002 - Free like the Wind
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Es ist irgendwie verrückt. Immer wenn wir kurz innehalten und uns ansehen, und sei es nur, weil wir uns gerade darüber verständigt haben, die Richtung zu wechseln, entsteht so etwas wie eine Blase um uns herum, in der wir beide darauf zu warten scheinen, dass etwas passiert. Als müssten Dinge gesagt oder getan werden, die unsere Blase zum Platzen bringen. Vielleicht wartet Rae ja sogar darauf, dass ich sie nach ihrer Schwester frage.
«Okay», wiederholt Rae. Sie sieht ein wenig verwirrt aus, und ich bin mir plötzlich ziemlich sicher, dass es ihr genauso geht wie mir.
Unsicher lächelt sie mich an, und zumindest ich achte auf dem Rückweg sehr sorgfältig darauf, sie nicht versehentlich zu berühren, obwohl ich dazu streckenweise hinter ihr gehen muss. Keine Ahnung, was dann passieren würde. Und ebenso wenig begreife ich, wieso ich überhaupt derart schräge Gedanken habe.
Als irgendwann vor uns die ersten Zelte durch die Bäume schimmern, fühle ich fast so etwas wie Erleichterung. Irgendetwas macht diese Gegend mit mir. Während Rae hier freier atmet, wie sie sagt, bringt es mich dazu, irres Zeug zu denken. Mir ist das alles hier viel zu … dicht. Zu nah. Zu unübersichtlich.
«Habt ihr den Kocher bei eurer letzten Wanderung schon mal ausprobiert?», fragt Rae.
«Klar. Wir haben uns damit eine leckere Suppe gemacht. Mit Nudeln.»
«Hast du eigentlich auch noch irgendetwas anderes außer Tütensuppen und Nudeln dabei?»
«Wieso? Es gibt Tütensuppen in vierzehn Geschmacksrichtungen», sage ich.
«Na toll.»
«Allerdings nur eine einzige Sorte Nudeln. Die extradünnen.»
«Dabei gibt es doch Nudeln in mindestens vierzehn verschiedenen Formen», sagt Rae grinsend.
«Ja, aber die sind alle zu dick. Das haben Jackson und ich uns letztes Jahr genau erklären lassen: Die dicken verbrauchen zu viel Gas, bis sie weich sind. Auf jeden Fall werden alle Nudeln matschig, egal welche Sorte. Diese Töpfe sind einfach zu klein.»
«Irgendwie freue ich mich jetzt richtig auf das Abendessen.»
Auf diese Antwort hin muss ich Rae kurz ansehen, um herauszufinden, wie ernst sie das meint. Das Grinsen auf ihrem Gesicht ist beinahe triumphierend.
«Ich habe übrigens auch ein bisschen was zum Essen eingepackt», sagt sie beiläufig.
«Hast du? Was denn?» In dem ganzen Zeug, das gestern Vormittag noch mitten in ihrem Zimmer lag, habe ich nichts in dieser Richtung entdecken können.
«Lass dich überraschen.»
«Exotische Tütensuppen?»
«Nein.»
«Exotische Nudeln?»
«Auch nicht.»
«Dann fällt mir nichts anderes ein.»
Wenn Rae lacht, ist es, als verschwinde kurzzeitig etwas, das sie zusammenpresst. Ein paar Augenblicke lang wirkt sie leicht, wie befreit. Mir ist das noch nie aufgefallen, und erst als sie aufhört zu lachen und mich nur noch lächelnd ansieht, wird mir bewusst, dass ich sie anstarre.
«Was ist?», fragt sie.
«Nichts.»
«Du guckst so komisch.»
«Wie denn?»
«Wie … ich weiß auch nicht.» Wir haben den Campingplatz mittlerweile erreicht, und sie nickt dem Typen im weißen T-Shirt zu, der neben der graugrünen Hütte steht und einen Zettel an einem der Aushangbretter anpinnt. Steven hieß er.
«Wie machen wir das jetzt?», fragt sie. «Du kochst, ich wasche ab?»
«Klingt gut. Und während ich koche, könntest du alles, was riecht, in einen der Bärenlocker packen. Und vielleicht diesem Steven gleich mal unsere Handys vorbeibringen.»
Wir sind vorhin schon an den offiziellen Bärensicherungskästen vorbeigekommen, auch Rae hat sie gesehen.
