Bevor wir fallen

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Bevor wir fallen Page 13

by Bowen, Sarina


  »Noch ein Glas?«, erkundigte er sich kurz darauf.

  Ich bückte mich nach der Flasche und füllte unsere Gläser, bis die Flasche leer war. »Alles Gute zum Geburtstag«, sagte ich. »Ich hatte dir, glaube ich, noch gar nicht gratuliert.«

  Er stieß mit mir an. »Danke, Callahan.«

  »Ich hab ein Geschenk für dich. Ist es schlimm, wenn ich zu faul bin, um es jetzt holen zu gehen?«

  Statt einer Antwort zog er mich ein Stück weiter auf seine Sofaseite.

  Der Körperkontakt brachte mich völlig um den Verstand. Während wir uns den Film ansahen, spielte er hinter meinem Rücken geistesabwesend mit dem Ende meines Pferdeschwanzes.

  »Den Teil mag ich besonders«, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. »Die Ratten von außergewöhnlicher Größe.«

  Während sich Buttercup durch den Feuersumpf kreischte, legte Hartley sanft eine Hand an meinen Hinterkopf und streichelte mit dem Daumen langsam an meinem Nacken und dem Haaransatz entlang.

  Oh verdammt …

  Ich schloss trotz der spannenden Szene auf dem Fernsehschirm die Augen und genoss ganz das Gefühl, das seine Berührung bei mir auslöste. Ich hätte mich eigentlich entspannen sollen, nur hatte sein Kraulen genau den gegenteiligen Effekt. Es fühlte sich an, als hätte die Haut in meinem Nacken eine beispiellose Menge Nervenenden ausgebildet. Wo seine Finger auch hinwanderten, knisterte ein elektrischer Schlag mein Rückgrat hinunter und fuhr mir tief in die Leibesmitte. Mit einem Mal war ich mir meiner immer schneller werdenden Atmung nur allzu bewusst. Ich stürzte das zweite Glas Champagner runter, während ich mein Herz davon zu überzeugen versuchte, wieder zu einem normalen Rhythmus zurückzukehren.

  Und während ich noch über meine Einfältigkeit nachdachte, nahm Hartley den Daumen von einer sehr empfindlichen Stelle unter meinem Ohr, beugte sich zu meinem leicht angetrunkenen Erstaunen über mich und drückte stattdessen seine Lippen auf die besagte Stelle. Das Gefühl seines Mundes an meinem Hals reichte beinah aus, mich durch die Decke gehen zu lassen. Er drückte die feuchten Lippen fest auf meine Haut, bevor sich sein Kuss langsam zu meinem Schlüsselbein verirrte und seine Zunge auf ihrem Weg eine flammende Spur zog.

  Egal, wie cool ich mit der Situation hatte umgehen wollen, in diesem Moment konnte ich nicht anders, als an seiner Brust dahinzuschmelzen, während ich mit einem zittrigen Seufzen den Atem ausstieß.

  Doch dann hörte ich ihn lachen und kapierte, dass er genau wusste, welche Wirkung er auf mich hatte. Und obwohl meine Brüste vor Verlangen zu kribbeln begonnen hatten, fand ich Kraft genug, den Mund aufzumachen: »Was zum Teufel soll das werden, Hartley?«

  »Es schien mir einfach eine gute Idee«, antwortete er, ohne die Lippen von meinem Hals zu lösen. »Und das tut es immer noch.«

  Ich spielte auf Zeit und trank den Rest meines Champagners, während Hirn und Körper kurz und heftig miteinander stritten, wie es jetzt weitergehen sollte.

  Hartley nahm mir das Glas aus der Hand und stellte es auf den Koffer. »Sieh mal«, flüsterte er, »du kannst mir eine scheuern und mich einen Arsch nennen, weil ich zu dir gerannt gekommen bin, weil meine Freundin mich versetzt hat. Und dann gucken wir zu, wie Billy Crystal Wesley wiederbelebt.« Er trank sein eigenes Glas leer. »Oder du könntest mich küssen, Callahan.«

  Seine Stimme war rau und warm. Bei ihrem Klang wandte ich den Kopf, um ihn anzuschauen. Seine Augen blickten heiter, verrieten aber auch eine Tiefe, die ich von Anfang an dort gesehen hatte. Er war mein Freund, vielleicht sogar mein bester, und es war undenkbar, mich vor ihm zu fürchten.

