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Faded Duet 1 - Faded - Dieser eine Moment

Page 26

by Julie Johnson


  Als Ryder Linc sagte, dass er aufhören solle, mich unter Druck zu setzen, eskalierte die angespannte Stimmung und erreichte einen gefährlichen Siedepunkt. Zum Glück gelang es Aiden, die Situation zu entschärfen, bevor es zu einer Schlägerei kommen konnte. Ich unterdrückte den unmittelbaren Impuls, davonzulaufen, und versicherte ihnen, dass ich mit zu dem Treffen gehen würde. Auf diese Weise verschaffte ich mir ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken, wie ich mich aus dieser verzwickten Lage befreien kann.

  Lincolns Blick ruht schwer auf meinem Gesicht, als er die Tür aufhält, damit wir hineingehen können. Ich kann beinahe sehen, wie der Vorwurf unter seiner Haut brodelt – die unverblümte Wut darüber, dass ich irgendwie den Schlüssel zu der Zukunft in der Hand halte, die er immer haben wollte.

  Ich schaue auf meine Füße hinunter und spüre, wie Ryder beruhigend meine Finger drückt. Ich weiß, dass er fühlen kann, wie aufgewühlt ich innerlich bin. Genauso wie ich fühlen kann – egal wie sehr er auch versuchen mag, es vor mir zu verbergen –, dass er ebenso scharf auf diesen Vertrag mit Route 66 ist wie Lincoln.

  Die Schuldgefühle, die sich in mir breitmachen, sind so überwältigend, dass mir das Atmen schwerfällt. Ich mag in der Lage sein, mich damit abzufinden, dass ich Linc und Aiden enttäuschen könnte. Aber Ryder?

  Ich denke nicht, dass ich es ertragen könnte, den Blick in seinen Augen zu sehen, wenn ich ihm seinen Traum vor die Nase halten würde, nur um ihn ihm dann im letzten Moment wieder wegzunehmen. Ich denke nicht, dass ich mich selbst ertragen könnte, wenn ich das täte.

  Aiden entdeckt die Talentsucherin – eine schick aussehende Frau Anfang dreißig mit einem asymmetrisch geschnittenen rotbraunen Bob und einem langen, komplett geraden Pony. Sie trägt Stilettos und ein elegantes weißes Kostüm, das ich nie im Leben anziehen könnte, ohne es zu bekleckern. Sie spricht schnell in ihr Handy, legt aber auf, als sie uns hereinkommen sieht.

  »Hey.« Ryder bleibt kurz mit mir stehen, bevor wir Aiden und Linc zu unserem Termin folgen.

  Ich schaue ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

  Er gibt mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund. »Du musst das nicht tun, Felicity. Ich weiß, dass du nicht gerne im Rampenlicht stehst. Ich weiß, dass das nicht dein Traum ist. Und ich hoffe, dass du weißt, dass ich dich unterstützen werde, wie immer du dich auch entscheidest. Ich werde dafür sorgen, dass Lincoln seine Wut nicht gegen dich richten wird.«

  »Danke«, murmle ich und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen richtigen Kuss zu geben.

  Wir nehmen Platz und stehen schon bald im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Talentsucherin.

  »Ich bin Francesca Foster von Route 66«, sagt sie in einem direkten, sachlichen Tonfall. In ihren Augen schimmert scharfsinnige Intelligenz, als sie von mir zu Ryder blickt. »Ich werde Ihre oder meine Zeit nicht mit Schmeicheleien verschwenden. Das ist nicht meine Art. Ich halte mich an Tatsachen. Und Tatsache ist, dass ich Sie innerhalb von sehr, sehr kurzer Zeit sehr, sehr erfolgreich machen kann, wenn Sie den Vertrag mit uns unterschreiben.«

  »Woher wissen Sie das?«, fragt Ryder und klingt skeptisch. »Ich will Ihren Enthusiasmus ja nicht bremsen, aber wir haben das schon mal durchgemacht, und zwar mit katastrophalen Ergebnissen. Es tut mir leid, wenn wir ein wenig skeptisch rüberkommen, aber wir haben hier nur Ihr Wort, auf das wir uns verlassen sollen.«

  »Ich begrüße Skepsis. Das ist eine gesunde Methode, um die Wahrheit zu ergründen.« Sie strafft die Schultern und faltet die Hände anmutig auf dem Tisch. »Ihre Texte sind größtenteils stark und gehen ins Ohr, auch wenn ich vorschlagen würde, dass Sie die abgeänderten Lacey-Briggs-Lieder aussortieren und vollkommen neues Material erschaffen. Vielleicht könnten Sie Felicity in diesen Prozess einbinden, damit die Lieder besser zu Ihrer neuen Identität als Band passen.«

  Alle wirken angesichts der Tatsache, dass sie so viel über uns zu wissen scheint, ein wenig schockiert.

