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Faded Duet 1 - Faded - Dieser eine Moment

Page 25

by Julie Johnson


  Die Menge rastet aus und schreit so laut, dass der ganze Himmel zu beben scheint.

  Ich kann sie kaum hören.

  Sie ist hier.

  Sie ist zurück.

  Sie gehört mir.

  »Ich dachte, du wärst in L. A.!«

  »Ich dachte, du hättest Nashville verlassen!«

  »Du bist zurückgekommen?«

  »Du bist nicht abgereist?«

  Wir lachen beide, als wir einander so schnell mit Fragen bombardieren, dass wir gar nicht darauf antworten können. Ich halte sie immer noch fest an mich gedrückt, habe die Hände auf ihre Wangen gelegt und meine Stirn an ihre gepresst. Sie hat die Arme so fest um mich geschlungen, dass ich kaum atmen kann, als hätte sie Angst, mich loszulassen.

  »Äh, Leute?« Linc taucht ein paar Schritte von uns entfernt auf und grinst wie ein Idiot. »Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber … ihr habt ein Publikum. Im wahrsten Sinne des Wortes.«

  Felicity gibt einen kleinen besorgten Laut von sich, als wir uns herumdrehen, um einen Blick auf die Menge zu werfen. Sie sind alle aufgestanden, klatschen und johlen und sind über alle Maßen begeistert, dass sie gerade zusehen durften, wie sich auf der Bühne eine echte Liebesgeschichte abspielte. Die Jubelrufe sind ohrenbetäubend. Ich halte Felicitys Hand fest umklammert, während wir ans Mikro in der Mitte der Bühne treten.

  »Das tut mir echt leid, Leute. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass mich mein Mädchen hier oben überraschen würde … Seht es uns bitte nach, wenn wir gerade ein bisschen über die Stränge geschlagen sind.«

  Mehr Applaus lässt den Himmel erzittern.

  Ich werfe von der Seite aus einen Blick zu Felicity und sehe, dass sie bis zum Haaransatz errötet. Sie trägt nicht mal einen Hauch von Make-up. Ihr Haar ist zu einem unordentlichen Zopf zusammengeflochten, der halb auseinanderfällt. Sie presst die nackten Zehen fest auf die Oberfläche der Bühne. Ihr Kleid ist für ihren gertenschlanken Körper ein paar Nummern zu groß. Vermutlich hat sie es sich von Carly geborgt.

  Sie hat noch nie schöner ausgesehen.

  »Meine Damen und Herren … Bitte begrüßen Sie Miss Felicity Wilde!«

  Ich glaube, in Felicitys Augen Sorge aufblitzen zu sehen, aber ich wende mich bereits wieder dem Publikum zu. Ich senke die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern und lehne mich zum Mikro vor. »Leute, diese Frau hier … Ich muss euch sagen, dass sie eine der schönsten Stimmen hat, die ich je gehört habe. Und ich denke, da sie nun schon mal hier oben ist … Na ja, wenn ihr sie lautstark genug auffordert, könnten wir sie vielleicht überzeugen, ein Lied mit uns zu singen!«

  Ich spüre, wie sie sich neben mir anspannt. »Ryder! Nein. Ich kann nicht.«

  »Baby.« Ich lehne mich zu ihr und stupse mit meiner Nase gegen ihre. »Hör sie dir an.«

  Ein Sprechgesang ist ausgebrochen.

  Singen. Singen. Singen. Singen.

  »All diese Leute …« Sie ist eindeutig beunruhigt. »All diese Lichter und Kameras …«

  »Ich bin direkt neben dir. Ich bin hier.«

  Der Sprechgesang wird sowohl lauter als auch schneller.

  Singen. Singen. Singen. Singen. Singen. Singen. Singen. Singen.

  Mittlerweile hat sie wirklich keine andere Wahl mehr. Sie nickt und lächelt schüchtern. Dann reckt sie mit neuer Entschlossenheit die Schultern und bewegt die Lippen ans Mikro.

  »Hey, alle miteinander. Ihr werdet ein wenig Nachsicht mit mir haben müssen. Ich bin noch nie in der Öffentlichkeit aufgetreten. Aber ich freue mich wirklich sehr, mit euch hier zu sein.« Sie schaut zu mir, und ihre Augen strahlen so hell, dass sie mich versengen. »Und mit ihm.«

  Sie schreien ihren Namen.

