Charisma
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»Wie groß ist der Unterschied zwischen dieser und deiner Welt?« fragte ich.
»Sie ist fast genauso wie deine«, erklärte sie. »Die Menschen sind die gleichen Individuen, und alle Ereignisse finden fast zur
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gleichen Zeit statt. Es gibt keine Abweichungen, wie wir es erwartet hatten, obwohl einige der jüngsten Geschehnisse etwas voneinander divergierend verlaufen sind. Es scheint, als ob es so etwas wie ein Gesetz des Ausgleichs gibt, als ob beide Welten auf dasselbe Ziel zusteuern, nur auf etwas unterschiedlichen Wegen, die sich jedoch zumeist überlagern.«
»Aber das gilt doch nur für deine Welt und die meine. Was ist mit den anderen?«
»Wir haben sie noch nicht erreichen können. Schließlich hat der erste erfolgreiche Transfer eines Menschen erst in der vergangenen Woche stattgefunden. Wir glauben, daß deine Welt der unseren am nächsten liegt und wir im Lauf der Zeit Welten erreichen werden, die wir nicht einmal erkennen können.«
Ein Schauer lief über meinen Rücken, als ich daran dachte, was in der Vergangenheit geschehen sein mochte, was geschehen sein könnte, mit einer breit gefächerten Auswahl von Alternativen. Susanna zeigte keinerlei Erregung, während sie mir das Projekt erklärte.
»Ihr werdet diese Orte vielleicht vor uns erreichen«, sagte sie.
»Eure Forschungsstation ist mit der unseren identisch, und sicher wird dort nach denselben Prinzipien gearbeitet wie bei uns. Ich halte es für durchaus möglich, daß eure Leute meine Welt besucht haben.«
Sie lächelte plötzlich. »Du kennst ja meine Doppelgängerin in deiner Welt. Ist sie mir sehr ähnlich?«
»Du hast sie gestern doch selbst gesehen. Sie kam den Weg herauf und stand neben meinem Hover-Car.«
Sie zögerte. »Ich habe geahnt, daß sie es war, aber ich konnte sie nicht sehen. Begreifst du nicht? Es gibt keine Möglichkeit, diesen kleinen Kreis meiner Welt zu verlassen, oder auch nur etwas zu sehen, das sich in deiner Welt befindet. Ich mußte auf einen geeigneten Kontakt warten – wie dich –, der mir etwas gibt oder sagt, das ich später berichten kann. Es tut mir leid, daß
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du nun den Eindruck haben mußt, von mir ausgehorcht zu werden, Darling.«
»Ich begreife es noch immer nicht.«
»Wenn ich diesen Kreis verließe, würde ich in deiner Welt an zwei Orten gleichzeitig existieren. Ich und meine Doppelgängerin befänden sich in der gleichen Welt. Was unmöglich ist.«
Mein Mund war trocken. Ein paar Regentropfen fielen. »Was wäre geschehen, wenn ich dich gestern zu meinem Wagen gezerrt hätte?«
»Meine Doppelgängerin wäre erschienen. Hätte erscheinen müssen. Ist erschienen… Und wir hätten einander am Rand des Zeitkreises getroffen. Und dann… ich weiß es nicht. Vielleicht wären wir auf irgendeine Weise miteinander verschmolzen, physisch, geistig und seelisch. Aber auf keinen Fall hätten wir in derselben Welt koexistieren können. Ich glaube, wir hätten beide aufgehört zu existieren. Das ist die einzige Möglichkeit.«
»Was ist der Sinn des Ganzen?« fragte ich.
»Wir müssen lernen, verstehst du das nicht? Und eines Tages bekommt es vielleicht einen Sinn. Gestern hast du von der Flugzeugkatastrophe erzählt. Ich habe meiner Station davon berichtet, und man hat festgestellt, daß die entsprechende Maschine in unserer Welt aufgehalten worden war. Sie ist nicht gestartet.«
»Also konntet ihr die Katastrophe verhindern?«
»Nein. Wir haben erreicht, daß die Maschine nicht startete, aber sie ist auf der Piste explodiert. Niemand hat den Grund dafür finden können. Alle Menschen an Bord wurden getötet. Es ist, wie ich gesagt habe: Unsere Welten sind einander so ähnlich, daß die Geschichte einen Ausgleich anstrebt.«
Wir sprachen eine lange Zeit über dieses Phänomen, und ich sagte ihr alles über die jüngsten Ereignisse, woran ich mich erinnerte, damit sie sie mit denen ihrer Welt vergleichen konnte.