«Alles, was riecht? Meinst du das ganze Essen?»
«Nein, wirklich nur die Sachen, die riechen. Aber auch Duschgel und Zahnpasta und so was.» Zu Hause habe ich alles, was weggeschlossen werden sollte, in einen Packbeutel gepackt, und ich habe auch einen für Rae besorgt. Nach Jacksons und meiner Bärenbegegnung vom letzten Mal will ich in dieser Richtung wirklich nichts dem Zufall überlassen. Ich habe sogar zwei handliche Bärenkanister gekauft, kleine Boxen, in die man während einer Wanderung Dinge einpacken kann, deren Duft Bären anlocken könnte.
Das Wasser im Topf beginnt gerade zu kochen, als Rae zurückkehrt. Sie setzt sich neben mich auf die Isomatte, umschlingt ihre Knie mit den Armen und sieht auf den Fluss. Als ich ein paar Minuten später versuche, den Nudelmatsch auf zwei Teller zu verteilen, seufzt sie auf, streckt die Beine aus und stützt sich mit den Händen ab.
«Ich wünschte, ich müsste gar nicht mehr zurück.»
«Mh.»
Mehr fällt mir dazu nicht ein. Mittlerweile bin ich vorsichtig optimistisch, dass die Zeit mit Rae im Jasper National Park keine Vollkatastrophe wird, in die ich mich hineingestürzt habe, weil ich Feigling mich meinem Vater nicht stellen möchte, aber von einem Für immer bin ich meilenweit entfernt.
«Vielleicht sollte ich es wie Haven machen und hier Rangerin werden.»
«Echt?»
«Keine Ahnung.» Sie nimmt ihren Teller in Empfang. «Ich muss darüber nachdenken.»
«Du solltest nur rausfinden, ob du hier sein willst, weil du genau hier sein willst, oder ob du nur hier sein willst, weil du nicht woanders sein willst.»
Rae zerteilt mit ihrer Gabel den Nudelklumpen. «Manchmal sagst du sehr kluge Sachen», stellt sie nach einer Weile fest und probiert vorsichtig einen Bissen. «Das schmeckt ja nach Pilzen.»
«Die Tütensuppe.»
«Ah.» Sie kaut. «Ganz lecker eigentlich.»
Mit hochgezogenen Augenbrauen werfe ich ihr einen Blick zu.
«Na ja», verteidigt sie ihre absurde Aussage. «So schlimm schmeckt es wirklich nicht, oder?»
«Komm einfach nie auf die Idee, für mich zu kochen.»
«Keine Sorge, würde mir nicht einfallen.»
Dämmerung senkt sich über den Fluss. Wir sehen zu, wie die Spitzen der Tannen am anderen Ufer sich allmählich in der zunehmenden Dunkelheit verlieren.
«Ich glaube, ich geh mal die Teller abspülen, bevor es richtig finster wird.» Rae steht auf.
«Ich komme mit. Zähneputzen», erkläre ich auf ihren fragenden Gesichtsausdruck hin. «Wenn du mir deine Zahnbürste gibst, versorge ich dich gleich auch noch mit Zahnpasta.»
Als Rae mit dem Geschirr und auch mit unseren Smartphones zurückkehrt, habe ich ein Feuer in der Feuerstelle entzündet.
Sorgfältig packt sie die Teller und das Besteck wieder in die Taschen, bevor sie mit der Zahnbürste zum Flussufer geht. Ich höre Wasser plätschern, kurz darauf ist sie wieder da und setzt sich neben mich.
«Gut, dass man hier nicht auch noch Krokodilspray braucht», sagt sie, und nach einer Weile: «Oh Gott, sieh dir die Sterne an. Ist das nicht unglaublich?»
Sterne scheint es hier tatsächlich mehr zu geben als anderswo. Der Himmel über dem Fluss ist übersät davon, sie hängen über uns wie eine Myriade winziger Fenster in andere Welten.
Zum ersten Mal scheinen die riesigen Bäume um uns herum mich nicht zu erdrücken, sondern zu beschützen. Ich sitze in einer Art Waldnest, während mein Verstand versucht zu umreißen, dass wir von dort oben selbst nur ein winziger Lichtpunkt sind; dass alles nur eine Frage der Perspektive ist.
Mein Verstand kapituliert.