  »Warum willst du unsere Freundschaft verkomplizieren?«, flüsterte ich.

  »Als wäre jetzt gerade alles total einfach«, konterte er.

  Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Allerdings herrschte in meinem Kopf auch viel zu viel Chaos, als dass ich mir in diesem Moment einen Reim darauf hätte machen können.

  Schweigend sahen wir einander in die Augen. Dann umschloss Hartley mein Gesicht mit beiden Händen, so zart, dass es mir ihm Herzen wehtat. Plötzlich waren all die Monate, in denen ich mich nach seinem Kuss gesehnt hatte, zu viel für mich.

  Ich schloss die Augen und spürte seine Lippen auf meinen. So weich, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte, sein perfekter Mund fest und süß auf meinem. Als er die Lippen öffnete und meine mit der Zunge teilte, schnappte ich vor Glück nach Luft.

  Natürlich war ich schon geküsst worden – zumindest hatte ich das bis zu diesem Zeitpunkt geglaubt –, doch Hartleys Küsse gehörten einer vollkommen anderen Gattung an. Seine Lippen waren gleichermaßen weich und fordernd. Die Art, mit der er seine Zunge langsam über meine gleiten ließ, löschte jeden klaren Gedanken in meinem Kopf aus.

  Als ich gerade wohlig im Sofa versinken wollte, griff Hartley unter meine Arme, zog mich hoch und auf sich. Er bettete sein gesundes Bein aufs Sofa und lehnte den Kopf gegen die gepolsterte Armlehne.

  Ich spürte seinen Körper unter mir – fest und warm, einfach göttlich. Seine großen Hände lagen an meinen Wangen, um den Kuss zu mäßigen. Er ließ sich Zeit, neckte mit den Zähnen meine Unterlippe und strich mit seiner Zunge langsam und genussvoll über meine.

  Ich wollte nicht, dass er damit aufhörte. Nie mehr.

  Im Hintergrund näherte sich Die Braut des Prinzen mit Riesenschritten dem aufregenden Ende, doch ich bekam kaum noch mit, was um uns herum geschah. Hartley schmeckte nach Champagner und purer Männlichkeit. Seine Küsse hatten nicht das Geringste mit dem Geschlabber gemeinsam, das ich auf der Highschool erlebt hatte.

  »Callahan«, flüsterte er irgendwann.

  »Hm?«

  »Du, äh … reibst dich an mir.«

  Ich wich verlegen zurück. »Oh, tut mir leid.«

  Er sah mich aufmerksam an. »Ich habe wirklich nichts dagegen, aber ich glaube nicht, dass du es tun würdest, wenn du es nicht auch spüren könntest.«

  »Oh.« Oh.

  Er grinste mich an. Dann fuhr er mit einer Hand über meine Brust und ließ sie zwischen unsere Körper und unter den Bund meiner Yogahose wandern.

  »Hartley!«, kreischte ich und griff nach seiner Hand.

  Er sah mir in die Augen. »Willst du es denn nicht wissen?«

  »Es ist bloß …« Mein Atem ging zu schnell, und plötzlich wurde mir die Brust eng. Ich schob seine Hand weg und holte tief Luft.

  »Callahan«, begann er mit tiefer, ernster Stimme, »hast du denn in der Zwischenzeit nicht mal ein bisschen … experimentiert?«

  Ich schüttelte den Kopf.

  Er machte große Augen. »Aber du hast dir deshalb Sorgen gemacht, und das vielleicht völlig umsonst, oder?«

  Ich ließ den Kopf gegen seine Schulter sinken und verbarg das Gesicht an seinem Hals. Es brachte mich fast um, wie gut er roch. Nach Hartley, aber aus allernächster Nähe.

  Er streichelte mir übers Haar, eine kleine Geste, die mich allein schon unfassbar glücklich machte.

  »Du hast ihn noch kein einziges Mal ausprobiert?«, fragte er, und ich hörte die Worte in seiner Brust nachhallen. »Keine Liebe für unseren Freund Digby?«

  Ich musste grinsen, verbarg mein Gesicht aber weiter am Halsausschnitt seines T-Shirts. Bisher hatte ich mit niemandem darüber gesprochen. Es gab für mich auf der ganzen Welt kein peinlicheres Thema.

