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Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition)

Page 21

by Emily Key


  Also entschied ich mich, so wie jeden Tag aufs Neue, wenn ich eine Nachricht von ihm beantwortete oder ihn traf, für das Sterben auf Raten. Denn nicht anders ließ sich beschreiben ... was auch immer das zwischen uns war.

  Wie bei einer die Klauen nach einem ausstreckenden Krankheit. Man wusste, die Zeit würde ablaufen, das Ticken der Uhr war unfassbar laut und beständig, nur wann genau es so weit sein sollte, das stand in den Sternen.

  »Scheiße«, flüsterte ich leise, als mir die Tränen bei meinen Gedanken in die Augen traten. Manchmal hasste ich mich dafür, was wir hier taten, aber ich ... konnte meine Finger nicht davon lassen, egal wie sehr ich sie mir verbrennen würde.

  Heute Abend wären wir auf einer Veranstaltung in diesem verdammten Country Club, in welchem die beiden heiraten würden. Das Thousand Oaks bot allen Pärchen, die in diesem Sommer dort heirateten, einen Tanzabend und Adam und Kelly sollten diesen nutzen, um einen geeigneten Song für die Hochzeit zu finden. Normalerweise war es so, dass heiratswillige Paare auch einen gemeinsamen Song hatten, den sie dann als Hochzeitswalzer nutzten. Nun ... bei Adam und Kelly hatte ich ja schon mehrmals festgestellt, dass nichts war, wie es hätte sein sollen. Also würden wir dort hingehen. Am Anfang, als ich all diese Termine und Angelegenheiten mit Kelly besprochen hatte, war es mir wie eine absolut fabelhafte Idee vorgekommen. Jetzt, wo ich mich in ihren verdammten Verlobten verliebt hatte, wusste ich, es würde die Hölle auf Erden werden.

  »Honey?«, fragte er auf einmal neben mir. »Was ist los?«

  »Wie? Was?«, erwiderte ich verwirrt, da ich nicht verstand, was er gerade eben von mir wollte, zu tief war ich in meinen Gedanken versunken gewesen.

  »Du zerquetscht meine Hand.« Wie zur Bestätigung wackelte er mit seinen Fingern. Ich ließ sofort locker und hörte auf, ihn zu umklammern.

  »Sorry!«

  »Nicht schlimm, aber was ist los?«, wollte er erneut wissen.

  »Nichts.«

  Er setzte sich halb auf und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Hannah sage mir bitte, was los ist!«

  »Heute Abend ist die Tanzveranstaltung.« Diese Erklärung schien ihm zu genügen, denn gequält schloss er die Augen.

  »Ich weiß«, murmelte er, lehnte sich mit dem Rücken an meinem Kopfteil an und öffnete die Arme. »Komm her, Baby!«

  Wie eine kleine Prinzessin robbte ich zu ihm und setzte mich rittlings auf seinen Schoss. Ich genoss es, wie er immer wieder beruhigend über meinen Rücken streichelte und mir sanfte Worte der Zuneigung ins Ohr flüsterte. Entgegen der Vernunft glaubte ich ihm, dass es für ihn ebenso schwer war, wenn auch auf eine andere Art und Weise als für mich. Er beschrieb es immer als etwas nicht haben können und nicht anfassen dürfen, das man am liebsten an einen selbst ketten möchte. Außerdem – und das bedeutete mir am meisten – versicherte er mir, dass er es hasste, mir das anzutun. Mehr noch als bei Kelly.

  Nachdem wir uns nochmals geliebt hatten, verabschiedete er sich von mir mit der Versicherung, dass wir uns in zwei Stunden schon wiedersehen würden. Er nahm mir das Versprechen ab, dass ich ihn weiterhin so anschauen würde wie heute Morgen. Ein Versprechen, von dem er wusste, dass ich es nicht halten konnte. Dass es zu ... intim war, wenn Kelly um uns war.

  Ein Versprechen, von dem er jetzt schon wusste, dass ich es würde brechen müssen.

  Kapitel 21

  Hannah

  »Mistkerl. Mistkerl. Mistkerl!«, fluchte ich leise, aber mit deutlich unterdrückter Wut und setzte tapfer einen Schritt vor den anderen. Dieser verfluchte Teufel hatte mich wundgefickt, und zwar so, dass ich bei jedem Schritt überdeutlich das Gefühl hatte, er wäre noch in mir und würde sich an meinen Wänden entlang reiben. Herrgott. »Verdammt noch mal!«, schimpfte ich weiter. An diesen Tag heute würde ich mich wohl noch einige Zeit erinnern. Nicht zuletzt, weil ich so viel geflucht hatte, wie schon jahrelang nicht mehr.

