
Sie schrie und kreischte, und der Wärter kam angerannt. Er erkannte sofort, was sich da abspielte, entriegelte hastig die Tür und stürzte in die Zelle.
»Du verdammter Pirat«, knurrte er, doch da bohrte sich schon Hunters Messer in seinen Hals, und er taumelte rückwärts, fasste nach der Klinge unter seinem Kinn. Als er sie herauszog, spritzte Blut heraus, eine gurgelnde Fontäne, dann brach er zusammen und starb.
»Rasch, Lady«, sagte Hunter und half Anne Sharpe auf die Beine. Aus den übrigen Zellen ringsherum drang kein Laut. Die Männer hatten alles mit angehört und waren mucksmäuschenstill. Hunter öffnete rasch ein paar Zellentüren. Dann gab er den Freigelassenen die Schlüssel und ließ sie weitermachen.
»Wie viele Wachen stehen an den Toren?«, fragte er Anne Sharpe.
»Ich habe vier gesehen«, sagte sie, »und ein weiteres Dutzend oben auf den Mauern.«
Das stellte Hunter vor ein Problem. Die Wachen waren Engländer,
und er wollte nicht mehr töten als unbedingt notwendig.
»Wir müssen uns etwas einfallen lassen«, sagte er. »Ruft den Hauptmann zu Euch.«
Sie nickte und eilte hinaus auf den Hof. Hunter blieb zurück, im Schatten. Die Kaltblütigkeit der Frau, die doch eben erst mit angesehen hatte, wie ein Mann brutal erstochen wurde, verwunderte ihn nicht. Ihr war die Furchtsamkeit fremd, die von Frauen am französischen und spanischen Hofe gepflegt wurde. Englische Frauen waren dagegen zäh, mitunter gar zäher als so mancher Mann, und das galt gleichermaßen für Frauen von niedriger wie von hoher Geburt.
Der Hauptmann der Wache von Marshallsea kam zu Anne Sharpe herüber und sah erst im letzten Augenblick den Lauf von Hunters Pistole aus dem Schatten ragen. Hunter winkte ihn zu sich.
»Jetzt hört gut zu«, sagte Hunter. »Ruft Eure Männer nach unten und sagt Ihnen, sie sollen ihre Musketen fallen lassen, dann wird keiner sein Leben verlieren. Wenn Ihr es dagegen auf einen Kampf ankommen lasst, werden sie alle mit Sicherheit sterben.«
Der Hauptmann sagte: »Ich habe mit Eurer Flucht gerechnet, Sir, und ich hoffe, Ihr denkt in Zukunft an mich.«
»Wir werden sehen«, sagte Hunter, ohne etwas zu versprechen.
Mit förmlicher Stimme fragte der Hauptmann: »Werdet Ihr Euch morgen um Commander Scott kümmern?«
»Commander Scott«, sagte Hunter, »wird den morgigen Tag nicht mehr erleben. Jetzt tut, was ich Euch gesagt habe.«
»Ich hoffe, Ihr denkt an mich –«
»Vielleicht«, sagte Hunter, »werde ich daran denken, Euch nicht die Kehle durchzuschneiden.«
Der Hauptmann rief seine Männer nach unten, und Hunter sah zu, wie sie von den Freigelassenen in die Zellen gesperrt wurden.
Sobald Mrs Hacklett Richards ihre Anweisungen erteilt hatte, kehrte sie an die Seite ihres Gemahls zurück. Er war zusammen mit Commander Scott in der Bibliothek und trank Wein. In den letzten Tagen hatte es der Weinkeller des Gouverneurs den beiden Männern angetan, und sie genossen ihn in vollen Zügen.
Auch an diesem Abend hatten beide bereits viel zu tief ins Glas geschaut.
»Meine Teuerste«, sagte ihr Mann, als sie den Raum betrat, »du kommst wie gerufen.«
»Ach ja?«
»Ja«, sagte Robert Hacklett. »Ich habe Commander Scott nämlich soeben erläutert, dass der Pirat Hunter dich geschwängert hat. Wie dir natürlich klar ist, wird er bald am Galgen baumeln, bis ihm das Fleisch von den Knochen fault. Mir wurde gesagt, dass das in diesem bestialischen Klima sehr schnell geht. Aber dass hier so manches schnell geht, hast du ja bereits am eigenen Leibe erfahren, nicht wahr? Übrigens, wo wir gerade von deiner Verführung sprechen, über die Einzelheiten des Ereignisses war Commander Scott gar nicht im Bilde. Ich habe ihn in Kenntnis gesetzt.«
Mrs Hacklett wurde puterrot.