  »Echt, Callahan?« Er gab nicht auf. »Du hast sonst vor nichts Angst. Du lässt die Physiotherapie über dich ergehen wie ein Marinesoldat. Du sagst der Schwester im Krankenhaus, wo sie sich ihren Scheiß hinstecken kann. Genau wie mir, wenn ich irgendwelchen Mist baue. Und mit der Kleinigkeit hier kommst du nicht klar …«

  Ich hob den Kopf. »Das ist keine Kleinigkeit«, stellte ich klar.

  Er drehte den Kopf, bis unsere Gesichter wieder nur Millimeter voneinander entfernt waren. »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er rau. Dann drückte er seine Lippen auf meine und schob seine Zunge in meinen Mund.

  Es folgte ein langer, ausgiebiger Kuss, und hätte ich meine Knie spüren können, wären sie
wahrscheinlich wachsweich gewesen.

  Dann verdarben mir Stimmen auf dem Gang den Spaß. Ich erstarrte, fühlte mich mit einem Mal verletzlich, wie ich hier in Hartleys Armen lag und vor aller Welt mein fragiles Ich entblößte.

  »Es könnte jemand reinkommen«, zischte ich.

  »Gut möglich.«

  Hartley streckte einen Arm Richtung Fußboden aus und angelte nach einer seiner Gehhilfen. Dann schwang er die Beine über die Sofakante.

  Als ich von ihm hinuntergleiten wollte, erwischte er mich mit der anderen Hand unterm Hintern. »Festhalten«, sagte er.

  Und als er sich aufrichtete, begriff ich, was er damit gemeint hatte. Als er stand, schlang ich die Arme um ihn, und er hielt mit einem Arm mein ganzes Gewicht. Ehe ich mitbekam, wie mir geschah, trug Hartley mich auf Händen, indem er auf einer Krücke und einem Bein zu meinem Schlafzimmer hopste. Das Bett stand bloß viereinhalb Meter weit weg, trotzdem ging er ein unerhörtes Risiko ein.

  »Oh mein Gott«, kiekste ich. »Wir werden beide sterben.«

  Hartley blieb kurz stehen, um mich auf seiner Hüfte zurechtzurücken. »Damit wärst du das erste Mädchen, das das schon auf dem Weg ins Schlafzimmer zu mir sagt.«

  13

  Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes

  Corey

  Oh Himmel, ja, schrie meine Hoffnungsfee, als Hartley mich aufs Bett legte und die Tür zumachte. Dann schlang er, obwohl ich ihn nach der Anstrengung keuchen hörte, seine kräftigen Arme um mich und machte da weiter, wo er vorhin aufgehört hatte – er küsste mich tief und eindringlich.

  Mein Herz raste, als er die Hände in mein T-Shirt krallte und es mir über den Kopf zog. Dann öffnete er mit genau der Fingerfertigkeit, die ich von ihm erwartet hatte, mit einer Hand meinen BH.

  Ich wich zurück.

  »Was machst du da?«

  »Du hast eine Frage, auf die du eine Antwort brauchst. Und einen besseren Zeitpunkt dafür wird es nicht geben.«

  Während ich darüber nachdachte, drückte er mich sanft zurück aufs Bett. Einen besseren Zeitpunkt wird es nicht geben, hatte er gesagt. Weil wir eine ganze Flasche Champagner geleert hatten? Oder weil Stacia auf dem Weg hierher war? Ich fürchtete, die Antwort zu kennen.

  »Außerdem …« Ich schnappte nach Luft, als er mit den Daumen über meine Brüste strich. »Bin ich ein Spezialist auf dem Gebiet.«

  Er ließ die Zunge über meine Brustwarze gleiten. Zuerst umkreiste er sie, dann schloss sich sein warmer Mund darum und er begann, sachte daran zu saugen.

  Oh mein Gott! Ich hörte, wie ein Stöhnen über meine Lippen kam, während der kleine Rest meines Verstands eilig zum Fenster hinausflog.

