by L.J. Shen
Nachdem Trent verschwunden war, wurde Theos Lächeln noch breiter.
»W-wer ist er?«
Ich blitzte ihn von der Seite an. Ob anders oder nicht, Theo war halt mein kleiner Bruder, was hieß, dass er ein ziemlicher Quälgeist sein konnte.
»Einer von Jordans Kompagnons. Ich passe manchmal auf seine Tochter auf. Sie ist echt toll. Wie geht es dir, Bruderherz?«
Theo zuckte die Achseln. »G-g-gut. D-du b-bist gestern nicht gekommen.«
Das schlechte Gewissen schnürte mir die Kehle zu. Ich schämte mich, ihm ehrlich zu antworten, aber manche Menschen kann man einfach nicht anlügen. Und er verdiente etwas Besseres als die Halbwahrheiten, die ich meinem Vater fast schon automatisch auftischte.
»Trent bat mich wegen Luna um meine Hilfe. Sie spricht nicht, und manchmal braucht sie in fremder Umgebung jemanden, der ihr den Rücken stärkt.«
»D-du b-beschützt immer alle Leute.« Er grinste und erinnerte mich mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen an die kühle Optik meiner Mutter. Ich verstand nicht, wieso sie sich von jemandem abwenden konnte, der das genaue Ebenbild von ihr war. Theo war aus Mangel an Bewegung – er hasste Sport – ein bisschen pummelig, aber abgesehen davon sah er aus wie eine Miniaturausgabe von Lydia Van Der Zee.
Trent kam zehn Minuten später zurück und lud so viel Junkfood auf dem Tisch ab, als hätte er eine ganze Safeway-Abteilung leer geräumt.
»In der Cafeteria gibt es nur belegte Brote und Mineralwasser. Nichts für ungut, Theo, das Essen hier erscheint mir eher wie eine mittelalterliche Strafmaßnahme. Aber ich habe Kohldampf.«
»Ja, mir hängt der Magen auch in den Kniekehlen«, pflichtete ich ihm bei. Trent gab Gustav, Theo und mir unsere Sandwiches und öffnete mehrere Chipstüten.
Nach dem Essen witzelten sie noch ein wenig über Football, anschließend maßen Trent und Theo ihre Kräfte beim Armdrücken. Einmal ließ Trent ihn gewinnen, und dafür hätte ich ihn am liebsten stürmisch und vor aller Augen geküsst. Theo hatte einen kleinen Trotzanfall, als Gustav uns darauf hinwies, dass es Zeit sei zu gehen, doch schließlich beruhigte er sich. Wir verabschiedeten uns und kehrten zu Trents Wagen zurück. Ich fühlte mich emotional ausgelaugt und gleichzeitig von einem neuen Lebensgeist erfüllt.
Wir schwiegen, bis wir an der Ampel stoppten, von der eine Straße ins Zentrum von San Diego führte. Trent hatte seine Ray-Ban aufgesetzt und schien die Ruhe selbst zu sein.
»Zum Saint John’s?«, fragte er, um sich von mir bestätigen zu lassen, dass wir als Nächstes das Krankenhaus ansteuern würden. Ich kapierte nicht, wieso er das tat. Mir zur Seite stand, als verspräche er sich etwas davon.
»Ja, bitte. Aber könnten wir davor … noch irgendwo anhalten?«
»Wo denn?«
»Ganz egal.« Ich zog die Nase kraus und senkte den Blick auf meine Schenkel. Ich konnte das, was ich im Sinn hatte, nur damit rechtfertigen, dass ich noch ein Teenager und Trent der heißeste Mann war, den ich je getroffen hatte. Seine Miene war tiefenentspannt, seine Haltung lässig. Einer seiner Arme lag um das Lenkrad, und er sah aus wie einem James-Dean-Film entsprungen.
»Wozu?« Die Belustigung in seiner Stimme ärgerte mich und befeuerte zugleich meine Begierde. Ich rieb die Schenkel unter meinem Sommerkleid aneinander und merkte, wie mein Höschen allein von dem Gedanken feucht wurde. »Du weißt, wozu.«
»Hilf meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Ich bin alt und vergesse manchmal, mein Omega-3-Präparat einzunehmen.«
Kichernd befeuchtete ich meine Lippen und wandte mich ihm zu. »Am Sonntag hatten wir eigentlich vor, äh …« Ich lachte auf, als mir die Absurdität dieser Situation bewusst wurde.
