Feel Again

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Feel Again Page 12

by Mona Kasten


  Wahrscheinlich lag es am Gras, aber der Druck in meiner Brust wurde plötzlich ein wenig leichter. Ich drückte auf »Antworten«. Es war schwieriger als gedacht, die richtigen Tasten zu treffen.

  Und ich dachte schon, du hast magische Hände oder so.

  Seine Antwort kam postwendend. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Die erste Schicht, die er alleine mit Al gehabt hatte, musste inzwischen vorbei sein.

  Meine Hände sind auch magisch. Ich bin nur leider gegen Al gelaufen.

  Ich stellte mir vor, wie Isaac, der nicht nur Respekt, sondern auch so etwas wie Todesangst vor Al hatte, sich tausendmal hintereinander bei ihm entschuldigte, weil er erstens ein Glas kaputt gemacht und zweitens Al berührt hatte. Ich musste schmunzeln.

  Hast du dir dabei was gebrochen?

  Ich glaube, ich habe eine Beule an der Stirn.

  Zeig her

  Es vergingen ein paar Minuten, bis mein Handy wieder summte. Isaac hatte ein Selfie gemacht, auf dem er auf seine Stirn deutete, einen nachdenklichen Ausdruck im Gesicht. Er trug keine Brille, und die Spitzen seiner feuchten Haare kringelten sich an seiner Stirn. Außerdem hatte er nichts an. Ich sah zwar nur seine Schultern, erinnerte mich aber genau an die Muskeln an seinem Bauch und seine glatte, warme Haut. Bei der Vorstellung wurde mir warm.

  Ich sehe keinen Boiler, nur einen hübschen Kellner.

  Einen Boiler sehe ich auch nicht …

  Verdammte Autonknksdbt.

  Shit, meine Fingerspitzen waren von dem Gras wie taub und die Tasten meines Handys viel zu klein.

  Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast getrunken. Gibt’s was zu feiern?

  Ich verzog das Gesicht. Meine Wangen brannten, und es fiel mir schwer, das Gleichgewicht zu halten. Ich lehnte mich wieder an die Wand.

  Ich hasse die Welt und wünschte, ich wäre woanders.

  Es war mir egal, was Isaac von mir dachte. Und es war mir auch egal, dass diese elf Worte das Ehrlichste waren, das ich jemals irgendjemandem auf dieser Welt von mir erzählt hatte.

  Isaacs antwortete mit einem Bild von einem kleinen Mädchen. Verwirrt hielt ich mir das Display näher vor die Augen.

  Heilige …

  Das Mädchen war etwa vier Jahre alt und sah wirklich niedlich aus – wenn man von ihrem furchtbar krummen Haarschnitt absah. Sie hatte sich nämlich ganz eindeutig eine Schere genommen und sich damit selbst eine neue Frisur verpasst. An manchen Stellen waren ihre Haare nicht einmal zwei Zentimeter lang, an anderen Stellen reichten sie ihr bis zur Schulter. Meine Mundwinkel zuckten.

  Jede Wette, dass du zumindest gegrinst hast, schrieb Isaac.

  Mölgich. Was ist passiert?

  Als Ariel vier war, hat sie meine Bastelschere geklaut und ein bisschen Friseur gespielt.

  Erneut sah ich mir das Bild an. Jetzt musste ich wirklich grinsen. Die Frisur sah einfach scheußlich aus.

  Arme ariel.

  Pft. ICH war derjenige, der Hausarrest bekommen hat!

  Armer Isaac.

  Schon viel besser.

  Hast du dir auch mal die hare selbst geschnitten?

  …

  komm schon

  Nein, habe ich nicht. Aber ich habe Klebstoff genommen und versucht, meine Locken damit glatt an meine Stirn zu kleben, weil sich im Kindergarten immer alle über die Kringel lustig gemacht haben. Sie haben mich Curlyfry genannt. Ich musste etwas dagegen unternehmen.

  bwahahahah

  Lach nur. Jegliche Beweisbilder wurden vernichtet.

  Ich glaue dir kein Wort, curlyfry

  Das kränkt mich. Wirklich.

  Kein. Wort.

  Es gibt keine!

  her damit

  … irgendwann vielleicht.

  Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich drehte das Handy in meiner Hand. Inzwischen war das Gehäuse ganz warm geworden.