  »Gutes Mädchen.«

  Als seine Hand dieses Mal an meinen Körper hinunterglitt und in meiner Hose verschwand, vergaß ich glatt, mich darüber zu echauffieren. Er küsste mich leidenschaftlich, während seine Finger sich Stellen näherten, die bisher nur selten berührt worden waren. Wenn man das letzte Jahr auf der Highschool überwiegend im Krankenhaus verbringt, hat man nicht viel Zeit für Verabredungen und Jungs.

  Er wölbte die Hand, die exakt zwischen meine Beine passte, und ich registrierte das unglaubliche Gefühl, das seine Finger auslösten.

  Er gluckste an meinen Lippen. »Callahan«, flüsterte er dann, »gib mir deine Hand.«

  Er nahm meine Hand und führte sie über meinen Oberkörper und in mein Höschen. Es war genauso nass wie die Haut an den Stellen, an denen er mich berührt hatte.

  »Das Spiel beginnt«, flüsterte er. Dann zog er unsere Hände zurück an die frische Luft, und ich stieß den angehaltenen Atem aus.

  »Das …« Mein Hirn schien nicht mehr richtig zu arbeiten.

  »Das lässt hoffen«, beendete er den Satz für mich. »Aber das ist noch nicht alles, was du wissen wolltest, oder?«

  Statt meine Antwort abzuwarten, zog er kräftig an meiner Yogahose.

  »Wow, nicht so schnell«, sagte ich und wälzte mich auf die Seite, weg von ihm.

  Sofort ließ er die Hände sinken, sah mich aber weiter mit einem Grinsen im Gesicht an. »Bist du etwa so ein Schisser?«

  Ich stützte mich auf einen Ellbogen. »Was? Bloß weil ich nicht will, dass du mich betatschst, denkst du, ich hab Schiss? Das ist Blödsinn, Hartley. Nur weil vor mir noch keine nein zu dir gesagt hat, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch nicht tun werde.«

  In seinen Augen blitzte Belustigung auf und etwas, das ich nicht zu deuten vermochte. »Schön, wenn du mir ins Gesicht sagst, dass du meine begabten Hände nicht auf dir spüren willst …« Er strich mit den Kuppen zweier Finger über meine Brüste. »Dann behaupte ich nie wieder, dass du Schiss hast.« Er rückte ein Stück näher an mich heran und gab mir mit weichen Lippen einen winzigen Kuss. »Dann nehme ich es zurück.« Noch ein Kuss. »Und sage stattdessen: Callahan ist kein Schisser.«

  Er unterstrich seine Worte mit einem weiteren ausgiebigen Kuss und neckte mit dem Daumen meine Brustwarze, bis mir schwindlig wurde.

  »Sag es«, flüsterte er zwischen zwei Küssen. »Sag, dass du nicht doch noch ein bisschen mehr hiervon willst. Nur im Namen der Forschung natürlich.«

  Ich ließ den Kopf ins Kissen sinken und holte zittrig Luft. »Das ist echt der verrückteste Abend aller Zeiten.«

  Er lachte heiser, dann hörte ich das Reißen von Stoff, und im nächsten Augenblick hielt er mein Höschen in der Hand.

  »Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes.« Er warf meinen Slip auf den Boden, ungefähr so, wie ich es mir seit letztem September vorgestellt hatte. Allerdings hatten wir uns in meiner Fantasie auch leidenschaftlich geliebt und uns nicht bloß für ein flüchtiges Abenteuer oder gar ein wissenschaftliches Experiment getroffen.

  Ich merkte, wie er mit der Hand meine Hüfte berührte. »Spürst du das, Callahan?«

  Ich nickte mit trockenem Mund.

  Er streichelte über meinen Oberschenkel, was ich genauso fühlte, bis er unterhalb des Knies angelangt war.

  »Und das?«

  Ich schüttelte den Kopf.

  »Interessant«, murmelte er, als wollte er gleich ein Klemmbrett zücken, um sich Notizen zu machen. Eigentlich hörte er sich genauso an wie die Ärzte, die ich andauernd aufsuchen musste: Spüren Sie das? Und das?

  Plötzlich stimmte gar nichts mehr. Ich schob seine Hand fort. »Ich komme mir vor wie eine Laborratte.«

  Er nahm die Hand weg. »Tut mir leid. Falscher Ansatz.« Dann streckte er die Hände wieder nach mir aus, legte sie an meine Wangen und küsste mich.