»Das ist kein vollständiger Satz, Van Der Zee. Bring ihn zu Ende.«
Oh, mein Gott. Er würde mich dazu zwingen. Na schön. »Du wolltest mich von hinten nehmen.« Ich errötete.
Der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen, wie in einem Comic.
Wo waren wir? Ich sah aus dem Fenster. In einem Weingut, zwischen dem Big Heart Village und San Diego. Es gab hier nur Vogelgezwitscher, golden schimmernde Berge, dicke Trauben und dünne knorrige Zweige. Ich wünschte, ich hätte ihm sagen können, dass der Sex von hinten die Belohnung dafür sein sollte, wie er mit meinem Bruder umgegangen war, doch in Wahrheit wollte ich es ebenso sehr. Ich dürstete danach wie nach Wasser in einer trostlosen Sandwüste.
»Was tust du?«, fragte ich.
»Im Zweifelsfall einen hunderttausend Riesen teuren Schlitten ruinieren.« Er legte den Rückwärtsgang ein, schlang den Arm um die Lehne meines Sitzes, blickte sich nach hinten um und steuerte geradewegs in den Weingarten. Über Sand und Staub und alles, was einem Tesla nicht guttut.
In unmittelbarer Nähe eines Baums brachte er den Wagen mit einem Ruck zum Stehen. Er stieg aus und zog mich mit sich.
»Wohin gehen wir?«, stieß ich atemlos hervor, als ich hinter ihm herstolperte. Dann erkannte ich in der Ferne, was er im Visier hatte, und mir brach der Schweiß im Nacken aus. Das konnte er vergessen. Es war eine Hütte, am anderen Ende des Weinguts. Die zerbrochenen Fenster und die weit geöffnete Tür deuteten darauf hin, dass sie leer stand. Trotzdem gehörte sie irgendwem, und zwar nicht uns. Ich versuchte, ihn zurück zum Wagen zu lotsen, als er mich kurzerhand hochhob und über seine Schulter legte. Mit zielsicheren Schritten setzte er seinen Weg fort.
»Du bist wahnsinnig. Vielleicht ist jemand da drin. Wir könnten erwischt werden.« Die Haare hingen mir vors Gesicht, und mein Slip war entblößt, weil mein Kleid durch Trents Arm, der auf meinem Schenkel lag, nach oben geschoben wurde. Er biss mich warnend in die Pobacke, und ich spürte seinen warmen Atem, seinen schnellen Pulsschlag.
»Ich meinte, dass wir es heute irgendwann tun sollten. Nicht hier und jetzt.« Ein Kichern begleitete meine Worte.
»Dein Höschen sagt mir, genau hier und jetzt. Es ist klatschnass, und du reibst dich an meiner Schulter, als hättest du noch nie einen Schwanz in dir gehabt. Aber wir wissen beide, dass das nicht stimmt, richtig, Edie?«
»Richtig«, bestätigte ich. Ich fuhr mit den Fingernägeln über seinen Rücken und konnte seine Gänsehaut sogar durch sein Hemd spüren. »Bane hatte mich auch schon«, triezte ich ihn.
Er reagierte genauso, wie ich es mir erhofft hatte: mit einem festen Klaps auf meinen Hintern. Ich stöhnte, als ich dieses wohlbekannte Lustgefühl verspürte, das nur Trent bei mir hervorrufen konnte, und öffnete leicht die Schenkel, während er weiter auf die Hütte zuhielt.
»Er hat es dir nicht so gut besorgt wie ich, das wissen wir beide.«
Nie hatte es wahrere Worte gegeben. Er ließ mich wie eine Lumpenpuppe auf einen Heuhaufen fallen. Ich verzehrte mich danach, dass er mich wieder so küsste wie auf Vicious’ Party. Als gäbe es niemand anderen auf der Welt, nur uns beide. Um mich daran zu erinnern, wie wundervoll und schön das Leben war.
»Küss mich«, flüsterte ich und blinzelte. Bitte, flehten meine Augen. Jetzt, befahlen sie.