  Woher weiß sie von Lacey?

  Arbeitet sie für die CIA?

  »Ihre Instrumentalstücke sind ebenfalls recht solide. Sie sind gut aufeinander eingespielt, und die Chemie zwischen Ihnen dreien stimmt« – sie deutet auf die Jungs – »was Rückschlüsse darauf zulässt, dass Sie in der Lage sind, gemeinsam gute Musik zu erschaffen.« Sie hält inne. »Gute Musik, aber vielleicht keine außergewöhnliche Musik.«

  Lincolns Augen verfinstern sich vor Wut. »Das ist Schwachs…«

  »Ich bin noch nicht fertig.« Francesca lächelt, aber in ihrer Miene liegt unverkennbare Strenge. »An dieser Stelle kommt Felicity ins Spiel. Sie ist die Wildcard.«

  Ich erstarre, da mir ganz und gar nicht gefällt, wie das klingt. Kein bisschen.

  Ryder lacht leise. »Wie passend.«

  Als Francesca fragend die Augenbrauen hochzieht, erklärt er: »Felicitys Nachname lautet Wilde.«

  »Ah.« Sie lacht nicht. Sie strafft einfach nur erneut die Schultern und redet weiter. »Wie ich schon sagte, verfügen Sie drei über eine ordentliche Gruppendynamik. Aber zu viert … könnten Sie phänomenal sein.« Sie mustert uns mit forschendem Blick. »Ryder und Felicity – Ihre Stimmen ergänzen sich perfekt. Sie eignen sich hervorragend für Duette. Eine solche Harmonie habe ich seit Jahren nicht mehr gehört. Mit ein paar Verbesserungen und ein wenig Gesangsunterricht … könnten Sie ein unglaubliches Album zustande bringen und jede Menge Platten verkaufen.«

  »Und was genau würden Sie im Gegenzug von uns haben wollen?« Ryder hält seine Stimme ruhig und unaufgeregt. Doch ich weiß, dass er wegen der Dinge, die sie sagt, aufgewühlt ist, weil er unterm Tisch meine Hand drückt. »Wir sind nicht an einer Plattenfirma interessiert, die versucht, unsere Musik zu beeinflussen oder unser Image zu ändern.«

  »Wenn ich ehrlich sein darf – man braucht sehr viel mehr rohe Gewalt, um einen Klumpen Ton zu nehmen und daraus eine Skulptur zu formen, als man braucht, um ein schönes Kunstwerk zu erwerben, es aus dem Lager zu holen und es auszustellen, damit sich die Welt daran erfreuen kann.« Ihr Lächeln ist klein, aber stählern. »Ich bin daran interessiert, neue Talente unter Vertrag zu nehmen. Ich will sie nicht erst formen müssen.«

  Lincoln nickt. Aiden kämpft gegen ein Lächeln an. Ryder umklammert meine Hand fester.

  Ich kann ihre Hoffnung förmlich spüren. Sie ist in der Luft um mich herum mit Händen greifbar.

  Ich halte ihre Träume in meinen Händen.

  »Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein, dass es ein Publikum für uns gibt«, melde ich mich zu Wort und merke, wie sich meine Verteidigungshaltung aufbaut. »Ich glaube einfach nicht, dass Sie sich zu diesem Zeitpunkt da schon so sicher sein können.«

  »Wie ich schon sagte: Ich bin ein Freund von Fakten. Allerdings bin ich nicht so sehr darauf fixiert, dass ich leugnen würde, dass es nicht auch Abweichungen geben könnte. Es gibt einen sogenannten Faktor X, der dafür sorgt, dass manche Bands mit astronomischer Geschwindigkeit an die Spitze der Charts aufsteigen, und zwar sehr viel schneller, als es irgendwelche Prognosen erahnen lassen.« Ihre Pause wiegt schwer. Ihr Blick zeugt von Konzentration. »Ich glaube, dass Sie über diesen unbekannten Faktor verfügen.«

  »Trotzdem … Das scheint mir ein großes Risiko für Sie zu sein. Wir sind vollkommen unbekannte Musiker aus Nashville, und trotzdem sind Sie überzeugt, dass Sie uns mit nach L. A. nehmen und uns im Grunde genommen über Nacht zu Stars machen können?« Ich schüttle den Kopf. »Das kommt mir ein wenig zu gut vor, um wahr zu sein, wenn ich ehrlich bin.«

  »Ehrlichkeit weiß ich immer zu schätzen, Felicity.« Sie lächelt besonnen. »Hat irgendjemand von Ihnen ein Smartphone dabei?«

  »Ich hab eins«, sagt Linc und zieht sein iPhone hervor.