Raes Kopf sinkt auf meine Schulter, und es dauert ein wenig, bis ich mich zum einen von meiner Überraschung erholt habe und zum anderen feststelle, dass sie schläft.
Sie schnarcht leise, fast ein bisschen wie Katzenschnurren, und als ihr Kopf nach hinten zu rutschen beginnt, lege ich ihr einen Arm um die Schultern, um zu verhindern, dass sie umkippt.
Ewig sitze ich so da, mit Rae in meinem Arm, bis sie plötzlich irgendetwas murmelt und ein wenig benommen von mir wegrückt. «Was …?»
Ich kann ihr Gesicht nicht mehr erkennen, es ist zu finster und das Feuer zu weit heruntergebrannt.
«Sind wir noch im Wald?»
«Sind wir.»
«Haben wir uns gerade geküsst?»
«Bitte? Nein … also, nein, ich denke nicht.»
«Ah.» Stille. «Ich glaub, ich hab geträumt. Ich geh ins Bett.»
Neben mir raschelt es, als Rae sich umständlich erhebt und sich zu ihrem Zelt tastet. Eine Weile noch höre ich es darin rumoren, dann noch einmal Raes Stimme. «Gute Nacht.»
«Gute Nacht.»
Ich sitze noch ziemlich lange da. Und frage mich, ob Rae gerade tatsächlich geträumt hat, wir würden uns küssen.
12.
Rae
Als ich erwache, ist es kalt im Zelt, und ich habe es nicht eilig, mich aus Jacksons kuscheligem Schlafsack zu wühlen.
Gestern Abend bin ich eingeschlafen, als hätte man einen Schalter umgelegt. Ich weiß noch, dass ich am Fluss meine Zähne geputzt und zu Cayden irgendetwas in Richtung Krokodilspray gesagt habe, aber das ist auch schon alles. Und an die Sterne kann ich mich erinnern. Was für ein Wahnsinnshimmel.
Draußen ist noch alles still, abgesehen vom Gurgeln des Flusses und dem Dauergezwitscher der Vögel natürlich. Ich strecke mich nach meinem Smartphone. Kurz vor sieben. Ausgehend von den Sonnenstrahlen, die gerade ihr Bestes geben, das Zeltinnere zu erwärmen, hätte ich auf mindestens zehn getippt.
Ob Cayden auch schon wach ist?
Ich drehe mich auf den Rücken und verschränke die Hände im Nacken. Eigentlich dachte ich, es würde mir nicht sonderlich viel Spaß machen, in einem Zelt zu übernachten, aber es ist erstaunlich gemütlich. Nur der Gedanke, jetzt quer über den Campingplatz zu den Toilettenräumen laufen zu müssen, fühlt sich nicht wirklich kuschelig an. Und ich muss vorher noch bei den Lockern vorbei, das Duschgel mitnehmen.
Inmitten des hellen Vogelgezwitschers ist hin und wieder das Krächzen einer Krähe zu hören. Oder vielleicht ist es ein Rabe oder was weiß ich.
Ich schließe mit mir selbst ein Abkommen: Wenn ich das Krächzen zehnmal gehört habe, stehe ich auf.
Unmittelbar darauf krächzt das blöde Vieh mindestens zwanzigmal hintereinander.
Seufzend verkrieche ich mich für ein paar Sekunden noch etwas tiefer in meinem warmen Kokon, dann löse ich mein Versprechen ein und schäle mich aus dem Schlafsack heraus.
Aus Caydens Zelt dringt kein Geräusch, während ich mit meinen Sachen unter dem Arm ins Freie trete.
Der Fluss glitzert türkisgrün im Sonnenlicht, und ich krieche noch mal ins Zelt zurück, um mein Smartphone zu holen. Mum freut sich sicher über ein paar Bilder, und ich will auch Erinnerungsfotos.
Gestern habe ich meiner Mutter auf dem Rückweg von den Bärenlockern noch eine Nachricht geschrieben, und unter dem Herz, das sie mir daraufhin zurückgeschickt hat, taucht jetzt das Flussbild auf.
Ich hoffe, Mum fühlt sich gerade nicht allein, jetzt, wo nicht nur Dad unterwegs ist, sondern ich ebenfalls.
Die Waschräume sind sauber, das Wasser in der Dusche allerdings nicht eben warm. Immerhin verleitet es nicht zum stundenlangen Duschen – vielleicht ist das ja Absicht.