Es war faszinierend, wie er mir zuliebe seinen Zorn zurückdrängte. Er kniete sich vor mich, beugte sich zu mir, umfasste meinen Hinterkopf und hob mein Gesicht zu seinem, bevor er sanft die Lippen auf meine drückte. Als wäre das, was wir da taten, irgendwie selbstverständlich. Als würde uns diese Geschichte nicht um die Ohren fliegen, sobald er meinem Vater den Krieg erklärte oder dieser herausbekam, dass ich mit Trent schlief.
Er stieß seine Zunge in meinen Mund, um ihn zu öffnen, und ich legte den Kopf zurück, hieß ihn willkommen. Meine Hände umfingen seine von Bartstoppeln bedeckten Wangen, ergötzten sich an seiner Vitalität. Ich küsste ihn fordernder, leidenschaftlicher, ließ einen Teil meiner Seele in ihn hineinsickern, um sicherzustellen, dass er mich niemals vergessen würde.
Seine Finger legten sich um meinen verschwitzten Nacken, kamen sich mit ein paar meiner blonden Locken, die an meiner Haut klebten, ins Gehege und übten sachten Druck aus, während seine Zunge an meiner entlangstrich, er gierig daran saugte. Mein Blick trübte sich, meine inneren Muskeln verkrampften.r />
»Ich sollte dir eine Abfuhr erteilen, Van Der Zee. Wir sind schon fast an dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt.«
»Nur zu. Ich werde bestimmt nicht darum betteln.« Ich schluckte, und obwohl mein Blick auf seinem Gesicht ruhte, sah ich, dass er seinen Schwanz herausholte. Wir würden es auf die Weise tun, die wir beide bevorzugten. Wie Tiere. Halb bekleidet, das trockene Heu an unserer schweißnassen Haut, Fleisch gegen Fleisch klatschend, um uns daran zu gemahnen, dass unserem gegenseitigen Begehren keine Besonnenheit, keine Würde anhaftete. Wir würden es miteinander treiben, wie von der Natur vorgesehen. Ohne Stolz oder Schamgefühl. Wir würden keinen Liebesakt vollziehen, sondern einen Kampf austragen, wie das bei uns immer der Fall war.
»Du wirst nicht betteln«, wiederholte er, und ein Grinsen breitete sich über seine Züge. Er verspottete mich, indem er seinen Ständer umfasste, ihn gegen meinen noch immer verhüllten Schritt presste und die Spitze aufreizend um meine Schamlippen kreisen ließ, um mich völlig verrückt zu machen. Wieder zwang ich mich, mein Verlangen nach ihm in Schach zu halten.
»Ich werde nicht betteln.«
»Du wirst nicht betteln.« Er schob den Zwickel meines Slips beiseite und drang in mich ein, dabei wurde der Stoff so stark gedehnt, dass er schmerzhaft in meine Leiste schnitt und ich zusammenzuckte.
Trotzdem wollte ich mehr.
Ich wollte es härter.
Ich wollte alles.
Stöhnend schob ich die Finger in seine Jeans und seine Unterhose und packte seinen Hintern, während ich die Beine weiter spreizte. »Was tun wir da gerade?«
»Exakt das, von dem ich mir geschworen hatte, dass ich mich nie wieder dazu hinreißen lassen würde. Wir vögeln ohne Kondom.«
Mit einem leisen Lachen küsste er meine Lippen, meine Wange, meine Stirn. An meinem Ohr angelangt, flüsterte er Worte, von denen ich wusste, sie würden für geraume Zeit die letzten sein. »Denk daran, Edie, nicht betteln.«
Dann drehte er mich um, sodass ich bäuchlings im Heu lag und mein Hintern in die Luft zeigte. Es ging alles so schnell, dass ich erst registrierte, wie er mir den Slip von den Beinen zerrte, als die Naht auf einer Seite einriss. Von plötzlichem Unbehagen erfüllt, stieß ich einen leisen Schrei aus, krallte die Finger ins Heu und versuchte, den Kopf nach hinten zu wenden, um zu sehen, was er vorhatte. Er hielt mich davon ab, indem er mein Kinn fasste und es wieder nach vorn drehte.
Er steckte erst einen, dann einen zweiten und schließlich einen dritten Finger in mich hinein, bevor er seinen Mittelfinger krümmte und sofort meinen G-Punkt traf. Die schmerzhafte Penetration bewirkte, dass ich mich hin und her wand und mein Körper mich beschwor, die Flucht zu ergreifen.
Bettle nicht. Bitte nicht um mehr. Ich wollte schon jetzt zu viel.
