Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition)

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Hannah (Malibus Gentlemen 1) (German Edition) Page 22

by Emily Key


  »Oh bitte!«, knurrte Adam wieder. »Lass das, Arschloch!«

  »Wieso?«, mischte ich mich nun ein. »Du darfst Spaß haben, aber ich nicht?«

  »Richtig, Adam, wieso darfst du Spaß mit Kelly haben und Hannah nicht auch mit einem Kerl, der wesentlich heißer ist als du? Wie ...«, gespielt sah er sich in dem Raum um, »... mir?«

  »Du bist so ein Wichser!«

  »Und du einfallslos.« Ich für meinen Teil stand auf und rollte die Augen, als ich kurz von einer Tischnachbarin, deren Handtasche auf den Boden gefallen war, abgelenkt wurde, und den zischenden Worten nicht weiter folgen konnte.

  »Komm, Hannah!«, sagte der charmante Scott und führte mich wieder auf die Tanzfläche.

  »Du hast Spaß, oder?«, fragte ich ihn, und er lachte mich vergnügt an. »Was hat er zu dir gesagt?«

  »Oh, ich glaube, dieser Punkt fällt unter eine Art Gentlemans Agreement«, wisperte er vertrauensvoll an mein Ohr.

  »Scott«, antwortete ich und lachte jetzt ebenso. Er war so herrlich natürlich und erfrischend und sah dabei wahnsinnig gut aus, in seinem schwarzen klassischen Smoking und dem weißen strahlenden Hemd. Fast bedauerte ich es, mein Herz an Adam verloren zu haben. »Du kommst hierher, sprengst die Party ...«

  »Einspruch!«, unterbrach er mich. »Ich nenne es Leben retten.« Vertrauensvoll beugte er sich in einer engen Drehung im Walzer wieder nah zu meinem Ohr. »Du hättest Kelly ansonsten mit deinen Blicken umgebracht.«

  »Okay, aber trotzdem, wie kannst du hier einfach auftauchen?« Hatte ich wirklich das Recht, das zu fragen?

  »Hey!« Dramatisch griff er sich mit unseren verwobenen Händen an sein Herz. »Das trifft mich. Ich gehöre zu den Oberen, bin quasi eine Berühmtheit. Wenn nicht ich Zugang zu solchen Veranstaltungen habe, wer denn dann?«

  Ich hob eine Braue. »Scott!«

  Er lachte wieder und zwinkerte mir zu. »Nein, ich wollte mir wirklich nur Adams Scheiße mal aus der Nähe ansehen. Als wir uns neulich zufällig begegnet sind, und von dem, was Adam mir alles erzählt hat, habe ich schon bemerkt, dass hier irgendwie ... ein riesiger Haufen Mist brodelt.« Meine Stirn legte sich in Falten und auch er wurde plötzlich ernst. »Hannah, ich bin einer von den Guten, okay? Ich denke, es ist ein Fehler, wenn Adam Kelly heiratet, aber das geht mich nichts an.«

  Richtig, das ging ihn nichts an. Zwischen Adam und mir war eine leidenschaftliche Affäre am Laufen. Okay, und ich dachte wirklich über die verrücktesten Morde nach, wenn ich seine Verlobte sah. Noch schlimmer wurde es, wenn die beiden zusammen auftauchten. Ich beobachtete das Paar, als es gerade wieder auf die Tanzfläche trat. Adam hatte die Stirn gerunzelt und schaute grimmig. Kelly eher verschüchtert und wie immer fast emotionslos.

  »Sieh dir die beiden an. Findest du nicht, dass sie ... nicht harmonieren?«

  »Mir steht nicht zu, dazu etwas zu sagen«, wisperte ich und schloss kurz, aber gequält die Lider. Ich hoffte, dass das hier bald vorbei sein würde. »Ich bin lediglich die Hochzeitsplanerin. Wer wäre ich, wenn ich über das Zusammenpassen oder die Harmonie eines Paares urteilen würde?«

  »Aber Hannah, nimmst du jedes Pärchen an, das sich bei dir bewirbt?« Ich schüttelte leicht den Kopf, denn normalerweise suchte ich mir schon aus, wer meine Setcard bekam und wer nicht. Auf einmal bemerkte ich, dass Scott angenehm roch, und wurde mir seiner Hand auf meinem Körper überdeutlich bewusst. Es gab schlimmere Männer, mit denen man tanzen musste, die einen trösteten, wenn derjenige, den man eigentlich wollte ... ›Denk nicht daran!‹ Der Engel war heute auf meiner Seite.