  »Hey, Rockergirl. Lust, mitzukommen?«, fragte Kurt Cobain plötzlich und stieß mir den Ellenbogen leicht in die Seite. Ich drehte mich zu ihm und seinen Freunden, die alle in Aufbruchsstimmung zu sein schienen.

  »Wohin?«, fragte ich. Meine Zunge fühlte sich schwer in meinem Mund an, und ich schwankte etwas auf der Stelle.

  Kurt grinste und fuhr sich durchs Haar. Es sah nach einer geübten Bewegung aus. »Wir verlegen die Party zu mir nach Hause. Du bist herzlich eingeladen.«

  Ich betrachtete ihn eine Weile.

  Dann nickte ich langsam, stopfte mein Handy zurück in die Tasche und stieß mich von der Wand ab.

  KAPITEL 11

  Am nächsten Morgen wachte ich mit pochendem Schädel auf. Die Wände drehten sich, obwohl ich noch im Bett lag, und ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass ich mich in Rileys Gästezimmer befand und nicht in Woodshill.

  Die Matratze bewegte sich. »Guten Morgen!«

  Oh Gott, mein Kopf würde jeden Moment platzen. Riley kletterte über mich und setzte sich auf meine Oberschenkel. Dann pfefferte sie mir ein Kissen ins Gesicht.

  »Verdammt, Riley«, stöhnte ich. »Du bist eine miese Schwester.«

  »Danke, gleichfalls.« Sie pikte mich in die Schulter. »Morgan hat gesagt, du bist erst heimgekommen, als er schon auf dem Weg zur Arbeit war. Stimmt das?«

  »Kann sein.« Ich rieb mir über das Gesicht und blinzelte mehrmals. Meine Schwester war ungeschminkt, und so waren die gräulichen Schatten unter ihren blauen Augen nicht zu übersehen. Anscheinend hatte sie die letzte Nacht genauso mitgenommen wie mich. Ich hasste es, der Grund für den traurigen Blick in ihren Augen zu sein.

  Sie drückte mit ihrer Faust in meinen Magen, und ich krümmte mich.

  »Hör sofort auf damit«, brachte ich hervor. »Es sei denn, du willst, dass ich dein Gästezimmer vollkotze.«

  Sofort verschwand ihre Hand. Sie rutschte von mir herunter und ließ sich neben mich auf das Bett fallen. Eine Zeit lang blieben wir so liegen und schwiegen, den Blick an die Decke gerichtet.

  »Ich weiß, dass das alles sehr plötzlich kommt, Sawyer«, sagte Riley irgendwann.

  Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah sie an. Ihre lila Haare sahen auf dem grünen Kissenbezug aus wie ein ausgebreiteter Fächer.

  »Und ich weiß auch, dass Veränderungen nicht einfach für dich sind – mir geht es auch so. Das weißt du«, fuhr sie fort. »Aber das ist die erste Veränderung in meinem Leben, die mir keine Angst macht. Ich kann es kaum erwarten, Morgan zu heiraten. Ich bin glücklich mit ihm. Ich würde mir so wünschen, dass du das verstehst.«

  Ich seufzte. Natürlich verstand ich es. Aber nur weil Riley keine Angst vor dieser Veränderung hatte, hieß das nicht, dass für mich das Gleiche zutraf. Die Vorstellung, wie es nach der Hochzeit sein würde, machte mich verrückt. Ich wollte meine Schwester nicht verlieren. Aber aus irgendeinem Grund konnte ich Riley das nicht sagen. Dabei hatte ich noch nie in meinem Leben ein Geheimnis vor ihr gehabt. Ich konnte ihr alles erzählen, und sie verstand mich immer. Sie war die Einzige, bei der ich nie einen Filter gebraucht hatte. Selbst Dawn kannte nur die Version von mir, von der ich wollte, dass sie sie kannte.

  Riley sah so traurig aus. Vielleicht war es an der Zeit, dass ich mich zusammenriss. Und wenn das bedeutete, dass ich mit ihr nicht mehr mein wahres Ich und meine wahren Gedanken teilen konnte, sondern nur noch die gefilterte Sawyer – dann sollte es eben so sein.

  »Gestern war kein leichter Tag. Für uns beide nicht«, fing ich leise an.

