Bevor wir fallen

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Bevor wir fallen Page 21

by Bowen, Sarina


  Hartley schüttelte den Kopf. »Eigentlich sogar eine ganz gute. Bloß dass alle, mit denen ich gerne geredet hätte, schon gepennt haben – bis auf Bridger und seiner Flasche Bourbon. Warte mal.«

  Er ging mit meinem Glas zum Saftspender und füllte es noch einmal. Als er zurückkam, sah ich, dass er ziemlich stark hinkte. Daran war natürlich ich schuld.

  »Dein Knie«, sagte ich, als er wieder da war.

  Hartley zuckte mit den Achseln. »Ist nur steif. Ich bin heute Morgen mit dem Gesicht nach unten auf Bridgers Fußboden aufgewacht. Super Tag.«

  Er musterte mich und legte mir dann zwei Fingerspitzen unters Kinn, um mein Gesicht besser studieren zu können. Er zog die Stirn kraus und klopfte zwei Pillen auf mein Tablett.

  »Du musst den Kater loswerden, Callahan. Wir haben heute Abend was vor.«

  Mein Puls raste los. »Seit wann?«

  Er legte beide Hände auf den Tisch und beugte sich vor, bis er mir direkt in die Augen schauen konnte. »Seit jetzt.«

  Ehe ich überhaupt realisieren konnte, wie überrascht ich war, hatte er mir einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Der Kuss war sanft und viel zu schnell vorüber.

  Er richtete sich wieder auf, während sich die Welt um mich herum drehte. »Lass dich nicht lange bitten, Callahan. Ich kann nämlich nicht so gut knien.« Und damit verzog er sich in die Küche.

  Das tiefe Schweigen, das einen Moment lang über unserem Tisch hing, wurde nach einer Sekunde von Danas Kreischen unterbrochen, während ich spürte, dass ich knallrot anlief.

  »So schnell?«, japste Allison.

  Daniel lachte. »Sieht ganz so aus, als hätte Corey ihren Ball schon vorm Anpfiff versenkt.«

  Es sah Hartley ähnlich, mich zu küssen, ohne sich sonst irgendwie dazu zu äußern. Ich wollte aus vollem Hals schreien: Was soll das heißen? Aber leider war ich dafür zu feige. Also schickte ich ihm nur eine bescheidene SMS.

  Ich: Hartley?

  Hartley: Ja, Schönste?

  Ich: Wohin gehen wir heute Abend?

  Hartley: Das erfährst du später. In SEHR lässiger Garderobe. Und nimm deine Stöcke, nicht den Rollstuhl. Wir treffen uns um 8 am Beaumont-Tor.

  Den ganzen Tag über schwirrte ein riesiger Schwarm Schmetterlinge in meinem Bauch herum.

  »Was, meinst du, hat er vor?«, fragte Dana zum zehnten Mal, während sie mir die Zehennägel pink lackierte.

  »Weiß ich doch nicht!«, kreischte ich. Schließlich war das nicht die drängendste Frage, die mein armes Herz umtrieb. Das war viel mehr: Was hatte es zu bedeuten?

  Dana las meine Gedanken, was vermutlich nicht sehr schwer war. »Er hat wegen dir mit ihr Schluss gemacht. So ist es, Corey. Er hat sich endlich ein Herz gefasst und es durchgezogen.«

  Wieder schlug mein Magen Purzelbäume. Ich wünschte mir so sehr, dass es so war. Andererseits, wann hatte ich das letzte Mal genau das bekommen, was ich mir wünschte?

  »Warum willst du mir nicht sagen, wo wir hingehen?«, fragte ich, als wir auf den Fahrdienst warteten.

  Mir war schwindlig vor Aufregung, neben Hartley zu stehen und mit ihm zu diesem kleinen Abenteuer aufzubrechen. Doch er speiste mich nur mit einem unerträglichen Grinsen ab.

  Als der Transporter kam, bat er den Fahrer, uns an der Kreuzung Sachem und Dixwell abzusetzen. Da ich mich in der Stadt nicht wirklich gut auskannte, hatte ich keinen Schimmer, wo das war.

  Zu meiner Verblüffung hielt unser Wagen nach einigen Minuten vor der Eissporthalle.

