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Don't LOVE me (Die Don't Love Me-Reihe 1) (German Edition)

Page 22

by Kiefer, Lena


  Ich liebte meine Mum, sie war trotz der Unmengen an Arbeit immer für Edina und mich da, aber diese eine Sache ging mir trotzdem unheimlich auf den Zeiger. Deswegen hatte ich sie auch nie in mein Vorhaben eingeweiht, obwohl ich fest mit ihr auf meiner Seite rechnete, wenn es so weit war. In Situationen wie diesen zweifelte ich jedoch daran, ob sie dann tatsächlich hinter mir stehen würde.

  »Schatz, du weißt doch, wie sie ist«, seufzte sie. »Du musst endlich lernen, vornerum zu lächeln und hintenrum das zu machen, was du willst.«

  »Ach, und wie bleibe ich hintenrum hier, um morgen bei der Präsentation dabei zu sein?«

  Ein langer Blick traf mich. »Lye, im Ernst, ist eine Woche Golfen in Andalusien wirklich so eine Strafe?«

  »Mit so einem beschissenen Handicap wie meinem? Allerdings.« Ich verdrehte die Augen. »Komm schon, Mum, du weißt, dass ich diesen ganzen Society-Kram zum Kotzen finde. Finlay steht auf so was, aber ich nicht. Ich hasse das oberflächliche Getue und das Küsschen-links-Küsschen-rechts.«

  Meine Mutter strich mir über die Wange. »Liebling, ich weiß, aber das ist kein Grund für so ein Drama. Deine Grandma will dich für ein paar Tage aus der Schusslinie wissen, mehr nicht. Mach brav mit und alles wird gut. Wenn du die restlichen Wochen hier noch gut überstehst, musst du danach nie wieder nach ihrer Pfeife tanzen. Dann arbeitest du mit mir und Robert und unserem Team. Grandma ist ab da nur noch ein Name im Briefkopf.«

  Ich wusste, Grandma ließ Mum und dem Chefarchitekten der Hotelgruppe relativ freie Hand, aber ein Job war nicht das, was ich wollte. Ich wollte Freiheit , wenn schon nicht für mich, dann für Edina, Finlay, Logan und alle, die danach kamen. Und für Jamie, wenn es dafür nicht längst zu spät war, denn Finlay hatte ihn immer noch nicht gefunden.

  Für die Chance auf diese Freiheit war eine Woche in Spanien kein zu hoher Preis. Trotzdem widerstrebte es mir, jetzt nach Andalusien zu fahren, um mich unter die Reichen und Schönen zu mischen. Das fühlte sich an, als würde ich Kenzie im Stich lassen.

  Aber da kam mir eine Idee.

  »Mum? Was hast du in den nächsten Tagen für Termine?«

  Sie sah schon wieder auf ihr Handy. »Ich muss heute noch nach Edinburgh und Liza für einige Entwürfe treffen, und dann geht es morgen wieder zurück nach Bali. Wieso fragst du? Ich spiele kein Golf, wie du weißt.«

  »Nein, aber könntest du einen Tag später nach Bali fliegen und dafür morgen bei der Präsentation dabei sein?« Ich sah sie bittend an. »Kenzie rechnet dort mit mir, und ich wäre froh, wenn sie dem steifärschigen Duo nicht völlig schutzlos ausgeliefert wäre.«

  Meine Mutter grinste, dann rief sie ihren Kalender auf und ging die Termine durch. »Ja, das kriege ich hin, wenn ich ein bisschen was schiebe. Den Gefallen bin ich dir nach heute wohl schuldig. Außerdem lerne ich dann doch noch dieses sagenhafte Mädchen kennen, das dir offenbar etwas bedeutet.«

  »Das –«

  »Ist die Wahrheit, mein Sohn, versuch bitte nicht, es zu leugnen. Du hast ein hervorragendes Pokerface, aber ich bin deine Mutter. Ich weiß, wie du aussiehst, wenn du dabei bist, dich zu verlieben.«

  Ich erlaubte mir ein winziges Lächeln. »Sie ist etwas Besonderes«, sagte ich dann leise, weil ich wusste, Mum würde mich nicht verraten. Nicht bei so etwas.