»So züchtig«, sagte Hacklett, mit einem gehässigen Unterton in der Stimme. »Niemand würde in ihr eine gemeine Hure vermuten. Und doch ist sie genau das. Was, glaubt Ihr, würden ihre Gefälligkeiten einbringen?«
Commander Scott schnupperte an seinem parfümierten Taschentuch. »Darf ich freimütig sein?«
»Unbedingt, seid freimütig. Seid freimütig.«
»Sie ist zu mager für den üblichen Geschmack.«
»Seiner Majestät hat sie durchaus gefallen –«
»Mag sein, mag sein, aber sein Geschmack ist schließlich nicht üblich, oder? Unser König hat eine Vorliebe für heißblütige exotische Frauen –«
»Wie auch immer«, sagte Hacklett gereizt. »Was würde sie einbringen?«
»Ich würde meinen, nicht mehr als – na ja, wenn man berücksichtigt, dass sie in den Genuss der königlichen Lanze gekommen ist –, auf keinen Fall mehr als hundert Reales.«
Mrs Hacklett, die noch dunkler angelaufen war, wandte sich zum Gehen. »Das höre ich mir nicht länger an.«
»Oh doch«, sagte ihr Mann, sprang aus seinem Sessel hoch und versperrte ihr den Weg. »Du hörst dir noch einiges mehr an. Commander Scott, Ihr seid ein welterfahrener Mann. Würdet Ihr hundert Reales bezahlen?«
Scott verschluckte sich an seinem Wein und hustete. »Ich nicht, Sir«, sagte er.
Hacklett packte den Arm seiner Frau. »Welchen Preis würdet Ihr zahlen?«
»Fünfzig Reales.«
»Abgemacht!«, sagte Hacklett.
»Robert!«, sagte seine Frau entrüstet. »Um Himmels willen, Robert –«
Robert Hacklett ohrfeigte seine Frau so heftig, dass sie durch den Raum taumelte und benommen in einen Sessel sank.
»Wohlan, Commander«, sagte Hacklett. »Ihr seid ein Ehrenmann. Ich gewähre Euch Kredit.«
Scott spähte über den Rand seines Glases. »Wie meinen?«
»Ich sagte, ich gewähre Euch Kredit. Nehmt Euch, was Euch zusteht.«
»Wie? Ihr meint, ähm …« Er deutete auf Mrs Hacklett, die ihn mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen anstarrte.
»Allerdings meine ich das, und zwar sofort.«
»Hier? Jetzt?«
»Ganz genau, Commander.« Hacklett wankte volltrunken durch den Raum und schlug dem Soldaten klatschend auf die Schulter. »Und ich werde dabei zuschauen und mich amüsieren.«
»Nein!«, kreischte Mrs Hacklett.
Ihre Stimme war gellend laut, doch keiner der beiden Männer schien sie wahrzunehmen. Sie stierten einander betrunken an.
»Auf Ehre«, sagte Scott. »Ich weiß nicht, ob das klug ist.«
»Unsinn«, sagte Hacklett. »Ihr habt einen Ruf zu verteidigen. Immerhin ist sie eine Gespielin, die eines Königs würdig ist – oder zumindest eines Königs würdig war. Nehmt sie Euch, Mann.«
»Verdammt«, sagte Commander Scott und kam unsicher auf die Beine. »Verdammt, Sir, ich mach’s. Was gut genug für einen König war, ist gut genug für mich. Ich mach’s.« Und damit begann er, an der Gürtelschnalle seiner Kniehose zu nesteln.
Commander Scott war stockbetrunken, und seine Gürtelschnalle bereitete ihm Schwierigkeiten. Mrs Hacklett kreischte los. Ihr Mann durchquerte die Bibliothek und ohrfeigte sie erneut. Ihr platzte die Lippe auf, und Blut sickerte ihr aufs Kinn.
»Die Hure eines Piraten – oder eines König – sollte sich nicht so zieren. Commander Scott, verlustiert Euch.«
Und Scott wankte auf die Frau zu.
»Bring mich hier raus«, flüsterte Gouverneur Almont seiner Nichte zu.
»Aber Onkel, wie?«
»Töte den Wachposten«, sagte er und reichte ihr eine Pistole.