Ich war beschämt darüber, wie wenig ich vom Tagesgeschehen
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wußte und nahm mir vor, mich in Zukunft weniger mit den Sportmeldungen zu befassen. Wir lasen die Zeitung, die ich mitgebracht hatte, gemeinsam, und Susanna fand mehrere Abweichungen.
»Ich kann dir jeden Tag eine Zeitung mitbringen«, sagte ich.
»Geschichtsbücher könnten uns auch weiterhelfen«, sagte sie.
»Obwohl sie wahrscheinlich etwas ungenau sind. Eins unserer Projekte besteht darin, eine komplette Geschichte eurer Welt zu erarbeiten und alle Abweichungen von der unseren festzustellen.
Aber die Unterschiede sind so gering, daß sie in allgemeinen geschichtlichen Abhandlungen sicher nicht feststellbar sind.«
»Also Zeitungen. Das gibt mir einen Grund, jeden Tag herzu-kommen und dich zu sehen.« Und sie war auch der Grund, warum ich heute Falcombe nicht verlassen hatte, um von Mello rs fortzukommen, vom Hotel, von allem…
Wieder trat der Ausdruck von Verzweiflung auf ihr Gesicht.
»John«, sagte sie ruhig, »wir werden uns nicht mehr oft hier treffen können.«
Ich blickte in ihr Gesicht, und dann küßte ich sie. »Ich werde dich nicht verlassen«, sagte ich.
Wir küßten uns wieder, und während des Küssens begannen ihre Tränen zu rinnen. Ihre Stimme klang gepreßt; ihr Gesicht war an meine Schulter gedrückt. »Du weißt es nicht, John. Wir haben so wenig Zeit. So wenig Zeit…«
Sie trat einen Schritt zurück, und blickte mich mit einem beinahe hungrigen Ausdruck an, während die Tränen über ihr Gesicht rannen und Regen von der See her auf uns gepeitscht wurde. Donner grollte in der Ferne, als sie am Reißverschluß ihres Anoraks fummelte. Sie ließ ihn zu Boden fallen, hakte den Büstenhalter auf und begann die Hose herunterzuziehen. Ihr Körper glänzte regennaß. »Mach schnell, Darling«, sagte sie, stieß ihre Sachen beiseite, legte sich auf die Plastikdecke und streckte ihre Arme nach mir aus.
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Ich starrte sie an und murmelte etwas von Menschen, die uns sehen könnten.
»Niemand kann uns sehen«, sagte sie. »Begreifst du nicht?
Niemand außer dir kann in diesen Kreis meiner Welt blicken. Wir sind allein hier. Wir haben gesagt, was zu sagen war, und meine Welt wird dankbar für deine Informationen sein und… alle weiteren, die du uns vielleicht geben kannst. Doch jetzt will ich etwas für mich, weil ich dich liebe. Bitte, John.«
Also legte ich mich neben sie, küßte sie sanft und sagte ihr, daß ich sie liebe, und wir liebten uns, langsam, um das Glücksgefühl möglichst lange genießen zu können, während der kalte Regen unsere Körper badete und der Donner grollte und Blitze aus den dunklen Wolken niederzuckten.
Ich war froh, daß es dazu gekommen war, weil ich keine Worte finden konnte, um Susanna zu sagen, was ich für sie empfand.
Es ist unmöglich zu beschreiben, wie sie aussah, als sie dort lag, ihr Gesicht glänzend vor Liebe und Regentropfen. Die Worte dafür gibt es nicht.
»Es wird Zeit, daß du gehst, Darling«, sagte sie.
Ich versuchte zu widersprechen, doch ich wußte, daß es sinnlos war. Ich zog meine durchnäßten, am Körper klebenden Sachen wieder an und begann zu zittern, als ich zum Rand des Kreises ging. Ich trat in meine Welt, die trocken unter einem klaren Himmel lag, und blickte zu Susanna zurück, wo der Wind ihr Haar in ihr Gesicht blies und Regen auf mich zuwehte, der abrupt einen Yard vor meinem Standort verschwand. Ich konnte noch immer den Donner hören, wenn auch gedämpft, und als ich zum Himmel emporblickte, sah ich über den beiden hohen Bäumen Blitze zucken.