Von Cayden ist noch immer nichts zu sehen, als ich unseren Zeltplatz wieder erreiche. Mittlerweile ist es zwanzig vor acht, allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass er in den nächsten ein, zwei Stunden wach wird. Wecken will ich ihn auch nicht – warum auch, wir haben Zeit –, weshalb ich mich schließlich auf einen Felsen am Flussufer setze, die Augen schließe und mir die Sonne auf den Kopf scheinen lasse.
Irgendwann kommt mir in den Sinn, dass ich mein T-Shirt von gestern im Fluss auswaschen könnte, und ich stapfe zum Zelt, um es zu holen.
Als das Shirt über einen Stein zum Trocknen ausgebreitet liegt, hat sich noch immer nichts getan.
So langsam kriege ich Hunger. In meinem Rucksack ruht, eingewickelt in eines von Caydens extraschnell trocknenden Handtüchern, eine Schachtel Timbits – zwölf Stück, eins leckerer als das andere. Ich könnte einfach zwei davon essen. Niemand würde es je erfahren.
Unruhig rutsche ich auf meinem Stein hin und her.
Es blieben immer noch fünf für jeden … wäre das nicht völlig in Ordnung?
Aber … nein. Nein.
Angestrengt starre ich auf das vorüberrauschende Wasser.
Sour Cream Glazed, habe ich gekauft, und Honey Cruller. Zwei sind mit Erdbeeren gefüllt und zwei mit Himbeeren. Und natürlich gibt es welche mit Schokoglasur.
Ich kenne mich. Früher oder später würde ich es Cayden erzählen, und wie sähe ich dann aus? Wie ein maßloses, gieriges Timbits-Ungeheuer.
Was ich ja auch bin.
So gesehen.
Gerade als ich mich erhebe, um nach der Schachtel zu schauen, sind aus Caydens Zelt Geräusche zu hören.
Ich setze mich wieder hin.
Minutenlang geschieht gar nichts.
Kommt er jetzt raus? Oder ist er wieder eingeschlafen?
Zwei Birthday Cake Timbits sind auch noch dabei.
Wenn Cayden nicht aus seinem Zelt kommt, bis ich bis hundert gezählt habe, müssen diese beiden dran glauben, fertig.
Ich bin bei achtundsiebzig, da öffnet sich der Reißverschluss – Mist! –, und Cayden taucht aus den Tiefen seines Zeltes auf.
Zuerst silberhelles Haar, dann entfaltet sich der ganze Mann. Sonderlich wach wirkt er noch nicht.
Er trägt ein schwarzes Shirt und graue Jogginghosen, ansonsten ist er barfuß, zerzaust, und er gähnt so ausgiebig, als wolle er gleich wieder im Schlafsack verschwinden.
«Morgen.»
«Guten Morgen», erwidere ich.
«Wie viel Uhr ist es?»
«Kurz vor zehn.»
«So früh?»
«Wann stehst du denn sonst auf?»
«Weiß nicht. Später.» Er streckt sich, fährt sich mit einer Hand durch sein ohnehin verstrubbeltes Haar und setzt dabei ein erstes Grinsen auf.
«Warst du schon duschen?», fragt er.
«Offensichtlich. Sonst wäre ich kaum angezogen.»
Cayden brummt irgendetwas und verschwindet im Zelt. Augenblicke später ist er wieder draußen, mit Flipflops an den Füßen und seinen Klamotten in der Hand.
«Dann geh ich auch mal. Gibt’s warmes Wasser?»
«Nicht wirklich.»
«Fuck.»
Das sagt er leise, bereits am Gehen, und ich sehe ihm hinterher, wie er zwischen den Bäumen verschwindet.
So unperfekt habe ich einen Cayden Terrell überhaupt noch nie erlebt. Hat was.
Eine Weile noch hänge ich diesem Gedanken nach, dann stehe ich auf, um die Timbits möglichst ansprechend herzurichten. Die Teller befinden sich von gestern noch in meinem Rucksack, und ich verteile jeweils sechs Doughnuts in einem perfekten Kreis darauf. Ich würde in die Mitte noch Blüten der Wildblumen legen, die am Flussufer wachsen, aber ich nehme an, dass Cayden über so etwas nur grinsen würde. Egal. Sieht auch ohne Blumen hübsch aus. Oder vielmehr lecker.