  Riley nickte und drehte ihren Kopf zu mir, um mich anzusehen. »Ich hätte dir nicht gerade gestern von unseren Plänen erzählen müssen.«

  »Tut mir leid, wie ich reagiert habe. Ich war … nicht ganz ich selbst«, murmelte ich.

  »Ich auch nicht. Ich wollte einfach von irgendetwas reden, das gerade gut läuft, damit wir bessere Laune bekommen. Aber es hat nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe.«

  Wieder schwiegen wir. Dann fasste ich einen Entschluss.

  »Lass uns Morgan später vor
der Arbeit abholen und zu eurem Lieblingsplatz fahren. Dann kann ich dort Bilder von euch machen«, schlug ich vor.

  Riley setzte sich auf. Ein langsames Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Wirklich?«

  Ich nickte. »Ich würde sehr gerne die Bilder für eure Einladungen schießen. Ich habe sogar schon ein paar Ideen, was du anziehen könntest.«

  Riley quietschte und presste sich dann erschrocken eine Hand auf den Mund.

  Sie räusperte sich. »Danke, Sawyer.«

  Ich setzte mich ebenfalls auf und umarmte sie, mindestens so fest wie sie mich. Doch das Gefühl, dass ich im Begriff war, sie zu verlieren, verschwand nicht.

  Als ich in Woodshill aus dem Zug stieg, atmete ich zum ersten Mal wieder tief ein, und nachdem ich mir einen großen Smoothie geholt und es mir damit in meinem Zimmer vor meinem Laptop gemütlich gemacht hatte, fühlte ich mich schon wieder halbwegs normal.

  Ich schrieb eine Arbeit fertig, die ich in der kommenden Woche abgeben musste. Danach checkte ich meine Mails. Ich hatte zwei Anfragen von Leuten, die meine Bilder im Uni-Flur gesehen hatten und mich für eigene Fotos buchen wollten. Sofort antwortete ich ihnen. Schon seit einiger Zeit juckte es mich in den Fingern, mir eine eigene Webseite zu erstellen und darauf mein Portfolio zu veröffentlichen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, was man beachten musste, wenn man sich selbstständig machte. Und da ich noch zwei Jahre lang an der Uni feststecken würde, wusste ich auch nicht, ob es überhaupt Sinn ergab, sich darüber jetzt schon Gedanken zu machen. Nichtsdestotrotz hatte ich mir fest vorgenommen, Robyn am Ende des Semesters darauf anzusprechen.

  Davor musste ich allerdings mein Abschlussprojekt fertig bekommen. Ich öffnete den Ordner, den ich »Grant Isaac Grant« genannt hatte und in den ich alle Bilder, die ich bisher von Isaac gemacht hatte, hineingeschoben hatte. Ich begann, mich der Reihe nach durchzuklicken und mir eins nach dem anderen genau anzusehen.

  Als Erstes kamen die Bilder, die wir noch bei Wesley’s gemacht hatten. Auf einigen sah Isaac fast unnatürlich steif aus und starrte mit unsicherem Blick direkt in die Kamera. Ich öffnete einen neuen Ordner, nannte ihn »Nein« und schob alle hinein. Die Bilder, auf denen er am PC saß, gefielen mir schon besser. Er sah genauso aus, wie ich ihn hatte zeigen wollte: fein säuberlich nach hinten gegelte Haare, die Brille auf der Nase und ein konzentrierter Blick. Ich schob drei in den »OK«-Ordner. Auch die Bilder, die wir auf dem Campus gemacht hatten, waren gut geworden, vor allem die vom Schluss, als ich es aufgegeben hatte, Isaac Anweisungen zu geben und ihn einfach hatte machen lassen. Mein Favorit war eins, auf dem er – das Buch aufgeklappt in seiner Hand – an der Gebäudewand lehnte, eine Augenbraue hochzog und in die Kamera sah, als würde er allein mit seinem Blick sagen wollen: »Das ist das Bescheuertste, was ich je gemacht habe, und es ist allein deine Schuld.« Das Bild brachte mich zum Schmunzeln, und ich packte es in den »UNBEDINGT«-Ordner.