Von einer plötzlichen Vorahnung gepackt trat ich rasch in ihre Welt zurück. »Susanna!« schrie ich. »Es ist gefährlich dort.
Komm heraus!«
Sie lächelte mich an. »Das kann ich nicht«, sagte sie. »Hast du es vergessen?« Sie blickte auf ihre Uhr. »Außerdem wird mich
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die Station in etwa einer Minute zurückholen. Wir sehen uns morgen, Darling.«
Plötzlich war ihr Gesicht wieder ernst. »Gib auf dich acht. Und… geh Bill Stratton aus dem Weg.«
Blitze zuckten über den Himmel ihrer Welt, als ich wieder aus ihr hinaustrat; das Gewitter stand jetzt genau über ihr. Ich blickte umher, sah den Pfad entlang, der zum Hotel führte. Die andere Susanna war nicht in Sicht.
Was bedeutete, daß meine Susanna ihre Welt nicht verlassen würde.
Ihre Welt nicht verläßt.
Ihre Welt niemals verlassen hat.
Ich wandte mich in dem Augenblick um, als ein greller, sengender Blitz herabfuhr. Ich sah ihn, doch ich spürte nichts davon. Der Baum glühte wie durch Elmsfeuer, und der Stamm explodierte wie eine Granate, und ich sah die Splitter heranflie-gen, doch sie verschwanden kurz vor meiner Welt, lösten sich in nichts auf, wenn sie die trockene, ruhige Luft erreichten. Ich hörte das Krachen, wenn auch nur sehr leise, und ich hörte auch den leisen Schrei.
Ich sah Susanna wie eine Fackel aufflammen in ihrer verdammten, grausamen Welt, und dann zu Boden stürzen, als ein großes Stück des zerfetzten Baumstamms an ihren Kopf geschleudert wurde.
Das alles sah ich, bevor ihre Welt ausgeblendet wurde und die Bäume meiner Welt wieder dort standen, groß und unbeschä-
digt; und das Gras unter ihnen war trocken.
Und meine Susanna war fort.
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ES WAR AM FRÜHEN ABEND, und ich stand auf dem trockenen Gras, das im seewärts wehenden Wind leise raschelte. Ich fühlte mich betäubt und unwirklich. Ein paar trockene Blätter taumelten von den Ästen der beiden Bäume zu Boden. Ich wandte mich ab, stieg über die Steintrümmer der Ruine hinweg und ging zum Ufer. Ich steckte mir eine Zigarette an und starrte auf das dunkle Wasser der Starfish Bay. Die Sonne war hinter die Berge gesunken, und die Luft war kalt.
Es gibt keinen Strand an der Starfish Bay; der schmale Weg verläuft hart am Ufer, das zehn Fuß tief steil abfällt. Das Wasser ist hier etwa acht Fuß tief. Es war zu dunkel, um die Umrisse des versunkenen Klippers erkennen zu können, der etwas entfernt lag, doch als ich dort stand, konnte ich mir die nächtliche Szene vorstellen, als der Eisenkiel auf die Felsen krachte und die hohen Masten brachen. Ich fragte mich, ob der Einsiedler die Katastrophe von seiner Hütte aus beobachtet hatte; ob er in der Tür gestanden und in das Dunkel gestarrt hatte, als donnernde Brecher Gischt höher als das Dach seiner Behausung geschleudert hatten; und ob er plötzlich Lichter entdeckt hatte, wo keine Lichter sein sollten.
Wahrscheinlich ist er dann hinausgelaufen, und der Wind hat hinter ihm die Tür zugeschlagen. In der Bucht bewegten sich Mastlichter und kamen näher, da der Ausguck die Starfish Bay mit der Zufahrt des Hafens von Falcombe verwechselte. Der Einsiedler wird die Warnung geschrien haben, die von Wind landeinwärts gerissen wurde, wo sie zwischen Heidekraut und Gestrüpp nutzlos verklang. Vielleicht ist er sogar zu seiner Hütte zurückgelaufen und hat eine rote Laterne geholt und sie verzweifelt hin und her geschwenkt, bis der Wind sie ausblies.