  »Hättest du Kelly und Adam angenommen? Oder achtest du etwa nicht darauf, dass das zukünftige Ehepaar harmoniert? Was auch immer Harmonie in deinen Augen ausmacht. Jeder definiert das ja anders.«

  »Na ja ...«

  »Siehst du!«, sagte er triumphierend.

  »Was würde dein bester Freund dazu sagen, wenn er wüsste, dass du so über sein ... Verhältnis zu Kelly denkst?«, fragte ich und versuchte den Schock zu verbergen, den er in mir ausgelöst hatte. Dachte er wirklich so über die Beziehung seines Freundes?

  »Oh Hannah!« Lachend sah er mich an, und ich fühlte mich fast ein wenig klein unter seinem Blick. »Sei dir sicher, das weiß Adam. Ich glaube, ich habe ihm das ab dem ersten Tag mit ihr gesagt!«

  »Ich für meinen Teil, würde mir niemals anmaßen, über die Beziehung von anderen Leuten zu urteilen«, antwortete ich, nachdem ich kurz darüber nachgedacht hatte. ›Aber ist das nicht genau das, was du tust?‹, meldete sich nun der Teufel zu Wort. Scott zog mich nah an seine Brust. Nach außen vermittelte es offenbar einen sehr vertrauten Eindruck, denn ich sah in einer Drehung, dass Adam uns finster anstarrte.

  »Na ja, deshalb hab ich nur eine Art von Beziehung«, sagte er und zwinkerte mir so gentlemanunlike zu, dass ich ebenso zu lachen begann.

  Kapitel 22

  Hannah

  Einige Zeit später – Scott schaffte es wirklich meinen fiesen Dämon in Schach zu halten –, führte er mich auf die Terrasse. Es war immer noch angenehm warm, obwohl es fast Mitternacht war. Sterne funkelten an dem klaren Himmel über Malibu, und ich hatte schon lange nicht mehr solch einen Spaß gehabt. Ohne Adam. Momentan drehte sich alles um ihn und deshalb war ich einfach nur dankbar, dass Scott mich aus diesem Strudel riss und ablenkte. Mittlerweile wusste ich, dass er ein ziemlicher Womanizer war, der nichts anbrennen ließ, und er betonte – selbstverständlich – das eine oder andere Mal, dass er versuchen würde, bei mir zu landen. Wenn Adam ihm nicht seine Gedärme herausreißen, diese dann zermatscht die Toilette herunterspülen und ich nicht so auf diesen ›Vollidioten‹ stehen würde. Er sagte diese völlig ehrlichen Dinge, die gleichzeitig klar seine Art von ›Beziehung‹ vermittelten, so charmant, dass Frau ihm trotz allem am liebsten in die Arme gefallen wäre. Nur leider war ich kein Fan von One-Night-Stands und schon gar nicht mit dem besten Freund des Mannes, in den ich verliebt war. Das sagte ich Scott auch, dieser nahm es mit einem fröhlichen Grinsen zur Kenntnis und murmelte ein: »Dann brauch ich mir wohl keine Mühe mehr zu geben, oder?« Lachend schüttelte ich den Kopf. Trotz der Plänkeleien wusste ich doch, dass keinerlei Ernsthaftigkeit hinter dem Gesprochenen stand. Scott würde – so schätzte ich ihn ein und mit meinen Mutmaßungen lag ich eigentlich selten falsch – niemals etwas tun, das Adam verletzte. Er liebte ihn wie einen Bruder.

  »Ist dir kalt?«, fragte er mich und bezog sich damit wohl auf meine verschränkten Arme.

  »Wieso?«, neckte ich ihn. »Ziehst du mich dann an dich und wärmst mich?« Scotts Augen funkelten vergnügt. Er fingerte eine Zigarette aus einer Schachtel und steckte sie sich an.

  »Womöglich«, murmelte er mit der Kippe zwischen den Lippen. »Aber nur wenn Adam es auch wirklich beobachtet. Ich will die Mordlust in seinen Augen sehen, bevor er auf mich losgeht!«

  »Was willst du?«, fragte Erwähnter plötzlich hinter uns, und eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Das Verlangen unruhig hin und her zu laufen wurde übermächtig, dennoch zwang ich mich, ruhig stehen zu bleiben und über Scotts Worte zu lachen.