  Schon besser. Trotzdem fühlte ich mich noch ein wenig neben der Spur. Als würde mich das Gewicht meiner Verwundbarkeit herunterziehen. Ginge es hier um eine Hockeymeisterschaft, hätte ich gewusst, was zu tun war. Ich hätte ein verwegenes Manöver gewagt und das Spiel noch gedreht.

  In die Enge gedrängt, griff ich nach dem Reißverschluss von Hartleys Hose und zog daran.

  Er unterbrach unseren Kuss, um nach unten zu schauen und mir zuzusehen. »Was wird das denn, Callahan?«

  »Wieso bin bloß ich nackt?«

  »Na ja …« Er zögerte. »Ich hab das nicht gemacht, um meine ehrbaren Absichten unter Beweis zu stellen.«

  »Hartley.« Ich sah ihm in die Augen. »Wer könnte ernsthaft annehmen, dass du ehrbare Absichten hast?«

  Ein nicht zu deutender Ausdruck huschte für eine Sekunde über sein hübsches Gesicht. Doch er hatte sich schnell wieder gefangen und setzte stattdessen ein Lächeln auf.

  »Der Punkt geht an dich, Callahan. Außerdem bin ich nicht der Typ, den du lange bitten musst, sich auszuziehen.«

  Er öffnete den Reißverschluss ganz, setzte sich auf und streifte die Hose und auch gleich seine Boxershorts ab.

  Woraufhin ich versuchte, nicht vollkommen überwältigt auf seine Erektion zu glotzen. Er war dick und schön. Ich würde einiges zu verkraften haben.

  Ich riss meinen Blick los und sah ihm ins Gesicht. »Weg mit dem T-Shirt.«

  Er grinste und zerrte es
sich über den Kopf. »Callahan macht niemals halbe Sachen.«

  Heiliger Bimbam. Das Zimmer wurde lediglich von der Nachttischlampe erhellt, auf die meine Eltern so hartnäckig bestanden hatten. Doch das gedämpfte Licht reichte aus, um die Schatten seiner definierten Brustmuskeln und den angespannten Oberarmmuskel hervorzuheben, auf den er sich stützte. Der wohlgeformte Oberkörper verjüngte sich zu einer schlanken Taille und ebensolchen Hüften. Eigentlich hatte ich ja für einen gewissen Ausgleich sorgen wollen, um die Befangenheit ein wenig zu zerstreuen. Doch der Schuss war definitiv nach hinten losgegangen. Da fläzte sich der anbetungswürdigste nackte Typ der Welt vor mir im Bett und sah kein bisschen befangener aus als sonst auch.

  »Besser so?« Er ließ amüsiert sein Grübchen aufblitzen.

  Mir fehlten die Worte. Er war umwerfend. Ich wollte mich auf ihn stürzen, ohne zwischendurch auch nur einmal Luft zu holen. Und andererseits hätte ich mich in diesem Augenblick nicht angreifbarer fühlen können. Ich wollte ihn mehr als alles auf der Welt – ich wollte es –, doch ich durfte es ihn nicht wissen lassen. Für Hartley war dies nur ein Experiment, ein weiterer abwechslungsreicher Abend mit seiner Nachbarin Callahan. Nur diesmal ohne Klamotten. Für mich jedoch war es alles und noch dazu unglaublich beängstigend. Ich konnte nur hoffen, dass er mir das nicht an der Nasenspitze ansah. Mein Herz schlug jedenfalls wie verrückt.

  Vielleicht bist du ja doch ein Schisser, meldete sich meine Hoffnungsfee mal wieder zu Wort, diesmal in schwarzer Seidenunterwäsche und mit einem Schmollmündchen. Jetzt nicht in Panik geraten, beharrte sie. Immerhin wird es gerade erst richtig spannend.

  Die alte Corey war eine Gefahrensucherin, die Anführerin des Teams und ein furchtloses Mädchen gewesen. Früher war ich nie in Panik geraten, nicht mal, wenn es in einem Match unentschieden stand und nur noch eine Minute zu spielen gewesen war. Ich musste diese Corey auf der Stelle zurückhaben.

  Ehe ich es mir anders überlegen konnte, stützte ich mich auf beide Hände und beugte mich über Hartleys Taille. Und dann tat ich etwas, womit er nicht gerechnet und das ich noch nie getan hatte.

 

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