  »Echt jetzt?«, fragte ich, während ich mich die eine niedrige Stufe auf den Bürgersteig hinunterschleppte. Dann fügte ich hinzu: »Ich gehe da nicht rein.« Ich hörte die Bestürzung in meiner eigenen Stimme.

  Als der Transporter abfuhr, merkte ich, wie still es um uns herum war. Heute Abend fand kein Spiel statt. Außer Hartley und mir war niemand hier.

  »Ich weiß, wie schwer dir das fällt«, gab er zurück und trat vor mich. »Aber ich möchte, dass du mit mir hineingehst. Nur dieses eine Mal.«

  »Aber wieso?«

  »Wenn es dir nicht gefällt, bitte ich dich nie wieder darum.« Er bückte sich und gab mir im orangenen Schein der Straßenbeleuchtung einen einzigen zarten Kuss.

  Mein Magen zog sich zusammen. Für weitere Küsse dieser Art würde ich alles Mögliche tun. Doch Hartley wusste nicht, dass ich seit dem Unfall in keiner Eissporthalle mehr gewesen war. Ich hatte keine Angst, dort hineinzugehen, ich wollte es einfach nicht. Ich hatte zu viele glückliche Stunden auf der Eisbahn erlebt, und diesen Teil meines Lebens gab es inzwischen nicht mehr.

  »Bitte«, sagte er. Er nahm mich in die Arme und küsste mich auf den Scheitel. »Bitte.«

  Wer hätte da noch Nein sagen können?

  Hartley führte mich den Hügel hinunter und an die Seite der Halle. Dort zog er einen Schlüsselbund aus der Tasche und schloss den Hintereingang auf.

  Drinnen überwältigten mich die vertrauten Sinneseindrücke auf der Stelle. Alle Eissporthallen, die ich kannte, rochen identisch – nach frischem Eis gemischt mit dem Geruch nach herben Körperausdünstungen und dem Aroma von Salzbrezeln. Als ich tief einatmete, vollführte mein Magen einen weiteren Salto.

  »Nur noch ein kleines Stück«, sagte Hartley und führte mich den Gang hinunter, über den die Spieler auf die Eisfläche gelangten.

  Ein paar Schritte vor mir glitzerte das Eis, das erst vor Kurzem geglättet worden sein musste. Ich starrte auf die Schwelle zwischen dem Bodenbelag und dem sauberen Rand der Eisfläche. Die Vorstellung, wie ich die Schwelle mit einer Kufe übertrat, mich abstieß und aufs Eis sauste, war erschreckend lebhaft. Der Kloß in meinem Hals schwoll an.

  »Hast du so was schon mal gesehen?«

  Ich schaute nach unten. Hartley kniete vor … zwei Schlitten. Beide verfügten über einen wie eine Kelle geformten Plastiksitz. Und als Hartley einen kippte, konnte ich zwei Kufen erkennen. Aus dem Schalensitz ragte eine Holzstrebe, die nach vorne zu einer Fußstütze mit einer Metallkugel darunter führte.

  Ich schüttelte den Kopf und räusperte mich. »Was ist das?«, fragte ich heiser. »Irgendein Behindertenscheiß?«

  Er sah mit besorgter Miene zu mir hoch. »Das sind … Die machen wirklich Spaß, Callahan. Ich hab sie ausprobiert. Die gehen ganz schön ab.« Er schob mir einen der Schlitten vor die Füße. »Machen wir eine kleine Spritztour. Wenn es dir nicht gefällt, gehen wir wieder.«

  Ich zögerte. Wie oft hatte ich schon so vor dem Eis gestanden, bereit, das Spielfeld zu betreten, ohne mir jemals des Privilegs bewusst gewesen zu sein, das mir dadurch zu Teil geworden war? Tausendmal? Häufiger? Ich hatte nicht geahnt, wie viel ich zu verlieren hatte und dass ein paar unglückliche Minuten allem ein Ende setzen konnten.

  Hartley stand auf, stellte sich hinter mich und griff mir unter die Arme. »Beug dich ein Stück vor, dann kann ich dich aufs Eis heben.«

  Ich gab seufzend nach und bückte mich.

  Es dauerte die übliche Ewigkeit, meine Beinschienen abzunehmen, mich anzuschnallen und aufzusetzen. Anschließend gab mir Hartley nicht einen, sondern zwei kurze, kleine Hockeyschläger.

  »Aber pass mit den Enden auf.«

  Als ich mir die Schläger genauer ansah, bemerkte ich, dass am unteren Ende drei kleine Metallspikes herausstanden.