  Später werde ich dafür sorgen, dass sie meinen schreit.

  Ich grinse verwegen und fühle mich, als könnte ich Bäume ausreißen. So gut ging es mir noch nie.

  »Nashville, ihr wart heute Abend absolut umwerfend. Das ist unser letztes Lied für euch …« Ich bedecke das Mikro und rufe Lincoln und Aiden etwas zu. Sie nicken und kämpfen beide ebenfalls gegen ein Grinsen an, während sie die bewundernde Menge betrachten. Ich richte den Blick wieder auf Felicity und lasse ihn dort verharren, während meine Stimme aus den Lautsprechern schallt.

  »Wenn ihr den Text kennt, singt bitte mit … Dieses Lied heißt Faded und stammt von der großartigen Bethany Hayes …«

  24. KAPITEL

  Felicity

  Ich kann nicht glauben, dass er mich dazu überredet hat, das hier zu tun.

  Im Grunde genommen hat er mich ausgetrickst.

  Aber ich bin so froh, hier bei ihm zu sein und an seiner Seite zu stehen, dass es mir fast gar nichts ausmacht, dass da draußen zwanzigtausend Leute stehen, die uns beobachten und uns lauschen, während sich unsere Stimmen in perfekter Harmonie miteinander verweben. Wir beide haben dieses Lied schon tausendmal gesungen, aber bis jetzt noch nie zusammen.

  Ich würde es gerne leugnen, aber ich kann es nicht. Die Musik, die wir zusammen machen, hat etwas unglaublich Fesselndes an sich, das unweigerlich entsteht, sobald sich unsere Stimmen zu einer Melodie vermischen. Wie zwei unterschiedliche Ballen Stoff, die von einer einzelnen Nadel langsam miteinander verwoben werden.

  Nahtlos.

  Es ist genauso wie damals, als wir zusammen im Pflegeheim sangen, aber jetzt steht so viel mehr auf dem Spiel. Nicht nur weil wir jetzt ein viel größeres Publikum haben, sondern auch weil die schmerzhafte Mischung aus Begehren und Verzweiflung in Ryders Augen stärker ist als je zuvor.

  »Wish that I could tell you that you’re hated

  All those tears I cried, ’cause you never tried

  And still, for years, I waited …«

  Ich erinnere mich kaum an den eigentlichen Auftritt. Ich bin so sehr in seinem Blick verloren, während wir ins selbe Mikrofon singen. So sehr auf die Berührung seines Ellbogens an meinem konzentriert, während er neben mir steht. So benommen vom Klang seiner rauen Stimme in meinen Ohren, dass es ein Wunder ist, dass ich mich überhaupt noch an den Text erinnern kann. Als wir die Bühne verlassen, vergesse ich beinahe, der Menge zuzuwinken. Mein Puls geht wie ein Vorschlaghammer und dröhnt zwischen meinen Ohren. Ich will mehr – von diesem Gefühl, von seiner Berührung, von seiner Stimme, von seinem Körper. Es fühlt sich an, als wäre seit unserer gemeinsamen Nacht in meinem Zimmer über dem Nightingale eine Ewigkeit vergangen.

  Ich habe viel zu lange voller Sehnsucht auf ihn gewartet.

  Damit ist jetzt Schluss.

  Wir machen zwei Schritte in den seitlichen Bereich neben der Bühne hinein, damit uns die Menge nicht mehr sehen kann. Bevor ich auch nur ein einziges Wort von mir geben kann, wird mein Körper gegen einen Stapel Aufbewahrungskisten gepresst, und Ryder kommt nah an mich heran. In seinen Augen liegt ein dunkles Versprechen, als er entschlossen die Augenbrauen zusammenzieht.

  Ja. Ja. Ja.

  Weniger als eine Sekunde später erobert er meine Lippen mit seinen. Sein Kuss ist heftiger als in meiner Erinnerung und heißer als eine Feuersbrunst. Ich erkenne die Dringlichkeit, die darin liegt, denn sie entspricht meiner eigenen – ich bin genauso wild auf ihn. Meine Hände zittern, als ich sie in sein Haar schiebe und ihn so dicht wie möglich an mich heranziehe. Es ist nicht annähernd nah genug. Ich will ihn unter meiner Kleidung spüren, unter meiner Haut. Ich bin so sehr in seiner berauschenden Berührung verloren, dass mir beinahe egal ist, wer uns zusehen könnte, während er mit den Händen über meine Seiten streicht und jeden Zentimeter meines Körpers betastet, als wäre er vollkommen ausgehungert nach mir.