  »Ich sagte, wenn sie nicht an meiner Zigarette ziehen will, kann ich ihr auch was anderes geben, an dem sie ziehen kann!«

  Adams Augen verengten sich zu Schlitzen und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Kelly war nicht in Sichtweite, als sich die zwei besten Freunde plötzlich ganz nah gegenüberstanden.

  »Du kleiner Wichser wirst meine Frau nicht anfassen!«

  Sie duellierten sich mit Blicken. Ich wollte dem Ganzen gerade ein Ende bereiten und jeweils eine Hand auf den breiten Männeroberkörper legen, als Scott ihm antwortete: »Du weißt, ich würde das niemals tun, du verliebter Trottel! Aber denk mal einen Moment darüber nach, was du ihr antust!«

  Adam sagte nichts, wich einen Schritt zurück und fuhr sich sauer durch sein Haar, das er damit noch mehr zerzauste. »Fuck!«, zischte er und dieser Laut klang so leidend, dass ich den Abstand zwischen uns überbrückte, um meine Hand auf seinen muskulösen Unterarm zu legen.

  »Hey«, murmelte ich und beugte mich ihm entgegen. »So schlimm ist es nicht.«

  »Doch ist
es!«, mischte sich Scott wieder ein und so dankbar ich ihm war, dass er mich ablenkte und verteidigte, jetzt sollte er die Klappe halten. »Man sieht deutlich, wie ihr euch nacheinander verzehrt und euch wollt. Im Grunde ist es ein Wunder, dass Kelly es nicht kapiert.« Es war einen Moment, in unserer Disaster-Blase, so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte.

  »Hast du gerade gesagt ›verzehrt‹?«, fragte Adam, mit einem Lächeln, nach scheinbar endlosen Minuten der Stille, nochmals nach.

  Scott zog wieder an dem Glimmstängel und zuckte die Schultern. »Schätze schon.«

  »Alter. Du Pussy!« Beide Männer lachten laut auf und Adams blaue Augen richteten sich auf mein Gesicht. Es fühlte sich an, als würde er mich wirklich berühren. Als würde er mich streicheln. Als könnte ich fühlen, wie ich meine Wange in seine warme Handfläche schmiegte.

  »Okay, ihr zwei Turteltäubchen. Kelly kommt auf uns zu. Ich werde jetzt mal mit der Guten tanzen und vielleicht ... wollt ihr ja ebenfalls ein wenig eure Beinchen auf der Tanzfläche schwingen.« Mit einem letzten Zwinkern drückte er die halb gerauchte Zigarette aus und ging nach drinnen. Wir beobachteten, wie er Kelly galant den Arm anbot und diese sich unterhakte, um mit ihm zu tanzen.

  »Ich hasse es, wenn er dich berührt!«

  »Adam«, bat ich flüsternd.

  »Nein, lass es mich sagen. Ich weiß, ich bin ein gottverdammter Wichser, weil ich hier mit Kelly bin ...« Er fuhr sich wieder mit einer verzweifelten Geste, durch sein Haar, zerrte daran, als müsse er den Schmerz, der durch seinen Blick floss, mit einem körperlichen Leiden lindern. »... aber ich hasse es, wenn er dich anfasst. Wenn er dich zum Lachen bringt. Du bist meine Frau. Er soll seine verfluchten Finger von dir lassen!«

  Nach seiner kurzen Rede sah er mir in die Augen, ich war immer noch sprachlos und wusste nicht, was ich antworten sollte. Fast verzweifelt klang seine Stimme: »Ich muss dich anfassen, in meinen Armen halten, mir einreden, dass du nur mich so ansiehst ... bitte tanz mit mir!« Die letzten Worte flüsterte er nur noch. Ich wusste, es wäre vernünftiger, das nicht zu tun, besser nicht Gefahr zu laufen, dass wir bei so etwas Wichtigem und Bedeutungsvollem wie einem Hochzeitstanz harmonierten, aber ich konnte nicht. Mein Herz hatte entschieden, ehe die Vernunft greifen konnte.

  »Lass uns hineingehen«, wisperte ich als Antwort und genoss es, wie er nach meinen Fingern griff, sie einige Sekunden festhielt und sie sich schließlich in seine Armbeuge legte.

  Schweigend tanzten wir für einige Minuten. Wir waren von Scott und Kelly am weitesten entfernt am entgegengesetzten Ende der Tanzfläche. Er zog mich näher und ich hätte meinen Kopf an sein Schlüsselbein betten können, um seinen Geruch einzuatmen.

  Mit letzter Kraft widerstand ich dem Drang.