  Kelly, Adam und ich waren im Thousand Oaks Country Club verabredet, in welchem heute Abend eine Tanzveranstaltung stattfinden würde. In Abendgarderobe. Da ich wusste, dass es für mich schon schlimm genug werden würde, das zukünftige Ehepaar zusammen zu sehen, widmete ich mich heute besonders ausgiebig meiner Körperpflege und suchte mein Kleid gewissenhafter als sonst aus. Am Ende entschied ich mich für ein elfenbeinfarbenes Kleid, das bis zur Mitte meiner Waden reichte. Es war eng an meine Kurven geschmiegt und durch die Dreiviertelärmel und den hochgeschlossenen Ausschnitt wirkte es nicht billig, wie so oft bei solch engen Kleidern. Dazu trug ich hohe dunkelbraune Wildleder High Heels, die farblich genau zu dem Wildledergürtel passten, mit welchem ich meine Taille zusätzlich betonte, und der Clutch. Das Haar hatte ich zu einem strengen Knoten gebunden und zusätzlich zu den stark geschminkten Augen wählte ich Perlen in einem leichten Beigeton, um mein Outfit zu komplettieren. Dass ich gut aussah, vermittelte mir mein Wohnungsnachbar, der Mann am Geldautomaten hinter mir, der einen anerkennenden Pfiff ausstieß und der Tankwart, als ich meinen Mini betankte. Der einzige Nachteil war nur, dass ich unter diesem Kleid einen String anhatte, der – damit es auch wirklich keine Abdrücke gab – nur aus einem Minifetzen Stoff, mit ein paar Schnüren bestand. Eben diese besagten Fäden ließen mich nun spüren, dass ich in den letzten 24 Stunden ordentlich gevögelt worden war.

  »Hi, ich bin Hannah Stone!«, sagte ich zu der älteren Dame hinter dem Empfangspult, welche den Einlass wie ihren Augapfel überwachte. Jeder, der sich an ihr versuchte vorbeizuschleichen, hatte vermutlich sein Todesurteil unterschrieben. Mein Mini war bereits von einem Jungen des zur Verfügung gestellten Parkservices geparkt worden, wie es in diesen Kreisen eben üblich war.

  »Ah, Mrs. Stone. Willkommen!«, sagte sie und hakte meinen Namen auf der Liste ab. »Bitte folgen Sie mir. Mr. Moore und seine reizende Verlobte sind schon anwesend.« Da sie vor mir lief, sah sie nicht, wie ich die Augen rollte. Am liebsten hätte ich mir, kindisch wie ich war, einen Finger in den Hals gesteckt und Würge- und Kotzgeräusche imitiert. Aber ich war professionell. Vollkommen gelassen, kompetent und standhaft würde ich das durchziehen. Den Schmerz sollte ich auch kilometerweit von mir fernhalten, denn dass ich die beiden heute in innigen Umarmungen sehen würde, war klar.

  »Vielen Dank!«, murmelte ich der Dame zu, die sich bereits ihren Weg zurück bahnte, als sie auf unseren Tisch wies. »Guten Abend.« ›Bleib tapfer, bleib tapfer‹, flüsterte mein Engel.

  »Hannah, wie schön sie zu sehen«, sagte Kelly und lächelte mich an. ›Autsch, das tut weh, was?‹, verhöhnte mich der Teufel, ›dass du dich nicht mies fühlst, wenn du ihren Freund fickst?‹ Energisch schüttelte ich den Kopf und zwang mich zu lächeln.

  »Kelly. Mr. Moore!« Obwohl ich den Tag mit ihm verbracht hatte, war mein geistiges Auge so nach ihm ausgehungert, dass ich ihn wohl einen Moment zu lange musterte. Adam stand – ganz der Gentleman – auf und reichte mir die Hand, dabei betrachtete ich ihn. Den trendy dunkelblauen Anzug, mit einer Hose, die sich perfekt um seine Oberschenkel schmiegte. Das hellblaue langärmlige Hemd – es war bestimmt Slim Fit –, an dessen Ärmeln seine Initialen eingestickt waren, kombiniert mit einer dunkelblauen, schmalen Krawatte, welche sich perfekt um seinen Hals wand. Der Knoten war absolut gleichmäßig und breit gebunden, was zu seiner perfekten Erscheinung passte.