  Die besten Fotos waren allerdings zweifellos die aus der Umkleidekabine des Cure Closet. Isaac sah in seinen neuen Klamotten so gut und gleichzeitig so skeptisch aus, dass ich sie gut würde nutzen können, um das Dazwischen zu dokumentieren. Etwas neu, aber eben noch nicht völlig neu. Als könnte er seine Verwandlung selbst kaum glauben.

  Ich klickte durch die Bilder, die ich bisher in den »UNBEDINGT«-Ordner geschoben hatte. Sie waren objektiv betrachtet gut. Das Licht stimmte, und man konnte die Veränderung an Isaac sehen. Und doch schien es noch nicht so richtig zu klicken. Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas fehlte. Aber ich hatte keine Ahnung, was es war. Ich schloss den Ordner wieder und schaute mir die restlichen Fotos aus dem Cure Closet an.

  Sie waren okay, rissen mich aber auch nicht wirklich vom Hocker. Bis ich zu dem Bild mit Isaacs Hintern kam. Ich hatte ihn mehr zum Spaß fotografiert, weil ich es lustig fand, Isaac aus der Fassung zu bringen. Aber als ich das Bild jetzt betrachtete, entdeckte ich, dass man in dem Spiegel, vor dem wir gestanden hatten, Isaac auch von vorne sehen konnte. Damals war mir das nicht aufgefallen. Ich zoomte den Bildausschnitt näher heran. Isaac beobachtete durch den Spiegel, wie ich ihn fotografierte, und ein Schmunzeln lag dabei in seinen Mundwinkeln, so als würde er mir diesen Gefallen gnädigerweise tun. Ich war mir nicht sicher, ob es zum Thema des Projekts passte, aber nichtsdestotrotz war es ein genialer Schnappschuss. Auf meinen Armen stellten sich aufgeregt die Härchen auf.

  Ich öffnete das Bild in Photoshop und fing an, es zu bearbeiten. Ich probierte ein bisschen herum, spielte mit dem Licht, änderte die Sättigung und betrachtete es in Schwarz-Weiß. Oh ja. Es klickte.

  Ich öffnete mein E-Mail-Programm, fügte das Bild als Anhang hinzu, schrieb »Erste Sahne« in den Betreff und gab Isaac als Empfänger ein. Als ich die Mail abgeschickt hatte, rief ich ihn auf dem Handy an.

  Es dauerte eine Weile, aber dann ging er ran. »Hallo?«

  »Curlyfry«, sagte ich fröhlich.

  Er stöhnte. »Ich hätte dir das nie erzählen dürfen.«

  »Selbst schuld, wenn du so mitteilungsbedürftig bist.«

  »Nur, weil ich dich aufheitern wollte«, meinte er. Ich hörte ein Knistern, das mit ziemlicher Sicherheit von diesem merkwürdigen Pokémon-Sitzsack kam, der bei ihm und Gian im Wohnzimmer stand. Ich erinnerte mich genau an das Geräusch.

  »Hat geklappt«, sagte ich. »Als kleines Dankeschön habe ich dir ein Bild geschickt. Guck mal in deinen Mailer.«

  Er ächzte, und jetzt war ich mir sicher, dass er in dem Sitzsack gesessen hatte – davon aufzustehen, war mit ungemeiner Anstrengung verbunden. Wenig später hörte ich, wie er auf einer Tastatur tippte. Dann lachte er rau.

  »Und?«, fragte ich.

  »Das Bild ist großartig. Danke, Sawyer.«

  Bei seinem Lob wurde mir warm. »Eigentlich hatte ich vor, es als meinen Desktop-Hintergrund zu nehmen, um Dawn zu ärgern. Aber irgendwie finde ich es dafür jetzt zu gut.«

  »Weil mein Hintern erste Sahne ist?«, fragte er und wiederholte dabei meine eigenen Worte.

  Ich verdrehte die Augen, schaute aber unwillkürlich erneut auf das Bild. Dabei stach mir plötzlich etwas ins Auge, und ich zoomte näher ran. In Isaacs Nacken kräuselten sich die Locken. Ich hielt die Hand über die Stelle. Es würde besser aussehen, wenn sie – zumindest unten – nicht ganz so lang wären wie oben.

  »Deine Haare sind zu lang.«

  »Das nenne ich mal einen abrupten Themenwechsel.«

  »Würdest du mir erlauben, sie zu schneiden?«, fragte ich.