Was immer er aber auch getan haben mochte, es war zu spät, und kurz darauf ist er entsetzt geflohen, als der riesige Bug über die Felsen auf ihn zu knirschte und zerbrochene Rahen und Masten aus dem dunklen Himmel fielen.
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Ich fragte mich, wie viele der Männer gerettet werden konnten, doch ich dachte nur an Susanna.
Dann zwang ich mich, wieder an das versunkene Schiff zu denken und fragte mich, wie viele Menschen in der nächsten Welt ertrunken waren, und in der übernächsten.
Und ich stellte mir einen Vater vor, der zu seinem verwöhnten Lieblingssohn sagte: »Amüsiere dich ein bißchen. Siehst du all diese Spielzeugmenschen, dieses winzige Boot? Nun setz dich und sieh mir zu; ich werde einen Sturm machen. Siehst du, wie er wütet, siehst du die Wellen? Die kleinen Männer haben Angst.
Sieh, jetzt nehmen sie einen falschen Kurs. He, hast du das gesehen, Junge? Das hat schön gekracht, wie?
Und jetzt mußt du es versuchen.
Und wieder, und wieder, und wieder… Es gibt ja noch so viele davon, so viele Menschen, so viele Boote. Wir haben die ganze Ewigkeit vor uns, du und ich, mein Sohn. Die ganze Ewigkeit…«
Etwas später stellte ich fest, daß ich auch an Mellors dachte, und an das, was während der letzten Tage geschehen war. Es sah aus, überlegte ich, während das dunkle Wasser mich anzuziehen schien, als ob ich in eine Pechsträhne geraten war.
Eine vorübergehende Angelegenheit, die sich zu gegebener Zeit von selbst bereinigen würde. Schließlich, vor wenigen Tagen hatte ich noch nicht einmal gewußt, daß es Susanna gab.
Sicher war es besser, daß ich sie kennengelernt hatte, selbst wenn sie jetzt tot war. Schließlich, redete ich mir ein, hätte ich dieses Erlebnis nicht gerne versäumt.
Ich brauchte ein paar Minuten – ich hatte immerhin einen Schock erlitten, nicht wahr? –, doch es gelang mir schließlich, mich dazu zu bringen, vom Rand des hypnotischen Wassers zurückzutreten. Als ich der See den Rücken zukehrte und zu meinem Hover-Car ging, stellte ich fest, daß ich einen weiten Bogen um Susannas Kreis schlug. Das Innere des Wagens war beruhigend vertraut und normal; ich saß dort eine Weile und genoß dieses Gefühl – bis mir einfiel, daß Susanna noch lebte,
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als ich zum letzten Mal auf diesem Sitz gesessen hatte. Also drückte ich rasch auf den Startknopf und rauschte den Pfad hinauf zur Hauptstraße, bog auf die Straße nach Falcombe ab und erreichte fünfzehn Minuten später das Hotel. Ich parkte dort, ging ein Stück zurück und trat in die Waterman’s Arms.
Ich hatte den festen Vorsatz, mich bis zur Bewußtlosigkeit vollaufen zu lassen und fand, daß das Falcombe Hotel dafür nicht der geeignete Ort sei.
Unter solchen Umständen weiß niemand, was er wirklich will, also kann ich mir keine Vorwürfe machen. Ich hätte in irgendeine Kneipe gehen sollen, wo niemand mich kannte, wo ich mich ganz still besaufen konnte, ohne lästig zu werden. Doch damit hätte sich das Problem gestellt, wie ich nach Hause kommen sollte; logischerweise wäre ich zu der Zeit in einem Zustand, der es mir unmöglich machte, selbst zu fahren. Ich glaube, ich habe mich für die Waterman’s Arms entschieden, weil ich im Unterbewußtsein hoffte, dort vielleicht jemand zu treffen, dem ich mein Herz ausschütten konnte – nachdem ich mich dazu hatte überreden lassen, natürlich.
Mein Opfer wurde Pablo, und zuerst sprach nur er.
