Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition)

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Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition) Page 17

by Emily Key


  Wenige Sekunden vergingen, in denen ich mich wirklich und ernsthaft bemühte, das anschwellende Lachen in meiner Brust zu unterdrücken. Es gelang mir nicht. »Sie haben Mumm. Das mag ich!«

  Sie hob eine Braue. »Flirten Sie nicht mit mir. Ich würde nämlich sagen, eine der Stone-Töchter genügt für Sie, dann sind wir beiden die besten Freunde.«

  Wieder entlockte sie mir damit ein herzliches Lachen. »Klingt nach einem Deal. Ich glaube, wir können uns duzen.«

  »Sehr gerne, Adam«, antwortete sie, und erlaubte sich ebenfalls ein Grinsen. Sie hatte ihren Standpunkt fürs Erste klar gemacht, das schien ihr zu genügen.

  »Okay, fangen wir an, oder?«

  »Wann immer du bereit bist, Melissa«, erwiderte ich und ließ automatisch meinen Charme spielen.

  Sie rollte die Augen und diese Geste war Hannah so ähnlich, dass ich mich zwingen musste, um nicht vollkommen debil zu grinsen. »Ich würde das alles aufnehmen, ist das in Ordnung?«

  »Natürlich«, murmelte ich und überschlug die Beine. Ich setzte mich ein wenig bequemer in den Stuhl und legte mein Handy auf den Tisch. Nur für den Fall, dass Hannah anrufen würde.

  »Adam, du hast vor Kurzem ein neues Jungtalent unter deine Fittiche genommen. Nach welchen Kriterien entscheidest du, wen du förderst und weshalb?«

  Ich nickte knapp. »Josh ist klasse. Er besitzt genau die perfekte Balance, die ein Sportler auf dem Brett braucht. Mit dem perfekten Equipment und den richtigen Möglichkeiten wird er es weit bringen. Denn Talent und Ehrgeiz bringt er zur Genüge mit.«

  »Das heißt, du finanzierst ihn?«

  »Nein, das heißt, dass er in unser Stipendien-Programm der Malibu University eingetreten ist.«

  »Ah, er studiert also.«

  »Natürlich. Es ist wichtig, ein zweites Standbein zu haben.«

  Ihr Grinsen wurde mitfühlend und ich fuhr mir leicht nervös durch die Haare. Himmel, sie war gut, mit nur drei Fragen hatte sie mich an einem Punkt, wozu andere Stunden und viele verschlungene Fragen brauchten.

  »Du meinst, falls er aus irgendwelchen Gründen dem Surfen nicht mehr nachgehen kann?«

  »Richtig«, antwortete ich. Mehr würde sie nicht bekommen.

  »So wie du?«

  Ich schluckte kontrolliert. »So wie ich.«

  Sie drückte den Knopf auf dem Aufnahmegerät, der es stoppte.

  »Fehlt dir das Surfen?«, fragte sie mich ehrlich interessiert und stand auf, um sich ein Wasser aus dem Kühlschrank zu holen.

  Ich wartete, bis sie wieder auf ihrem Stuhl Platz genommen hatte, ehe ich ihr antwortete. Zu meiner absoluten Verwunderung ehrlich: »Jeden Tag.«

  »Wieso versuchst du es nicht mehr?«

  »Das Surfen?« Knapp nickte sie. »Du hast mitbekommen, dass ich einen Unfall hatte?«, erkundigte ich mich ironisch und hoffte, dass sie mir den Schmerz nicht ansah.

  »Ach, ehrlich? Nein, das ist mir doch glatt entgangen!« Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Komm schon, Adam, die ganze Welt hat es gesehen und jeder fragt sich, warum du es nicht mehr versuchst!«

  Ich dachte kurz darüber nach, forschte in ihrem Gesicht nach irgendwelchen Anzeichen, dass sie diese Informationen gegen mich verwenden würde.

  »Deine Schwester erzählt dir wohl nicht alles, mh?«

  »Meine Schwester ist der aufrichtigste und loyalste Mensch, den ich kenne, Adam. Ich weiß, dass du ihr von dem Unfall erzählt hast, aber sie würde niemals auch nur ein Sterbenswörtchen über etwas ausplaudern, das die Intimsphäre eines anderen verletzt.«

  »Wow, Hannah ist wohl eine Art Göttin?«, fragte ich, um die Stimmung aufzulockern.