  »Tun Sie mir einen Gefallen.« Um ihre Augenwinkel herum bilden sich kleine Fältchen. »Geben Sie das Wort ›Nashville‹ in Ihre Suchmaschine ein.«

  »Einfach nur ›Nashville‹?«

  Sie nickt und sieht zu, wie er tippt. Das Schmunzeln auf ihrem Gesicht lässt mich an einen Magier denken, der einen ahnungslosen Zuschaue
r aus dem Publikum auf einen Taschenspielertrick vorbereitet. Das Schmunzeln wird zu einem Lächeln, als sie hört, wie Lincoln einen Fluch ausstößt.

  »Heilige Scheiße – seht euch das an!« Er hält Aiden das Display hin. Sofort reißt auch er die Augen auf. Sie wirken beide regelrecht verblüfft, als sie das Handy an Ryder weiterreichen. Ich schaue über seine Schulter, damit ich sehen kann, was das ganze Theater soll, und spüre, wie mir die Luft wegbleibt.

  Auf dem Display sind ein Dutzend Ergebnisse aus den letzten paar Stunden zu sehen. Sie alle haben Überschriften wie:

  Countrypaar feiert auf der Bühne Wiedervereinigung:

  unbedingt ansehen!

  Feuerwerk am Himmel – und auf der Bühne –

  beim Musikfestival in Nashville

  Jeder Artikel ist mit einem Videoclip versehen. Ryder tippt auf den Bildschirm, und plötzlich sehe ich ein winziges Video von … mir.

  Ich laufe barfuß auf die Bühne. Mein Haar löst sich aus meinem Zopf. Mein Gesicht wirkt vollkommen fasziniert, als ich zehn Schritte von Ryder entfernt abrupt stehen bleibe. Er singt immer noch das Lied, das er für mich geschrieben hat, und hat die Augen geschlossen. Das Publikum rastet vollkommen aus, während es darauf wartet, dass er aufschaut und mich dort stehen sieht. Und als er mich endlich entdeckt …

  Dieser Kuss.

  Er ist magisch. Absolut magisch. Wie etwas aus einem Märchen. Wie für einen Hollywoodfilm inszeniert.

  Ich gebe einen kleinen besorgten Laut von mir, als ich mir die zahllosen Kommentare durchlese, die sich unter dem Artikel angesammelt haben.

  BLYSS G.: Oh mein Gott, wer sind die beiden? Das da ist wahre Liebe!

  SUMITA M.: Jemand sollte denen sofort einen Plattenvertrag geben.

  TAYLOR W.: Ist das schon bei iTunes?

  SARA E.: Besorgt euch einen Kerl, der euch so anschaut, wie er sie anschaut …

  »Wow«, keucht Ryder.

  »Wow«, stimme ich zu.

  »Es gibt Hunderte Artikel wie diesen, die im Internet die Runde machen, während wir hier miteinander sprechen.« Francescas Stimme dringt durch den Nebel in meinem Gehirn. Ich schaue auf und stelle fest, dass sie mich vorsichtig mustert. »Ihre Liebesgeschichte – und Ihre Musik – sind viral gegangen. Die Leute wollen wissen, wer Sie sind, woher Sie kommen, was Sie als Nächstes machen werden … Sie sind bereits emotional engagiert. Und wenn Sie diesen Augenblick vermarkten … Wenn Sie sich von mir dabei helfen lassen … habe ich so gut wie keine Zweifel, was Ihre Zukunft betrifft.« Sie hält inne. »Beantwortet das Ihre Frage, warum ich so zuversichtlich bin, dass es da draußen ein Publikum für Sie gibt?«

  Ich kann nur nicken. Mir hat es definitiv die Sprache verschlagen.