  »Damit stößt du dich ab«, erklärte er. »Du wirst sehen, wie gut das funktioniert.« Dann wuchtete er meinen Schlitten über den Rand und schob mich auf die Eisbahn.

  Ich schlitterte etwa neun Meter übers Eis, bevor ich zum Stillstand kam. Ich reckte das Kinn und blickte zu den Scheinwerfern mehrere Stockwerke über mir hinauf. Die Harkness-Eissporthalle war wirklich umwerfend. Ich hatte meinen Bruder hier spielen sehen. Und nachdem die Benachrichtigung gekommen war, dass ich ebenfalls angenommen worden war, hatte ich geglaubt, selbst hier Hockey spielen zu können.

  Hartley glitt neben mich. »Los, Callahan, Bewegung!«

  Als ich mich zu ihm umdrehte, sah ich, dass sein Lächeln nicht bis zu den Augen reichte. Er warte
te und beobachtete, wie ich mit meinen unsichtbaren Dämonen rang.

  »Also gut«, sagte ich schließlich.

  Ich holte mit einem Schläger in jeder Hand aus und grub die Eispickel in die Oberfläche. Mein Schlitten schoss knapp einen Meter nach vorne. Die Kufen unter meinem Hinterteil mussten ganz schön scharf sein.

  »Na also«, rief Hartley. Dann grub er selbst seine Schläger ins Eis und sauste auf die Blaue Linie zu.

  Ich beobachtete, wie er schneller wurde. Von dort, wo ich saß, sah das Spielfeld riesig aus. Dann bohrte ich meine Schläger ins Eis und stieß mich ab. Er hatte recht, man konnte auf diese Weise super beschleunigen. Wenn ich jedoch den Körper zur Seite neigte, um die Richtung zu ändern, verlor ich rapide an Geschwindigkeit. Richtige Schlittschuhläufer belasteten, um zu wenden, den Rand einer Kufe. Der Schlitten ließ sich nicht so leicht manövrieren. Trotzdem klappte es recht gut.

  Ich atmete mehrmals tief die beruhigende Eissporthallenluft ein. Dann drehte ich und glitt auf Hartley zu.

  »Kriegst du allmählich ein Gefühl für den Schlitten?«, fragte er und griff in seine Jacke. Er holte einen Puck heraus und warf ihn aufs Eis.

  »Er ist nicht sehr beweglich«, antwortete ich. »Wie soll ich bitte an deinem fetten Hintern vorbeikommen, wenn ich nicht richtig wenden kann?« Damit preschte ich vor und drosch das funktionale Ende einer meiner Schläger gegen den Puck.

  Er grinste. »Man kann die Kufen auch näher beieinander anbringen. Aber dann kippt man leichter um. Das ist ein bisschen wie beim Kajakfahren.«

  Ich kam schlitternd neben ihm zum Stehen. »Soll das heißen, du hast das Ding für Kinder eingestellt, Hartley?«

  Er hob abwehrend beide Schläger. »Komm mal wieder runter. Das war ein Versehen.« Er kam ruckelnd auf mich zu. »Halt mal kurz still.«

  Ich legte mich auf die Seite, und er streckte die Hand aus und stellte den Schlitten neu ein.

  »Versuch es jetzt mal.«

  Als ich mich aufrichtete, kippte ich auf die andere Seite.

  »Warte …«

  Ich drückte mich wieder hoch und traktierte das Eis wie wild mit beiden Schlägern. Dann schoss ich übers Spielfeld und legte mich in eine schnelle Kurve. Als ich mich zu Hartley umwandte, sah ich ihn auf dem Eis knien und die Kufen seines Schlittens neu justieren. Ich holte mir den Puck, während er sich wieder anschnallte.

  »Anstoß?«

  »Hau rein«, sagte er und steuerte den Anstoßpunkt an.

  Ich warf den Puck in die Luft, und er kam zu seinen Gunsten wieder runter. Hartley hakte seinen Schläger dahinter, sodass ich nicht mehr herankam. Doch dann machte er einen Fehler, als er versuchte, sich mit dem falschen Ende des Schlägers abzustoßen. Ich schoss drauflos, eroberte den Puck und nahm das Tor in Angriff.