  »Richtig. Und mich als Melissa würde es auch interessieren, warum du nicht mehr surfst.«

  Ich überlegte. Wenn Hannah ihr vertraute, konnte ich es auch, das wusste ich. Egal wie lange ich die Familie Stone kannte. »Es ist zu gefährlich. Meine Muskeln sind nicht mehr das, was sie mal waren.« Melissa hob eine Braue und grinste verschmitzt. »Es wäre zu gefährlich. Würde eine Welle kommen, die zu heftig ist ... keine Ahnung, ob ich sie reiten könnte«, erklärte ich weiter und zuckte ratlos die Schultern.

  »In Anbetracht dessen, dass du viermal Weltmeister warst ... klingt das krass.«

  »Das ist krass. Und vor allem armselig«, erwiderte ich und versuchte somit, das Thema zu beenden.

  »Nein, finde ich nicht!«, setzte sie dagegen. »Ich finde, dass man manchmal einfach vernünftig sein sollte, statt verrückt.«

  Das sagte gerade sie? »Komisch, du strahlst irgendwie Lebenslust und Verrücktheit aus.«

  Sie nahm einen Schluck Wasser und lachte kurz auf. »Flirtest du mit mir?«

  »Merkt man das?«

  »Himmel, du bist verlobt und bumst meine Schwester, willst du ’nen Harem, oder was?«, murmelte sie kopfschüttelnd und ich grinste breit. Sie war herrlich erfrischend. Anders als Hannah, aber ihre Art war trotz der derben Wörter so natürlich und süß, dass man ihr nicht böse sein konnte. »Lass uns weitermachen, damit ich hier wieder rauskomme.«

  »Gefällt es dir nicht in meiner Firma?«

  »Oh doch, aber ich muss mit Hannah einen Mädelsabend planen.« Lässig wedelte sie wieder mit der Hand und sah mir provokativ in die Augen. »Du weißt schon, Beine rasieren, auftakeln, kurze Röcke aussuchen, Männer abchecken ... Mädchenkram eben.«

  »Aha«, knurrte ich.

  Ihr Lächeln wurde zuckersüß. »Oh? Verstimmt es dich etwa, dass Hannah ausgehen wird?«

  »Führe dein Interview und überspann den Bogen nicht!«, stellte ich klar. Als ich erkannte, dass sie mich verarschte, grinste ich. Der Gedanke, dass Hannah ausging und dabei einen kurzen Rock tragen würde, pflanzte ein Bild in meinen Kopf. Eines, das ich dort nicht haben wollte. Natürlich war mir bewusst, dass Melissa die Information an dieser Stelle platziert hatte, um mich zu testen.

  Sie klickte wieder auf die Play-Taste ihres Rekorders. »Wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen?«, erkundigte sie sich. Diese Frage traf mich eiskalt.

  »Sehr gut, danke«, knurrte ich.

  »Ziemlich wortkarg, Adam.« Wieder dieses provokante Grinsen.

  »Es läuft perfekt, wir sind gerade mit dem Restaurant, der Weinauswahl und dem ganzen Dekoscheiß beschäftigt.«

  »Soll ich wirklich Dekoscheiß schreiben?«, fragte sie scheinheilig nach und legte den Kopf leicht schief. Wie Hannah, die tat das auch hin und wieder.

  »Ich bin mir sicher, du findest geeignete Worte«, sagte ich weich. Was bezweckte sie mit diesem Blödsinn?

  »Okay, wie laufen die Geschäfte sonst so?«, wollte sie als Nächstes erfahren und ich hob eine Braue.

  »Willst du mich verarschen? Was willst du wirklich wissen?«

  »Ich würde gerne über den Unfall schreiben!«, platzte sie heraus.

  »Du willst eine Exklusivstory?«

  »Ja. Die will ich.«

  »Warum? Der Unfall ist Jahre her.«

  »Du bist eine Legende. Jeder Junge, jeder Mann, der surft, will so sein wie du. Jeder will ein Moore-Board oder dich als Sponsor.«

  »Ich surfe nicht mehr!«, stieß ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

  »Aber warum? Du warst brillant!«

  »Ja, war ich.« Mit Absicht betonte ich die Vergangenheitsform.