  »Bestimmt ist sie das. Aber vergiss nicht, dass du in Bezug auf Ada das Gleiche gesagt hast. Und wie das Ganze ausging.« Meine Mutter schaute mich ernst an. »Ich bitte dich um eines, Lyall, verbau dir das nicht. Hier geht es um deine berufliche Zukunft, um den Rest deines Lebens in dieser Familie. Und hübsche Mädchen gibt es auch nach diesem Sommer noch genug.«

  Ja , dachte ich, während ich ihr zurück ins Esszimmer folgte und auf meinem Handy endlich eine Nachricht von Kenzie entdeckte. Sie schrieb mir, dass es ihr gut ging – und bedankte sich, dass ich da gewesen war. Die gibt es. Aber keine wie sie.

  Ich ging ins Haupthaus, um zu packen, und textete auf dem Weg mit Kenzie hin und her. Erst als ich anfing, meine Klamotten in eine Tasche zu werfen, legte ich das Handy beiseite und nahm es nicht wieder in die Hand, ehe ich im Wagen des Grand saß und mich zum Flughafen chauffieren lassen musste.

  Eine ganze Woche? Ich werde dich vermissen, stand da. Ohne Emoji, ohne Zusatz, einfach so. Ich war versucht, ihr zu antworten, dass es mir genauso ging, aber immer wieder kam mir die Stimme meiner Grandma in den Sinn. Du hast doch nicht vergessen, was mit Ada Warner passiert ist, oder, Lyall? Nicht einmal meine Mutter glaubte daran, dass es gut gehen würde. Zu Recht. Ich war nicht plötzlich ein Anderer, nur weil Kenzie mich mochte. Und es stand zu viel auf dem Spiel.

  Schließlich hatte ich eine Antwort gefunden: Auf einer Skala von 1 bis Twilight, wie viel Klischee ist es, wenn ich dir sage, dass du dich besser von mir fernhalten solltest? Das war witzig genug, um die Ernsthaftigkeit dahinter zu verbergen. Zumindest glaubte ich das. Aber Kenzies Erwiderung zeigte mir, dass ich da falsch lag.

  Spar dir die Mühe. Du bist einer von den Guten, Mister Darcy. Ganz egal, was du sagst, davon lasse ich mich nicht abbringen.

  Ich atmete ein und wieder aus, hatte aber nicht das Gefühl, Luft geholt zu haben. Was erwiderte man auf so etwas? Dass sie keine Ahnung hatte, was sie da sagte? Dass es mir ernst war, sie nicht in meine Abgründe hineinziehen zu wollen? Ja, wahrscheinlich war es das Beste, ich machte ihr das klar.

  Ich meine es ernst, Kenzie, tippte ich und schickte es ab.

  Nur eine Sekunde später kam die Antwort.

  Ich auch, Lyall.

  22

  Kenzie

  Ich sah auf die Uhr, zum fünften Mal in den letzten zehn Minuten. Es war 9:50. Ich rannte also schon seit einer Stunde vor Aufregung im Kreis. Und wenn ich nicht rannte, dann stand ich vor meinem Raumteiler und fragte mich, ob er wirklich so gut war, wie ich ihn geplant hatte. Ob die Strukturen stimmten, die Aufteilung, ob ich das Flair der schottischen Umgebung richtig eingefangen hatte. Aber selbst wenn nicht – jetzt war es zu spät für Änderungen. Paula, Moira und Theodora Henderson waren in zehn Minuten hier im Neubau, wo ich allein neben meinem Werk auf- und abwippte und versuchte, die Ruhe zu bewahren. Die Handwerker, die mit Stapeln von Fliesen, Teppichrollen und Werkzeug an mir vorbeikamen, sahen mich teils seltsam, teils neugierig an, und ich hatte nicht mehr zu bieten als ein nervöses Lächeln.

  Noch fünf Minuten. Ich drehte langsam echt durch. Also machte ich schnell ein Bild von der finalen Version und schickte es an Lyall.

  Was denkst du?

  Ich rechnete nicht mit einer Antwort, weil er wahrscheinlich längst mit seinem Onkel auf dem Golfplatz war. Aber es tat trotzdem gut, ihn nach seiner Meinung gefragt zu haben.

  Nachdem ich Lyall gestern geschrieben hatte, dass meine Worte ernst gemeint waren, hatte er eine Weile nicht geantwortet. Vielleicht, weil er im Flieger nach Spanien gesessen hatte, vielleicht auch, weil er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. Aber meine Sorge, dass der Kontakt zwischen uns nun abreißen würde, hatte sich zerstreut, als er mir am Abend ein Bild von dem unfassbar tollen Meerblick seines Zimmers im Henderson-Hotel in Andalusien geschickt hatte, zusammen mit einem sarkastischen Keine Ahnung, warum Leute dafür Geld bezahlen.