  »Du legst es drauf an, was?«, fragte er mich gerade leise und drückte mich noch ein Stückchen enger an sich.

  »Was mache ich denn?«, hauchte ich zurück und war so von ihm gefangen, dass ich alles um uns herum vergaß.

  »Du siehst mich so an, dass ich dich küssen will.« Er klang wie ein verzweifelter Junge. »Und das geht jetzt nicht, also sieh mich nicht so an!«

  »Jetzt bin also ich schuld?«, murmelte ich und lächelte zu ihm auf. Es war so leicht mit Adam.

  Natürlich konnte Scott auch hervorragend tanzen, aber mit Adam war es so ... vom ersten Augenblick an, hatten wir miteinander harmoniert. Ohne, dass ich darüber nachdachte, folgte ich ihm, obwohl er die Links- und Rechtsdrehungen mit Übergängen mischte. Es war nicht wie bei anderen, die einige Takte brauchten, um sich aneinander zu gewöhnen, es war eher ... sofortiger Einklang. ›Das Wort verfolgt dich heute‹, lachte der Teufel hämisch und mein Engel murmelte etwas von ›Absoluter Perfektion‹. Sollten sie mich in Ruhe lassen!

  »Welches Lied würdest du als Hochzeitstanz auswählen?«, fragte Adam mich gerade. Ich fühlte, wie er mit der Nase über die empfindliche Stelle hinter meinem Ohr glitt und tief die Luft einsog. Besser wäre es gewesen, wenn er etwas aufgepasst hätte, nicht dass Kelly noch Verdacht schöpfte.

  »Na ja«, antwortete ich und dachte kurz darüber nach. »Da Rage Against the Machine vermutlich keinen langsamen Walzer im Portfolio hat ...«

  »Du kennst Rage Against the Machine?«

  »Also sagen Sie mal, Mr. Moore!«, tadelte ich ihn gespielt. »Sie etwa nicht?«

  »Ich fass es nicht«, murmelte er, »die Frau kennt Rage!«

  »Ts. Was glaubst du denn, wo ich herkomme? Ich bin doch kein Farmer-Girl aus Texas!«

  »Sorry, Baby!« Seine tief gebrummten Worte, gepaart mit dem vertrauten Kosenamen, ließen mich erzittern.

  »Also, um deine Frage zu beantworten: Mh ... halte mich für Mainstream, aber entweder ›Nothing Else Matters‹ von Metallica oder ›Moon River‹ vom guten alten Frank!«

  Er hob eine Braue und sah auf mich herab. Die Wimpern seiner halb gesenkten Lider warfen lange Schatten auf seine Wangen.

  »›Nothing Else Matters‹ ist aber ein Wiener Walzer«, überlegte er laut.

  »Na und?«, setzte ich entgegen. »Kann der große Adam Moore etwa keinen Wiener Walzer tanzen?«

  »Du hast ja keine Ahnung, was meine Grandma mich alles gezwungen hat zu lernen. Ich kann sogar bügeln!«

  »Wow, möchtest du bei mir anfangen und bügeln? Als meine Haushaltshilfe?«, fragte ich, stoppte in den Tanzschritten und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm den Rest des Satzes ins Ohr zu flüstern. »Du könntest nackt oder nur mit tief auf den Hüften hängenden Shorts bekleidet sein«, sinnierte ich weiter. Adams Griff festigte sich, seine Finger bohrten sich auf Höhe des Steißbeines in meine Haut.

  »Du Hexe«, murmelte er und platzierte gerade einen winzigen Kuss auf mein Ohrläppchen, als wir unterbrochen wurden.

  »Kelly möchte noch mal mit dir tanzen, Adam, und ehrlich gesagt ... ich glaube auch, dass die halbe Stunde, die du jetzt hier mit Hannah warst, auffällig genug war.«

  Wir hatten eine halbe Stunde getanzt? Die Zeit war nur so verflogen und ich hatte es nicht einmal bemerkt.

  Adam räusperte sich und sah in das Gesicht seines Freundes. Er mied meinen Blick. »Klar. Danke, Scott. Das war nötig.«

  »Kein Problem, Mann, gehe jetzt nur wieder zu deiner Verlobten.«

  »Natürlich. Du entschuldigst mich, Hannah?« Die plötzliche Distanz in seiner Stimme und seinem Verhalten bohrten sich wie ein Dolch in mein Herz.