  »Denken Sie nicht, es wird Zeit, dass wir uns beim Vornamen ansprechen, Hannah?«, fragte er mich und lächelte mich entwaffnend an. Natürlich hatte er recht, deshalb nickte ich.

  »Sehr gerne, Adam.«

  »Dann nehmen Sie Platz, Hannah. Was wollen Sie trinken?«, erkundigte er sich. Ich setzte mich gegenüber von Adam und neben Kelly, die zwischen uns war.

  »Was trinken Sie, Kelly?«, erkundigte ich mich.

  »Stilles Wasser«, antwortete sie und ich sah gerade noch, wie Adam die Augen rollte. Nicht sehr nett. Dennoch grinste ich.

  »Und Sie, Adam?«

  »Einen Weißwein aus Frankreich. Sehr lecker. Perfekt temperiert.«

  »Oh«, erwiderte ich auf seine Erklärung. »Ich schließe mich gerne an.«

  »Bitte bringen Sie noch ein Glas Weißwein für die Dame!«, sagte er zu einem der bereitsteh
enden Kellner.

  »Danke schön.« Trotz dessen, dass Kelly mit am Tisch war, hatte sich zwischen uns etwas verändert. Benennen oder greifen konnte ich es nicht, aber es ließ sich nicht leugnen, dass es zwischen uns schwebte. Der Sinn des heutigen Treffens war, ein Lied für den Eröffnungstanz des Brautpaares zu finden ... nun ... daher müsste ich mich nun auch damit beschäftigen. Egal wie verliebt ich in ihn war, er würde heiraten. Je schneller ich diese Tatsache verinnerlichte, desto besser. Schlagartig wanderte meine eben noch gute Laune in den Keller.

  Adam berührte Kelly nicht. Nicht einmal fast, und dennoch spürte ich brennende Eifersucht in mir, als mir die Tatsache wieder in den Sinn kam, dass es jederzeit passieren konnte.

  Adam Moore und ich würden nie eine Chance haben.

  ***

  »Hannah, was zur Hölle ist los mit dir?«, fragte mich Adam, als er das dritte Mal von der Tanzfläche wieder kam, wo er mit Kelly versucht hatte, einen Walzer zustande zu bringen. Professionellerweise redete ich wenig, überließ die Konversation den beiden und schaltete mich nur ein, wenn meine Meinung und meine Ideen zur Hochzeit gefragt waren. Das war mein Job, wie mir Adam vorher mittgeteilt hatte, nachdem ich ihn gebeten hatte, doch einmal zu einem schönen Lied mit Kelly zu tanzen. Kelly wollte nicht und hat Adam angesehen und gesagt, dass er mit mir auf die Fläche gehen sollte, aber seine Antwort war: »Das ist nicht Hannahs Job, Kelly!« Für mich klar und deutlich, hatte er mich auf meinen Platz verwiesen, was bedeutete, dass ich unseren Tag fehlinterpretiert hatte.

  »Oh, ich komme meinem Job nach«, erwiderte ich sarkastisch und sah mich in dem großen Saal um, in welchem auch die Hochzeitsfeierlichkeiten stattfinden würden.

  »Darum geht es also«, knurrte Adam leise, damit uns an den Nebentischen niemand hörte. Natürlich saßen wir an einem Einzeltisch. Meine Finger wischten imaginäre Staubflusen von der schweren weißen Damasttischdecke, und anschließend legte ich sie langsam um den Stiel des Glases. Mein ruhiges Äußeres passte sich dem hohen Raum mit den vielen Kerzen und dem warmen Licht an. All die Menschen um uns herum lachten, und entfernt hörte ich Besteck klimpern, von all denjenigen, die noch eine Kleinigkeit vom Buffet aßen. Adam ließ sich auf Kellys Stuhl gleiten, damit er näher bei mir war, und wollte gerade nach meiner Hand auf dem Tisch greifen, als ich sie wegzog.

  »Lass das besser!«, zischte ich und mahlte anschließend die Kiefer aufeinander. »Nicht dass uns deine Verlobte sieht!«

  »Hannah«, warnte er mich leise, aber ich nahm einen Schluck Wein, ehe ich fortfuhr.

  »Du hast mich wundgefickt.«

  Sein Gesicht verzog sich zu einem entwaffnenden Grinsen. »Hab ich?«

  »Darauf bist du stolz, was?«, keifte ich leise weiter.

  »Sehr«, erwiderte er murmelnd und nickte hektisch.