  Daraufhin hatte ich ihn gefragt, was er denn für die schönsten Plätze der Welt hielt, er hatte von New York und Valencia geschwärmt – und wir hatten uns geschrieben, bis mir die Augen zugefallen waren. Heute hatte ich noch nichts von ihm gehört, aber es wirkte, als hätte er den Plan, mich von sich fernzuhalten, fürs Erste aufgegeben. Mein ganzer Körper kribbelte warm, als mir das klar wurde.

  Mein Handy gab einen Ton von sich. Überraschenderweise bekam ich doch eine Reaktion auf meine Nachricht.

  Es ist großartig geworden. Mach dich nicht verrückt, sie werden es lieben. Und dann schickte er noch ein Selfie mit gequältem Gesichtsausdruck, im Hintergrund eine Golftasche. Bete für mich, dass ich keinen Ball an den Kopf kriege. Oder nein, warte, bete für mich, DASS ich einen an den Kopf kriege, dann darf ich vielleicht abreisen.

  Ich lachte. Keine Chance. Dieser Kopf wird noch gebraucht.

  »Kenzie? Ah, da bist du ja.«

  Ich fuhr
herum, das Handy in der Hand, das Lachen noch auf den Lippen, als Moira zusammen mit Paula und Theodora hereinkam.

  »Was ist so lustig?«, fragte Letztere neugierig und deutete auf das Telefon.

  »Oh, das … meine Schwester hat mir nur ein GIF geschickt.« Ich steckte es schnell weg und streckte dann die Hand aus. »Ich bin Kenzie Stayton. Es freut mich so, Sie kennenzulernen, Mrs Henderson.«

  Sie verzog das Gesicht, und ich dachte schon, mein Händedruck wäre zu fest, aber es lag wohl an der Anrede. »Sag Dora, bitte. Mrs Henderson ist meine Mutter.«

  Ich nickte, auch wenn es mir falsch vorkam, eine Legende wie sie beim Vornamen zu nennen. Vielleicht war es möglich, das irgendwie zu umgehen. Das galt jedoch nicht für die Entschuldigung, dass ich nicht auf der Party gewesen war, als Edina mich ihr hatte vorstellen wollen. »Es tut mir übrigens sehr leid, dass ich vorgestern so plötzlich verschwunden bin, bevor wir uns kennenlernen konnten.«

  »Kein Grund, dich zu entschuldigen«, winkte Theodora ab. »Mein Sohn hat mir erzählt, was passiert ist.«

  »Wir wussten nicht, dass es das letzte Foto deiner Mutter war«, sagte Moira bedauernd. »Ihre Agentur hat die Bilder ausgewählt und uns nicht gesagt, was es damit auf sich hat. Es tut mir so leid.«

  Ich nickte. »Danke. Sie konnten das ja nicht ahnen.«

  Theodora trat einen Schritt zur Seite, schob die Ärmel ihrer mintfarbenen Seidenbluse hoch und musterte meinen Raumteiler. »Das ist also das gute Stück?«

  Plötzlich war mein Blutdruck wieder auf dreihundert. Ich straffte die Schultern. »Ja, richtig.«

  Sie ging einmal drum herum, mit prüfendem Gesichtsausdruck, während Paula und Moira neben mir stehen blieben und sich zurückhielten. Als Theodora fertig war, sah sie mich an. »Erzähl mir, was du dir dabei gedacht hast, Kenzie.«

  In der ersten Sekunde war ich überfordert. Ich hatte damit gerechnet, sie würde ein Urteil fällen, ohne dass ich erklären konnte, was mein Ansatz gewesen war. Aber schnell hatte ich mich wieder gefangen. Im Studium würden genau solche Gespräche auf mich zukommen. Und eines mit Theodora zu führen, war eine große Ehre.

  »Ich wollte die Stimmung der schottischen Landschaft einfangen und gleichzeitig die Dunkelheit, aber auch die Helligkeit der Gegend rund um Kilmore einfließen lassen. Es sollte nicht zu massiv werden, um zu zeigen, dass auch ein traditionsbewusstes Hotel sich nicht vor der Moderne verschließt. Deswegen der Mix aus verschiedenen Texturen und Oberflächen, aus Stoff, Leder und Holz. Man hat mir außerdem dazu geraten, für mehr Durchsicht zu sorgen, indem ich die Nischen in einer Flucht anbringe, statt es versetzt zu tun. Ich glaube, das war die richtige Entscheidung.« Es war nicht ganz fair, Lyalls Namen rauszuhalten, aber wahrscheinlich war es das Beste für ihn und mich, es zu tun.