Lady Sarah Almont nahm die Pistole, die sich in ihren Händen völlig ungewohnt anfühlte.
»So wird sie gespannt«, sagte Almont und zeigte es ihr. »Jetzt sei schön vorsichtig! Geh zur Tür, bitte den Wachmann, dich rauszulassen, und schieß –«
»Schießen? Wie denn?«
»Direkt ins Gesicht. Du darfst keinen Fehler machen, meine Liebe.«
»Aber Onkel …«
Er funkelte sie an. »Ich bin ein kranker Mann«, sagte er. »Hilf mir.«
Sie machte ein paar Schritte auf die Tür zu.
»Jag ihm die Kugel in den Rachen«, sagte Almont mit einer gewissen Genugtuung. »Er hat’s verdient, der verräterische Hund.«
Sie klopfte an die Tür.
»Was ist, Miss?«, fragte der Wachmann.
»Aufmachen«, sagte sie. »Ich möchte gehen.«
Ein Schaben und ein metallisches Klicken ertönte, als sich der Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür öffnete sich. Lady Sarah sah den Wachmann, einen Jungen von neunzehn Jahren, frisch und arglos, mit einem verwunderten Ausdruck im Gesicht. »Wie Eure Ladyschaft wünschen …«
Sie feuerte auf seinen Mund. Die Explosion riss ihr den Arm hoch und schleuderte den Jungen nach hinten, als hätte ihn ein Faustschlag ins Gesicht getroffen. Im Fallen drehte er sich, und als er auf dem Boden lag, rollte er auf den Rücken. Entsetzt sah sie, dass er kein Gesicht mehr hatte, bloß eine blutige breiige Masse über den Schultern. Der hingestreckte Körper zuckte noch einige Augenblicke. Urin durchnässte den Stoff seiner Hose, und Kotgeruch breitete sich aus. Dann rührte der Körper sich nicht mehr.
»Hilf mir hoch«, krächzte ih
r Onkel, der Gouverneur von Jamaika, und setzte sich schwerfällig im Bett auf.
Hunter versammelte seine Männer am Nordrand von Port Royal, unweit des Festlandes. Seine wichtigste Aufgabe war rein politischer Natur: Er musste erreichen, dass das gegen ihn gefällte Urteil aufgehoben wurde.
Drängender war jedoch die Frage, wie er auf die ungerechte Behandlung reagieren sollte, denn Hunters Ruf in der Stadt stand auf dem Spiel.
Im Geiste sah er acht Namen vor sich:
Hacklett
Scott
Lewisham, der Richter der Admiralität
Foster und Poorman, die Kaufleute
Lieutenant Dodson
James Phips, Handelskapitän
Und vor allem Sanson
Jeder Einzelne dieser Männer hatte gewusst, dass er Unrecht tat. Jeder Einzelne hatte sich aus der Beschlagnahmung der Galeone einen Gewinn erhofft.
Die Gesetze der Freibeuter waren da unmissverständlich; Betrug und Verrat wurden mit Tod und Beschlagnahmung der Anteile bestraft. Doch das bedeutete zugleich, dass er etliche angesehene Bürger der Stadt töten musste. Er wusste, er war dazu in der Lage, doch falls Sir James nicht unbeschadet überlebte, könnte das später schlimme Folgen für ihn haben.
Falls Sir James noch bei Verstand war, hatte er sich längst in Sicherheit gebracht. Darauf musste Hunter vertrauen, beschloss er. Und jetzt war es seine Aufgabe, alle zu töten, die ihm in den Rücken gefallen waren.
Kurz vor Tagesanbruch befahl er seinen Leuten, sich in die Blue Hills im Norden Jamaikas zurückzuziehen und zwei Tage dortzubleiben.
Dann kehrte er allein in die Stadt zurück.
KAPITEL 36
Foster, ein wohlhabender Seidenhändler, besaß ein großes Haus auf der Pembroke Street, nordöstlich der Werften. Hunter schlich sich an der Außenküche vorbei durch die Hintertür ins Haus und stieg die Treppe hoch zum Schlafgemach im ersten Stock.
Foster und seine Frau lagen schlafend im Bett. Hunter weckte ihn, indem er ihm eine Pistole leicht gegen die Nasenlöcher drückte.
Foster, ein dicklicher Mann um die fünfzig, schnaubte und schniefte und rollte sich weg. Hunter schob ihm die Pistolenmündung in ein Nasenloch.