Kurz überlege ich, alles wieder einzupacken, um die Teigbällchen hervorzuzaubern, wenn wir eine Woche lang Tütensuppen gegessen haben, aber das wäre Blödsinn. Die Dinger werden ja trocken.
Ich habe meine Isomatte aus dem Zelt geholt und sitze darauf vor meinem Teller, als Cayden endlich vom Duschen zurückkehrt. Die nassen Haare hat er sich nach hinten gekämmt, er trägt die Trekkinghosen von gestern und ein frisches Shirt. Mag sein, dass ich nur besonders gut gelaunt bin, weil ich mich gerade so auf die Timbits freue, aber der Ausdruck in seinem Gesicht wirkt friedlicher als gewöhnlich.
«Guten Morgen! Frühstück!», rufe ich. Verrückterweise gelingt es mir gerade kaum, meine Aufregung zu unterdrücken – wehe, er ist jetzt nicht begeistert.
Er stockt, als er die Teller entdeckt. «Wo kommen die denn her? Kann man die hier kaufen?»
«Nein, natürlich nicht! Ich hab sie mitgebracht.»
«Ich liebe die Teile!»
Cayden streckt schon eine Hand nach einem der Bällchen aus, dann besinnt er sich und lässt sich zuerst mir gegenüber auf der Matte nieder.
«Ich hab’s mir überlegt – du darfst doch für mich kochen», sagt er.
«Vergiss es.»
«Okay, aber du könntest gelegentlich für mich einkaufen. Scheint mir auch sicherer zu sein.» Er lacht. «Welches zuerst?»
Durch diese Frage
hat er sich gerade ein paar Pluspunkte verdient. Man muss darüber nachdenken, welchen Doughnut man zuerst isst – es muss immer eine Reihenfolge geben.
«Wir essen zuletzt den leckersten.»
«Okay. Dann …» Cayden greift nach dem Bällchen mit Schokoladenglasur.
«Zuletzt den leckersten, hab ich gesagt.»
«Ja, mach ich doch.»
«Sorry, ich dachte … Die meisten Leute heben sich immer den Schokotimbit für den Schluss auf, dabei sind die auf keinen Fall die leckersten.» Genau wie Cayden picke ich zuerst das Schokobällchen heraus.
Mmh. Um Längen besser als Nudeln mit Pilzgeschmack.
Cayden hält schon den nächsten in der Hand. Birthday Cake. Ich wähle eines der mit Himbeeren gefüllten, und danach nehmen wir beide das Erdbeertimbit.
«Die Dinger sind zu schnell aufgegessen», sagt Cayden bedauernd. «Vielleicht sollten wir die anderen drei für heute Abend aufheben.»
«Auf keinen Fall», widerspreche ich. «Denk an die Bären.»
«Hast recht.» Cayden schnappt sich einen Honey Cruller. «Wir gefährden sonst den ganzen Campinglatz.»
«Eben.»
Auf meinem Teller muss der Birthday Cake dran glauben, und jetzt hat jeder von uns nur noch zwei. Gespannt warte ich darauf, ob Cayden sich als Vorletztes für den mit Himbeeren gefüllten Timbit oder Sour Cream Glazed entscheidet.
Seine Haare, in der Sonne mittlerweile etwas getrocknet, fallen ihm in die Stirn, als er aufsieht. «Zuerst du.»
«Nein, du.»
«Es kann da ganz klar nur einen Sieger geben.»
«Sehe ich auch so.»
«Okay, gleichzeitig. Bei drei. Eins, zwei …»
Ich greife nach meinem Honey Cruller, Cayden nach dem Himbeertimbit. Auf jedem der Teller liegt jetzt nur noch ein einsames Sour Cream Glazed, und wir sehen uns so zufrieden an, als sei es uns gerade gelungen, uns auf den Namen unseres ersten Kindes zu einigen.
Ich meine … Gott, was für ein blöder Vergleich.
«Okay, was steht heute an?» Cayden verschlingt mit zwei Bissen seinen vorletzten Doughnut, stützt dann beide Hände hinter sich auf der Matte ab und streckt die Beine aus.
«Wir könnten …» Ich hole mein Smartphone heraus. «Wir könnten uns den Maligne Canyon ansehen.»
«Wie weit ist das?»