  Francesca lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und atmet scharf aus. »Ich mag konkrete Zahlen. Manifeste Werte, die meine Argumente untermauern. Ich mache nie ein Angebot, wenn ich nicht mit Sicherheit weiß, dass es für alle Beteiligten gleichermaßen lukrativ sein wird.« Sie greift in ihre schmale Aktentasche und zieht ein Blatt Papier heraus, auf dem etwa ein Dutzend ordentlich abgetippte Namen und Kontaktnummern in einer Schriftart stehen, die nur aus Kleinbuchstaben besteht. »Das sind nur ein paar der Übereinkünfte, die ich in den letzten paar Jahren ausgehandelt habe. Es sind alles Künstler, die bei Route 66 unter Vertrag stehen und sich großartige Karrieren aufgebaut haben. Nur zu – kontaktieren Sie sie. Stellen Sie Nachforschungen über mich an. Hören Sie sich um. Jeder wird Ihnen das Gleiche sagen: Wenn Francesca Foster ein Versprechen gibt, wird Sie es auch halten.«

  Sie greift erneut in ihre Tasche, zieht einen Vertrag heraus und schiebt ihn uns über den Tisch zu.

  Aiden hat eine fassungslose Miene aufgesetzt.

  Lincoln sieht aus, als hätte er sich ein kleines bisschen in Francesca verliebt.

  Verflixt, sogar ich bin ein bisschen in sie verliebt. Wenn ich groß bin, will ich so sein wie sie.

  »Wir werden ein wenig Zeit brauchen, das alles untereinander zu besprechen«, sagt Ryder und drückt meine Hand so fest, dass ich kein Gefühl mehr in den Fingern habe.

  »Natürlich. Dennoch werde ich Ihre Antwort bis morgen Abend brauchen – ich werde mit dem Nachtflug nach Los Angeles zurückkehren. Bedenken Sie, dass wir Sie vier so schnell wie möglich nach L. A. holen wollen, um die Dinge ins Rollen zu bringen, falls Sie das Angebot annehmen. Die mediale Aufmerksamkeit mag gerade überwältigend sein, aber nächste Woche wird man in den Nachrichten über jemand anders berichten, wenn Sie die Gelegenheit jetzt nicht beim Schopf packen.« Sie steht mit einer eleganten Bewegung auf und sieht eindringlich auf uns herab, während sie sich den Gurt ihrer Aktentasche über die Schulter schlingt. »Wenn Sie Fragen haben, rufen Sie mich an. Meine Nummer, unter der Sie mich direkt erreichen, steht auf diesem Zettel. Wenn Ihnen etwas im Vertrag nicht gefällt, kann es korrigiert werden. Transparenz ist mir sehr wichtig.«

  Wir alle erheben uns, um ihr die Hand zu schütteln und uns höflich zu verabschieden. Die Jungs schaffen es, ruhig zu bleiben, bis die Tür hinter Francesca ins Schloss fällt. Dann rasten sie auf der Stelle aus.

  »Heilige Scheiße!«, ruft Lincoln.

  »Abgefahren!« Aiden grinst. »Aber so was von abgefahren!«

  Ryder überfliegt den Vertrag und ist so konzentriert bei der Sache, dass ich kaum zusehen kann. »Das sieht gut aus«, murmelt er vor sich hin. »Tatsächlich sieht das sogar verdammt großartig aus.«

  Linc und Aiden drängen sich um ihn herum, damit sie ebenfalls einen Blick auf das Dokument werfen können.

  Ich rühre mich nicht von der Stelle.

  Ich bin wie erstarrt. Gelähmt. In einem Albtraum gefangen.

  Francesca hat deutlich gemacht, dass der Vertrag ohne mich nicht zustande kommen wird.

  Du bist die Wildcard, Felicity.

  Was bedeutet, dass alles von mir abhängt. Es ist meine Entscheidung. Es gibt keine Abstimmung. Das ist keine demokratische Entscheidung.

  Ich bin die Diktatorin. Ich bin die Monarchin.

  Ab mit ihren Köpfen.

  Ich kann auf keinen Fall so tun, als wäre ich hier objektiv. Ich halte die Zukunft dieser drei Männer in meinen Händen, und sie ist zerbrechlich wie Glas. Und wenn ich mich entscheide, sie fallen zu lassen …

  Wird sie zersplittern.