  Als Nächstes sah ich Hartleys Schlitten an mir vorbeisausen. Knapp vor mir wirbelte er herum und ging in Verteidigungsstellung. Mit ausgebreiteten Armen, in jeder Hand einen Schläger, deckte er einen beträchtlichen Teil der Linie ab. Ich täuschte einen Weitschuss an und sah, wie Hartley, um sich darauf vorzubereiten, die Arme noch weiter ausstreckte. Doch im letzten Moment drehte ich den Schläger, holte aus und schlug den Puck mit der Rückhand in die kleine Lücke zwischen seinem Schlitten und dem Schläger. Der Puck landete im Netz.

  Sein überraschter Gesichtsausdruck war Gold wert. »Du hast mich getäuscht.«

  Als ich kichern musste, fiel mein Schlitten auf die Seite. Ich stütze mich mit den Unterarmen aufs Eis und schüttelte mich vor Lachen. Doch die Freude schien noch etwas anderes in meiner Brust zu lösen; plötzlich brannten mir die Augen. Auf dem Eis spukten zu viele Gespenster herum – verschwitzte kleine Versionen meines früheren Selbst, die auf geschliffenen Kufen herumflitzten und aufs Tor zustürmten. Meine Kehle fühlte sich mit einem Mal wie zugeschnürt an, und ich schnappte schluchzend nach Luft. Tränen liefen mir übers Gesicht und tropften auf das Eis.

  Sekunden später war Hartley an meiner Seite. Behutsam hob er mich vom Eis und stützte mich mit seinem Körper. Er flüsterte mir süße Worte ins Ohr, die ich jedoch nicht verstand, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, schlotternd in seinen Kragen zu heulen.

  »Pst«, machte er immer wieder. »Pst.«

  »Es ist …«, setzte ich an. »Ich war …«

  Er hielt mich noch fester. »Das hier war ein Fehler«, flüsterte er.

  Ich schüttelte den Kopf. »Nein, alles ist gut«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wirklich. Nur, bevor ich …« Ich erschauerte. »Es ist so schwer … sich damit abzufinden.«

  »Es tut mir so leid«, sagte Hartley, wobei auch ihm die Stimme brach. »Es tut mir so verflucht leid.«

  »Alles war so verdammt perfekt«, schluchzte ich. »Und ich wusste es nicht mal.«

  »Nein«, flüsterte er mir ins Ohr. »Nein, perfekt gibt es nicht.«

  Ich holte tief und zittrig Luft, und ganz allmählich beruhigte mich das Gefühl, in seinen starken Armen zu liegen.

  »Perfekt war gestern, Callahan. Ab jetzt gibt es nur noch richtig. Richtig gut.«

  20

  Flennen wie ein kleines Mädchen

  Corey

  Irgendwann hörte ich auf zu heulen.

  Hartley sah auf die Uhr. »Noch zwanzig Minuten, bis der Transporter uns wieder abholt.«

  Mein Gesicht war ein tropfnasses Chaos. Ich wischte mir mit dem Jackenärmel übers Gesicht. »Dann hol mal lieber den Puck aus dem Netz. Ich kann dir bestimmt noch ein paar Punkte abnehmen zwischen den ganzen Heulkrämpfen.«

  »Na, das werden wir ja sehen, Callahan.«

  Ich schaffte es, den Puck noch einmal zu versenken, sodass es am Schluss drei zu zwei für Hartley stand.

  Als wir wieder in den Bus stiegen, war ich in Schweiß gebadet. »Wir waren falsch angezogen«, sagte ich. »Beim nächsten Mal lass ich die Jacke aus. Aber Handschuhe und Ellbogenschützer wären prima.«

  Hartley zwinkerte mir zu. »Nächstes Mal.«

  Ich war fix und fertig. Den ganzen Tag hatte ich Hartley fragen wollen, wie es von nun an weitergehen sollte. Ich hatte wissen wollen, wo wir standen, auch wenn es mir schwerfiel, ihn danach zu fragen. Doch als mir jetzt die Erinnerung an die schimmernde weiße Eisfläche vor Augen stand, genügte es mir vollends, mich an seine Schulter zu lehnen.

  Er legte einen Arm um mich, und wir sprachen kaum ein Wort, bis der Bus an der College Street anhielt.

  »Wo hast du die Schlitten her?«, fragte ich, als ich mich aus dem Transporter kämpfte.