  Er verstummte. Wortwörtlich. Da kam kein einziges Geräusch mehr aus der Leitung. Ich hielt das Handy kurz von meinem Ohr weg und blickte auf die Anzeige. Die Verbindung stand noch.

  »Isaac?«, fragte ich.

  »Ich bin noch da.«

  »Also?«

  Er räusperte sich. »Was meine Haare angeht, bin ich eigen.«

  »Süßer.« Ich schnaubte. »Nicht nur, was deine Haare angeht.«

  »Locken sind unberechenbar. Ich weiß nicht, ob du damit umgehen kannst, Süße.« Seine Stimme klang, als müsste er ein Lachen unterdrücken.

  »Nein, nein. So funktioniert das nicht mit Spitznamen.«

  »Oh. Ich wusste nicht, dass es da ein Richtig und ein Falsch gibt.«

  Ich schüttelte den Kopf. »Es gibt für alles Regeln, Isaac! Du kannst doch nicht einfach die weibliche Form von dem Spitznamen nehmen, den ich dir gegeben habe. Wie einfallslos ist das denn.«

  Er stöhnte frustriert. »Was wird das, Flirt-Lektion Nummer 273?«

  Ich schnalzte mit der Zunge. »Wie frech du am Telefon sein kannst, Grant Isaac Grant.«

  Wieder verstummte er.

  »Das können wir zu deinem Vorteil nutzen«, fuhr ich fort.

  »Tatsächlich?«, fragte er.

  »Ja, für Lektion Nummer 274: Flirten am Telefon.«

  »Oh nein.«

  »Oh ja. Tipp Nummer eins: Wähle den richtigen Ort dafür. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man mit einem Typen telefoniert, und im Hintergrund johlen die Mitbewohner. Oder wenn d
er Sitzsack, auf dem er sitzt, komische Geräusche von sich gibt«, fügte ich hinzu.

  »Keine Mitbewohner und kein Relaxo«, sagte Isaac amüsiert. »Ist notiert.«

  Ich lehnte mich zurück und zog den Laptop mit. »Tipp Nummer zwei: Vergiss alle Regeln, die da draußen so kursieren. Bis auf meine natürlich.«

  »Welche meinst du?«, fragte er.

  »Na, dieser Kram, dass man drei Tage warten soll, bevor man ein Mädchen anruft. Wenn sie dir ihre Nummer gegeben hat, ruf sie an oder schreib ihr sofort. Zeig ihr ruhig, dass du an sie denkst. Diese ganzen Hin-und-her-Spiele sind überflüssig.«

  Ich hörte das Klicken der Tastatur.

  »Du schreibst nicht ernsthaft mit, oder?«, fragte ich verdutzt.

  Er räusperte sich. »Würdest du mir glauben, wenn ich jetzt Nein sage?«

  »Nein.«

  »Dachte ich mir«, murmelte er und wieder klickten seine Tasten.

  »Tipp Nummer drei: Lächle, während du redest. Das kann man hören.«

  »Ich habe das Gefühl, das wird eine lange Lektion«, sagte Isaac.

  »Jetzt hast du zum Beispiel nicht gelächelt. Jede Wette, dass du gerade schrecklich skeptisch guckst.«

  Das Klicken stoppte. »Das kannst du ernsthaft hören?«

  »Ja. Und jetzt hör um Gottes willen auf, dieses Telefonat mitzuschreiben. Das waren nur ein paar gut gemeinte Tipps.«

  »Ja, und die waren super!«, sagte er. »Ich will sie nicht vergessen.«

  Ich verdrehte die Augen. »Du musst sie nur ein paarmal anwenden, dann läuft das schon.«

  »Du hast recht.«

  »Hm?«

  »Ich hab ganz deutlich gehört, dass du gerade die Augen verdreht hast.« Ein weiteres Klicken erklang, dann ein leises Rascheln. Ich vermutete, dass er nicht mehr an seinem Schreibtisch, sondern wieder auf dem Sitzsack saß.

  »Wie war das denn mit deiner Exfreundin? Ihr habt doch sicherlich telefoniert«, sagte ich.

  Es dauerte einen Moment, bis er zu einer Antwort ansetzte. »Wir haben uns auf der Farm kennengelernt. Damals hatte ich noch nicht mal ein Handy.«

  »Habt ihr gechattet?«

 

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