  Die Entscheidung würde mir schon schwer genug fallen, wenn Ryder kein Teil der Gleichung wäre. Aber er ist ein Teil davon. Ich kann die Tatsache, dass mein Entschluss nicht nur auf unser Leben, sondern auch auf unsere Beziehung langfristige Auswirkungen haben wird, nicht ignorieren.

  In diesem Fall gibt es keine Win-win-Situation, zumindest keine, die sich mir erschließt. Es gibt keine Grauzone. Egal welchen Weg ich wähle, einer von uns wird verlieren.

  Wenn ich gehe, behalte ich mein sicheres anonymes Leben … aber ich könnte ihn dadurch verlieren.

  Wenn ich zustimme, könnte ich seine wildesten Träume wahr werden lassen … und mich selbst vollkommen verlieren.

  Ich balanciere auf der Kante einer Rasierklinge – wenn ich mich zu sehr in eine Richtung neige, werde ich in zwei Hälften geschnitten werden.

  Er oder ich.

  Seine Träume oder meine.

  … aber definitiv nicht beides.

  25. KAPITEL

  Ryder

  Ich kann nicht einschätzen, was zum Teufel sie denkt. Sie hat sich hinter diese goldenen Augen zurückgezogen wie ein Geist, und ich kann sie nicht erreichen. Ich kann nichts sagen, um ihr diese Entscheidung abzunehmen. Ich kann nichts tun, um diese Bürde für sie zu tragen.

  Es ist ihre Entscheidung.

  Also lasse ich ihr ein wenig Freiraum, als sie mir mitteilt, dass sie ein Nickerchen in meinem Bett machen wird. Ich weiß, dass sie allein sein muss, um das alles zu verarbeiten. Und ich will sie auf keinen Fall zu einer Entscheidung drängen, die sie in ein paar Monaten bereuen wird.

  Gleichzeitig … kann ich nicht so tun, als wäre ich wegen des Angebots von Route 66 nicht aufgeregt. Ich würde meinen Traum ve
rfolgen können. Das Gleiche würde für Linc und Aiden gelten.

  Aber sie hat nie davon geträumt. Felicity wollte mit diesem Leben nie etwas zu tun haben.

  Ich bin vor Aufregung ganz hibbelig, weil ich nicht weiß, wie sich diese Sache entwickeln wird. Selbst nachdem ich mir im Bad zwei der weißen Pillen eingeworfen und sie mit Bier hinuntergespült habe, werde ich nicht ruhiger. Die Jungs sind genauso angespannt. In unserer Wohnung ist es noch nie so ruhig gewesen. Wir sitzen auf dem Sofa und starren vor uns hin.

  Drei Männer, die auf ihre Verurteilung warten.

  Es wird Mittag.

  Dreizehn Uhr.

  Vierzehn Uhr.

  Als wir um fünfzehn Uhr immer noch nichts gehört haben, gehen wir von Bier zu Whiskey über und reichen die Flasche mit ernsten Mienen herum. Heute Morgen fühlten sich unsere Träume zum Greifen nah an. Jetzt habe ich das Gefühl, dass sie mir mit jedem Ticken der Uhr ein Stück weiter entgleiten.

  Es ist verdammt egoistisch, es zuzugeben, sogar mir selbst gegenüber, aber ich will diesen Vertrag. Ich will ihn so sehr, dass ich mir die Zukunft bereits ausmale – wir vier teilen uns in L. A. eine Wohnung und machen den ganzen Tag lang zusammen Musik. Wir nehmen ein Album mit einem Sound auf, den wir kontrollieren und entwickeln, und es wird von einem Studio produziert, das unsere Vorstellungen umsetzt. Ich sehe diese Zukunft glasklar vor mir. Und ich will sie mehr als alles, was ich je gewollt habe.

  Abgesehen von ihr.

  Ich will Felicity Wilde mehr als jeden Stapel Papier. Mehr als meinen Namen auf einer Reklametafel. Mehr als Millionen von Fans, die schreiend nach meinen Liedern verlangen.

  Nun, da ich weiß, wie es sich anfühlt, sie nicht in meinem Leben zu haben, bin ich fest entschlossen, das nie wieder geschehen zu lassen, wenn ich es verhindern kann. Selbst dann nicht, wenn sie diesen Plattenvertrag ablehnt. Linc und Aiden würden ihr das vielleicht übelnehmen, aber ich werde eine Möglichkeit finden, damit klarzukommen. Ich werde eine Möglichkeit finden, mir meinen Traum zu erfüllen, ohne sie gegen ihren Willen mitzuzerren.

 

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