  »Man?« Theodora hob eine Augenbraue. »Paula, hast du diesen Rat gegeben? Er ist ziemlich gut.«

  Paula lächelte ein wenig verkniffen. »Nein, das war ich nicht. Ich dachte, es wäre das Beste, Kenzie ihre Vision umsetzen zu lassen, ohne einzugreifen.«

  Theodoras Augenbraue blieb, wo sie war, und man sah, dass sie von Paulas Aussage nicht sonderlich viel hielt. Dann sah sie mich wieder an, fragte aber nicht noch einmal. Stattdessen sah ich ein feines Lächeln. Ich ahnte, dass sie genau wusste, von wem ich gesprochen hatte.

  Sie stellte mir noch einige Fragen, dann deutete sie auf den Raum, in dem wir standen. »Sag mal, hast du eventuell auch Zeichnungen angefertigt, wie du dir die Gesamtstruktur des Erdgeschosses vorstellst?«, fragte sie.

  Ich warf einen unsicheren Blick zu Paula, aber die unterhielt sich leise mit Moira. »Ja, habe ich. Möchten Sie sie sehen?«

  »Auf jeden Fall.«

  Schnell ging ich zu meiner Tasche und holte mein Skizzenbuch hervor, um es Theodora zu geben. Sie sah sich die Entwürfe an, blätterte vor, dann wieder zurück, und klappte es schließlich mit einem dumpfen Laut zu.

  »Falls du meine Meinung hören möchtest, Moira …«, sagte sie, als wäre das eigentlich keine Frage.

  »Natürlich«, antwortete ihre Schwester höflich, wenn auch nicht begeistert. Ich konnte mir vorstellen, warum. Die beiden sahen sich zwar sehr ähnlich, aber man konnte förmlich spüren, dass sie wahnsinnig unterschiedlich waren – genau wie ihre Vorstellungen von einem gelungenen Neubau.

  »Der neue Grundriss der Lobby, wie Lyall ihn ausgearbeitet hat, ist um Längen besser als die alten Pläne, das habe ich dir gestern schon gesagt. Und nun dazu dieses Konzept von Kenzie … es ist genau das, was das Grand braucht. Keine Wiederholung des Althergebrachten, sondern eine Auflockerung durch zeitgemäße Elemente. Wenn man die Raumteiler verwendet und dazu einige modernere Möbel und Leuchten, geht die Tradition nicht verloren, dennoch fühlt man sich in der Gegenwart angekommen. Die Gäste werden das lieben.« Sie sah mich an. »Diese Entwürfe sind wirklich gut, Kenzie. Man sollte sie auf jeden Fall berücksichtigen.«

  Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde, und war sicher, ich wurde gerade roter als die Haare der beiden Henderson-Schwestern, die vor mir standen.

  »Danke«, brachte ich heraus, aber Theodora lächelte nur und wandte sich dann Moira zu. »Also, wollen wir nun die gesamten Entwürfe durchgehen? Soweit ich weiß, ist die Deadline für die Innengestaltung schon übermorgen.«

  Moira wechselte einen Blick mit Paula. »Dora, es ist wirklich nicht nötig, dass du –«

  »Ach was, gar kein Thema.« Sie winkte resolut ab. »Ich habe den ganzen Tag Zeit. Wir treffen uns oben, würde ich sagen. Ich möchte noch kurz mit Kenzie allein sprechen.«

  Mit mir allein? Was sollte das bedeuten?

  Während Moira und Paula den Neubau verließen, suchte ich nach Worten. »Vielen Dank, dass Sie das über meine Entwürfe gesagt haben. Sie haben keine Ahnung, was mir das bedeutet.«

  »Es ist nur ein Lob, davon kannst du dir nichts kaufen«, antwortete Theodora und wühlte in ihrer Handtasche. »Lyall sagte, du möchtest an die UAL , richtig?«

  »Das stimmt.« Ich verkniff mir gerade noch das Ma’am dahinter.

  »Gute Wahl.« Sie gab mir eine Visitenkarte aus schwerem Papier, mit ihrem Namen und dem Logo der Hotelgruppe darauf. »Sobald du deine Mappe für die Bewerbung fertig hast, schreib mir eine Mail, dann schaue ich, was ich für dich tun kann.«

  »Wow, das ist …« Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. »Das ist wahnsinnig großzügig.«

  Sie lächelte. »Es ist nicht großzügig, wenn man es verdient hat. Und das hast du. Du bist wirklich talentiert.«

  Ich fragte mich, ob sie das nur nach zehn Minuten mit mir, einem Blick auf meine Entwürfe und den Raumteiler beurteilen konnte, aber wieso nicht? Sie war in dem Business die Beste, die es gab. Warum sollte sie nicht so schnell entscheiden können, ob ich Talent hatte? Vielleicht, weil sie deine Geschichte kennt.