  »Du wärst es immer noch«

  »Du bist wie deine Schwester.«

  »Bist du jetzt glücklich?« Sie verschränkte die Arme und presste die Lippen aufeinander. »Ich bin nur eine kleine Reporterin, aber ich sehe in deinen Augen, dass du nicht glücklich bist.«

  »Du kennst mich nicht!«

  »Das macht nichts, man riecht es selbst Hunderte von Meilen gegen den Wind!«

  »Du bist die ätzendste Reporterin, die mich je interviewt hat!«, knurrte ich nach einem Blickduell von gefühlten Minuten.

  »Jepp, das macht mich so besonders, nicht wahr? Für den Moment lass ich dich damit in Ruhe, aber das letzte Wort ist dazu noch nicht gesprochen.« Wieder blitzten ihre Augen überlegen, ehe sie begann, mir die normalen Fragen zu stellen, die ein jeder Reporter in einem Interview fragen würde. Ich ließ es gut se
in, denn eine Diskussion würde jetzt nichts bringen. Vielleicht würde ich eines Tages wirklich ein Exklusivinterview dazu geben ... aber aktuell? Nein. Sicher nicht. Das war ihr wohl klar, denn alle Informationen, die sie mir nun entlockte, waren rein professioneller Natur.

  Melissa Stone war wie Hannah.

  Verwirrend. Nicht auf die gleiche betörende Art, denn die Frau vor mir wollte ich keinesfalls nackt unter mir liegen haben, ihre Schwester hingegen schon. Aber es ließ sich nicht leugnen, dass die Töchter der Eltern Stone etwas in mir auslösten.

  Etwas, das mich dazu zwang, über mich selbst nachzudenken.

  Über die Vergangenheit.

  Und über meine Zukunft.

  Kapitel 16

  Hannah

  »Das, meine Liebe, ist nicht nötig für einen Kinoabend!«, stellte ich fest, deutete flüchtig auf die beiden großen Reisetaschen und drehte mich um, ehe meine Schwester antworten konnte.

  »Nope, ist es nicht!«, antwortete sie und kam mir hinterher in mein Schlafzimmer. »Aber das, was du brauchst, ist auch kein langweiliger, entspannter Kinoabend, sondern eine ordentliche Party mit richtig Aktion!«

  »Ich bin zu alt für ordentliche Partys!«

  Mit erhobenen Brauen warf sie die beiden Taschen auf mein Bett. »Spinnst du?« Sie zwirbelte sich ihre langen, widerspenstigen Haare zu einem unordentlichen Dutt und befestigte sie mit dem Haargummi, der um ihr Handgelenk war. »Das wird der Hammer!«

  Ich stöhnte augenrollend. »Wenn du das sagst.«

  »Etwas mehr Begeisterung bitte!«

  »Das hier ...« Ich wedelte mit meinem Zeigefinger vor meinem Gesicht herum. »... das ist mein absolutes Ich-Bin-So-Begeistert-Gesicht«, sagte ich ironisch.

  »Es wird fabelhaft werden, glaub mir!« Sie legte mehrere Kleidungsstücke auf mein Bett. »Mach uns eine Flasche Wein auf. Lasset die Party beginnen!«, rief sie begeistert und klatschte in die Hände.

  Als ich mit der Flasche unter dem Arm und zwei Gläsern zurückkam, stand meine Schwester bereits in Unterwäsche vor mir. Es war schon fast zehn, was für die Spätvorstellung des Kinos in Downtown super gepasst hätte.

  »Was ziehst du an?«, fragte sie mich.

  »Keine Ahnung. Bis gerade eben wusste ich ja nicht einmal, dass wir weggehen!«

  »Es muss etwas mit einem kurzen Rock sein. Das hab ich Adam prophezeit!« Adam? Ich ließ mich mit einem gefüllten Glas auf meinem Bett nieder und zog die Beine unter meinen Hintern.

  »Wann hast du Adam gesehen?«

  »Na zum Interview«, murmelte sie und hob ein rotes trägerloses Oberteil an ihren Körper. »Wie findest du das? Mit Hotpants?«

  »Ich finde, wenn wir ausgehen, solltest du ein Kleid anziehen«, antwortete ich und warf ihr eines der Kleider zu, welche auf meinem Bett ausgebreitet lagen. »Richtig, das Interview. Wie war’s? Und wieso sprichst du mit ihm über mich?«

  Adam hatte sich gestern und heute nicht gemeldet, deshalb wusste ich noch nichts darüber, wie das Interview verlaufen war oder was dort gesprochen wurde. »Es war gestern, oder?«, fügte ich noch an.