  »Und nun behandelst du mich wie ein Flittchen!«

  »Wegen des Kommentars mit dem Job?«

  Ich nickte und sah betont auffällig in die andere Richtung. Natürlich geht es darum, du Arsch!

  »Was soll ich denn tun, Baby?« Er beugte sich in meine Richtung, sprach leise und eindringlich. »Würde ich dich vor Kelly so behandeln, wie ich es gerne möchte, dann würdest du mich verprügeln.« Nun senkte er die Lider, und ich betrachtete sein schönes Gesicht. Es wirkte traurig. »Ich würde dich hier vor allen so besitzergreifend küssen, dass weder dieser Typ auf 12 Uhr zu deiner Linken dich noch weiterhin begafft noch dieser Wichser hinter mir, mit dem roten Hemd, dir auf die Lippen starrt.« Er knurrte kurz und sah mich wieder direkt an. »Aber das kann ich nicht, egal wie sehr ich es will. Es geht nicht!«

  »Du bist ein Arschloch, Adam!«, erwiderte ich wütend. »Von deinem Alphatiergehabe, kann ich mir gerade nichts kaufen!«

  »Herrgott, ich wünschte doch auch, es wäre anders!«

  »Über was sprecht ihr?« Wie aus dem Nichts tauchte Kelly in unserem Blickfeld auf und ließ sich auf Adams Platz sinken. Misstrauisch beäugte sie uns.

  »Alles darf ich dir auch nicht verraten!«, wisperte er, beugte sich in ihre Richtung und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Als er ihr vertrauensvoll zuzwinkerte, entschuldigte ich mich und ging nach draußen.

  »Wissen Sie, Hannah«, flüsterte es auf einmal in mein Ohr, »Sie sollten Kelly nicht ganz so mit Blicken erdolchen.« Die Bewegung meines Glases zu meinem Mund erstarrte auf Höhe meiner Brust. Mist! Mich leicht umdrehend blickte ich in die vergnügt funkelnden Augen des Mannes, welcher mich angesprochen hatte.

  »So offensichtlich?«, platzte es aus mir heraus und er lachte laut auf, zog durch dieses tiefe, brummende Geräusch einige Blicke auf sich.

  »Nun ... ja«, sagte er, trat vor mich, zwinkerte mir zu und hob mir die Hand hin, ohne den Frauen Beachtung zu schenken, die diesen Körper, welcher Sex auf zwei Beinen war, anstarrten. »Würden Sie mir die Ehre erweisen?«, fragte er mit einer leichten Verbeugung.

  Gespielt abwägend drehte ich den Kopf hin und her, stellte jedoch bereits mein Glas ab. »Ich weiß nicht.« Natürlich kannte ich Scott nur flüchtig, und eigentlich auch nur betrunken, aber seine Art war erfrischend und charmant. Außerdem wusste ich ja einiges über ihn, obwohl ich noch nie mehr als eine Handvoll Worte mit ihm gewechselt hatte.

  »Lassen Sie mich wenigstens einmal beweisen, dass ich ein Gentleman sein kann, Hannah.« Er lächelte mich so vergnügt an, dass ich nickte und aufstand. Es war ganz einfach ihm ebenfalls ein ehrliches Grinsen zu schenken.

  »Kommen Sie her, Hannah, wir können Adam schon auch ein wenig reizen!«

  »Sie wissen es?«, fragte ich, und er fand problemlos in den Takt, hielt mich so, dass ich meine Nervosität vergaß, und nah genug, dass es vertraut wirkte, aber dennoch den Anstand wahrend, welcher in solch einem Country Club großgeschrieben wurde. Da Adams bester Freund mich sicherlich um gute 30 cm überragte, musste ich den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick wurde ernst, aber seine Haltung blieb locker. Nach außen hatte er seine Gesichtszüge so unter Kontrolle, dass ich nicht in ihnen lesen konnte. Leider. ›Vermutlich besser so‹, flüsterte mein Engel.

  »Natürlich, ich bin sein bester Freund!«, antwortete er mir leise. Verschwörerisch. Als teilten wir ein Geheimnis, was im Grunde ja der Tatsache entsprach. »Außerdem, jeder Mann in diesem Raum, der Augen im Kopf hat – und Sie sind definitiv mehr als nur einen flüchtigen Blick wert – sieht, dass man bei Ihnen keine Chance hat, weil Sie einem anderen gehören.«

  Ich schmunzelte und senkte den Blick, heftete ihn auf seine breite, trainierte Brust, über der ein weißes Hemd auf diese angenehme Augenschmaus-Art spannte. Es war mir nicht klar, ob ich die Tatsache, dass ich so offensichtlich jemand anderen wollte und meine Mitmenschen dies bemerkten, mögen sollte oder nicht.