  »Das hat aber nichts mit meiner Mutter zu tun, oder?«, entfuhr es mir. Ich hatte oft genug erlebt, wie man mir aus Mitgefühl einen Gefallen tun wollte, ohne es so zu nennen.

  »Mit deiner Mutter? Du meinst, ich habe Mitleid mit dir, weil sie gestorben ist?« Theodoras Ton war weich, aber ihr Kopfschütteln sehr energisch. »Kenzie, es tut mir wirklich leid, dass sie nicht mehr lebt, aber ich würde niemals meinen Namen aufs Spiel setzen, nur weil ich selbst Mutter bin und mir gar nicht vorstellen will, wie es für meine Kinder sein würde, mich zu verlieren.« Sie sah mich an. »Du bist gut. Deine Arbeit ist gut. Lerne, das selbst wertzuschätzen, denn es wird in der Zukunft viele Leute geben, die dir das Gegenteil einreden wollen.«

  Bevor ich wieder rot werden konnte, musste ich noch etwas sagen. »Ich habe das allerdings nicht allein gemacht. Lyall hat mir geholfen.« Jetzt, wo wir unter uns waren, konnte ich das ruhig sagen.

  »Das weiß ich. Und allein die Tatsache, dass er es getan hat, spricht für dich.« Theodora lächelte warm. »Mein Sohn ist nicht sehr nachsichtig mit mangelndem Talent, noch weniger als ich. Und wenn er nicht überzeugt wäre, dass mir gefällt, was du tust, hätte er mich kaum gebeten, meinen Flug einen Tag zu verschieben, um hier dabei zu sein.«

  Ich starrte sie überrascht an. »Das hat er getan? Davon hat er gar nichts gesagt.
« Ein fast schon gewohntes Flattern befiel meinen Magen, als mir klar wurde, wie sehr Lyall mir geholfen hatte. Schon wieder.

  »Hat er nicht?« Theodora musterte mich aufmerksam, und ich konnte nicht sagen, was sie darüber dachte. Ihr Ausdruck war verwundert, aber um ihren Mund sah ich einen traurigen Zug.

  »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.

  »Dann wird er wohl seine Gründe dafür haben.« Sie sah plötzlich wieder ganz entspannt aus, aber noch bevor ich antworten konnte, hakte sie mich unter und wies zur Tür. »Wir sollten gehen, bevor meine Schwester und Paula noch auf die Idee kommen, die Fenster in der Lobby zuzumauern und in Schießscharten zu verwandeln«, scherzte sie, und ich ging mit ihr zum Ausgang, im Kopf die Überlegung, welche meiner dreitausend Fragen ich ihr auf dem Weg ins Haupthaus stellen wollte.

  Und wie zum Teufel ich mich angemessen bei Lyall dafür bedanken sollte, dass er so etwas für mich getan hatte.

  23

  Lyall

  Die Präsentation war toll und deine Mutter ist wirklich fantastisch. Ich bin dir ewig zu Dank verpflichtet, weil du sie gefragt hast, ob sie länger bleibt. Oder zu lebenslangem Edinburgh Rock. Deine Entscheidung.

  Die Nachricht von Kenzie erreichte mich am Ende einer Trainingsrunde mit meinem Onkel Eric. Finlays Vater, der vermutlich netteste Mensch auf dem Planeten, war der einzige Grund, warum ich diesen Zirkus überhaupt schon seit 24 Stunden ertrug, ohne dem Wahnsinn zu verfallen. Als ich lachte, kam er näher.

  »Lyall Henderson hat Spaß auf einem Golfplatz? Dass ich das noch erleben darf.«

  »Na, dass du Spaß hast, ist kein Wunder.« Eric war im Gegensatz zu mir ein hervorragender Golfspieler – er war schließlich für solche öffentlichen Auftritte zuständig und hatte im Rat keine Stimme, während seine Frau mit Moira und Mum die Geschäfte der Hotelgruppe leitete. Ich fragte mich, warum er sich nie dagegen gewehrt hatte, schließlich war er der Henderson von beiden. Aber Eric machte nicht den Eindruck, als würde ihn das Leben in der zweiten Reihe stören.

 

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