  Benommen nickte ich, prallte ich doch gerade auf den Boden auf, nachdem Scott so unsanft in unsere Blase eingebrochen war. »Natürlich!«

  Das war es, das war das beschissene Problem.

  Immer dann, wenn es sich so anfühlte, als wären wir die Einzigen auf der Welt, kam jemand, zerstörte das Idyll und riss uns zurück in die Wirklichkeit. In der es die Namen Hannah und Adam nun mal nur in Verbindung mit einem Vertrag gab, der besagte, dass Hannah Stone die Hochzeitsplanerin war.

  ***

  Ergeben ließ ich mich auf der Rückbank in dem schicken Wagen von Adam nieder. Es war unmöglich gewesen, eine glaubhafte Ausrede zu erfinden, weshalb nicht er mich nach Hause bringen durfte, wenn mein Auto so oder so stehen bleiben musste, da ich schlicht und einfach zu tief ins Glas geschaut hatte.

  »Es war ein sehr schöner Abend, Hannah. Hat es dir auch ein wenig Spaß gemacht?« Gütiger Himmel, was war nur mit Kelly los, dass sie auf einmal Konversation betreiben wollte?

  »Ja, es war sehr schön«, antwortete ich und ließ mich tiefer in den Sitz sinken. Mein Herz schmerzte vor Sehnsucht nach Adam und vor Eifersucht, welche momentan mein ständiger Begleiter war. Als Kelly erneut zu etwas ansetzen wollte, unterbrach Adam sie, indem er ihr einen schnellen Seitenblick zuwarf und seine Hand auf ihr Bein legte. Spöttisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und mir entwich ein »Ts«. Wie konnte er so mit ihr umgehen, nach ... dieser halben Stunde, die ich auf der Tanzfläche in seinen Armen verbracht hatte? Gott, das war alles so heuchlerisch und erbärmlich!

  »Soll ich dich zuerst nach Hause bringen, Kelly? Du musst um sechs raus, richtig?«

  Sie nickte ihm zu und lächelte. »Ja, das wäre sinnvoll. Ich werde morgen wie eine Leiche aus
sehen.« Von Dankbarkeit durchflutet, stellte ich fest, dass er ihr nicht widersprach. Solche Mini-Kommentare hätten mich nicht freuen dürfen, aber sie taten es. Wenn ich es ohne meine rosa Brille betrachtete, dann war es vermutlich so, dass er nicht einmal richtig zugehört hatte und deshalb nicht einmal anstandshalber widersprach.

  »Ist das für dich okay, Hannah?«, fragte mich Kelly, und ich unterdrückte ein Seufzen. Was sollte das? Wieso war sie jetzt so ... nett und sozial aktiv? Normalerweise war sie doch auch einfach still.

  Die Fahrt zog sich wie ein alter Kaugummi in die Länge. Der Gedanke daran, gepaart mit der Eifersucht, dass er mich zu Hause absetzen würde, um dann zu gehen, fraß sich durch meine Adern. Egal wie rational ich versuchte, es zu sehen, es bewies mir wieder einmal, dass Gefühle unberechenbar waren und nicht fragten, ob man sie empfinden wollte oder nicht.

  Als wir die Auffahrt zu seinem Haus in Malibu entlangfuhren, hielt ich die Luft an. Es war Wahnsinn. Nicht nur ein Haus, sondern eine verdammte Villa, direkt am Strand. »Fuck!«, entwich es mir und er sah über die Schulter zu mir. Schnell stieß ich die Türe auf, wollte den Sitzplatz wechseln, denn eigentlich, wenn ich ehrlich war, konnte ich es nicht ertragen, würde ich noch mal sehen, wie sie sich zum Abschied küssten. In dem Versuch mich zu beruhigen, atmete ich tief die warme Luft ein, als ich diskret zur Seite sah und mich an meiner Tasche festhielt. Man konnte in der Stille sogar ganz leicht das Meer rauschen hören. Kelly öffnete die Beifahrertür und stieg wenig damenhaft aus, gut, dass sie Hosen trug. Wir würden das üben müssen, für ihr Brautkleid. Im Geiste setzte ich es auf meine To-do-Liste und ergriff ihre Hand.

  »Wir sehen uns Mittwoch, Kelly«, sagte ich mit fester Stimme und versuchte freundlich zu klingen. Diese arme Frau konnte nichts dafür, dass ich ein verfluchtes Miststück war, das ihren Verlobten fickte. Gott, auf einer Idioten-Skala von eins bis zehn war ich eine fünfzigtausend.

 

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