  »Ist es so auffällig?«, fragte ich deshalb, und meine Finger bohrten sich in seine Schulter. »Verdammt!« Wieder lachte er laut auf.

  »Scott. Was tust du hier?« zischte Adam auf einmal neben uns, der Kelly im Arm hielt und weiterhin seine Tanzschritte auf der Stelle vollführte.

  »Oh, ich dachte, ich schau auch vorbei, und da die wunderschöne Hannah hier so alleine saß ...« Mit einem Augenzwinkern ließ er den Ausgang des Satzes offen. Kelly lächelte ihn an. Adam sah so aus, als würde er die Zähne aufeinanderbeißen und gleich auf seinen besten Freund losgehen. Ich für meinen Teil vermied es, etwas anderes als das Revers des Jacketts vor mir anzusehen.

  »Adam, sei nicht so verbissen!«, sagte Kelly und ich wandte doch den Blick um, denn das war das erste Mal, dass ich hörte, wie sie Adam etwas entgegensetzte. »Gönn unserer Hochzeitsplanerin doch auch ein bisschen Spaß, wenn sie schon ihre Abende für uns opfern muss!«

  »Genau, Adam, sei nicht so verbissen!«, wiederholte Scott ihre Worte und drehte mich so, dass Adam sehen konnte, wie tief er seine Hand auf meinem unteren Rücken, eine Haaresbreite über meinem Hintern hielt. Ich kicherte leise, was vermutlich zum einem dem vielen Wein zuzuschreiben war, welchen ich getrunken hatte, und zum anderen, weil ich es genoss, dass hier ein Verbündeter war, der es Adam – zumindest ein bisschen – heimzahlte. Offenbar konnte Scott diese Art von Schmerz verstehen, die
man empfand, wenn man eifersüchtig war. Und da ich Kelly und Adam bei innigen Umarmungen und Tänzen hatte beobachten müssen, war dies eine willkommene Abwechslung, die mich aus meinem Tief zog.

  »Wissen Sie«, sagte er, als er uns von den beiden wieder weg tanzte.

  »Ich glaube, wir können uns duzen, oder?«

  »Gerne!«, bestätigte er und fuhr fort. »Weißt du, es schadet nicht, wenn Adam sieht, dass du ebenso Spaß haben kannst.«

  »Ich bin allerdings zum Arbeiten hier«, antwortete ich und lächelte ihn an.

  »Aber auch beim Arbeiten kann man Spaß haben!«

  »Das stimmt. Was machst du beruflich?« Obwohl ich es schon wusste, da Adam es mir erzählt hatte, fragte ich nochmals nach.

  »Ich fahr Motorradrennen.« Deutlicher Stolz schwang in seiner Stimme mit.

  »Das klingt gefährlich«, murmelte ich. Kelly und Adam tauchten neben uns auf, da der Song zu Ende war.

  »Ist es auch. Hannah, können wir kurz zusammenfassen?«, fragte Adam und sah mich eindringlich aus seinen ozeanblauen Augen an. Kelly verabschiedete sich auf die Toilette. Scott nickte mir zu, führte mich zurück zum Tisch und ließ sich neben mir nieder.

  »Was tust du wirklich hier, Scott?«, knurrte der zukünftige Bräutigam.

  »Ich dachte mir, ich schaue mir das Dreier-Spektakel mal aus der Nähe an!«

  »Du bist ein Arschloch!«, zischte Adam und ich riss die Augen auf.

  »Adam!«

  »Na ist doch so, er ist nur hier um mich zu verarschen.«

  »Oh nein«, widersprach Scott lachend und griff nach meinem Weinglas. »Das schaffst du schon selbst.« Er nahm einen großen Schluck. »Und? Schon ein Lied gefunden?«, stichelte er weiter.

  Adam rollte die Augen. »Fick dich, Morrison!«

  Ehe ich einschreiten konnte, hatte Scott nach einem lauten Auflachen schon eine Antwort parat. »Na, na, na sei mal nicht so mies gelaunt, bester Freund.« Er stand auf und klopfte ihm auf die Schulter, ehe er sich zu mir drehte. »Würdest du mir nochmals die Ehre erweisen?«

 

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