  »Die habe ich vergangenes Jahr in einem Lagerraum hier auf dem Campus entdeckt – ein ganzes Dutzend von den Dingern. Ich hab den Hausmeister gefragt, ob wir sie benutzen dürfen.«

  »Und wie hast du die Zeit auf dem Eis rausgehandelt? Das war doch sicher nicht leicht.«

  »Das hat Bridger übernommen. Der Trainer ist immer noch sauer auf mich.«

  »Dann sag Bridger vielen Dank von mir«, sagte ich leise.

  »Klar.«

  Als wir am Haupteingang von McHerrin House ankamen, holte uns Dana ein.

  »Hey Leute.« Sie warf mir einen fragenden Blick zu. Ich sah bestimmt aus, als hätte ich ein Zugunglück überlebt mit den rot geweinten Augen und der schweißnassen Stirn. »Alles in Ordnung?«

  »Absolut«, gab ich zurück. »Ich muss bloß duschen. Du bist früh zurück.«

  »Meine Groupies sind noch in eine Bar gegangen, aber da mein gefälschter Ausweis bekanntlich nichts taugt …« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich setze schon mal eine Kanne Tee auf.« Darauf zog sie ihre Karte durch den Scanner und öffnete die Tür.

  Ich wollte Hartley gerade noch einmal danken, als sein Telefon klingelte. Er warf zuerst einen Blick auf die Anzeige, dann ging er ran.

  »Hallo Mom«, sagte er und klemmte sich das Handy unters Kinn. »Doch, ich habe dich angerufen. Ich muss dir was erzählen, dass dich vermutlich ziemlich begeistern wird.«

  Er winkte mir auf dem Gang noch einmal zu, und bevor er in seinem Zimmer verschwand, hö
rte ich ihn noch sagen: »Ich bin fertig mit Greenwich, Connecticut.«

  Ich überließ Hartley seinem Telefonat und ging duschen. Und auch wenn es vielleicht ein wenig übertrieben war, steckte ich mir die Haare hoch, bevor ich das Wasser anstellte. Ich wollte mir den Geruch von der Eislaufbahn noch nicht herauswaschen.

  Ich spülte mir gerade munter den Schweiß vom Leib, als Dana ins Badezimmer kam.

  »Corey!«

  Ich streckte den Kopf hinter dem Vorhang her. »Du musst aber schon vorher anklopfen.«

  Dana wusste eigentlich, dass ich, was meine Privatsphäre anging, ein echter Psycho war.

  »Sorry.« Sie grinste verschmitzt und machte die Tür hinter sich zu. »Aber Hartley wollte gerade nach dir sehen. Er meinte: ›Sag Callahan, dass ich noch aufbleibe.‹« Sie gluckste. »Ich schwöre, ich hab keine Miene verzogen. Na ja, fast keine.«

  »Wow. Okay.«

  »Also …« Sie warf mir einen teuflischen Blick zu. »Ich bin reingekommen, falls du dir noch nicht sicher sein solltest, wo du dich überall rasieren sollst …«

  Empört zog ich den Vorhang wieder zu. »Mein Gott, wegen dir kriege ich noch Komplexe.«

  »Wieso?«

  »Ich wette, Stacia hatte immer einen professionell gepflegten Vorgarten.«

  Dana johlte. »Aber Stacia ist Geschichte, Corey. Mit ihrem rasierten Busch und allem Drum und Dran.« Ich hörte sie kichernd aus dem Badezimmer huschen.

  Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, wickelte ich mich in ein Badetuch und wechselte in den Rollstuhl. Als ich in unserem Gemeinschaftsraum an Dana vorbeirollte, fragte sie: »Und, was willst du anziehen?«

  »Ausgezeichnete Frage. Mal sehen.« Ich starrte länger in meinen Kleiderschrank als jemals zuvor, bis ich mich endlich für ein knappes Trägertop und eine Yogahose entschied.

  »Perfekt«, rief Dana begeistert, als ich mich ihr zur Begutachtung stellte. »Sexy, aber nicht so, als würdest du es drauf anlegen.«

  »Dana, ich hab das Gefühl, du schießt hier gerade ein wenig übers Ziel hinaus.«

  Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab dem Jungen ins Gesicht gesehen. Ich glaube, er hat sogar ein bisschen auf unseren Teppich gesabbert. Hast du auch ein paar heiße Dessous angezogen?«

 

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