  »Yepp. War gut. Er ist ein heißer Bastard. Aber ansonsten ...«

  »Melissa!«

  »Ruhig, Brauner, ruhig«, kicherte sie und schlüpfte in das rote Stretchkleid. Sie drehte sich hin und her. »Da muss ich das Höschen ausziehen, oder?«

  »Ja, musst du«, stimmte ich ihr zu. »Und jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!«

  Meine Schwester schlüpfte aus ihrem Stringtanga und wandte sich dann zufrieden vom Spiegel ab, da man keine Abdrücke mehr sah. Himmel, wenigstens reichte es einigermaßen züchtig bis zur Mitte der Waden. Auch wenn es in Bleistiftform und hauteng war. Melissa konnte es sich leisten, so etwas zu tragen. Ihre schlanke Figur war hier von Vorteil.

  Ich trug auch Kleider mit Bleistiftrock, aber sie waren nicht aus Stretchmaterial, denn ich brauchte grundsätzlich die Taille eng und den Brust- und Hinternbereich etwas weiter. Die meisten Stücke musste ich abnähen lassen. Dennoch wollte ich mich nicht über meine Figur beschweren. Ich fühlte mich mit ihr sehr wohl.

  »Adam Moore ist beeindruckend.«

  »Wem sagst du das«, nuschelte ich in mein Glas, während ich einen Schluck trank.

  »... und ein Wichser.«

  Ich riss die Augen auf. »Was?«

  »Ja, ich meine, man darf trotz seines ganzen sexy Charmes nicht vergessen, dass er verlobt ist und seine Alte bescheißt. Mit dir!«

  »Danke.« Ich rollte die Augen. »Bitte gib mir ein Brett, damit ich meinen Kopf dagegen donnern kann!«

  »Entspann dich, Hannah«, sagte sie zu meiner Überraschung. »Gib ihm noch ein bisschen Zeit. Ich bin mir sicher, dass diese Hochzeit, die du da planst, die Erste sein wird, die nicht stattfindet!«

  Skeptisch beäugte ich sie. »Das sagst du, damit ich nicht total deprimiert bin und zu heulen beginne, oder?«

  »Nein, das sage ich, weil ich ihm in die Augen gesehen habe.« Melissa stand vom Bett auf und öffnete meinen Kleiderschrank. »Und weil er nen Steifen bekommt, wenn er nur an dich denkt!«

  »MELISSA!«, kreischte ich und verschüttete fast etwas von der Flüssigkeit in meinem Glas. »Ich möchte nicht eine von denen sein, die eine Hochzeit zerstört!«, wisperte ich traurig. Mein Blick war auf meine Finger gerichtet, die bei diesem ausgesprochenen Geständnis das Glas hin und her drehten. Es war die Wahrheit. Erst als die Matratze unter mir nachgab, spürte ich, dass meine Schwester neben mir saß und mich in den Arm nahm.

  »Ich weiß.«

  »Es ist wirklich die Wahrheit.« Tränen schossen in meine Augen. Offenbar entwickelte ich mich langsam zu einer Heulsuse. »Kelly ist nett, sie hat weder sein noch mein Verhalten verdient und am allerwenigsten, dass man sie hinter ihrem Rücken betrügt.« Ich schniefte wieder. »Aber ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich mir vornehme, ihn nicht anzusehen, anzurufen oder ihn wegzuschicken ... wird es noch schlimmer. Ich verfange mich immer mehr in diesem Scheißnetz aus Lügen, Hintergehen und irgendwie auch Liebe.«

  »Ach Süße«, murmelte sie und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

  »Ich bin so wahnsinnig in ihn verliebt, dass ich erstaunlich gut verdränge, und wenn ich mit ihm zusammen bin, sogar vergesse, was wir seiner Verlobten antun.« Unter Tränen bekam ich einen Schluckauf. »Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich mich teilweise selbst dafür hasse, was ich hier mache.« Das tat ich wirklich, aber offenbar noch nicht genug, um es endgültig zu beenden.