»Okay«, sagte er, nachdem er Mellors eine geschlagene halbe Stunde lang verflucht hatte und seine Augen sich zu röten begannen, »Was, zum Teufel, ist mit dir los?«
Ich erzählte ihm – ich trank rasch und sprach langsam –, daß ein Mädchen, das ich liebte, getötet worden war.
Sein Gesicht war voll trunkenen Mitgefühls. »Kein Wunder, daß du so kaputt bist. Trinken wir noch einen. Läßt einen nachdenklich werden, findest du nicht auch? Ich meine, wie die guten Menschen verschwinden und die Bastarde bei uns bleiben und mit allem durchkommen.« Seine geröteten Augen bekamen einen aggressiven Ausdruck, und seine Stimme wurde lauter, als er meinen Kummer vergaß und sich wieder an den seinen erinnerte. »Es ist kein Geheimnis, wen ich meine, oder?« Er
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blickte in der Bar umher. »Ich meine den Bastard Mellors, den wirklichen Präsidenten von Falcombe!«
Mehrere Augenpaare blickten zu uns herüber. Wilfred, der Barmann, murmelte nervös: »Ruhig, immer schön ruhig bleiben.« Mellors bedeutet für viele Menschen hier ihre Lebensgrundlage.
Pablo lachte verächtlich. Er sprach leiser – oder glaubte es jedenfalls – und wandte sich wieder mir zu. »Aber im Ernst: Ich habe eine verdammt gute Idee. Mellors hat diesen Bergungsanspruch noch nicht schriftlich niedergelegt.« Die Ironie dieser Tatsache ging ihm plötzlich auf, und ihm kamen beinahe die Tränen vor Lachen. »Verstehst du, Mellors hat es nicht schriftlich. Das sollte wirklich festgehalten werden.« Er unterdrückte einen neuen Lachanfall und sein Gesichtsausdruck wurde übertrieben ernst. »Also weiß offiziell niemand etwas davon, außer dir u
nd mir. Und wenn Mellors jetzt einen Unfall haben sollte, würde niemals jemand davon erfahren.«
»Morgen fühlst du dich wieder besser«, sagte ich, entsetzt über die Wendung, die dieses Gespräch genommen hatte.
Er grinste verschlagen und sah plötzlich beängstigend nüchtern aus. »Oh nein, John, weil ich morgen einen entsetzlichen Kater haben werde. Übrigens, die nächste Runde ist deine. Es gibt aber noch einen anderen Weg aus dieser Sache. Bevor ich zu Bett gehe, werde ich ein letztes Mal mit Mellors sprechen und versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen.«
Diese Worte klangen bedrohlich. »Ich komme mit«, sagte ich nervös. »Vielleicht habe ich noch etwas Einfluß auf diesen Mann.«
Das hätte ich niemals sagen dürfen. Fünfzehn Minuten später stellten wir Mellors in der Cocktail Lounge des Falcombe Hotels.
Er hatte sich mit einer Gruppe von Freunden unterhalten und blickte verärgert auf, als er unterbrochen wurde. »Ja?« sagte er ungeduldig. »Was gibt es?«
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»Möchte mit Ihnen reden, Wal«, sagte Pablo. Seine Zunge war wieder schwer.
Mellors merkte das sofort und warf seinen Freunden einen bezeichnenden Blick zu. »Selbstverständlich«, sagte er mit freundlicher Nachsicht. »Schießen Sie los.«
»Allein, Wal, wenn es Ihnen recht ist.«
Mellors zögerte und blickte mich an. Ich nickte, obwohl ich nicht sicher war, was ich damit meinte. Durch die Scotch-Nebel sah ich eine Vision, die Vision eines wunderbaren Mädchens mit einem breiten Lächeln und blauen Augen. Ich begann das Interesse an dem derzeitigen Mißgeschick zu verlieren. Ich wollte nur allein sein und leiden. Ich wollte an Susanna denken.
Wenigsten das würden mir diese wirrköpfigen Bastarde doch erlauben?
»Wir gehen für ein paar Minuten in mein Zimmer«, sagte Mellors. »Ich habe ein paar Flaschen dort, und einige Papiere, die Sie sich ansehen sollen, John.« Er entschuldigte sich bei seinen Freunden, und wir gingen nach oben.