Meine Wirbelsäule schien zu schmelzen wie Kerzenwachs, langsam und heiß. Mein erster Orgasmus fühlte sich wild und unnatürlich an. Als wäre mein Leib in ein zu enges Korsett geschnürt, das an den Nähten platzte. Plopp, plopp, plopp. Meine Muskeln verkrampften sich, mein Bauch spannte sich an, meine Zehen rollten sich ein, jeder Teil von mir reagierte auf ihn. Die Hitze war unerträglich. Zu stark und gleichzeitig zu schwach. Ich drohte mich in winzige Atome aufzuspalten, mikroskopisch kleine Zellen, und das Schlimmste war, dass ich wusste, Trent würde sie hinterher nicht wieder zusammensetzen.
Ich kam in unkontrollierten Zuckungen, woraufhin er seine Finger aus mir herauszog und die Feuchtigkeit auf seiner Erektion verteilte, um die er die Faust geschlossen hatte.
Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung positionierte er mich auf allen vieren und führte sein Glied an meinen Hintern. Ich zuckte schon zusammen, bevor er es berührte.
»Du raubst mir den Verstand«, sagte er.
»Und du mir das Gleichgewicht.« Ich grinste und presste eine Wange in das Heu. Als ich spürte, wie seine Eichel gegen meine hintere Öffnung stupste, verkrampfte ich mich instinktiv, woraufhin er sanft mit dem Finger darüberfuhr. »Du bist verkommen«, bemerkte ich.
»Entspann dich, Edie.«
Ich versuchte es und spürte wieder seine Eichel, die ganz feucht war von meinem Gleitmittel. Er verteilte es, indem er an mir auf und ab strich. Zuerst penetrierte er mich nur mit der Spitze, bevor der Druck so stark wurde, dass er mir bis ins Kreuz schoss. Ich biss mir auf die Unterlippe und wartete auf den angenehmen Teil.
»Du hast mich verdorben«, murmelte ich, als er Zentimeter für Zentimeter tiefer in meine brennende Öffnung eindrang. Ich genoss es nicht. Es fühlte sich schrecklich an. Als würde ich entzweigerissen.
»Das Kompliment kann ich nur zurückgeben«, erwiderte er und drängte sich ganz in mich hinein. Er verharrte reglos, und ich biss in das Heu, schmeckte sein bitteres Aroma, meine Finger in die Erde gekrallt.
Er küsste mein Ohr, meine Wange, nahm eine einzelne Träne des Schmerzes mit der Zunge auf. »Wenn du das nächste Mal Witze darüber reißt, mit jemand anderem geschlafen zu haben, erinnere dich daran, dass jede einzelne Öffnung in deinem Körper mir gehört, inklusive der, die ich in deinem Herzen hinterlassen werde, wenn ich mit dir fertig bin.«
Er fing an, sich zu bewegen, und zu Anfang fühlte es sich an, als hätte er Benzin in meinen Hintern gegossen und es mit einem Streichholz entzündet. Doch nach fünf oder sechs Stößen entspannte ich mich und gewöhnte mich daran, ihn in mir zu spüren. Seine Hand glitt nach vorn, kniff mich sacht in die Klitoris und bediente sich meiner Feuchtigkeit, um mich zu streicheln.
»Ahh.« Ich schloss die Augen und gab mich ganz der süßen Empfindung hin.
Er drängte meine Beine weiter auseinander, um besseren Zugang zu haben, und bewegte sich vor und zurück, während er seine Liebkosungen nun ganz auf meine Klitoris konzentrierte. Meine Ellbogen zitterten. Gott, ja. Es erschien mir so erfüllender und intimer und verrückter als alles, was ich je erlebt hatte.
»Fuck, du bist so eng. Ich komme gleich.«
Der Analsex entpuppte sich als unerwartet gut. Besonders da eine seiner Hände sich intensiv um meine andere Öffnung kümmerte – sodass er mich vorn und hinten zugleich ausfüllte –, und er mich jedes Mal, wenn meine Knie nachzugeben drohten, noch fester um die Taille packte.
»Fuck, fuck, fuck.«
»Bitte«, stöhnte ich und spürte ein Lächeln auf meinen Lippen.
Er zog an meinen Haaren, und ich bäumte mich auf. Meine Schultern prallten gegen seinen bekleideten Oberkörper, und er biss mich in die Ohrspitze. »Ich wusste, dass du betteln würdest. Du bist mir verfallen, Edie. Mit Leib und Seele.«
»Tu es«, keuchte ich.