  »Ich sag dir jetzt mal was: Natürlich bist du beteiligt. Und natürlich ist es richtig fiese Scheiße, was ihr beide da treibt, aber er ist der mit der Freundin. Du kennst sie nicht mal, also ist es ... okay ... Sorry, es ist scheißegal, wie ich versuche, das hier schön zu reden.« Melissa überlegte kurz und betrachtete forschend mein Gesicht. »Aber wenn du ihn magst. So richtig. Und das glaube ich dir aufrichtig, dann gib nicht auf, weil das, was zusammengehört, auch zusammenkommen wird, und ihr beide ... Gott, sogar ich habe Lust und das Bedürfnis nach etwas Festem, wenn ich euch zusammen sehe.«

  »Du hast uns doch noch nie zusammen gesehen«, schniefte ich und sah ihr in die Augen.

  »Das stimmt, aber ich hab eine ausgezeichnete Vorstellungskraft. Und Photoshop!«

  »Du hast uns ge-photoshopped?«

  »Logo!«, sagte sie lachend. »Hab auch eure Initialen im Internet als Monogram für Handtuchstickereien angesehen. Sieht auch harmonisch aus.«

  »Du bist verrückt!«

  »Ja, das mag sein, aber ich bin auch immer für dich da, und wenn ich dir sage, dass dieser Kerl wie wahnsinnig in dich verliebt ist, dann ist das auch so, verstanden?«

  »Aye aye, Sir!«, erwiderte ich lachend.

  »Gut, schon besser.« Sie sah sich um. »Und jetzt ziehen wir dir einen heißen Fummel aus dem Schrank und gehen aus. Ein bisschen unseren Popo schwingen.«

  »Du willst jemand aufreißen?«, fragte ich und rieb mir über die ungeschminkten Augen.

  »Äh? Ja? Wo bleibt sonst der Spaß?«

  »Du bist absolut wahnsinnig!«

  »Ja, ich bin auch nicht sicher, ob wir verwandt sind«, nuschelte si
e sarkastisch und beugte sich in meinen Kleiderschrank. »Wollen wir doch mal sehen, ob wir was Hübsches, Nuttiges finden, das Mr. Moore in den Wahnsinn treibt, wenn du ihm ein Selfie schickst.«

  Meine Schwester lachte wie eine Hexe. So lange und so ansteckend, dass ich gar nicht anders konnte, als mit einzustimmen.

  ***

  »Komm schon, das ist lustig«, sagte ich und zerrte an Melissas Arm. »Du hast gesagt, wir feiern. Ich feiere und jetzt schmollst du?« Angetrunken kicherten wir beide und stolperten die Holzpaneele nach oben.

  »Ja, aber ich dachte wir gehen in einen Club. Nicht, dass du deine komplette Jugend in einer Nacht nachholen willst und wir alle 30 Minuten die Bar wechseln«, erwiderte sie augenrollend.

  »Sei nicht so ein Mädchen, komm schon!«, antwortete ich.

  »Okay, aber wenn der Barkeeper hier heiß ist, bleiben wir, klar?«

  Meine Stirn runzelnd stimmte ich zu. »Na gut, aber nur, wenn es für uns beide einen gibt.«

  »Lust auf ’nen Dreier?«, fragte sie mir zuzwinkernd, und deutete versteckt auf den Mann hinter dem Tresen, welcher das Glas zwischen seinen Fingern ungerührt weiterpolierte. Er lauschte uns aufmerksam. Sie formte mit ihren Lippen die Worte ›Der ist hot!‹.

  »Zwei Bier, bitte«, unterbrach uns jemand, dessen Stimme seidenweich klang. Er drehte seinen Kopf in unsere Richtung und scannte uns mit einem Blick. »Und ich wäre für den Dreier.« Charmant lächelte er uns an, was den billigen Touch des Satzes bedeutend abmilderte.

  Ich rollte mit den Augen und Melissa lachte laut los. Sie schaltete in den Flirtmodus.

  »Wir kriegen zwei Mojitos, bitte«, bestellte ich, als der Barmann die zwei Flaschen vor dem fremden Kerl abgestellt hatte und gerade kassieren wollte.

  »Und der junge Mann hier möchte bezahlen!«, ergänzte Melissa, deren Blick sich gerade in seinen hakte. Der Unbekannte biss sich auf die volle Unterlippe. Damit ich ihn vollends betrachten konnte, musste ich den Kopf leicht in den Nacken legen. Das war mit Abstand der umwerfendste Mann, den ich jemals gesehen hatte. Adam war auch schön, aber anders. Dieser Mann hier versprach Gefahr. Hoffnung. Den sicheren Untergang. Alles auf einmal.

 

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