  Er ist so umwerfend, dass es beinahe wehtut, ihn zu genau zu betrachten. Seine Blutergüsse sind verschwunden. Seine Lippe ist verheilt – ich sauge sie in meinen Mund, und er stöhnt tief in seiner Kehle.

  »Felicity.« In seiner Stimme liegt Verzweiflung. Reine, unverfälschte und offene Bedürftigkeit. »Ich brauche dich.«

  Ich kann den Beweis für seine Bedürftigkeit spüren, denn er pocht stahlhart a
n meinen Schenkeln.

  »Ich muss dich berühren.« Er küsst sich an meinem Hals entlang nach oben. »Ich muss mich davon überzeugen, dass du wirklich hier bei mir bist.« Er knabbert an meinem Ohrläppchen und zieht dann sanft daran. »Ich brauche dich in meinem Bett. Unter meinen Laken.« Seine Stimme grollt in meinem Ohr, und ich schnappe nach Luft. »Ich muss in dir sein, während du die Kontrolle verlierst.«

  Gott, dieser Mann wird mich noch umbringen.

  Ich starre in seine Augen und keuche praktisch vor Lust. »Was machen wir dann noch hier?«

  In seinem Grinsen liegt etwas Sündhaftes, als er mich durch den Seitenausgang führt. Wir machen uns nicht die Mühe, uns von Lincoln, Aiden oder Carly zu verabschieden, während wir die Stufen hinuntereilen und um die Menge herumlaufen. Unsere Hände sind so fest miteinander verschränkt, dass meine Knochen schmerzen. Zu seinem Loft ist es nicht weit – Gott sei Dank. Wir rennen in Windeseile die Treppe hoch. Unsere Münder sind fest miteinander verschmolzen, während er am Schloss herumhantiert. Ich lache, als wir in die Wohnung fallen. Vor lauter Eile haben wir das Gleichgewicht verloren und landen so abrupt in einem Wirrwarr aus Gliedmaßen auf dem Parkettboden, dass mir die Luft wegbleibt.

  Ryder tritt mit einem raubtierhaften Knurren die Tür zu und rollt sich auf mich. Als ich sein Gewicht auf mir spüre, verlieren meine Knochen ihre ganze Dichte. Ich bin ihm vollkommen ausgeliefert, als ich den Hals recke, um seinen Lippen für einen leidenschaftlichen Kuss zu begegnen. Ich bin auf die bestmögliche Art wehrlos.

  »Nicht hier«, murmelt er und zieht mich auf die Füße. Wir schaffen es irgendwie bis zu seinem Zimmer und ziehen uns aus, so schnell es nur geht. Ich mache mir nicht die Mühe, mir die Einrichtung anzuschauen, während er mich aufs Bett wirft. Ich habe nur Augen für ihn, als er näher kommt – wie ein Raubtier, das sich an seine Beute heranpirscht, die es zum Abendessen verspeisen will. Selbst in der Dunkelheit sorgt er dafür, dass mir der Atem stockt.

  »Ryder«, keuche ich und sehe ihm dabei zu, wie er mich ansieht.

  »Felicity«, flüstert er und spreizt meine Beine.

  »Ich brauche dich. Ich brauche dich so sehr, dass es wehtut.«

  Bei meinem Geständnis flammt in seinen Augen so viel Hitze auf, dass ich denke, dass er die Laken zu Asche verbrennen wird, während er tiefer und härter als je zuvor in mich eindringt. Dieses Mal gibt es keine zögerlichen Bedenken, keine Pause, um mir die Möglichkeit zu geben, mich an ihn zu gewöhnen. Er ist zu leidenschaftlich, um geduldig zu sein. In seinem Blick liegt etwas Wildes, während er immer wieder zustößt und dabei seine Finger in meine Hüften bohrt. Etwas Dunkles und Gefährliches, das mich bis tief in meinem Inneren erregt.