Er explodierte in mir und ich an seinen Fingern.
Die Fahrt zum Krankenhaus verbrachten wir schweigend, während ich verzweifelt versuchte, eine erträgliche Sitzposition für meine wunde Kehrseite zu finden. Wir sprachen kein Wort mehr, und auch als ich ausstieg, beließ er es dabei, mit seiner Hand, die noch immer unverkennbar nach mir roch, kurz meinen Schenkel zu drücken.
Er nickte mir aufmunternd zu, und ich zog die Nase kraus – weil das nun mal ein Tick von mir war.
»Wir müssen damit aufhören«, sagte ich.
»Dann hör auf.« Er zuckte gleichmütig die Achseln.
»Das werde ich«, log ich und schlüpfte aus dem Wagen. Sein Lachen war nicht zu überhören. Es schallte mir hinterher, bis er davonfuhr.
KAPITEL 26
TRENT
Eine Woche später
»Ja. Palm Springs. Ich weiß. Ein Fahrer wird unten auf sie warten.« Ich verdrehte die Augen und deutete in der Pistolengeste mit dem Finger auf meine Schläfe. Dean, der mir gegenübersaß, baute grinsend einen Joint. Das konnte er knicken. Ich würde nicht mit ihm nach unten gehen, um ihn zu rauchen. Auch nicht auf den Balkon vor meinem Büro. Ich hatte zu viel Mist zu erledigen.
Stumm lauschte ich der Person am anderen Ende, bevor ich entgegnete: »Dieser Entzug dauert einen Monat, und von mir aus können Sie sie an ihr verdammtes Bett ketten und sie ihre Notdurft in einen verdammten Eimer entrichten lassen. Dieses Mal wird sie
sich nicht davonmachen. Sie muss gesund werden.«
Damit Edie glücklich ist, fügte ich im Stillen hinzu.
Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, atmete ich tief durch und lockerte meine Krawatte. Dean legte den Kopf schief und klemmte sich den Joint hinters Ohr. Der Kindskopf ging mir auf die Nüsse, andererseits nervte mich zurzeit so gut wie alles. Ich wollte diesen Scheiß mit Jordan Van Der Zee endlich abhaken, weil sich immer deutlicher abzeichnete, dass ich nicht ums Verrecken damit aufhören konnte, mich mit seiner Tochter zu treffen. Es war schon irgendwie ironisch, dass ich alles daransetzte, ihre Mutter von ihrer Medikamentenabhängigkeit zu befreien, während ich selbst immer süchtiger nach Edie wurde.
»Luna ist ganz schön frühreif. Ich denke nicht, dass meine Kinder vor ihrem zehnten Lebensjahr zu Drogen greifen werden«, kommentierte Dean mein Telefonat.
»Der Witz ging voll in die Hose, Blödmann.« Ich seufzte und kratzte mich im Nacken. »Es ist Lydia Van Der Zee, die auf Entzug ist. Ihr Ehemann ist zu beschäftigt, um ihr zu helfen, und ich kann schlecht Rina bitten, sich darum zu kümmern, weil das Fragen nach sich ziehen würde.«
»Fragen, auf die die Antwort Ja lauten würde. Ja, ich vögele seine Tochter, danke der Nachfrage. Ja, wir haben es auch in der Firma getrieben, und ja, natürlich möchte ich eine Kugel in den Kopf kriegen, das war von Anfang an mein Hauptmotiv.« Er tippte sich ans Kinn, als wartete er darauf, dass ich ihm die Faust in seine selbstgefällige Visage drosch.
Ich stand auf, ging zur Bar neben dem Fenster und holte für jeden von uns eine Flasche Wasser. »Wie schön, dass du gut drauf bist«, bemerkte ich kühl.
»Ich bin mehr als nur gut drauf. Du hast endlich eine Freundin.«
»Das stimmt nicht. Und selbst wenn es zutreffen würde, wirst du darüber außerhalb dieses Büros nichts verlauten lassen«, warnte ich ihn und leerte fast meine ganze Flasche in einem Zug.
»Wenn ihr nicht zusammen seid, wieso weist du ihre Mutter dann in eine Entzugsklinik ein? Arbeitest du nebenberuflich als Mutter Teresa?«