  Als hinter meinen Augen ein Stern explodiert, denke ich an das Lied, das er heute Abend für mich gesungen hat … Es war das gleiche Lied, dass ich heute Morgen auf der letzten Seite meines Notizbuchs fand, als ich meine wenigen Habseligkeiten zusammenpackte, um diese Stadt hinter mir zu lassen.

  Wasn’t till I left that it hit me

  I was in love …

  With a girl named Felicity …

  In meinem Kopf füge ich eine weitere Strophe hinzu, während ich unter ihm die Kontrolle verliere. Ich bin nicht so recht bereit, sie mit der Welt zu teilen – zumindest noch nicht. Vielleicht werde ich es eines Tages tun.

  Spent my life always the outsider

  Till I fell in love …

  With a man named Ryder …

  Ich halte ihn ganz fest. Wir bewegen uns zusammen und erschaffen unser eigenes Feuerwerk, während der Rest der Welt zuschaut, wie die Feuerwerksvorführung für den Unabhängigkeitstag am Himmel vor seinem Fenster explodiert. Ich bin mir sicher, dass sie schön ist, aber ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, den Augenkontakt mit dem Mann zu unterbrechen, der alles in mir entzündet und Funkenregen auslöst, der mich von innen heraus verbrennt.

  »Erwischt.«

  Ich drehe ruckartig den Kopf herum. Lincoln steht ein paar Schritte von mir entfernt da und grinst.

  Ich erröte heftig.

  Es ist Morgen. Ich trage eins von Ryders ausgeblichenen Band-T-Shirts, sitze mit baumelnden Beinen auf der Küchentheke und esse mit der Hand Frühstücksflocken direkt aus der Packung. Ich war am Verhungern, aber Ryder sah zu friedlich aus, als dass ich ihn wecken wollte.

  Für einen Augenblick herrscht unangenehme Stille, während Lincoln und ich uns über die Kücheninsel hinweg anstarren. Ich kann nur eins tun: Ich halte ihm die Packung hin.

  »Willst du ein paar nicht mehr ganz so frische Kleieflocken?«

  Er lacht. »Nein, danke.«

  Ich nehme mir eine weitere Handvoll und springe von der Theke. »Tut mir leid. Ich wollte nicht eure Schränke durchwühlen, aber ich hatte Hunger.«

  Lincoln geht zum Kühlschrank hinüber und holt ein paar Zutaten heraus, die man für ein Omelett braucht. Er schaut zu mir hin. »Isst du auch richtiges Essen, oder hältst du dich streng an drei Monate alte Frühstücksflocken?«

  »Zu Eiern würde ich nicht Nein sagen.« Ich grinse. »Ich bin total ausgehungert.«

  »Von dem ganzen Ausdauertraining, das du gestern Nacht absolviert hast?« Er wackelt mit den Augenbrauen.

  »Lass sie in Ruhe, Linc!«, ruft Ryder und kommt in die Küche.

  Ich drehe mich herum, um ihn anzusehen, und spüre, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft, was jedoch nichts mit der Aussicht auf Frühstück zu tun hat. Er trägt eine tief sitzende graue Jogginghose. Sein Oberkörper ist nackt, sodass man sein Sixpack gut sehen kann, als er quer durch den Raum geht, um sich an meine Seite zu gesellen. In seinen Augen liegt ein warmer Ausdruck, als er sich vorbeugt, um seine Lippen auf meine zu pressen.

  »Guten Morgen.«

  »Hi«, keuche ich und lehne mich in den Kuss.

  »Du hättest mich wecken können.«

  »Ich dachte mir, dass du den Schlaf gebrauchen könntest.« Ich hebe einen Finger, um über die dunklen Ringe unter seinen Augen zu streichen. »Du siehst müde aus.«

  »Es war ein langer Tag«, murmelt er.

  Und eine noch längere Nacht, denke ich. Das Leuchten in seinen Augen verrät mir, dass er das Gleiche denkt. Er greift beharrlich nach der Frühstücksflockenpackung, nimmt sie mir aus der Hand und stellt sie auf die Theke. Dann zieht er mich dicht an seinen Körper.

  »Wir verschieben das Frühstück auf später.« Seine Lippen landen auf meinem Hals, und er knabbert zärtlich daran. »Jetzt gerade würde ich lieber etwas anderes mit dir machen …«

  »Okay«, willige ich ein, denn dieser Plan gefällt mir ausnehmend gut. In mir steigt bereits Vorfreude auf, als seine Lippen meine streifen.

  Als Lincoln anfängt, vorgetäuschte Würgelaute von sich zu geben, dreht sich Ryder um und versetzt ihm einen Stoß gegen den Arm.

  »Alter! Entspann dich.« Linc reibt seinen Bizeps und macht sich dann daran, Kaffee zu kochen. Er stopft den Filter in die Maschine und löffelt ein paar Ladungen Kaffeepulver hinein. Dabei murmelt er die ganze Zeit über leise vor sich hin. »Der Mistkerl amüsiert sich ein bisschen, und plötzlich versteht er keinen Spaß mehr …«

  Die Tür zu Aidens Schlafzimmer fliegt auf und knallt gegen die Wand. Wir alle zucken zusammen, als der Bassist das Zimmer betritt. Er sieht blass und zittrig aus. Ich rechne beinahe damit, dass er uns gleich erzählen wird, dass er einen Geist gesehen hat.

  »Mann, hast du wieder Pilze eingeworfen?«, Ryder schüttelt den Kopf. »Beim letzten Mal hast du zwei Tage gebraucht, um runterzukommen.«

  »Nein.« Aiden schluckt heftig. »Ich bin vollkommen nüchtern.«

  Linc verdreht die Augen. »Was soll dann dieser theatralische Auftritt?«

  »Ich habe gerade mit einer Talentsucherin von Route 66 Records telefoniert.«

  Die Luft erstarrt.

  »Und?«, drängt Lincoln und lässt seine Kaffeetasse stehen.

  »Sie haben unseren Auftritt gestern Abend gesehen.«

  »Und?«

  »Sie wollen un
s unter Vertrag nehmen.« Aiden schluckt wieder und schaut von Lincoln zu Ryder und schließlich zu mir. »Uns alle.«

  »Nie im Leben!« Lincs Grinsen breitet sich über sein ganzes Gesicht aus. »Das ist der Hammer!«

  »Was meinst du mit ›uns alle‹?«, fragt Ryder.

  Aiden sieht immer noch mich an. »Sie wollen auch Felicity haben.«

  »Ach du meine Güte«, flüstere ich, als sich alle drei in meine Richtung drehen.

  Ryders Hand liegt fest auf meiner, als wir aus Lincs Auto steigen und auf die Tür des Cafés zugehen, in dem Aiden für uns ein Treffen mit der Talentsucherin von Route 66 vereinbart hat. Eine düstere Anspannung hat sich über unsere kleine Gruppe gelegt, als wir hineingehen.

  Wenigstens hat das Gebrüll aufgehört.

  Als Aiden die Neuigkeit über den Plattenvertrag verkündete, gingen sich Ryder und Lincoln innerhalb einer Minute gegenseitig an die Gurgel. Linc war der Meinung, dass man nicht lange überlegen müsse und ich natürlich der Band beitreten würde – selbstverständlich würde ich mich verpflichten, mit ihnen zu singen. Selbstverständlich würde ich auf Tournee gehen wollen. Selbstverständlich würde ich es in Betracht ziehen, nach Los Angeles umzuziehen, um dort an dem Album zu arbeiten.

  Was für eine verrückte Person träumt denn nicht davon, einen Plattenvertrag an Land zu ziehen?

  Ich.

  Aber jemand wie Linc, der vom Rampenlicht träumt, so lange er sich zurückerinnern kann, fehlt das Verständnis für jemanden wie mich, der nie nach Aufmerksamkeit oder öffentlicher Anerkennung gestrebt hat. Ich muss mir nur meinen eigenen Familienstammbaum vor Augen führen, um meine Argumente zu rechtfertigen. Ich habe persönlich miterlebt, wie Ruhm ein Leben zerstören kann. Von außen mag es wie die beste Sache der Welt aussehen … endlose Tantiemenschecks und allgemeine Bewunderung. Aber dieser astronomische Erfolg geht mit ständigen Prüfungen und einem Druck einher, der kein Segen, sondern vielmehr eine Last ist.

  Ich habe meine Kindheit in einem Stahlkäfig verbracht. Ich verspüre nicht den Wunsch, ihn gegen ein Glashaus einzutauschen.

 

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